Stallungen der Factio Purpurea

  • Das war es was Faustina gewollt hatte. Das Haar war total durcheinander, die Schminke verschmiert und sie war staubig von den Haaren bis zu den Zehen. Aber es war traumhaft gewesen.


    "Danke.", sagte sie leise und gab, ganz gegen ihre Gewohnheit, dem tapferen Lenker einen Kuß auf die Wange. Dann stieg sie vom Wagen, glücklich und zufrieden. Sie blieb vor den Zwilingen stehen und meinte nur: "Traumhaft!".

  • Er glaubte nicht richtig gehört zu haben. Sie bedankte sich und dann ...ausgerechnet vor den Zwillingen lief er knallrot an, wusste nicht was er sagen sollte.


    Halte einfach deine Klappe und genieße ihn. Sie ist im Rausch, nochmal wird dir das nicht passieren.Eher hast du dir eine Ohrfeige eingefangen oder bekommst die Peitsche zu spüren.


    Wer will als nächstes mit ?"Er hielt der Zurückhaltenderen der Zwillinge provokativ die Hand hin. nach der zweiten Runde mit Domina Faustina, hatte sie sicher tausend Ausreden um nicht mit zu fahren.
    So langsam ging seine Gesichtsfarbe wieder in den Normalzustand zurück. " Deine Tunika solltest du ein Stück hoch nehmen. Ohne dir damit zu nahe treten zu wollen." Er nickte ihr mit ernster Mine zu.

  • „Du fürchtest wohl, dass ich einen Rückzieher mache...“, bemerkte Narcissa schmunzelnd. Es stimmte, dass sie für gewöhnlich Probleme hatte, die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf zu ignorieren. Ihre Zwillingsschwester war da etwas anders veranlagt. Und sie teilte auch nicht den Optimismus der anderen Aurelia. Es gab genügend Möglichkeiten, wie dieser kleine Ausflug bekannt werden konnte. Der Stall wimmelte nur so von Knechten und irgendwo dort war auch Lysandra. Und dennoch, obschon sie erahnte, wie durchsichtig Floras Argument zu ihrer Beruhigung war, ließ sie sich damit abspeisen. Falls, dann war geteiltes Leid immer noch halbes Leid.


    So stellte sie also alle guten Vorsätze hinten an, als die Tiberia freudestrahlend von ihrer zweiten Runde zurückkam und sichtlich begeistert war. „Ich glaube fast, dass wir nachher erst einmal eine Runde in die Therme gehen sollten...So können wir uns nicht nach Hause wagen...“, meinte sie vergnügt. Der junge Fahrer lud zur nächsten Runde ein (nachdem er von einem interessanten Tief-tiefrot über tiefrot und rot zu seiner eigentlichen Hautfarbe zurückgefunden hatte). Provokativ streckte er ihr die Hand entgegen. Ihr Herz tat einen flatterhaften Sprung in die nächst höhere Frequenz. War das Angst? Vielleicht – ein bisschen. Aber nicht so sehr vor der bevorstehenden Fahrt. Gemeinsam mit ihrer Schwester war sie auf dem Pferderücken groß geworden. Und beide hatten sie ihre Vorliebe für schnelle Ritte früh entdeckt. Nein, sie war es schlichtweg nicht gewöhnt einen fremden Mann in ihrer unmittelbaren Nähe zu haben – und da war immer noch die Sache mit der lieben Vernunft, die einfach nicht ihren Geist aufgeben wollte. Er nickte ihr mit ernster Miene zu. So ganz glaubte sie dieser Professionalität nicht.
    „Das würde ich dir auch nicht raten wollen...“, erwiderte sie ausgeglichen, ein Lächeln auf den Lippen und tat wie ihr geheißen, indem sie wie Flora ihre Tunika in ihren Gürtel stopfte und zwei schlanke weiße Waden entblößte. Als sie sich bewusst wurde, dass das überhaupt das allererste Mal war, dass sie gegenüber einem Mann ein Fitzelchen Haut zeigte (einmal von dem Arzt abgesehen, der sie direkt nach ihrer Geburt als Säugling untersucht hatte), war es an ihr, ein wenig zu erröten. Bevor die Sorge in ihr Überhand gewinnen konnte, ergriff sie mit festen Druck beherzt Aretas´ ausgestreckte Hand und ließ sich auf den Wagen helfen.


