Auf dem Weg ins Theater...

  • Der Nachmittag empfing die beiden Aurelier mit all der Hitze, die sich über den Tag in den Gassen und Straßen Roms gesammelt hatte. Natürlich hätten die beiden auch eine Sänfte benutzen können, was ihnen als Angehörige des Adels zugestanden hätte. Doch Narcissa zog es vor zu Fuß zu gehen und hatte sich gegenüber Avianus durchgesetzt. Nebeneinander schritten sie die Straße in Richtung des Forum Romanum, das sie über das Forum Traiani betraten. Je näher sie dem Stadtzentrum kamen, desto mehr wimmelte es von Menschen, die scheinbar alle zur selben Zeit auf ein und dasselbe Ziel zustrebten. Zumindest ihr Ziel war das Theatrum Marcelli, im Südwesten des Forums gelegen.
    Sie lächelte ihren Verwandten an und streckte ihr Gesicht dann der Sonne zu. Nach dem Dunkel im Atrium war das Licht und die Wärme wohltuend und auch Avianus, machte zumindest äußerlich, einen besseren Eindruck, als im Zwielicht. Ein wenig Sonne und die Sorgen waren vergessen. So einfach war es für sie.
    „Weißt du denn, was sie zur Zeit im Theater spielen?“, erkundigte sie sich. Narcissa hatte keine Ahnung was derzeit auf dem Spielplan stand, aber falls sie nichts ansprechendes fanden, so konnten sie immer noch weiter in einen der zahllosen Gärten der Stadt, die zu dieser Jahreszeit besonders schön sein sollten.



    Sim-Off:

    reserviert

  • Zwar hätte Avianus in der sommerlichen Schwülheit, welche in den Straßen Roms lag die bequemere Sänfte vorgezogen, doch letzten Endes fand er sich auch damit ab, dass sie zu Fuß gingen. Der lange, heiße Mittag mit sengender Sonne schien die Erde so erhitzt zu haben, dass sie nun gegen Nachmittag die ganze Wärme des Mittags abzugeben versuchte. So zumindest fühlte es sich an, denn obwohl die Sonne niedriger stand, waren die Temparaturen nicht niedriger.
    Inmitten der Sommerluft schritten sie also durch das Forum Romanum entlang des Forum Traiani, quer durch die bevölkerten Straßen und eng gequetschten Menschenmengen, die ebenso mit der Hitze kämpften. Bald traf Sonnenlicht angenehm sein Gesicht, welches noch die Reste der vorangegangenen Strapazen trug und sich zu erholen versuchte. Avianus lächelte ebenfalls milde der Sonne entgegen. "Das ist eher ein spontaner Theaterbesuch... keine Ahnung, sonst hätte ich mich schlau gemacht. Ich würde sagen, wie lassen uns überraschen, nicht", fragte Avianus grinsend und überlegte kurz scharf, "Wenn ich im Vorbeilaufen richtig auf die Pläne gesehen habe, spielen sie Anneas Flucht aus Troja. Und wenn es doch nichts zu sehen gibt... nun ja. Keine Ahnung - aber wir sind in Rom. Wehe dem, der keine Unterhaltungsmöglichkeit findet!"

  • Seit sie sich das letzte Mal begegnet waren, hatte er sich wohl zumindest oberflächlich erholt. Er machte nun einen wesentlich gelösteren Eindruck. Dass war unter der Einwirkung der Sonne aber auch nicht sonderlich verwunderlich. Wenn die Sonne hoch am Himmelszelt stand, schien die ganze Welt mehr Energie zu besitzen. Auch ihre eigenen Schatten tauchten ab in ihr Unterbewusstsein, wo sie zumindest für den Moment verborgen blieben. Sie erwiderte Avianus´ Grinsen mit einem zustimmenden Lächeln. „Anneas Flucht aus Troja wäre immerhin ein interessantes Stück...“ Auch ihr stand der Sinn mehr nach Spontanität als sich jetzt auf irgendetwas festzulegen oder sich auf etwas zu versteifen. Und er hatte ja Recht. Wenn sie hier in Roma nichts ansprechendes fanden, dann würden sie nirgends fündig werden. In Terentum, jenem Ort, in dem sie geboren worden war, war eine Theatervorführung stets ein Spektakel gewesen, das man um keinen Preis der Welt hatte verpassen dürfen. Hier wurde dagegen ständig Theater gespielt. Sie kamen an der Rostra vorbei, jenem Pult, von welchem aus die Politiker Roms zu den Menschen sprachen. „Wie ist es von da oben zu sprechen? Bist du nie aufgeregt?“, fragte sie bei ihrem Verwandten nach, den sie dort oben schon das eine oder andere Mal hatte stehen sehen. Sie selbst hatte bisher noch nie zu einer größeren Menschenmenge reden müssen.

  • Dass das Stück interessant sein würde, in dieser Meinung waren sich die Beiden einig. Es freute Avianus, ein wenig Ablenkung zu finden, weg zu kommen von den trüben, zermürbenden Gedanken. Es war nicht einfach und er wusste besser wie kein Anderer, so lange er nicht fertig mit dieser Angelegenheit war, würde es immer wieder kommen. "Gut, dann lass uns gehen", sagte er tatenfreudig, während sie an der Rostra vorbeiliefen. Der Ort, wo Avianus schon so manche Rede gehalten hatte. Und es würden bestimmt noch mehr folgen.
    "Beim ersten Mal ist es merkwürdig", besann sich der junge Aurelier nostalgierend auf seine erste Rede dort oben, "Man steht da... alle Augen und Ohren auf einen selbst gerichtet, man achtet auf jede deiner Bewegungen. Du musst alles richtig machen, jedes Wort muss klug gewählt sein. Man darf dir die Aufregung nicht ansehen, sei sie noch so hoch. Minuten verstreichen, als wären es Sekunden. Ja, es ist nicht einfach. Aber es ist der Weg, der mir vorbestimmt ist. Deshalb kann ich ihn beschreiten und das tue ich mit Vergnügen. Einfach, weil es mein Weg ist!"

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