Erste Vorbereitungen
Es war schon früh am Morgen, dass sich Piso, ausnahmsweise nicht in Trauergewändern, sondern in ritueller weißer Kleidung, zum Kapitol begab, um dort eine der wichtigsten römischen Feste überhaupt zu schmeißen – das Epulum Iovis, ursprünglich der einzige Grund, wieso die Septemvires einst gegründet wurden; wobei sie mittlerweile aber für ziemlich jedes öffentliche Lectisternium zuständig waren. Das Epulum Iovis hob sich aber von anderen Lectisternia durch seine rituelle Wichtigkeit ab. Es war die Einladung Roms an die drei wichtigsten Götter, Iuppiter, Iuno und Minerva, mit ihnen, dem Volk, symbolisiert durch die Senatoren der Republik, zu speisen. Natürlich war noch kein Senator eingetroffen, und das war auch gut so. Schließlich hatten die Septemviri noch einiges zu tun.
Draußen vor der Villa traf Piso seinen Calator, Lollius Tubulus, der leicht untersetzte Beamtentypus par excellence, der schon seit Pisos Beginn bei den Epulonen sein Calator gewesen war.
Die Stadt erwachte eben erst zum Leben, da begrüßte Piso schon die mittlerweile eingetroffenen Septemviri, darunter auch den Magister Septemvirorum. Der letzte Epulone, der eintraf, war Fulvius Frugi, einst ein bemerkenswert guter Priester, aber leider der Völlerei erlegen. Die letzten tage hatte er etwas trunken auf den Ludi Romani zugebracht, welche zum Anlass des Epulum Iovis gehalten wurden (oder aber umgekehrt... wie es wirklich war, und ob das Epulum oder die Spiele zuerst waren, lag im Dunkel der Geschichte).
Der Flavier warf einen kurzen Blick auf die capitolischen Tempeln. Einst hatten sie ihn sehr beeindruckt. Doch nun war er an ihren Anblick gewohnt. Wiewohl er sie noch immer schön fand. Doch nun gab es nur noch eine Sache, die daran wirklich interessant war – die Götterstatuen in ihnen.
Die Epulonen hatten die Pflicht, zum Epulum Iovis die Götterstatuen zuerst aufzuputzen (das heißt, ankleiden, schminken, sie auch sich selber in Spiegeln betrachten lassen) und sie dann öffentlich zu präsentieren. Sie würden am Bankett den Ehrenplatz einnehmen, und die Epulonen würden sie persönlich bewirten, während sie auch darauf aufpassen würden, dass der Rest der Senatoren etwas zu essen bekommen würde. Das Essen freilich wurde schon vorbereitet von einer Heerschar von Küchensklaven, alles gestellt von Vater Staat, die, abgeschirmt vom Bankett, welches am Vorplatz der Tempel aufgestellt war und genug Platz bot für alle Senatoren, durch eine Trennwand, schon fast fertig waren mit Brutzeln und mit Kochen – Axius Serenus hatte das ganze Essen organisiert, von daher hatte sich Piso keinen Kopf machen müssen darüber.
Was nun wichtig war, war, die Götterstatuen herauszutragen. Natürlich, nachdem man sie vorbereitet hatte. Die Epulonen hatten schon im Vorhinein etwas ausgeheckt – Piso, der Ästhet, war Feuer und Flamme für so etwas gewesen – dass die Götter, einer nach dem anderen, hergerichtet wurden. Dann eskortierten 4 Epulonen Iuppiter raus, und jeweils 3 Iuno und Minerva. Vorm Iuppitertempel würden sie sich zu einem Zug vereinigen und zum Parkett mit einem Mordstheater geleitet werden, während auch schon die Senatoren eintreffen würden. Als Erstes würden sie sich in den Tempel der Minerva begeben, um dort, mit der Hilfe von Tempeldienern, die sich auch hier eingetroffen hatten, die Göttin der Weisheit ihre Aufwartung zu machen. Beziehungsweise, sie herzurichten, wie es sich für eine Dame von Welt geziemte. Denn sowas dürfte Minerva als Göttin ja sein.