Gras am Po

  • Dolabella lag auf dem Rücken und lauschte einem Vogel, er (Dolabella und nicht der Vogel) hatte die Augen geschlossen und nagte an einem Blümelein. Sein Mund war ansonsten mit gebratenem Fasan gefüllt den er aber gerade zuende kaute, schluckte und mit einem Grinsen bewertete. Scorpus und Nicocholus waren zu hören, sie unterhielten sich leise. Die Sonne tat gut, Maecaenas war ein Mann mit Geschmack.


    "Ich mag Raben, denn ich glaube es ist ein Rabe. Sie sind zwar nicht schön anzuhören, doch optisch machen sie einges her. Ich bin da eher ein Antirabe..."

  • Corona runzelte fragend die Stirn. Nicocholus hatte Abstand aufgenommen, damit die beiden sich in Ruhe unterhalten konnten und die junge Iulia fand das sehr nett von dem griechischen Sklaven, welchen sie schon kannte, seit sie denken konnte.


    "Schön anzuhören, aber nicht schön anzusehen, oder wie meinst du das, mein lieber Tiberius?" fragte die junge Iulia lächelnd nach. "Auf Äußerlichkeiten hat man keinen Einfluss und irgendwann werde ich wohl auch aussehen wie eine welge Blume..."

  • "...dann habe ich längst mit einer Münze im Munde des Styx überquert. Und auch bis dahin soll noch Zeit sein. Komm doch einfach her und erzähle mir über Dich, Deine Kindheit, Eltern, Träume. Wie soll ich sie sonst erfüllen?"


    Er hatte die Augen immer noch nicht geöffnet und würde seine Ansichten zu Raben noch früh genug in die Welt posaunen.

  • Corona schmunzelte und setzte sich ziemlich dicht neben Dolabella, so dass sie vertraulich miteinander sprechen konnte. Nicocholus warf ihr kurz einen skeptischen Blick zu, wandte sich dann aber wieder ab und besah sich die Umgebung. In seiner Gegenwart würde die junge Iulia sicherlich keine Dummheiten begehen, weshalb sein Hauptaugenmerk darauf lag, dass niemand die beiden angriff oder dergleichen.


    "... und wenn ich die Münze reinlegen muss, ist es auch nicht so schlimm, sollte es noch Zeit haben." murmelte die junge Römerin und blickte den Tiberius an, der noch immer die Augen geschlossen hatte. "Also ich wuchs in Germania auf und glaubte bis vor kurzem noch, ich hätte keine Geschwister, durfte dann aber erfahren, dass meine Eltern mir mein ganzes Leben einen älteren Bruder verheimlicht haben." begann die junge Iulia zu erzählen. "Darüber habe ich mich natürlich maßlos geägert und die Entschuldigungen meiner Mutter fielen ehrlich gesagt nicht besonders überzeugend aus. Mein Bruder wirkt recht nett, aber... naja... ich kenne ihn überhaupt nicht. Um genau zu sein kenne ich sogar dich besser als ihn und das ist schon reichlich seltsam, findest du nicht? - Ich habe immer von einem großen Bruder geträumt, aber jetzt einen zu haben, ist schon seltsam. Er ist für mich ein Fremder und bislang auch nicht wirklich darum bemüht, mich besser kennen zu lernen."


    Sie räusperte sich. "Als Mädchen träumte ich von einem Soldaten, der mich auf sein Pferd hebt und mit mir davon reitet und mich zu seiner Ehefrau macht. - Ohne eine Ahnung davon zu haben, was dies bedeutet. - Inzwischen träume ich von ein klein wenig mehr Unabhängigkeit. Ich nähe sehr gerne und manchmal würde ich wirklich gerne Geld damit verdienen, aber meine Mutter will davon nichts hören und auch Centho hält es glaube ich nicht gerade für die beste Idee."

  • "Nähen..."


    er rümpfte gespielt die Nase


    "... als Lebensunterhalt sicher kaum das richtige, stell es Dir nicht zu einfach vor. Als Hobby mag es angehen, als politische Demonstration vielleicht auch. Ich denke dabei an Livia, die dem Kaiser Augustus seine wollenen Leibchen wob.



    Du hast einen Bruder? Wo war er all die Jahre? Ich möchte ihn kennenlernen."

  • Corona zog einen Schmollmund. "Ich nähe nun einmal gerne. Momentan versuche ich, die Pala zu ersetzen..." erklärte die junge Iulia und meinte dabei die Pala, mit welcher sie Dolabellas blutende Hand versorgt - und sie damit ruiniert hatte.


    "Mein Bruder war wohl all die Jahre in Hispania. Wir sprachen noch nicht all zu viel miteinander. Ich weiß gar nicht, was er die ganze Zeit treibt. Ich war mein ganzes Leben der Überzeugung, das einzige Kind meiner Eltern zu sein. Nun fühle ich mich betrogen und verletzt und bin sehr wütend. Auf meine Mutter, meinen verstorbenen Vater und auch meinen älteren Bruder, der im Gegensatz zu mir wohl wusste, dass es mich gibt - und sich jetzt auch nicht wirklich darum bemüht, mich kennen zu lernen. Ich treffe ihn nirgends an und das ärgert mich einfach..."

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