Morrigan

  • Warum machten es ihm jene Menschen von Stand immer am Schwersten? Sie beharrten auf Standpunkte und egozentrische Weltsichten, die sich nur nach eigener Maßgabe richteten. Ihre Gnade, ihre Willkür und Unwollen lag nicht allein im Stand, sondern auch in ihrer Person, die sie zu jenem Stand verholfen hatte. Ein Konsul würde immer befehlen wollen, was in seinem Gewissen von Wichtigkeit war. Doch dies war keine Gewissensfrage, sondern viel eine Frage des Staates. Ein Staat war keine Liebe, keine Gnade oder Willkür, sondern schlicht geordnete Macht. Organisierte Gewalt, die oft eigene Richtlinien und Zwängen folgte. Verus begriff, dass der Konsul nicht verstand, was dieser Akt bezwecken sollte. Es war nicht nur bloße Gewalt gegen eine Person, sondern eine Darbietung von Staatsgewalt, die anderen zeigen musste, dass der Staat stets handlungsfähig war. Es ging hier nicht um ein moralisches Gewicht oder Ungewicht. Gnade war nicht von Bedeutung, wenn das Imperium ein deutliches Zeichen brauchte. Die Prätorianer hatten beschlossen, dass dieses Zeichen notwendig war, um weitere Aufstände bereits zu zersetzen oder zumindest Teilnehmer zu verunsichern. Angst war ein probates Mittel. Doch Angst brauchte immer den Nebel der Vorstellung und albtraumhaften Fantasie. Morrigan sollte diese Fantasie beflügeln, denn jene Gewalt, die man ihr antat, war in einem größeren Maßstab gedacht. Sie war leicht zu rechtfertigen aber sicherlich nicht leicht zu ertragen. Für den Befehlsgeber und für Morrigan selbst. Auch der Konsul schien sein Zögern in eine korruptive Handlung zu verwandeln. Verus stutzte, trat sogar einen Schritt zurück, als der Mann unverhöhnt in sein Ohr flüsterte. Nicht das Verus von Geheimnissen überrascht war aber so dreist war ihm noch nie jemand herangetreten. Beugte sich der Konsul etwa? Nein, das tat er nicht. Er wollte Verus bestechen. In seiner Zeit an der Grenze wäre er noch bestechlich gewesen aber als Trecenarius war dies unmöglich anzunehmen. Er forderte ein und wurde nicht bestochen. Der Prätorianer forderte ein, was ihm zustand oder jenem Kaiser. Aber er würde nicht konkret bestochen, sofern nicht unter besonderen Umständen und größeren Mengen. Morrigan war zu unwichtg als Mensch und gleichsam zu wichtig für andere Interessen, dass Verus darauf nicht eingehen konnte. "Du kannst die Kasse der Kohorten gerne mit einer Zuwendung von einigen Aurii aufbessern," flüsterte Verus dezent zurück, als der Konsul sein Haupt zurückgenommen hatte, um den Worten des Trecenarius zu lauschen, wie es üblich war. "Ich kann die Brandmarkung nicht aufgeben. Ich kann dich aber davon befreien, dass du diese ausführen musst. Ich kann eine brauchbare Stelle wählen, die deinen Augen nicht negativ auffallen wird. Ich würde das Zeichen der Strafe wählen und nicht jenes deines Hauses. Es wäre nicht deine Handlung, sondern meine und des Staates," erklärte Verus flüsternd mit kalter Stimme.

  • Nach zwei Worten aus Tiberius' Mund wusste Menecrates, dass die Brandmarkung nicht aus Versehen vergessen werden würde. Er hob den Kopf und nahm eine demonstrativ stolze Haltung ein. Und schließlich lachte er sogar auf. "Ich muss gar nichts und ich benötige auch keiner Manns Hilfe, mich von irgendetwas zu befreien, dessen mich niemand aussetzen kann." Er schüttelte den Kopf. "Tss." Danach schüttelte er noch einmal den Kopf, bevor er auf den Rest der tiberischen Aussagen einging.
    "Niemand benutzt das Zeichen meines Hauses, ohne meine Zustimmung. Das ist ein Fakt." Er hob die Schultern und ließ sie wieder fallen, so selbstverständlich fand er diese Tatsache. "Dafür benötige ich nicht dein Angebot oder deine Freigabe. Und jetzt möchte ich den Beschluss deines Präfekten, des Praefectus Urbi oder den des Kaisers sehen, wonach diese Sklavin über ihre dauerhafte Versklavung hinaus auch zwingend gebrandmarkt werden muss."


