triclinium | Zu Gast beim neuen Legaten


  • Nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft in der Castra der Legio I, fand auch schon der von Ursus befohlene Truppenapell statt, bei dem ihr werter Herr Gemahl auch sogleich eine Überraschung parat hielt. Obwohl sie noch gar nicht richtig angekommen waren, lud der neue Legat, Titus Aurelius Ursus, seine höchsten Offiziere zu einer kleinen, beschaulichen Cena ins Praetorium ein und Septima hatte die nächsten zwei Tage alle Hände voll zu tun.
    Wie sie es im Endeffekt geschafft hatte, ihre zweite eigene Cena mit mehr oder weniger hohen Besuchern in einer ihr fremden Stadt zu organisieren, behielt die junge Frau stillschweigend für sich.


    Ein letztes Mal ließ die junge Hausherrin ihren kritischen Blick über das Triclinium wandern. Sie hatte auf ausgefallenen Schmuck verzichtet, denn die Wände dieses Raumes waren bereits Schmuck genug, da benögte es keiner weiteren Verschönerung. Die roten Klinen harmonierten sehr gut mit dem Rot an den Wänden und die hohen, kunstvoll gearbeiteten Feuerschalen hatte sie in einer Seitengasse des hiesigen Marktes entdeckt.


    Marei hatte zusammen mit den anderen Sklavinnen des Hauses Blumenkränze gebastelt, die nun an der Porta bereit lagen, wo sie die Gäste zur Begrüssung aufs Haupt gesetzt bekamen.
    Septima selbst war in eine dunkelblaue Tunika gekleidet, die durch silberne Blütenstickerei am Saum und den Ärmelausschnitten verziert war. Auf ihrem kunstvoll hochgetürmten Haaren war der Blütenkranz festgesteckt worden, so dass er ihr nicht ungewollt herunter rutschen konnte und ihre Füsse zierten weiche Sandalen in einem ebenfalls dunklen blau.
    Auf dem Tisch zwischen den Klinen standen bereits ein paar Leckereien wie Oliven, Käsestücke aus Ziegenmilch sowie sauer eingelegtes Gemüse für die Gäste bereit. Die warmen Vorspeisen würden erst serviert werden, wenn alle Gäste anwesend waren.

  • Septima hatte es wieder einmal geschafft, sämtliche Erwartungen ihres Mannes bei Weitem zu übertreffen. Sicher hatte er damit gerechnet, daß sie einen schönen Rahmen für die Cena schaffen würde. Auch, daß sie die Küche zu Hochleistungen würde antreiben können. Doch als er das Ergebnis schließlich sah, fühlte er einen nie gekannten Stolz in sich aufsteigen. Der Raum war so edel und gleichzeitig gemütlich gestaltet, daß sich selbst der Kaiser dessen nicht würde schämen müssen. Und die Düfte, die das Haus durchzogen, ließen allerhand Genüsse erhoffen.


    Ursus trat neben seine Frau und ergriff ihre Hand, um sie anschließend liebevoll zu küssen. "Du hast Dich wahrhaft selbst übertroffen, Liebste. Wunderschön bist Du. Und wunderschön ist das Triclinium hergerichtet. Du bist eine Künstlerin, das erkenne ich nun." Er selbst trug seine beste Toga über einer nagelneuen Seidentunika. Diese Kleidung war fast schon ungewohnt, wie er erstaunt feststellen mußte.

  • Ursus trat ein und schon ging die Sonne auf dem Gesicht der jungen Tiberia auf. Ein Lob aus seinem Mund bedeutete ihr sehr viel und sie nahm seine Anerkennung über ihre Mühen für die Ausrichtung der heutigen Cena lächelnd entgegen. „Ich habe mir die größtmögliche Mühe gegeben. Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre es gewiss noch eindrucksvoller geworden.“ stichelte sie ihn ein wenig und rückte kurz seinen Blütenkranz zu recht. „Gut siehst du aus.“ stellte sie fest und strich mit ihrer Hand über den freien Teil seiner seidenen Tunika. „Mhmm... Seide.“ Ihre Augen blitzten, als sie ihrem Mann in die Augen sah.
    „Ich hoffe deine Offiziere sind pünktlich!“ neckte sie Ursus weiter und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuss auf den Mund zu geben. Der Ianitor war informiert und jeder Gast würde, nachdem ihm Hände und Füsse gewaschen worden waren, von einem Sklaven direkt ins Triclinium geführt werden.
    Sie mußten auch gar nicht lange warten, bis die ersten Gäste eintrafen.

