Stallungen der Factio Purpurea

  • Es war dunkel als Aretas ungesehen zum Tor herein schlüpfte. Lauschend stand er im Gang, hielt die Luft an. Außer dem vereinzelten Wiehern eines Pferdes war nichts zu hören. Eine Gattertür klapperte. Aretas drückte sich an die Wand.
    Hatte Gutta sich bei Dolabella beschwert? Ob man schon nach ihm suchte. Nein, dann wäre es hier nicht so still.Es war gut, dass er nicht mit in der Villa Tiberia bei den Haussklaven untergebracht war. Dort wäre er wahrscheinlich gleich zur Rede gestellt worden.
    Er sah an sich herunter. Ein Bad wäre gut. Noch lieber wäre ihm eine Massage, die Muskeln schmerzten. Ob er es wagen könnte zu Gloria zu gehen? Sollte es schief gehen, dann war das sein letzes Bad.
    Egal,ihm ging es miserabel, er war fertig, hatte hunger und die "Flucht" zu Caelyn war keine gute Idee gewesen. Wenn der Alte quatschte dan war er genauso geliefert.Es lohnte nicht, sich weiter darüber Gedanken zu machen, bei seiner derzeitigen Verfassung kam auch nicht sonderlich viel dabei heraus.


    Der Gang vor den Boxen war leer. Aretas ging in Richtung des Auriga-Quartiers. Gloria hatte er dort schon gesehen. vielleicht konnte er sie ohne großen Wirbel dort abpassen.

  • Ihm blieb nicht's anderes übrig. " Gloria ? ...Gloria?" rief er noch einmal fragend. So wie er aussah, konnte er nicht direkt zu ihrem Haus. Dreckig und blutverkrustet ließen sie ihn da nie ein, wenn nicht Gloria selber die Türe öffnete. Oder er musste hier mit einem Eimer Wasser vorlieb nehmen.

  • Keiner zu sehen oder zu hören. Ein Eimer stand an der Seite, der Brunnen nicht weit entfernt. Ihn voll zurück zu tragen ersparte sich Aretas. Er zog sich am Brunnen aus und wusch sich.Das Wasser war kalt und brachte ihm eine Gänsehaut ein, aber er war wenigstens sauber und die Kampfspuren,mal von der Augenbraue und der zerschrammten Wange abgesehen, beseitigt.
    Müde und geschafft fiel er auf seine Liege. Was würde er jetzt für ein warmes Bad geben und einfach alles was nach dem Rennen war vergessen wollen.


    Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit Training, Stallarbeiten, Reparaturen. Keiner hatte etwas gesagt, keine Fragen gestellt. Dann kam das neue Gespann.
    Aretas bekam ein eigenes Quartier und die Aufsicht über die neuen Pferde. Eine Aufgabe die seinen ganzen Tag beanspruchte.Der Markttag war morgen. Er hatte dem kleinen Hühnchen versprochen da zu sein. Das Training begann erst wenn die Sonne um Mittag stand.Es sollte also nichts dazwischen kommen.


    Der Morgen fing früher an als sonst. Aretas wollte sich vor dem Markt um die Pferde kümmern.Ausmisten,frische Einstreu, Futter,Wasser,Striegeln. Die Zeit wurde knapp. Waschen und seine wollweiße Tunika an, verließ er den Stall.

  • Als der die Stallungen betrat hörte er nur die Pferde. Einige Stallknechte waren am Ausmisten.Die Pferde standen im Gang und warteten darauf wieder in ihre sauberen Boxen geführt zu werden. Aretas ging, sie nicht beachtend, zu seinem Quartier. Heute war es sehr ruhig hier. Keiner der anderen Fahrer war zu sehen. Aretas störte das nicht weiter, sprachen sie so kaum mit ihm. Lag es am neuen Quartier und dem neuen Gespann, Fragen die für ihn keine Bedeutung hatten, so lange sie ihn in Ruhe ließen und nicht wieder mit den Sticheleien anfingen.