    Er sicherte sie und sie war wieder einmal überrascht, was eine andere Perspektive auf die Dinge, die sie normalerweise für selbstverständlich hielt – Wagenrennen von der Haupttribüne aus mitverfolgen – doch ausmachen konnte. Das Gefährt wirkte doch recht instabil. „Du hältst mich doch sicher fest, hm?“, Sprach sie ihren unmittelbaren Gedanken aus und sah, als sie bemerkte, dass sie ihn doch leise ausgesprochen hatte, halb zu Aretas empor. Besser er tat es...

  • Aretas hatte sich Mühe gegeben, nicht noch eine der verwöhnten Gören auf seinem Wagen mitzunehmen. Auch wenn Faustina total eingestaubt und etwas zerzaust aussah, schien das Narcissa nicht davon abzuhalten es ihr gleich zu tun. Was Faustina irgendwie freute, denn dann sah sie nicht alleine so mitgenommen aus.


    "Wir sollten tatsächlich anschliessend eine Therme aufsuchen. Wenn ich so nach Hause komme und mein Vetter Durus mich so sieht, werde ich Ärger bekommen. Er ist halt ein echter Patrizier ... er würde unseren Aretas sicher in einen Steinbruch verkaufen.", jetzt, da sie sich wieder gefangen hatte, war sie wieder die verwöhnte Zicke.

  • Ihn amüsierte es, wie sie ihre Gesichtsfarbe wechselte. Ihr fester Griff nach seiner Hand, sagte ihm, dass sie sich bis zur letzten Minute nicht ganz schlüssig war ob sie fährt. Er war kein Unmensch, hielt sich auf Abstand, sah nicht nach ihren, doch ganz passablen Beinen. Vermied jedes Wort, was sie hätte falsch verstehen können. Er hatte die Zügel in den Händen und war bereit, als ihre Frage zu ihm vordrang. Leise und mit einem Unterton den er gar nicht mochte. Irritiert sah er zu ihr. „ Ich wollte nicht das ...“


    He, du bist doch sonst nicht so zimperlich. Instinktiv faßte er nach seiner Narbe an der Augenbraue.Es sind Frauen und ich ? Du bist Sklave, wann begreifst du das endlich. Du hast den Krieg gegen die Römer verloren. Es sind Römerinnen, du willst überleben und irgendwann wieder frei sein ? Dann mach keine Dummheiten.


    „ Ich halte dich fest Domina Narcissa.“ Vom Aussehen her gleich, charakterlich so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Er hatte sie genau beobachtet. Besonders.....


    Römerinnen, lass es....


    Widerstrebend legte er seinen Arm um Narcissa, hielt sie in der Taille fest, schnalzte und der Wagen setzte sich in Bewegung. Er ließ sie laufen. „ Heeee....“ Spornte sie an, gab ihn mehr Freiheit. Sie zogen durch. Das war es was er mochte. Die Wende nahmen sie in einer großen Kurve. Der Wagen wurde langsamer. Er ließ Narcissa für einen Moment los, wickelte die Zügel ab. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, stellte er sich fast hinter Narcissa, hatte sie zwischen seinen Armen, links und rechts die Zügel. „ Nimm die Zügel. Halte dich daran fest.“ rief er, gab den Pferden wieder Freiraum. Sie griffen aus und wurden schneller. Die nächste Wende nahm der Wagen enger.


    Es war schwer die Pferde nur mit den Händen zu dirigieren. Er hielt die Zügel zusammen in der linken Hand. Machte die Peitsche vom Gürtel und schwang sie über den Pferden , ließ sie knallen. Artax spitzte die Ohren und war nicht mehr zu halten.
    Das ist es. Er lachte, er war da wo die Zeit der Gefangenschaft am süßesten war. Mit den Pferden auf der Bahn.


    Die letzte Wende, dann hatten sie 2 Runden weg. Ein großer Bogen, ohne viel an Geschwindigkeit ein zu büßen. Die Peitsche knallte und sein Pferde liefen. „ Halt dich fest.“ Mehr sagte er nicht, sie waren fast an der Ausfahrt. Er riss na den Zügeln , die Pferde gingen in die Hinterhand , warfen die Köpfe zur Seite und stiegen vorn hoch. „ Wir sind da.“ Er ließ links die Zügel los und bot ihr die Hand zum Absteigen an. Was er dachte ließ er mit keiner Regung nach außen dringen. Sie würde sicher nie wieder mit ihm fahren wollen. Denke daran, es sind Römerinnen.