  • Zitat

    „Ich hoffe deine Offiziere sind pünktlich!“ neckte sie Ursus weiter und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuss auf den Mund zu geben.


    ... und es klopfte an der Pforte des Legatenhauses. Reatinus, welcher heute Abend zum Essen im Hause Aurelia eingeladen war, war der Besucher und er war wie gewohnt vorbildlich aufgebrezelt. Nur nicht in seiner Rüstung und auch nicht in Dienstkleidung, sondern ausnahmsweise zivil hatte er sein Domus verlassen. Heute hatte er endlich wieder seinen besten, wertvollsten Umhang aus dem Schrank genommen, der ihm besonders gut stand. Er rückte ihn sich noch einmal zurecht, während er auf die Öffnung der Tür wartete und dachte über Crispina nach. Sie war nun noch nicht über ihre Flucht aus Germanien hinweg gekommen.
    Hoffentlich würde man nicht nach ihr fragen.

  • "Hm. Das läßt ja Großartiges hoffen, wenn Du richtig viel Zeit für die Vorbereitung hast. Ich sehe schon, von Dir organisierte Feiern werden es schaffen, legendär zu werden." Es lag kein Spott in seiner Stimme, nur Stolz. Es konnte ihm nur nützlich sein, wenn sein Haus als besonders gastlich bekannt wurde. "Nicht halb so gut wie Du, aber das wäre ohnehin ein unerreichbares Ziel. Septima, Du bist einfach... unvergleichlich." Die Götter hatten ihm die perfekte Frau geschenkt. Und Ursus konnte sein Glück immer noch nicht so richtig fassen.


    Sehr lange mußten sie nicht warten, nach und nach trafen die Offiziere ein. Auch Reatinus wurde die Tür geöffnet, er erhielt einen Blumenkranz und wurde dann zu den Gastgebern geführt.


    "Reatinus, sei uns willkommen in unserem Haus. Ich hoffe, Du hast ordentlich Appetit mitgebracht? Wolltest Du nicht Begleitung mitbringen?" Ursus stellte die Frage ganz arglos, er konnte ja nicht ahnen, daß es Reatinus unangenehm war.

  • Ja genau.. die Blumenkränze waren auch durch Mareis Hände gewandert. Mit roten Wangen stand sie, in ihre beste Tunika gekleidet, auf einem Hocker und wartete auf die nächsten Gäste, die die Blumenkränze auf den Kopf bekommen sollten.


    Ein Gast nach dem anderen kam... bald lagen nicht sehr viele Blumenkränze im Korb. Der namenslose Diener durfte die Gäste ins triclinium führen. Marei fragte ihn nach seiner Rückkehr immer aus, wer das gewesen war. Geduldig beantwortete er ihre Fragen und strich ihr über die Haare. Das kleine Sklavenkind wusste inzwischen, dass er Familie und Kinder hatte, die irgendwo außerhalb des Lagers in der Stadt wohnten.


    Sie nahm das Wissen als wahr sowie gegeben an und ahnte nicht einmal, dass alles erlogen und erfunden war. Der Mann mochte kleine unschuldige Mädchen. "Hast du Cimon, Frija oder Baldemar gesehen? Sind die drinnen?" fragte sie gerade, als...

  • Bald schon machte einer der Diener auf und der Artorier wurde umgehend erkannt. Reatinus trat hinein, ließ sich mit einem Schmunzeln über den Wangen den edel verzierten Blumenkranz aufsetzen und wurde sogleich durch das reich dekorierte, edle Wohnheim des Legaten geführt. Selbstverständlich lebte auch Reatinus unter guten Verhältnissen, doch das Haus eines Legaten und Patriziers lag Welten über dem Seinen.


    Im Triclinium angekommen standen auch schon die Gastgeber, wartend auf ihre Gäste. Und da war sie, diese unangenehme Frage, die Reatinus hatte kommen sehen! "Salve, Ursus", grüßte auch Reatinus mit einem höflichen Nicken, "Es ist mir eine Ehre, heute dein Gast sein zu dürfen." Er versuchte, auch möglichst arglos zu antworten, genauso, wie die Frage gestellt war. "Leider konnte meine Holde nicht mitkommen, obwohl ich sie gerne dabei gehabt hätte. Weißt du, sie kam über die Alpen nach Italien und hat offensichtlich eine Erkältung mitgebracht. Sie hätte sich wohl besser eingepackt, nun hütet sie die Krankenpritsche und wird von meinen Dienern gepflegt!"