    Nachdenklich legte er sich auf sein Bett, wenn man das Holzgestell mit Strohsack und Wolldecke so nennen konnte, und biss in den Apfel, den er immer noch in der Hand hatte. Kauend, eine Hand unter den Kopf geschoben, starrte er an die Decke. Bildlich stellte er sich eine dunkelhaarige Thrakerin vor, seine zukünftige Frau, sie hatte die ihre Hände auf die Schultern seiner gewünschten zwei Söhne gelegt.Die Haarfarbe der Frau wechselte mit einem Mal ins Blond,ihr Gesichtund die Statur änderten sich. " Caelyn?" murmelte Aretas. Der Apfel fiel auf den Boden. Draußen in der Box knallte es. Aus dem Traum gerissen saß Aretas,sich noch nicht im klaren was passiert war,auf seinem Bett. Leise fluchend ging er nachsehen.

  • Ich hatte echt eine scheiß Angst gehabt! Der Alte war schon längst eingeschlafen und schnarchte, als ich immer noch wach gelegen hatte. Seit heute Mittag ging mir Aretas nicht mehr aus dem Kopf. Er begleitete mich überall hin. Und ich wollte eigentlich auch nur noch eins, ihn unbedingt wiedersehen! Am besten heute noch!
    Ich hatte mit meiner Tunika im Bett gelegen und den richtige Moment abgewartet. Dann war ich auf Zehenspitzen aus der Sklavenunterkunft geschlichen, hatte die Tür zur Straße aufgesperrt und war einfach so abgehauen. Natürlich wollte ich wiederkommen! Sermo die Genugtuung zu geben, mich wegen Flucht dranzukriegen, wollte ich auf gar keinen Fall.
    Draußen war alles ruhig und dunkel. Um die Zeit war so gut wie niemand mehr auf der Straße. Es war ganz schön frisch. Ich hatte mir ´ne Decke umgehängt, sonst hätte ich mir noch den Arsch abgefroren. Zum Glück war Vollmond, so konnte ich wenigstens sehen, wohin ich lief. Bei Nacht sah alles so anders aus.
    Ich dachte scharf nach, welchen Weg ich gehen musste. Und nachdem ich mich ein paar Mal verfranzt hatte, war ich endlich da, wo ich hinwollte. Ich fand sogar eine Tür, die nicht abgesperrt war
    Im Dunkeln tastete ich mich voran. Keine Ahnung, ob ich ihn hier finden würde! Nur eins wusste ich, wenn mich hier einer erwischte, dann war ich am dransten!
    "Aretas?" rief ich leise in der Hoffnung, dass auch nur er mich hörte!

  • Verschlafen ging er zur Box, sah nach den Pferden. Arinax hatte gegen die Boxenwand getreten. " He , wie kannst du mir den Traum kaputt machen." murmelte Aretas.


    Ein leises Rufen. " Hör ich schon Stimmen oder was?" murmelte er immer noch verschlafen. Aretas ging an der Box entlang Richtung Gang. Hier hatte außer einem Stallknecht, der ab und zu durch ging, keiner mehr was zu suchen. Sich eine Mistgabel greifend sah Aretas vorsichtig um die Ecke. Im trüben Schein der Ölfunzel, die er bei der Box stehen gelassen hatte, sah er eine Gestalt herum schleichen. Mit der Mistgabel kam er sich stark genug vor. Ein Schritt in den Gang. "Was suchst du hier !" Das blonde Haar. Aber das..."Caelyn! was machs du denn hier?" flüsterte er irritiert. Ergriff ihren Arm und zog sie zu sich in den schmalen Boxengang. "Hat dich dein Verstand verlassen? Wenn dich....ach was sag ich." Er sah zurück in den Gang. Alles ruhig. Erleichtert lehnte er sich an die Boxenwand, ließ ihren Arm los und sah sie an. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. " Ich habe von dir geträumt und jetzt stehst du hier." Eine Strähne ihres blondes Haares beiseite schiebend, fuhr er sanft mit seinen Fingerrücken über ihre Wange. "Du hast da genauso ausgesehen. Genauso wie du hier stehst."

  • Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich das Öllampenlicht naher kommen sah. Eine Gestalt mit ´ner Mistgabel in der Hand, kam auf mich zu. Na toll! Ich sah mich schon aufgespießt und durchlöchert da liegen, nur noch als Futter für die wilden Tiere in der Arena zu gebrauchen.
    Ich verhielt mich ganz still, blieb stehen. Nur nicht zu laut atmen! Am besten gar nicht mehr atmen. Mist er kam näher! Nicht mal ´nen Holzknüppel hatte ich um… Aber… aber das war doch... war das nicht Aretas Stimme? Schon hatte er mich, nahm mich am Arm und zog mich zur Seite. Mannomann hatte ich ein Glück gehabt! Mir wurde fast schwindlig. "Ich... ich musste dich unbedingt wieder seh´n!" Aretas hatte recht, mein Verstand war absolut flöten gegangen, spätestens seit dem Mittag, kurz bevor wir auseinander gegangen waren. Und daran war nur er schuld! An ihm war was, was mich magisch anzog. Obwohl er sich jetzt nicht wirklich galant, oder wie das hieß, verhalten hatte.
    "Du hast von mir geträumt?" Öhm, ja! Da war ich erst mal platt, denn das hatte mir noch keiner gesagt!
    Aber war das nicht auch irgendein Zeichen? Naja, dass wir irgendwie zusammengehörten, oder so was. Jetzt streichelte er meine Wange und sah mich dabei so an. "Darf ich bei dir bleiben? Bitte! Beim Morgengrauen verschwinde ich auch wieder!" Der würde mich doch nicht jetzt vor die Tür setzen wollen? Oder doch? Aber wenn er doch schon mir geträumt hatte, dann war ich doch jetzt sein fleischgewordener Traum. Seine Traumfrau, sozusagen. Oder Alp… Alptraum… Alptraumfrau? Scheiße, warum dachte ich immer zu viel und dann auch noch das Falsche! Ach scheiß drauf, diesmal wollte ich es richtig machen! Ich stellte mich auf meine Fußzehen, streckte mich und Bingo! Ein Kuss, diesmal nicht auf die Wange. Diesmal direkt auf seine Lippen!

  • Ich träume immer noch. Aufwachen ! Ähmm... was macht sie da? Hier lief was gewaltig verkehrt.. Nein, oder.... weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Ihre Lippen , waren wie der glimmende Holzspan, der einen Stapel trockenen Holzes entfachte. Erst zaghaft, dann energischer, stellte er sich den Berührungen ihrer Lippen. Beugte sich zu ihr, griff sanft nach ihren Oberarmen um sie zu halten, zu spüren, um sie einfach nur zu berühren. In ihm erwachte etwas, das er kaum noch im Zaum halten konnte. Seine Lippen von ihren lösend, sah er sie an. In seinen Augen spiegelt sich Verwirrung wider. Er versuchte das Verlangen nach mehr zu unterdrücken. Sie hatte da etwas in Gang gesetzt. Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken. Er begann innerlich zu glühen. Dieses Gefühl...und...


    Du musst hier bleiben, hätte er am liebsten gesagt. Durfte er das? Was würde passieren wenn.... „Du kannst nicht...“ er brach ab. Innerlich tobte es in ihm. Die Vernuft gegen die Laune der Natur, der uralte Drang gewann die Oberhand. In der einen Hand die Öllampe und ohne ein Wort hatte er ihre Hand gegriffen. Er kannte den Weg, trotzdem hielt er die Lampe so, dass er sah wo er hintrat. Im Raum ließ er sie nicht los, stellte die Öllampe in die Nische. Die Flamme erzitterte , drohte zu erlöschen. Es wäre egal gewesen, wenn sie es gemacht hätte. Ihr spärliches Licht leuchte den Raum kaum aus. Er dreht sich zu ihr. Fragend sah er sie an, hatte ihr Hand los gelassen.

  • Oh Mann, war das ein Gefühl! Mir war, als jagte ´s mir ´nen Blitz durch den ganzen Körper! So intensiv hatte ich das vorher noch nie erlebt. Aretas war eben was besoneres! Naja, ich war vielleicht bei ihm einfach mit der Holzhammermethode vorgegangen, und er fühlte sich vielleicht jetzt total überfahren. Manche Typen mochten es nicht, wenn die Frau die die Ini... Ini dingsbums, öhm Initiative ergriff.