  • „Nicht wirklich, wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben, dann ziehen wir das in der Regel durch. Du bist eben der kühle Kopf von uns Beiden und hin und wieder sind deine Bedenken stärker, als der Drang etwas Unfug anzustellen. Sollte dieses Abenteuer raus kommen, dann nehm ich die Schuld auf mich“, versprach sie ihrer Schwester liebevoll. Sie meinte es so, wie sie es sagte. Sie würde Narcissa in Schutz nehmen. Das war oft so gewesen, aber ihr Ebenbild ließ das nicht zu, immer standen sie Beide für das Gerade was sie angestellt hatten. Das schwesterliche Band, welches sie Beide aneinander knüpfte war stärker wie jede Strafe. Sie würden auch füreinander lügen. So war das nun einmal.
    Ein ganz kleiner Stich versetzte ihr der Gedanken, dass sie bald gar nicht mehr so häufig zusammen sein würden. Kurz presste sie ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Doch lange konnte sie nicht finster drein schauen, Aretas und Faustina kamen zurück. Die Tiberia war völlig aus dem Häuschen. Nun war Narcissa an der Reihe. Flora verzichtete auf einen aufmunternden Schupser. Narcissa würde jetzt sicherlich keinen Rückzieher mehr machen. „Ein Besuch in den Thermen ist eine gute Idee“, stimmte sie dann noch zu, ehe Aretas dann ihrer Schwester in den Wagen half. Kurz wirkte diese etwas unglücklich, aber dieser Eindruck verschwand fast sofort, als der Sklave die Zügel schnalzen ließ und die Pferde los liefen. Täuschte sie sich oder waren diese beiden runden schneller und Halsbrecherischer wie die der Tiberier. Wenn er glaubte dadurch die Zwillinge einzuschüchtern, dann hatte er sich getäuscht. Er konnte froh sein, wenn Flora ihm die Zügel nicht einfach abnahm, wenn sie dran war. Am liebsten hätte sie ihm bewiesen, wie viel Feuer in den aurelischen Zwillingen steckte.
    Die beiden Runden brachte Areatas unbeschadet hinter sich. Das war auch gut so, sonst hätte sie ihm den Kopf abgerissen, wenn ihrem Ebenbild etwas zugestoßen wäre. Und eine wütende Flora wollte er sicherlich nicht kennen lernen.
    Narcissa strahlte über das ganze Gesicht. Sie war zwar staubig, aber es hatte ihr Spaß gemacht. Nun war sie selbst an der Reihe. Kaum war ihre Schwester vom wagen geklettert, gesellte sie sich zu dem Sklaven, wobei sie sich aber nicht helfen ließ. Sie wollte ihm wirklich beweisen, dass sie Mum in den Knochen hatte.
    Sie folgte dem Beispiel der beiden anderen Frauen und hielt sich ebenfalls gut fest. Wobei sie aber ihn herausfordernd ansah. "Von mir aus können wir", meinte sie keck.

  • Gespannt schaute Faustina wie Aretas den Wagen über die Bahn lenkte. Noch gespannter schaute sie Narcissa hinterher. Wie würde sie es verkraften? Je länger sie darüber nachdachte, kam sie zum Schluß, das Narcissa es sicher gut überstehen wird. Immerhin war sie mutig in den Wagen gestiegen und hatte kaum gezögert. Allerdings fragte sie sich, warum sie in diesem purpurfarbenen Fummel gefahren war, wenn es doch mit der langen Tunika ging? Um nicht noch mehr aufzufallen, verschwand Faustina, um sich rasch etwas zu waschen und umzuziehen.