    Er schaute nicht einmal böse, er lächelte sogar, als er die Hand öffnete und sie Tiberius auffordernd entgegenstreckte. Keine Vollstreckung ohne Urteil und das wollte er einsehen, um im ersten Schritt die Legitimierung des Vorhabens zu klären. Keine militärische Einheit ohne Berichtswesen, jeder Vorgang wurde in Berichten festgehalten.

  • Verus ließ sich nicht beirren. Denn er hatte altes Kriegsrecht auf seiner Seite, welches die Prätorianer zu jeglicher Maßnahme ermächtigte, sofern sie dem Staatserhalt diente oder dem Schutz der Kaisermacht. Es gab keine notwendige Rechtfertigung, die er nach Außen vorweisen musste, da es sich nicht mal um eine Bürgerin handelte. Sie hatte keinerlei Schutzrechte mehr, die einem Bürger zugestanden hätten. "Sie ist eine Straftäterin und wird bestraft nach geltendem Kriegsrecht, Konsul. Für uns Prätorianer gilt permanentes Kriegsrecht und als ranghöchster Vertreter der Prätorianer in dieser Sache und ferner sogar direkt vom Kaiser mit der Aufarbeitung der Unruhen betraut, fällte ich dieses Urteil und um zukünftige Delikte dieser Person zu vermeiden und sie für Verfolger erkenntlich zu machen, muss sie gezeichnet werden," erklärte Verus mit fester aber nicht lauter Stimme. "Ich denke nicht, dass du dich gegen eine Staatsschutzmaßnahme stellen willst. Wenn du mir rechtlich erklären magst, welcher Umstand das Kriegsrecht in dieser Sache aufhebt und gesonderte Dokumente notwendig macht, bin ich gerne bereit diese vorzuweisen." Verus wusste, wie man schnell an Dokumente gelangte und würde sie im Zweifel einfach beschaffen lassen. Niemand würde in dieser Sache die Wünsche der Geheimpolizei unterlaufen. Nicht wegen einer solchen Bagatelle. Zumal es ohnehin geheime Anweisungen gab aber diese Papiere gingen den Konsul nichts an. Das vertrauliche Berichtswesen der Prätorianer waren fremden Augen nicht zu eröffnen.

  • Langsam reichte es mir. Es war in Ordnung das Straftäter bestraft wurden, doch wer gab dem Centurio das Recht einen Bürger Roms zu bestrafen, dazu noch einen Consul.
    Darf ich fragen wem die Bestrafung der Sklavin obliegt? Beinhaltet diese Bestrafung, das ein ein unschuldiger Bürger Roms mit bestraft wird? Dazu noch ein Consul? Ich glaube nicht dass, das Kriegsrecht beinhaltet, dass du Bürger Roms bestrafen darfst. Du kannst den Consul nicht zwingen eine Handlung durchzuführen die er nicht möchte. Wenn er sagt, er möchte nicht, dass das Zeichen seines Hauses verwendet wird dann hast du das zu akzeptieren.
    Außerdem würde ich es mir überlegen, die Claudier haben einen guten Ruf, die Sklavin wäre damit angesehen, vielleicht würde dass deinen Wünschen eher zugegen sein.
    Entweder gab er uns jetzt die Sklavin mit oder er konnte sie behalten. Sollte seine familie sich doch darum kümmern.

    Besorgt betrachte ich die Sklavin und winkte einen Sklaven herbei.
    Kannst du bitte zur Villa laufen und unseren Medicus Alexandros rufen.
    Das war jetzt ein wenig eigenmächtig, doch Claudius Menecrates hatte gerade genug zu tun mit dem aufgeblasenen Prätorianer.