    Er hielt mich sanft, dann lösten sich unsere Lippen voneinander. Wow! Ich hätte ihn noch stundenlang weiter küssen können. Er aber nicht. Überhaupt sah er ganz schön verwirrt aus. Ich konnte damit eigentlich gar nicht umgehen, denn ich fragte mich bereits, was ich denn schon wieder falsch gemacht hatte. Irgendwie sank mein Mut. Gleich schmiss er mich raus und dann tschüss, Salute und adios! Nein, bitte schmeiß mich nicht raus, bettelte die Stimme in mir. Tu´s nicht! Ich.. ich… Er nahm meine Hand. In der andern hielt er seine Lampe. Den Weg den wir langgingen, war nicht der zur Tür.
    Es war ein Raum, ein Schlafplatz. Sein Schlafplatz. Die Ölfunzel machte nicht genug Licht, um sich genauer umzugucken. Er stellte die Lampe in ´ner Nische ab und gab meine Hand frei. Ich war ja so froh, dass er mich nicht rausgeschmissen hatte! Also lag ihm auch was an mir.
    Ich machte einen Schritt auf Aretas zu, legte meine Arme um seine Taille und meinen Kopf auf seine Brust. Ganz egal, was heute Nacht noch passierte, ich war so froh, so unendlich froh!

  • Du bist ein Idiot. Weiter kam er nicht. Ihre Hände, ihre Nähe , ihr Kopf an seiner Brust. Es fing wieder an. Sie hörte und merkte sicher was in ihm vorging. Er legte seine Arme um sie, zögernd den Kopf an ihren. Dann sah er sie wieder an, fuhr mit der Hand durch ihr Haar, ging mit ihr zum Bett, legte sich hin und zog sie zu sich. Sein Arm über sie gelegt, den Kopf auf die Hand gestützt, betrachtet er ihre Gesicht. Ihre blauen Augen glitzerten wie das Wasser eines Bergbaches. Mit dem Finger fuhr er über ihre Stirn, den Nasenrücken herunter und stupste leicht gegen ihre Nasenspitze. „ Was hast du dir nur dabei gedacht.“ Murmelte er. „Warum hast du dir ausgerechnet mich ausgesucht?“ er legte den Kopf an ihren, den Arm wieder über sie. Rutsche noch dichter an sie heran. Weiter? nein, heute nicht, er konnte nicht, auch wenn er wollte. Es stand zu viel auf dem Spiel, das war ihm mittlerweile klar geworden.
    Es war jetzt schon gefährlich, was sie hier taten. Seufzend zog er die Decke hoch. Ihre Nähe, ihr pure Anwesenheit bedeutete viel für ihn. Schlafen ? Versuchen ja, ungewohnt das Bett mit jemandem zu teilen. Hoffentlich nicht das letzte Mal. Die Öllampe war erloschen. Aretas lauschte in die Dunkelheit.

  • Tja, das hätte ich mich auch fragen können! Ich, glaub, da war nicht viel mit denken gewesen! Das war, wie ein innerer Zwang. Ich hätte gar nicht anders gekonnt, auch wenn ich gewollt hätte. Aer ich wollte ja gar nicht! Das hatte mir so leid getan, als wir uns bei unserem letzten Treffen trennen mussten. Ich hatte einfach Angst, ihn nie wieder zu seh´n, was ja durchaus hätte sein können. Das Leben von Sklaven war unberechenbar.
    "Ich hab dich nicht ausgesucht! Du warst einfach da." Und das stimmte doch auch. Irgendwas war da zwischen uns, was mich nicht los ließ. und das war an auch die Erklärung dafür, warum ich auch jetzt wieder bei ihm sein wollte. So nah, wie´s nur ging. Damit ich ihn fühlen konnte, seinen Herzschlag hören könnte. Das war Leben. Und ich wollte leben. Seit Luoans Tod, war mir mein Scheiß Leben egal gewesen, denn es gab niemanden mehr. Jetzt in dem Augenblick aber, mit ihm Seite an Seite, wollte ich mein Leben zurück! "Wir müssen uns was einfallen lassen, wenn wir uns in Zukunft sehen wollen!" Toller Vorschlag! Aber ich wusste beim besten Willen nicht wie. "Und ich will ich wieder seh´n! Ich will ich!" Gegen meine Gefühle kam ich nicht an. Auch dann nicht, wenn´s so kompliziert war, wie mit Aretas. Mir würde es mein verdammtes Herz brechen, wenn er mich jetzt abwies. Es musste doch einen Weg geben!