  • Abermals schenkte Narcissa ihrer Schwester ein leises Lächeln. Sie beschrieb sie absolut zutreffend. Aber eines ließ sie nicht zu: „Du wirst nicht den Kopf allein hinhalten, Flora! Das kommt gar nicht in Frage! Mit-gehangen, mit-gefangen!“


    Sein Körper neben ihr war warm. Irritiert nahm die junge Aurelia die Erkenntnis wahr, die unvermittelt in ihr Bewusstsein einsickerte. Er wollte was nicht? Hier sein? Zum Spielball dreier unternehmungslustiger Patrizerinnen werden? Ein leises schlechtes Gewissen beschlich sie, das nur noch zunahm, als sie bemerkte, wie sie auch den Duft seines Körpers schlagartig wahrnahm. >Du wirst Vestalin,wenn alles nach Plan läuft, Mädchen!< rief sie sich zur Ordnung und schrieb diese eigentümlichen, sehr intensiven und dadurch besonderen Eindrücke dem Umstand ihrer eigenen Erfahrungslosigkeit zu.
    Ein Lächeln grüner Augen, ein Nicken, dann ergab sie sich vertrauensvoll in seine Obhut. Er brachte die Tiere dazu anzulaufen, er ermutigte sie und auf einmal zogen sie wie von einer Wespe gestochen an und brachten den Grund unter bebenden Hufen zum Vibrieren. Staub wallte um sie auf, verfing sich in ihren Haaren. Narcissa spürte den Fahrtwind in ihrem Gesicht, auf ihrer Haut. Zuerst war es ungewohnt, viel schneller als auf einem einzelnen galoppierenden Pferd; Es brachte ihr Herz dazu wie verrückt gegen sein Gefängnis aus Rippen zu schlagen. Die erste Wende. Da war sie, die Freiheit. In einer langen Bahn lag sie verheißungsvoll vor ihnen.
    Aretas ließ sie für die Dauer eines Atemzuges los – verwirrt, ihres Haltes auf einmal beraubt, sah sie zu ihm empor -, aber nur, um sich unmittelbar hinter sie zu stellen. Da war sie wieder, die Wärme, jetzt noch intensiver. Er wies sie an, sich an den Zügeln festzuhalten, sie tat es indem sie kurz vor seinen Fingern nach dem Leder griff und ihn dabei gerade noch so streifte. Dann war scheinbar alles um ihn herum geschehen, er wurde als Fahrer eins mit den Tieren, die an seiner Leine liefen und Narcissa ließ sich von seiner Begeisterung anstecken, dem Fahrwind, dem wirbelnden Staub, die Marken, die an ihr vorbeirauschten. „Das ist großartig!“, stimmte sie lachend gegen den Wind an, ob er es nun hörte oder nicht und strahlte mit der Sonne am Himmel um die Wette.
    Der Wagen absolvierte die zweite Runde und die Pferde kamen halb steigend zum Stehen. Ziemlich zerzaust stand sie vor ihm, die Lippen immer noch zu einem begeisterten Grinsen gezogen. „Das war toll!“, brach sie nun endgültig aus ihrer Zurückhaltung heraus. „Ich verstehe deine Liebe - zu dem hier...“, Sie wies auf den Wagen. Was es bedeutete. Einssein, Freiheit; Hier unten vergaß man alles, kam es nur noch auf Fahrer und Tier an. Die Welt da draußen konnte ruhig machen was sie wollte. Die junge Aurelia berührte flüchtig seinen Oberarm, „Danke!“, sagte sie lächelnd und ergriff seine Hand, um von seinem Wagen herunterzusteigen.


    „Einfach großartig! Phänomenal!“ Ihre Beine waren noch immer etwas weich. Ihre Schwester stand schon in den Startlöchern. Sie umarmte sie selig und gesellte sich dann zu Faustina, die inzwischen ihr Gewand wieder gewechselt hatte und von ihnen drei wohl den saubersten Eindruck machen würde. Narcissa war es gleich. Die Tunika, die sie trug war ohnehin etwas älter und sie machte sich nicht so sehr aus modischem Firlefanz.


    edit: Absätze eingefügt

  • Da musste er nicht viel sagen. Sie stand und hielt sich fest. Die Antwort , war ein kurzes Schnalzen, die Zügel klatschen auf dem Rücken der Pferde. Los ging die Fahrt. Sie war die mutigere Hälfte. Er gab den Pferden gleich die Zügel, schwang die Peitsche und ließ sie laufen. Sie hatten richtig Fahrt bekommen. Er fuhr von weit außen in die Wende und zog den Wagen in der Wende nach innen, nahm das Tempo kaum zurück. " Hee..heee," wieder klatschten die Zügel, die Peitsche knallte. Die Pferde hatten ihr Renntempo erreicht.