  • Schon im Vorfeld hatte Septima ihrer jüngsten Sklavin, Marei, den Auftrag erteilt, die Blumenkränze an die Gäste zu verteilen und nach dem alle Gäste eingetroffen waren, sollte das Kind beim auftragen der warmen Speisen behilflich sein. Je früher Marei lernte, sich in der Gegenwart hoher Herrschafen gut zu benehmen, um so besser war es für sie. Aus ihr würde eine perfekte Sklavin werden, dessen war sich Septima sicher. 'Das Kind war doch ein gutes Geschenk von Celerina. Kinder lernen am besten.'
    Die ersten Gäste wurden herein geführt und Ursus stellte ihr noch einmal jeden Gast einzeln vor. Sie hatten sich zwar alle vor drei Tagen beim Truppenappell kennen gelernt, doch trugen die Männer da ihre Uniform, mit Helm und allem was dazu gehörte. Jetzt erschienen sie in bequemen Tuniken oder Toga, so dass sie sich besser die Gesichter zu den Namen einprägen konnte.
    „Salve Artorius.“ begrüßte auch Septima den Tribun, den Ursus ihr gegenüber als seinen Freund bezeichnet hatte. Mit ein wenig Enttäuschung vernahm sie die Aussage, dass Reatinus ohne die Begleitung seiner Verlobten erschienen war. Nun, wie es aussah, würde sie wohl die einzige Damen bei Tisch sein und die Cena wohl oder übel frühzeitig verlassen müssen. Doch Septima nahm die Nachricht mit einem sanften Lächeln entgegen. „Wie schade aber auch. Richte ihr doch bitte die besten Genesungswünsche von uns aus. Gewiss wird es nicht die letzte Cena in diesem Haus sein, so dass wir sie ein anderes mal kennen lernen werden.“
    Septima gab Ursus mit den Augen zu verstehen, dass nun alle Gäste anwesend waren und sie sich gemeinsam zu Tisch legen konnten.

  • "Das ist wirklich schade, Reatinus. Ich hätte die junge Dame sehr gerne kennengelernt. Bitte richte ihr auch von mir die herzlichsten Grüße und Genesungswünsche aus." Ursus nahm das Zeichen seiner Frau aus und breitete nun seine Arme aus. "Bitte nehmt doch Platz." Geschickt leitete er die Gäste an die vorgesehenen Plätze und nickte dann den Sklaven zu, daß sie den Mulsum servierten und erste kleine Vorspeisen auftischten.


    Ursus führte nun noch seine Frau zu Tisch und legte sich dann selbst auf den üblichen Gastgeberplatz. "Es freut mich, daß ihr alle Zeit gefunden habt für die heutige Cena. Bitte fühlt euch ganz Zuhause und scheut euch nicht, zuzugreifen. Laßt uns die Gläser heben und auf die hoffentlich baldige Genesung des Kaisers trinken!"

  • Hoffentlich würde Crispina dann bereit sein, sie zur nächsten Cena kennenzulernen. Reatinus würden auf Dauer keine glaubhaften Ausreden mehr einfallen, um ihr Fehlen zu begründen. Die Sache war so schon schwer genug. Er brauchte schon Ausreden, um mit Crispus in Germanien klar zu kommen. "Sehr wohl. Das werde ich tun", sagte er, "Hoffentlich wird Crispina schnell wieder genesen. Sie hätte euch sicherlich gerne kennen gelernt."
    Als die Liegeplätze an den Clinen angeboten wurden, nahm Reatinus daraufhin Platz und streckte sich gemütlich die Beine aus. Es waren sehr bequeme Liegen. Gegen einen Schluck guten Weines am Abend hatte er nichts einzuwenden, weshalb er sofort eifrig zugriff und das Glas hob, bevor er einen Schluck trank. "Auf den Kaiser", rief er und legte dann doch einen fragenden Gesichtsausdruck auf, während er mit verschwörerischem Tonfall fragte: "Doch wo wir vom Kaiser sprechen... ich habe schon lange nichts mehr gehört. Wie steht es um ihn? Wie ist die Lage in Rom überhaupt?"