  • „ Ich war einfach da und wir hatten wahnsinniges Glück.“ Nemoralia, das Opfer, dieser Tag hatte für Aretas einen bitteren Beigeschmack. Seine Opfer wurden durch den Frevel im Hain der Diana, null und nichtig. Nur ein dritter Platz beim letzten großen Rennen. Sollte der Frevler nicht von den Römern bestraft werden. Dann würde er es tun. Er hatte ihm fast alle Hoffnung auf die Freiheit genommen. Caelyn lenkte ihn von diesem Gedanken ab. „ So lange ich meine Aufgaben nicht vernachlässige kann ich mich frei bewegen. Am Markttag wäre am einfachsten. Da fallen wir im Getümmel nicht auf. Für’s erste....“ Es war nicht die Lösung, das wusste er. „ Weiß Sermo davon? Ich will nicht hoffen, dass der Alte Quatscht. Wenn ja, dann breche ich ihm alle Knochen.“ Aretas sah zu Caelyn, erahnte ihr Gesicht mehr, als er es im Dunklen sah. „ Ich werde Morgen Abend, bevor es Dunkel wird, an der Ecke vor der Casa auf dich warten. Dann reden wir noch mal. Jetzt sollten wir schlafen.“

  • Glück, ich glaub, das war das richtige Wort! Das war echt Glück, nach all dem Pech, das ich in letzter Zeit hatte. Hoffentlich ging mir das Glück nicht gleich wieder flöten. Damit das nicht passierte und er nicht auf dumme Gedanken kam und abhaute, kuschelte ich mich ganz dicht an ihn.
    Aretas wusste auch keine echte Lösung, wie´s mit uns weitergehen konnte. Ich merkte jetzt schon, ich wollte mehr, als sich nur ab und zu mal an den Markttagen zu treffen, und dann noch im dichtesten Getümmel, wo man uns sehen konnte und wir nicht allein waren.
    "Sermo hat keinen blassen Schimmer. Diomedes hat ihm nichts gesagt. Noch nicht. Wenn der das von uns wüsste, der würde mich wahrscheinlich windelweich schlagen. Aber das wär´s mir wert." Zum Glück wusste er nichts und wenn´s nach mir ging, musste er´s auch nie erfahren. Sermo, dieser elende Dreckskerl, jetzt spukte er mir schon im Kopf rum, gerade dann, wenn ich ihn gar nicht brauchen konnte.
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer war dann, dass er morgen Abend in der Nähe der Casa auf mich warten wollte. Wieder ein Beweis, dass ihm was an mir lag. "Ich will noch nicht schlafen. Nicht gleich." Ja ja, das war nicht das allervernünftigste, denn der Tag morgen würde wieder lang und voller Arbeit sein. Aber es ging nicht, einfach so neben ihm einzupennen. Bei meinem Bruder auf jeden Fall, aber nicht bei Aretas! Ich drückte ihm ´nen Kuss auf die Lippen und fummelte an meiner Tunika herum.

  • Sie wollte noch nicht schlafen. Nicht gleich. Der Kuss, ihre samtweichen Lippen...Aretas Gefühlswelt war gerade einigermaßen zur Ruhe gekommen. Ein Funke, dieser Kuss, ein lächrlicher Funke, brachte den Stapel trockenen Holzes wieder zum brennen. Genau das hatte er versucht zu vermeiden. Auf eine stümperhafte Art und Weise, inkonsequent. Diese Inkonsequenz kostet ihn den Rest seiner Beherrschung. Die Welle der Vernunft lief ohne Kraft am Stand aus. Er konnte es nicht mehr verdrängen.


    Ihre Finger nestelten an ihrer Tunika herum. Sollte er? Sie würde es ihm schon sagen oder schlagkräftige Argumente, die dagegen sprechen, austeilen. "Lasss mich mal." flüsterte er. Ohne große Mühe hatte er den Knoten am Gürtel der Tunika gelöst. Seine Hand legte er an ihre Wange , sein Lippen forderten den Kuss zurück. Seine Hand glitt über den Arm an ihrer Seite hinunter berührte mit sichtlicher Vorsicht ihren Oberschenkel. Wie warm und glatt ihre Haut war, er verweilte zärlich streichelnd einen Moment, um sich dann einen Weg unter ihre gelöste Tunika zu bahnen. Ihr dürfte es in der Zwischenzeit nicht entgangen sein, dass sich mehr bei ihm tat. Er konnte es nicht mehr abstreiten, geschweige denn verbergen, was gerade in ihn ablief. Was sie geweckt hatte. Seine Hand ging weiter auf Wanderschaft, berühte sanft ihre Rundungen, die er schon durch ihre Tunika gespürt hatte. " Ich kann auch noch nicht schlafen." flüsterte er und küsste sanft ihren Hals.