    Seine Augen glänzten , er sah nach Flora. Die Wende würde sie so nicht stehen bleiben, wenn er sie genauso hart fuhr wie im Rennen. Kurzerhand griff er nach ihr, holte sie zu sich,zog sie zwischen seine Arme."Festhalten!" wo war ihm in dem Moment egal er hatte zu tun, die Wende war da. Er stemmte sich mit dem rechten Fuß in den Wagen, hatte die Zügel schnell um seine Arme geschlungen und zog daran, dass ihm Schweißperlen auf der Stirn standen. Aischa zog nach links, Die drei anderen folgten ihr, Darius kam aus dem Tritt , drängte gegen Telos und Aischa. Aischa zog weiter nach links um dem Gedränge aus dem Weg zu gehen und das mitten in der Wende.


    Er vesuchte das Tempo weiter raus zu nehmen. Der Wagen kippte, das linke Rad war in der Luft. Ihm blieb nichts anderes übrig, er griff Flora fest um die Taille und verlagerte sein Gewicht nach links, zog sie dabei mit. Der Wagen setzte mit Poltern wieder auf. Erleichtert, ließ er Flora los." Entschuldige Domina Flora." Sie ist genauso wie..... vegiss es und fange nie wieder davon an. -.^ Die Pferde liefen ruhiger. Aber ausruhen gab es noch nicht. Er schwang die Peitsche, sofort zogen sie wieder an, die letzte Gerade, vor der Ausfahrt brachte er den Wagen wieder aus voller Fahrt zum Stehen,die Hinterhände der Pferde gruben sich in den Sand, Artax stieg und warf den Hals zurück. Er sprang vom Wagen und hielt Flora die Hand hin. Bei Tiberia Fustina fiel ihm sofort auf , dass sie wieder ihre lange Tunika an hatte. Die Kurze hatte etwas. Vielleicht wollte sie ja wieder mal fahren.

  • Ihre Schwester strahlte förmlich, die Begeisterung war ihr anzusehen, es war egal, dass sie von Kopf bis Fuß staubig war, es war den Spaß wert gewesen. Und nun war sie an der Reihe. Sie freute sich auf diese Fahrt und spürte das Kribbeln der Aufregung. Es war ein vertrautes Gefühl, jedes Mal, wenn sie etwas taten, was ihre Mutter so gar nicht gut heißen würde oder gar verbieten, war ein Nervenkitzeln und eine Fahrt auf einem Wagen der Factio war etwas, dass ihre Mutter gar nicht billigen würde. Aber ihre Mutter war weit weg und wer sollte es ihr auch schon verraten. Auch wenn sie und Lysandra im Streit lagen, würde diese es nicht wagen eine ihrer Herrinnen in Schwierigkeiten bringen.


    Kaum, dass sie auf dem Wagen stand und sicheren Halt gefunden hatte, knallte auch schon die Peitsche und die Pferde liefen aus dem Stand los. Zuerst war sie etwas erschrocken, denn es ging ein kräftiger Ruck durch ihren Körper und sie musste ein wenig nach ihrem Gleichgewicht suchen. Doch schnell hatte sie einen sicheren Stand auf dem holpernden Wagen. Anscheinend hatte sie ihn mit ihrer Art herausgefordert. Bei Faustina war er noch zurück haltend gewesen, Narcissa hatte er versucht zu beeindrucken, ihr wollte er nun beweisen, was die Pferde wirklich konnten. Es war ein halsbrecherisches Tempo, welches ihr das Adrenalin durch die Adern jagte und ihr einen Ruf der Begeisterung entlockte.
    So schnell war sie noch nie unterwegs gewesen, nicht einmal mit ihrem eigenen Pferd. In der ersten Wende wurde die Fahrt richtig ungemütlich, aber Aretas wusste was er tat. Wobei das Manöver wesentlich schwieriger durchzuführen war, als wäre er allein. Einen Herzschlag befürchtete sie schon, der Wagen würde kippen, aber nur einen Wimpernschlag später, rumpelten sie wieder über die Strecke. Das er ihr dabei sehr nahe gekommen war, bekam sie gar nicht mit, sie war völlig im Geschwindigkeitsrausch und hätte nun am liebsten selbst einmal versucht den Wagen zu lenken.