  • Verus deutete zwei Soldaten an, heran zu treten. Denn der Trecenarius rechnete wirklich mit einer Eskalation durch diesen Liktor, der sich in Sachverhalte einmischte von denen er nichts verstand. "Ganz ruhig, junger Liktor," säuselte Verus fast zynisch, da ihm dieser Bursche wirklich in die Parade gefahren war und er sich eine Emotion über diesen Umstand nicht verbergen konnte. "Ich zwinge den Konsul nicht zu einer Handlung. Entweder er führt sie durch oder ich führe sie durch. Entweder ist es sein Zeichen oder das Zeichen des bestraften Sklaven," sagte der Trecenarius bitter und zog dann die Schultern gelangweilt hoch. Ihm war diese Sache inzwischen wirklich lästig aber der Umstand zwang ihn dazu, das Interesse seiner Speculatores in den Vordergrund zu stellen. Noch immer schien keiner zu verstehen, was Verus wirklich plante und somit war der Geheimdienstchef innerlich äußert ruhig, da der geheime Plan noch immer geheim war. Diese Ablenkung tat ihm sogar gut. "Und Liktor, du solltest gut zuhören, denn mir scheint, dass du nur die Hälfte verstanden hast und nun lass' mich bitte wieder allein mit dem Konsul sprechen," forderte der Prätorianer kaltschnäuzig. Der Liktor schien wirklich unwissend, ob der Vorgänge und Tatsachen. Es ging hier nicht nur um eine Sklavin oder deren Besitz, sondern um ein politisches Zeichen.

  • Morrigan wusste nichts um den Grund der Verzögerung. Sie hing in den Ketten und jedes Mal wenn ihr Geist versuchte sich vor den Schmerzen zu schützen und in eine Ohnmacht zu flüchten wurde sie unsanft von dem Soldaten in die schmerzhafte Realität zurückgeholt. „Na du willst doch wohl nicht das Beste verpassen.“ Sagte er leise zynisch zu ihr. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich. Wollte die sie hier den ganzen Tag zur Schau stellen? Sie wusste wirklich nicht, warum man sie nicht einfach losmachte und an ihren Herren übergab. Sie dachte aber auch nicht wirklich darüber nach, was nun geschehen sollte. Immerhin hatte man ihr über Woche die Lektion erteilt, dass sie einfach hinnehmen sollte was man ihr antat und genau dies tat sie. Sie nahm es hin. Wie lang sie sich allerdings noch auf den Beinen halten konnte war fraglich.

  • Was denn nun zuhören oder gehen? Und ich werde nicht gehen solange mein Arbeitgeber es es nicht anordnet. Ich glaube außerdem ist es besser ich bleibe, denn zwei Paar Ohren hören mehr als nur Eins.
    Diese Frage konnte ich mir nicht verkneifen. Ich wusste er hielt sich für die wichtigste Person und mich nur für ein kleines unbedeutendes Licht, doch was wäre Rom ohne diese Lichter?
    Außerdem zückte ich meine Tabula, von jetzt an würde ich jedes Wort mitschreiben. Schließlich wollte der Prätorianer Politik machen, dabei musste man mit allem rechnen.

  • "Ich habe verstanden, dass DU dieses Urteil gefällt hast." Das Erstaunen über die Offenlegung des Trecenarius nahm Menecrates einen Moment gefangen. Er fand es höchst ungewöhnlich, einen Offizier, der nicht mindestens Stabsoffizier war, dergleichen Vollmachten zu übertragen. Immerhin zweifelte er die Aussage nicht als solche an.
    "Das ist sicherlich in der guten Absicht geschehen, den Staat zu schützen und der Pflicht Genüge zu tun. Nun ist es leider so, dass die Schuld dieser Sklavin nicht in einem ordentlichen Prozess festgestellt wurde, bei dem das Imperium Romanum der Kläger ist, du im Übrigen kein Iudex Prior bist und es demzufolge kein rechtkräftiges Urteil gibt, auf dessen Basis ICH eine Vollstreckung akzeptieren kann. Du kannst dich auf das für dich geltende Kriegsrecht berufen, ich fordere zur Wahrung meiner Interessen eine öffentliche Verhandlung. Nun stehen wir hier und wollen Gegensätzliches. Was nun?"
    Er hob fragend die Brauen, bevor er mit entspanntem Gesichtsausdruck fortfuhr.