  • Dieses blöde Ding! Wollte einfach nicht aufgeh´n. Aber mit Aretas Hilfe war der Knoten des Gürtels schnell gelöst. Er schob seine Hände unter meine Tunika und erkundete meinen Körper von den Oberschenkeln aufwärts. Das machte mich total kribbelig. Aber seine Küsse an meinem Hals steigerten das noch. Am liebsten hätte ich mir die Tunika vom Leib gerissen. Aber die brauchte ich ja noch. Mit einem Ruck zog ich sie mir über meinen Kopf, damit er tun konnte, was immer er wollte.
    Jetzt begannen auch meine Finger, seine Tunika nach oben zu schieben. Sein Körper fühlte sich warm und die Haut schmeckte salzig. Dass er jetzt auch noch nicht schlafen konnte, glaubte ich ihm aufs Wort. "Das ist gut!", flüsterte ich ihm ins Ohr. Nur ein gefühlloser Narr hätte jetzt schlafen können.
    Meine Hand schob sich streichelnd über seinen Oberkörper nach unten.
    Ich merkte es ganz deutlich, er war bereit und ich auch. Ich war total verrückt nach ihm und ich bereute es kein bisschen, dass ich das Risiko auf mich genommen hatte, um her zu kommen.

  • Du Narr was tust du da !


    Wie ? was tu ich da. Ich kann nicht anders.


    Willst du dir alles verderben?


    Was verderben? Ich mag sie. Ich schaffe es auch mit ihr.


    Wenn du kein Auriga mehr bist, ganz bestimmt. *sarkastisch*


    Warum kein Auriga mehr?


    Bist du schwer von Begriff? Wenn sie euch entdecken, meinst du du bleibst Auriga?


    Es passiert doch nichts.


    Bei dem was du vor hast?? *lacht* Wenn nicht heute, dann in einer der folgenden Nächte? Was ist dann ?


    Du hast Recht aber....ihre Lippen... ihre weiche warme glatte Haut...


    Ja, mach was du denkst. Lass alles sausen. Nimm sie dir. Stürze sie gleich mit ins Unglück. Für was hast du das da oben? Du Narr.


    Lass mich... nur heute.



    Ihre Hand ließ alle Zweifel und Bedenken wie Seifenblasen zerplatzen. In ihm stieg das Verlangen nach mehr, mehr als das Spüren ihrer samtweichen Haut, ihres Körpers in allen Details, ihrer Gesten, ihrer Stimme dicht an seinem Ohr. Er wollte sie jetzt besitzen, jetzt hier in diesen Minuten und sie ließ es zu. Er nahm sie in Besitz. Zärtlich, vorsichtig , kleine Wellen die zu Wogen heranwuchsen, sie mitrissen. Ein wilder Tanz trieb sie hinauf, immer wieder und wieder bis sie den Kamm erreichten. Dann überschlug sich alles. Alles und nichts, unbeschreiblich, vergänglich, einmalig. Es war vorüber, ausgelebt, in vollen Zügen genossen und auf ewig verflucht. So trieben sie langsam an den Strand. Erschöpft, zufrieden, nachdenklich.
    Er lag seitlich neben ihr, die Augen geschlossen, müde.


    Bist du zufrieden mit dem was du getan hast?


    Lass mich einfach in Ruhe. Ich will jetzt nicht darüber nachdenken.


    Es wurde kühl. Er rutschte an sie heran und zog die Decke hoch, legte seinen Arm wieder um sie. Er wollte sie bei sich haben. „ Mein Hühnchen.“ Murmelnd , atmete er tief ein und aus, um ins Land der Träume abzutrifften.