    Schneller wie ihr Lieb war, war der Spaß dann aber auch schon vorbei. Als das Gefährt zum Stehen kam, brauchte sie einen Moment um zu verstehen, dass es vorbei war. „Oh du meine Güte! Das war wundervoll!“ sagte sie begeistert, sprang ohne Hilfe vom Wagen und drückte einmal ihre Schwester an sich. „Ich hätte auch gern einen Wagen!“ Ein Wunschtraum der sich wohl niemals erfüllen würde. „Das ist Unglaublich! Phänomenal!“

  • Die Pferde schnaubten, Schaum an den Hälsen. Sie mussten abgerieben werden. " Kauft einen mit Fahrer. Lasst ihn für eine Factio fahren, ich warte auf richtige Gegner." sagte er beim reinfahren des Wagens in die Stallung. Vor den Boxen half ihm einer der Stallburschen beim Ausspannung und wegfahren des Wagens.
    Er sollte fragen ober noch gebraucht wurde. Zurück bei den Dominas stellte er sich schräg hinter Tiberia Faustina und wartete bis sie ihre Unterhaltung kurz unterbrachen. " Brauchst du mich noch Domina Faustina?"


    Ein kurzer Blick zu den Zwillingen. Die eine, die wie das weiße makellose Blatt an einer Kirschblüte ist....sanft vom Wind getragen...NEIN

  • „Floraaahaaa!“, machte Narcissa quietschvergnügt, als ihre jüngere Schwester sie stürmisch umarmte, sodass ihr einen Moment die Luft wegblieb. Die Aurelia befand sich eindeutig noch im Geschwindigkeitsrausch, der besser war als jeder suffige Wein. Auch ihre eigenen Wangen waren über den Knochen immer noch zart rot, gefärbt von der Aufregung und der Begeisterung. Beide Zwillinge boten einen ziemlich zerzausten und staubigen Eindruck. „Das war mit Abstand der beste unvernünftige Vorschlag seit langem!“ Aretas fuhr mit dem Gespann an ihnen vorbei in den Stall, um sich um die Tiere zu kümmern. Sie sah ihm nach, wie er im Halbdunkel verschwand. So schlecht war sein Vorschlag nicht einmal. Wohlstand hatten sie ja beide. Allerdings war die gens Aurelia schon durch die Aurata vertreten, deren princeps ihr Cousin Titus war und der wäre gewiss nicht davon angetan, wenn sich die beiden jungen Frauen in seine Geschäfte einmischten.


    „Ich würde sagen, wir machen uns auf in die Therme?“, Die Aurelia fühlte sich immer noch ganz diffus und federleicht. Die Fahrt hatte sie regelrecht beflügelt. Sie zog gerade ihre Tunika aus ihrem Gürtel, ein sauberer petro-blauer Streifen zeigte, wo das Kleid nach oben gezurrt gewesen war, als Aretas wieder zu den jungen Patrizierinnen stieß. Mit einem kurzen Blick, den Narcissa nicht richtig deuten konnte, glitten seine Augen über sie beide hinweg. Sie erwiderte und sah dann zu Faustina hinüber.

  • Die Freude konnte Faustina, die nun wieder hergerichtet war, sehr gut verstehen.


    "Habe ich zu viel gesagt?", lachte sie die beiden Zwillinge an.


    Ihr war aber auch nicht entgangen, das es wohl nicht nur die Fahrt, sondern auch die damit verbundene Nähe zum Fahrer war, die beiden offensichtlich gut gefallen hatte.


    Naja, häßlich ist anders, dachte sich Faustina, als sie Aretas noch einmal von oben bis unten musterte. Vorher war sie zu aufgeregt gewesen, um sich den MANN genauer anzusehen. Jetzt musste sie zugeben, das es ein hübsches Kerlchen war.

  • Was gab es schöneres, als bei drei jungen Dominas zu stehen und ihrer Unterhaltung zu folgen ? Sehr, sehr viel. Aber man konnte auch Vergleiche anstellen, um immer wieder zu einem Resultat zu kommen. Gut, dass Pferde nicht reden können. Es reichte, dass die Stuten den Frauen an Eitelkeit in nichts nachstanden. In seine Betrachtungen versunken, störte es ihn nicht mehr, dass er wie bestellt und nicht abgeholt bei den Dominas stand.