  • Durch das kleine Geplänkel erfuhr Septima den Namen der Frau des Artorier. „Darf ich fragen zu welcher Gens deine Frau zählt?“ wollte Septima es noch genauer wissen und lächelte den einzig verheirateten Offizier der Legio I charmant entgegen. Das Crispina gar nicht mit Reatinus verheiratet war, wusste Septima nicht, denn besagter Ehemann hatte es nicht richtig gestellt, als sie ihn vor drei Tagen beim Truppenappell bat, seine Frau zur Cena mitzubringen.
    Ursus verstand ihren Wink und bat die Gäste darum, Platz zu nehmen. Septima ließ sich neben ihrem Mann nieder, nicht weit von Reatinus entfernt, der seinen Platz in der Mitte des lectus medius hatte. Der Ehrenplatz gebührte leider dem senatorischen Tribun, owohl es sich dabei um ein Jüngelchen handelte, der sich in der nachfolgenden Unterhaltung sehr zurück hielt.
    Sie erhoben alle ihre Gläser, um das Mahl mit einem einem Trinkspruch auf den Kaiser zu beginnen. „Auf den Kaiser!“ wiederholte Septima ebenfalls und nippte an ihrem Mulsum. ‚Mhm, lecker wie immer.’ Das Gespräch ging sofort in Richtung des Kaisers und Septima konnte und wollte sich nicht zurück halten. „In Rom hört man ebenso wenig vom Kaiser, wie wohl hier in Mantua. Immer nur Gerüchte, dasss es ihm mal besser und mal schlechter gehen soll, doch gesehen habe ich ihn in dem einen Jahr, welches ich nun in Rom weilte, nicht. Wie sieht es bei dir aus, Titus? Hast du etwas vom Kaiser persönlich gehört?“
    Da das Essen nun begann, gab Septima ein kurzes Handzeichen an die Sklaven, woraufhin diese die Platte mit den harten, gefüllten Eiern und die mit Speck umwickelten und anschließend über dem Feuer gebratenen Datteln hereinbringen sollten. Marei würde hier bei ebenfalls helfen.
    Außerdem hatte Septima eine Sängerin für den Abend bestellt, die ihr von einer alten Frau auf dem Markt empfohlen worden war. Dass es sich bei der hübschen Stimme der Sängerin um die Tochter der Marktfrau handelte, erfuhr Septima erst durch Baldemar auf dem Heimweg. Ihr custos corporis hatte etwas mehr mitbekommen, als Septima.
    Kaum hatte Marei eine der Vorspeisen auf dem Tisch abgestellt, winkte Septima sie zu sich und flüsterte dem Mädchen zu. „Begleite bitte die drei Frauen die vorhin gekommen sind ins Triclinium. Du findest sie im Tablinum.“ fügte sie noch schnell für das Kind hinzu, denn dort hatte Septima die Musiker vor Ursus versteckt, damit er ihre Überraschung nicht vorher entdecken würde.
    Septima wartete einen Moment, ehe sie sich mit einem Lächeln an die anwesenden Männer wand und deren Gespräche kurz unterbrach. „Gewiss möchte ich eure Unterhaltungen nicht stören, allerdings habe ich für ein wenig musikalische Unterhaltung gesorgt.“ Damit gab sie Marei erneut einen Wink, dass sie die blonde Sängerin und ihre zwei Begleiterinnen hineinführen konnte. In der hinteren Ecke des Triclinium stand ein Hocker, auf dem sich eine der drei Frauen niederließ, während ein aurelischer Sklave ihre Harfe herein trug und vor der Frau hinstellte. Die zweite Frau hatte etwas ähnliches wie eine Lyra dabei. Bei der dritten Frau handelte es sich um die Sängerin. Diese nickte kurz in Septimas Richtung und kurz darauf begannen sie mit ihrer Darbietung.

  • Lux konnte nichts auf ihre Fragen erwidern, weil er die genannten Personen nicht gesehen hatte. Nachdem alle Gäste da waren, wusch sich Marei die Hände, die nur so nach den Blumen dufteten und eilte weiter zum nächsten Ort, wo sie helfen und sich beteiligen durfte. Die Sklaven begannen schon mit dem Getränke einschenken.. dann dauerts nicht mehr lange bis zu den Vorspeisen., dachte Marei die erwachsenen Leute beobachtend. Lux machte sie mit einem Arm-Stupser aufmerksam, ihm in die Küche zu folgen. Dort bekam sie wie alle anderen einen Vorspeisenteller in die Hand gedrückt und brachte ihn zu Reatinus, jenem sie mit einem scheuen Lächeln auch ein Mundabtupftuch bereitlegte.