  • Zum Glück kriegte ich nichts von dem inneren Kampf in Aretas Kopf mit. Das hätte mich bloß wieder total verwirrt. Wichtig war nur, dass nicht er Verstand gesiegt hatte.
    Er wollte mich und er nahm mich mit sich. Bis in schwindelerregende Höhen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so was noch mal erlebe. Das mit Sermo war aus reiner Verzweiflung passiert. Und Ursus? Nee, Ursus war schon immer ´ne Nummer zu groß für mich gewesen. Und dieses eine Mal war, glaube ich einfach nur aus Mitleid passiert. Das hier mit Aretas, das war das Wahre. Das spürte ich. Ich wollte nicht behaupten, dass wir füreinander geschaffen war´n. Aber es musste irgendwas geben, was uns zueinander gebracht hatte.
    Ich war einfach nur noch total glücklich. Wenn nicht so unkel gewesen wäre, hätte er mein zufriedenes Lächeln gesehen. So sah er gar nix. Aber vielleicht konnte er es spüren. Genauso wie ich spürte, dass er zufrieden war. Er nannte mich "Mein Hühnchen". Aber diesmal nahm ich ihm as gar nicht übel, denn ich was ja seins. Irgendwie fiel mir auf, ich wusste gar nicht, wie ich ihn nennen sollte. Na, auch egal. Wichtig war doch nur, was man fühlte. "Ich will dein sein, wenn du mich willst," flüsterte ich ihm zu. Das Sermo da auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte, blendete ich einfach mal aus. Wer war Sermo gleich nochmal?

  • Die morgentlichen Gräusche im Stall, weckten Aretas. Die ersten Stallburschen waren da und machten sich in den Boxen zu schaffen. Die unbequeme Lage verursachte Schmerzen im rechten Arm. Caelyn hatte sich mit ihrem Kopf drauf gelegt. Caelyn! war noch da. Er rüttelte an ihrer Schulter. "Caelyn."flüsterte er. " Du musst gehen." Ein zärtlicher Kuss auf ihre Lippen. " Aufstehen."flüsterte Aretas eindringlicher. Er drückte sich an der Wand lang von der Liege und sah nach vorn zu den Boxen. Sie musste aufstehen. Kamen noch mehr von den Knechten, sah es schlecht aus, ungesehen aus dem Stall zu kommen. " Caelyn, bitte." ein kräftiges Rütteln. " Steh auf."

  • Ich war irgendwann eingeschlafen. In seinen Armen. Alles war so gemütlich gewesen. Es war warm, Aretas war bei mir und ich war im siebten Himmel.
    Am frühen Morgen erlebte ich dann ´ne glatte Bruchlandung, als ich aus meinen süßen Träumen gerüttelt wurde. Gerade eben noch war ich zärtlich geküsst worden und jetzt kam dieser alte Hornochse und machte alles kaputt! "Hä, was is? … Lass mich in Ruhe! Verzieh ich, Diomedes. Ich will noch schlafen," murmelte ich gähnend. Aber irgendwann machte es klick in meinem Hirn und ich dachte, oh Scheiße! Ja, genau! Ich war immer noch bei Aretas und der verdammte Morgen graute schon. Blitzschnell fuhr ich hoch. "Was? Was ist?" Ich sah ihn an und wusste Bescheid. Es war Zeit, zu gehen. Schnell zog ich mir die Tunika wieder über und stand auf. Aber vorher küsste ich ihn noch einmal liebevoll. Wir war´n schon längst nicht mehr allein. "Wie komm ich jetzt hier raus?"

  • Gute Frage. Eine sehr gute Frage, die sie da stellte. Aretas hatte sich fast damit abgefunden, dass man Caelyn erwischte. Eine Möglichkeit gab es, hoffentlich spielte der Hengst mit. " Ich hole den Hengst aus der Box, du läufst auf der Seite mit. Es darf nur keiner von draußen durch die Tür kommen, dann haben wir ein Problem." Er ging voraus und öffnete die Box, beruhigte den Hengst und führte ihn heraus. " Caelyn." Aretas nickte ihr zu , führte den Hengst langsam etwas schräg gestellt bis zum Tor. Ein Knecht kam mit einem Eimer Wasser und grüßte. Aretas hatte es beinahe überhört,die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben" Salve." rief er ihm hinter her. Den Hengst am Zügel ging er auf die andere Seite, gab Caelyn eine Kuss. " Bis heute Abend."

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