    Das war sicherlich auch das erste und letzte Mal, dass er sich das antun musste. Obwohl sie ihn mit der ganzen Aktion auch in der Hand hatten. Wenn Dolabella etwas davon erfuhr. Er wollte sich nicht ausmalen, was dann passieren würde. Wie die Sache mit ... Wie hieß er noch gleich? Gutta, genau. „ Gutta dieser Ochsenkutscher..“ murmelte er vor sich hin.


    Zum Glück war Tiberius Dolabella sein Dominus und hatte ihn hier in den Stallungen untergebracht und war so außer Reichweite von Tiberia Faustina. Wer weiß mit was er sich im Haus hätte abgeben müssen. Hier hatte er bis zum frühen Nachmittag die Pferde und dann konnte er tun und lassen was er wollte.


    Immer noch in seine Überlegungen vertieft, entging ihm die Musterung durch Tiberia Faustina. Den heutigen Tag legte er unter nur schnell vergessen ab. Bis auf ein paar Einzelheiten, die wollten da nicht so recht reinpassen.

  • Flora war tatsächlich noch im Geschwindigkeitsrausch. Es juckte ihr förmlich in den Fingern den Wagen einmal aus eigener Kraft zu lenken. Sicherlich war es ein unglaublicher Kraftakt, aber man konnte es ja probieren und so zerbrechlich, wie sie aussah, war sie ja nicht. Und Erfahrung mit Pferden hatte sie ja auch. Sie würde es glatt auf einen versuch ankommen lassen. Nur würde Narcissa wohl diesen Spaß nicht zu lassen, dass war dann wirklich viel zu riskant. Dennoch dieses Abenteuer würde sie bei Gelegenheit wiederholen und sie wusste ja jetzt, welcher Fahrer sie mitnehmen würde. „Wir sollten das irgendwann wiederholen“, meinte sie zu ihrer Schwester. Auch wenn Aretas es nicht wollte, er gehörte nun zu den Verbündeten der Zwillinge. Das nächste Mal würde sie ihn aber nicht erpressen, sondern drum bitten.
    Als sie eindringlich von Areats gemustert wurde, wurde ihr bewusst, dass sie zerzaust und staubig war. Eigentlich müsste es sie stören, aber wenn es darum ging etwas Verbotenes zu tun, dann nahm sie auch ein bisschen Schmutz in kauf. Sie löste den Saum ihrer Tunika aus dem Gürtel. „Wir sollten Lysandra nach Hause schicken, sie soll uns andere Kleider holen, während wir uns in der Therme vergnügen!“ schlug sie vor. Bloß alle Spuren verschwinden lassen. „Hier!“ sie warf dann Aretas doch noch eine Münze hin. „Vielen Dank für das Vergnügen. Mäddels, suchen wir uns eine Therme und halten den Burschen nicht länger von seiner Arbeit ab. Bis zum nächsten Mal!“ Ihre Verabschiedung klang wie ein versprechen. Sie wollte noch einmal auf so einem Wagen mitfahren. Unbedingt. Sie hackte sich bei ihrer Schwester und Faustina ein.

  • Im Nachhinein war Faustina dankbar, das sie den Geistesblitz hatte, sich umzuziehen und in einer "Renntunika" die Fahrt angetreten hatte. Ausser etwas Staub und einer Frisur die keine mehr war, konnte man an ihrer Kleidung nun nichts mehr ausetzen. Die Zwillinge sahen da schon anders aus. So konnten sie nicht auf die Straße und in keine Therme. Da musste zunächst wohl etwas anderes her.
    Um so erstaunter war sie, als sich Flora oder Narcissa, das hatte sie noch nicht so ganz raus, so schnell von Aretas verabschiedte. Nun ja, Zeit wurde es, bevor sie entdeckt würden und Rom wieder eines seiner kleinen Skandälchen bekam.


    Lächelnd drückte sie Aretas noch einen Kuss auf die Wange.


    "Vielen Dank, auch von mir. Wir sehen uns bestimmt wieder".