    "Nach meiner Ansicht gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich nehme die BISHERIGE Beschädigung meines Eigentums ohne rechtskräftiges Urteil hin und du verzichtest als Ausgleich dafür auf die Fortführung deines Plans. Das wäre eine außergerichtliche Einigung, die zunächst immer angestrebt wird." Tiberius erweckte leider nicht den Eindruck, als könne er je nachgeben. Trotzdem gab es eine kleine Chance, auf die Menecrates nicht von vornherein verzichten wollte. "Oder aber wir sehen uns vor Gericht. Verstehe das bitte nicht als Drohung. Ich beabsichtige auch nicht, dich oder jemand anderen vorzuführen. Ich möchte lediglich mein Haus vor einer Brandmarkung schützen, die hier genügend Augen wahrnehmen und genügend Zungen weitertragen können, denn mit der Sklavin brandmarkst du auch mich."

  • Der Sklave verdankte es einem glücklichen Umstand, dass sich Alexandros nach einem Patientenbesuch gerade auf dem Heimweg befand, als er die Straße zum Mons Esquilius hocheilte. Das ersparte ihm den Weg bis zur Villa Claudia. Er setzte den Medicus in Kenntnis und kehrte mit ihm zum Markt zurück.


    Alexandros verschaffte sich beim Eintreffen den Überblick und erkannte, dass er hier nicht ungebeten agieren durfte. Die Spannung, die zwischen seinem Arbeitgeber und dem Praetorianer lag, konnte er fast körperlich spüren, während die Patientin in den Ketten hing und sich niemand um sie kümmerte. Alexandros wartete auf den Wink oder das Wort, das ihm gestatten würde, zu Morrigan zu gehen. Momentan waren seine Hände gebunden, er musste abwarten, obwohl das gegen seine Berufsehre ging.