    Da.. ein Wink von der Herrin. Marei sprang herbei und lauschte aufmerksam ihren geflüsterten Worten. Achja.. die Sängerinnen, die hab ich kurz gesehen. Mal hören, was diese singen werden. Pof, gleich werde ich echten Sängerinnen zu hören. waren Mareis Gedanken. Eilig trippelte sie weiter, winkte die Sängerinnen heran und bedeutete ihnen, dass es soweit war. Mit roten Wangen, die ihre Aufregung verriet, als alle Blicke auf ihr ruhten, führte sie die Frauen hinein und setzte sich neben Septimas Liege auf den Boden. Das kleine Sklavenmädchen wusste gar nicht welche der drei Frauen es beobachten sollte und entschied sich für die Sängerin. Unbewusst summte Marei den Refrain leise mit und seufzte zum Ende des Liedes. Ihre Hände wollten nicht stillhalten. Marei beklatschte die Darbietung mit strahlendem Blick.

  • Ursus schüttelte den Kopf und setzte eine ernste Miene auf. „Nein, man hört nur, daß er sich in Misenum erholen soll. Das geht schon sehr lange so. Man hört auch nichts darüber, ob der Aufenthalt dort überhaupt den gewünschten Erfolg hat. Kaum jemand schafft es, ihn persönlich zu sprechen. Ich hoffe auf die baldige Rückkehr von Aelius Quarto, denn er wird bestimmt näheres Wissen. Rom und sein Geschick liegen fest in den Händen des Praefectus Urbi. Über ihn gibt es die widersprüchlichsten Aussagen. Ich habe ihn allerdings noch nicht persönlich kennen gelernt. Niemand war erstaunter als ich, daß er mich hier als Legat einsetzte. Denn er ist Patriziern gegenüber wohl nicht allzu positiv eingestellt, um es mal vorsichtig auszudrücken.“ Viel mehr wußte er tatsächlich noch nicht. Es würde noch einige Zeit vergehen, bis er aus Rom weitere Nachricht erhalten würde.


    Die Vorspeisen wurden serviert, nachdem alle die Gelegenheit erhalten hatten, sich die Hände zu waschen. Die kleine Marei half fleißig mit und stellte sich dabei gar nicht ungeschickt an, wie Ursus zufrieden feststellte. Das Mädchen machte sich. Er nahm sich ein halbes Ei und auch von den leckeren Datteln, die eindeutig zu seinen Lieblingsspeisen gehörten.


    Was nun folgte, war für Ursus ebenso überraschend wie für alle anderen. Er bedachte seine Frau bei ihrer Ankündigung mit einem erstaunten Blick, dem ein feines Lächeln folgte. Septima war tatsächlich die perfekte Frau. Für dieses Glück mußte er den Göttern noch angemessen danken. Der Gesang war einfach herrlich und so genoß er die Darbietung, während er sich die Vorspeisen schmecken ließ.

  • "Meine Frau", fragte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Sie waren zwar verliebt, aber nicht verheiratet. Nein, so weit war es noch nicht, obwohl die Bemerkung Septimas Reatinus' Wunsch weckte, es eines Tages doch zu tun. Er wusste, sie war die Richtige. Es war nur noch zu früh. "Ähm... also, sie ist nicht meine Frau, aber sie entstammt dem Geschlecht der Petronier."
    Als sie einen kleinen Trinkspruch auf den Kaiser gesprochen hatten, trank Reatinus einen kleinen Schluck des Mulsums und genoss diesen edlen, mit Honig aufgewerteten Wein. "Ein sehr guter Wein", kommentierte er.
    "Man sieht ihn überhaupt nicht", fragte Reatinus mit besorgter Miene nach, "Das ist nicht gut... überhaupt nicht gut. Es wird früher oder später gewiss Streit geben, was mit dem Kaiser ist und sein soll. Ich höre hier gar nichts vom Praefectus Urbi. Was ist er für ein Mann, nach dem, was man so hört? Ich hoffe, als sein Stellvertreter ein Guter?" Reatinus hätte natürlich nicht wissen können, dass die Politik, die der Stellvertreter da betrieb, exakt das Gegenteil von "gut" war. Er konnte sich denken, dass er durch ihn von seiner Stammeinheit, der Legio II getrennt wurde. Und das war auch eine gute Demonstration seiner Politik.


    Einen Moment später wurde Reatinus ein Vorspeißenteller mit einem Tuch gebracht, den er mit einem Nicken entgegen nahm, nachdem er dem keinen Mädchen mit dem Zeigefinger kurz die Wange streichelte. Gegen etwas Musik hatte er nie etwas einzuwenden und er persönlich hatte nie passende Anlässe gehabt, eine Sängerin zu bestellen. Aus diesem Grund hörte er nicht sehr oft Musik. Eigentlich nur Abends, wenn er irgendwo ausging.

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