  • Verus fühlte sich so, als ob er beständig seinen Verstand verlor. Die Welt wollte nicht mehr ganz passen. Dieser Konsul setzte sich für eine Person ein, die bereits in Ketten lag und zeigte Herz, welches unpassend erschien. Es passte nicht in das Bild eines harten Berufspolitikers, wie dem eines Claudius. Diese Weichartigkeit seiner Person erstaunte Verus einerseits, und andererseits verstörte sie den Prätorianer, da es bedeutete, dass dieser Mann leicht über Emotionen und Mitgefühl zu beeinflussen war. Mitgefühl war eine Schwäche, die auf dem Schlachtfeld schnell im eigenen Blute enden konnte. Natürlich war auch Verus nicht frei von dieser Schwäche aber die Umständen verbaten eines Eingeständnisses. Rom - repräsentiert über seinen Konsul - wollte hier echte Gnade beweisen und drohte einem getreuen Monster, welches alles für diesen Staat geopfert hatte, mit Willkür. Verus war klar, dass das Wort eines Konsuls stets höher wog, als das eines Soldaten. Rom war eine verfluchte Ständegesellschaft. Und wieder geschah jenes, was Verus gänzlich verdammte. Die Gesellschaft, die ihn beauftragt und entsandt hatte, strafte ihn dafür, dass er seinen Dienst mit Hingabe erfüllte. "Es ist eine Drohung," kommentierte Verus frostig und brachte damit die Worte des Konsuls eine Aussage zusammen, auch wenn dieser Mann es sicherlich anders darbieten wollte. "Ich verstehe Drohungen sehr wohl, Konsul." Der Trecenarius wollte diesen Verrat benennen, den der Konsul gerade an seiner Aufgabe beging. "Und, dass sich dein Sekretär und Liktor unbedarft in diese Geschäfte einmischt und sich dazwischen drängt, ist ebenso eine offene Drohung gegen die Prätorianer, Konsul," erklärte Verus dieses Theater. Hier ging es um Macht und staatliche Interessen. Doch inzwischen erkannte die geschundene Seele des Soldaten, dass dies nicht sein Schlachtfeld war. Hier galten persönliche Empfindungen und der Verrat. Der Konsul hatte Rom verraten und es gegen Verus benutzt, mit seinen Gerichten und seinen Wünschen. "Doch ich werde hier nicht die Grundfesten unseres Staates angreifen, indem ich in dieser Bagatellentscheidung einen Konsul attackiere," wich der Trecenarius zurück und gab seine Position vorerst auf. Natürlich würde er nicht seinen Griff und die Kontrolle über Morrigan aufgeben. Diese Frau war zu gefährlich. Zudem war der Großteil des Planes bereits umgesetzt, so dass der Konsul bereits in gewissen Teilen ausgeliefert war. Die Prätorianer hatten diesen Fall vorerst abgeschlossen, so auch Verus. "Sie wird kein Brandzeichen erhalten," rief er lautstark, fast brüllend in Richtung der Bühne, wo Morrigan noch immer in Ketten hing. Man ließ von ihr ab. "Wir rücken ab. Sie ist dein, Konsul," schimpfte Verus grantig. Nicht grantig über diese Niederlage, sondern über den Verrat an ihm durch einen Konsul. Mit einer schwingenden Handbewegung wies er seine Geheimleute an den Platz zu räumen. Verus verweilte noch einen Augenblick: "Valete." Ein knapper Abschiedsgruß, bevor auch er in den Massen verschwand, die sich vom Markt entfernten. Morrigan selbst verblieb immer noch verkettet auf der Bühne, jedoch unbewacht und nun dem Konsul ausgeliefert. Nun konnte man auch deutliche Folterspuren erkennen, wie blaue Fingernägel oder schwere Prellungen auf ihren Oberschenkeln und bereits eingetrocknete Wunden auf der Haut. Die Prätorianer ließen eine entkräftete Frau zurück, doch ihr Martyrium war vorerst vorbei. Was niemand wusste, dass man einen verdeckten Prätorianer unweit zurückgelassen hatte, um das baldige Gespräch zwischen Morrigan und dem Konsul zu belauschen. Verus wollte natürlich alles über die Beziehung der beiden wissen.

  • Menecrates hörte sich Tiberius' Einwände ruhig an. Die Kommentare und dessen gereizter Tonfall verrieten ihm, noch bevor der Befehl erteilt wurde, dass der Trecenarius seinen Widerstand aufgab. Da der Consul in der Tat niemanden beschämen wollte, zeigte er keine Regung. Stattdessen fragte er sich, warum Tiberius ihn zuvor mit ungeahnter Vehemenz zu einer Tat drängen wollte, die nun glücklicherweise abgewendet war. Nachdenklich registrierte er die Verabschiedung, die er erwiderte: "Vale, Tiberius."


    Dann nickte er Alexandros zu, damit der sich um die Sklavin kümmern konnte, bevor er den Abzug der Praetorianer weiter verfolgte. Zwischendurch erhielt auch Marco ein Zeichen. Er und seine Männer würden für Morrigans Transport sorgen.


    Immer noch den Blick auf die abziehenden Soldaten gerichtet, fragte er Faustus, der neben ihm stand. "Was war DAS denn?" Er deutete ein Kopfschütteln an, das seine Ratlosigkeit ausdrückte. "Was wollte er bezwecken?" Natürlich meinte der Consul nicht das Offensichtliche, sondern die starken Beweggründe, die hinter Tiberius' Auftreten steckten und sichtbar wurden.

  • Alexandros reagierte sofort auf das Nicken seines Arbeitgebers. Er bahnte sich mit Hilfe der Sklaven einen Weg zur Bühne und erklomm sie. Oben angekommen, beugte er ein Bein, um Morrigan auf Augenhöhe begutachten zu können. Sklaven lösten die Ketten, was einige Zeit in Anspruch nahm. Bei der näheren Untersuchung stellte sich heraus, dass Morrigan ein breites Spektrum an Verletzungen aufwies, viele alte darunter, einige waren neu.


    "Kannst du mich hören?", fragte Alexandros und suchte den Blickkontakt. "Es wäre hilfreich, wenn du hiervon etwas trinkst. Es lindert die Schmerzen und das wird notwendig sein, wenn ich die frischen Wunden desinfiziere." Er hielt ein kleines Fläschchen vor Morrigans Augen. "Opium, es hilft." Außerdem wäre es für die Misshandelte hilfreich, wenn sie möglichst wenig vom Transport zur Villa mitbekommen würde, weil sie vermutlich weder liegen noch sitzen und schon gar nicht laufen konnte. Jede Form des Tragens musste Schmerzen verursachen, anders konnte es sich Alexandros nicht vorstellen.


    Während er noch immer Morrigan das Opium anbot, tastete er mit der Linken in seiner Tasche nach einer weiteren Flasche. Er benutzte hochprozentigen Wein zum Säubern frischer Wunden. Erst später deckte er sie mit Balsam ab.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates


    Immer noch den Blick auf die abziehenden Soldaten gerichtet, fragte er Faustus, der neben ihm stand. "Was war DAS denn?" Er deutete ein Kopfschütteln an, das seine Ratlosigkeit ausdrückte. "Was wollte er bezwecken?" Natürlich meinte der Consul nicht das Offensichtliche, sondern die starken Beweggründe, die hinter Tiberius' Auftreten steckten und sichtbar wurden.


    Was war das? War ich gerade Zeuge eines Machtspiels gewesen? Wobei wenn ich es richtig bedachte war ich zu nahe an einen Machtmenschen herangekommen. Einem Menschen der gerne manipulierte, drohte und beherrschte.
    Mit leicht zusammengekniffenen Augen stand ich neben dem Consul und schaute dem Centurio nachdenklich hinterher, als mich die Frage des Consuls zurückholte.
    Ja was war das? Die Reaktion auf eine verlorene Schlacht.
    Was er beweisen wollte? Wie groß seine Macht ist.
    Wir können jetzt nur noch sehr vorsichtig sein, so einer vergisst nie eine Niederlage auch wenn er sie nach außen als sehr gering darstellt. Ich glaube es wird Zeit das Kriegsrecht auf zu heben, zum Schutze Roms, zum Schutze des Kaisers.

    Für mich war klar irgend wann würde dieser Mann versuchen mir meine Bedeutungslosigkeit klar zu machen. Ein leichter Schauer lief über meine Haut.

  • Zitat

    Original von Alexandros
    ....


    Die Hände der Soldaten, die sie in der knienden aufrechten Postion gehalten hatten verschwanden urplötzlich. Morrigan wankte gefährlich, sie konnte ihr eigenes Gewicht kaum halten, Nur die Ketten waren es, die sie nun noch in Position hielten. Wie durch einen Nebel nahm sie ein Stimme wahr. Sie nickte kaum wahrnehmbar, hob aber den Kopf und sah den Mann aus trüben Augen an. „Ja.“ kam es leise über ihre Lippen.
    Trinken. Vernahm sie und sie öffnete die Lippen. Die weitere Erklärung nahm sie nicht wahr. Man hatte ihr in den letzten Wochen beigebracht alles hinzunehmen und genau das tat sie. Es hieß trinken, dann trank sie. Natürlich würde das Opium etwas brauchen, bis es seine Wirkung entfalten konnte und so war es nicht verwunderlich, dass Morrigan unter Schmerzen auf wimmerte, als sie die Ketten lösten. Das Eisen hatte sich über Wochen in ihr Fleisch gefressen, die Male der Fessel an den Hand – und Fußgelenken sowie am Hals waren deutlich zu sehen. Das Eisen hatte sich an manchen Stellen sogar bis auf das Fleisch durchgescheuert. Im allgemeinen bot die Sklavin einen erbärmlichen Anblick. Die Wunden und Male der vielen unzähligen Schläge. Die deutlichen Zeichen der Folter. Die vielen kleine und großen alten und neuen Wunden und schließlich der Rücken, der nach den Peitschenhieben ein schauriges Bild bot.
    „Hilft?“ Morrigan wusste gerade nicht wie ihr geschah. Wollte dieser Man ihr wirklich helfen? War es wirklich vorbei? Waren die Wochen der Qualen wirklich zu Ende?

  • Glücklicherweise nahm Morrigan das Opium zu sich. Es half ihr noch nicht bei der nachfolgenden Reiningun ihrer frischen Wunden, aber es würde ihr beim Transport und in den nächsten Stunden, vielleicht Tagen helfen. Alexandros würde sehen, dass sie so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig bekam. Eine Abhängigkeit wollte er jedoch auf jeden Fall vermeiden.
    Die Sklaven stützten Morrigan nach dem Lösen der Ketten, während Alexandros ein Stück Leinentuch zur Hand nahm. Er tränkte den Stoff in Wein und säuberte so zunächst die Wundränder.
    Erst als sich die Peitschenhiebe klar umrissen auf dem Rücken abbildeten, wandte er sich wieder an Morrigan. "Es wird jetzt weh tun", warnte er. Anschließend goss er vorsichtig den Wein über die einzelnen Striemen. Ohne das Opium hätte er ihr auch Wein zum Trinken anbieten können, aber beides in Kombination vermied er.


    Nachdem die Wunden vorsorglich desinfiziert waren, winkte er einem Sklaven, der ein großes Leinenlaken hielt. Auf Schönheit kam es ihm nicht an, die Abdeckung musste zweckmäßig sein. Daher ließ er Morrigans geschundenen Körper vom Tuch bedecken, erhob sich etwas schwerfällig aus der unbequemen Körperhaltung und gab seine Zustimmung für den Transport.

  • Marco bot sich für den Transport an, ohne erst dazu aufgefordert zu werden. Er kannte Morrigan, schon sehr lange. Aber auch bei einer neuen und fremden Sklavin wäre er zur Stelle gewesen, weil in ihm die Hilfsbereitschaft wohnte. Allerdings stand er nun vor ihr und überlegte, wie der Transport zu bewerkstelligen wäre. Natürlich hätte er sie relativ problemlos über die Schulter legen können, doch davon nahm er angesichts der vielen Verletzungen Abstand. Leider fiel ihm keine einzige Variante ein, bei der er einen schmerzfreien Gang garantieren konnte. Im Grunde wusste er nicht einmal, wo er anfassen sollte.
    'Hoffentlich wirkt dieser Saft recht bald', dachte er und stimmte sich durch ein Nicken mit zwei anderen Sklaven ab.


    "Wir heben dich jetzt an", verkündete er sicherheitshalber, damit Morrigan nicht erschreckte. "Kann wehtun, wird wehtun." Sie stellten sich auf Morrigans rechte Seite und fassten gleichzeitig zu. Einer hob sie im Schulterbereich, einer an den Hüften und der dritte hatte leichtes Spiel, er fasste sie an den Knien. Wie ein zusammengerollter Teppich hing das kleine Persönchen an ihrer Seite. Ein weiterer Sklaven kam ihnen an Morrigans linker Seite zur Hilfe. Ohnehin klein, besaß Morrigan auch nicht mehr viel Gewicht. Sie schien nicht gut versorgt worden zu sein. Mit dem Kopf der Fracht voran strebte der ungewöhnliche Trupp weg vom Markt und hin zur Straße, die zum Esquilin hinaufführte.

  • Sie zuckte unter den brennenden Schmerzen, doch mehr als ein leises Wimmern konnte man nicht vernehmen, die Sklavin war eindeutig am Ende ihrer Kräfte. Sie hing wie der sprichwörtliche Schluck Wasser in den sie haltenden Armen. Nachdem sie mit dem Tuch bedeckt und zum Abtransport fertig gemacht wurde hörte man immer noch das leise Wimmern, denn jeden Bewegung verursachte trotz des Opiums Schmerzen.

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