  • Mehr im Reflex fing er das Geldstück auf. Das war das erste Geldstück, was er als Sklave in die Hände bekam. Was ausschließlich ihm gehörte, mit dem er machen konnte was er wollte. Ihr Dank, verursachte einen erstaunten Gesichtsausdruck bei ihm und der Kuss von Domina Faustina auf die Wange, ihr Lächeln, verwirrte ihn vollends. Seine Gesichtsfarbe schlug in rot um. Wie er das hasste so überrollt zu werden. Es kam nur noch ein leises, stockendes " Danke..., Domina's." über seine Lippen.


    Er sah auf das Geldstück und dann den drei Domina‘s hinterher. Was hatten sie gesagt „bis zum nächsten Mal“? Das nächste Mal durfte ruhig auf sich warten lassen. Das es heute ohne Zwischenfälle abgegangen war sicher nur einer dieser Tage, die man nicht zu oft heraufbeschwören sollte. Alle Götter außer Fortuna hatten ihre Augen zugedrückt. Sie soll ja was mit Glück zu tun haben. Er hielt sich da an Bendis. Die hatte heute scheinbar ihren guten Tag, sonst wäre das alles nicht so glimpflich abgegangen.
    Und was sagte Domina Faustina?" Wir sehen uns bestimmt wieder."


    Ausgeschlossen war es nicht, als Tochter ihres Vaters. Wenn Dolabella ein mitfühlender Mensch, dann verhinderte er, dass seine Tochter wieder in die Stallungen kam. Andererseits konnte Aretas ihm nichts sagen, er hing voll in der Sache drin. Da hatte er sich auf etwas eingelassen, nein, er wurde dazu gezwungen. Das war ein kleiner Unterschied. Zwang den man entlohnt? Weiter zerbrach er sich nicht den Kopf darüber. Er war zu verwirrt. Außerdem musste er den roten Kopf wieder los werden. Ein Bad und eine Massage, genau das brauchte er jetzt.

  • Erfrischt und mit einigermaßen klarem Kopf ging er zurück. Die Pferde waren versorgt. Seinen Gedanken nachhängend stellte er sich zu Aischa in die Box und kämmte ihre Mähne. " Du hast mir heute wieder den Hals gerettet. Was wäre gewesen , wenn einer der drei etwas passiert wäre ? Sie hätten gar nicht hier sein dürfen. Es wäre besser gewesen sie wären hier nie aufgetaucht. Bringen mich in Schwierigkeiten und das in jeder Hinsicht. Gegenüber Dominus Dollabella, Sextus und meinem Gewissen."
    Er hörte auf mit Kämmen und streichelt der Stute über die Blässe. " Die eine, die Ruhige. Jetzt werde nicht eifersüchtig. Sie hat mir gefallen, nicht so wie du denkst. Sie war etwas besonderes. Ach was rede ich mit dir darüber. Du verstehst das doch nicht." Er gab der Stute einen Klaps auf die Kruppe und verließ die Box.

  • Sein Entschluss stand fest. Ein letztes Mal sah er nach den Pferden. Seit ein paar Tagen hatte er einem Stallknecht die Pflege der Schimmel anvertraut. Es lief gut, er war zufrieden. Das Training hatte sich bis heute ausgezahlt. Die Pferde waren eine Augenweide. Aber nur wegen der Tiere sein Leben ewig hier zu verbringen, das wollte er nicht. Die Pferde hatte er trainiert, sie waren soweit um die ersten Rennen zu fahren. Nicht mit ihm, das stand fest. Ein Rennen hatte er in diesem Jahr gefahren. Die Versprechungen des Römers hatten sich gut angehört, 4 Rennen gewinnen. Wenn es so weiter ging wie bisher, dann war er zu alt um das zu schaffen. Nein, dann wählte er einen anderen Weg. Einpacken ? Die zweite Tunika, die er besaß und ein Stück Brot, mehr gab es nicht. Das Messer und die Peitsche nahm er mit. Die Dunkelheit verbarg ihn für's erste auf seinem Weg in die Subura. Sein erstes Ziel. Er hatte die letzen Wochen genutzt um sich dort zurecht zu finden.

  • Es war das erste mal, dass sie alleine in dieser riesigen Stadt unterwegs war, aber sie kannte den Weg, meinte sie zumindest. Faustina hatte es ihr etliche Male erklären müssen. Am Ende stand sie doch inmitten eines Platzes, auf dem sich mit Sicherheit keine Stallungen befanden. Nocheinmal zurück, über eine Brücke... endlich, da war es. Sie konnte schon das Schnauben der Pferde hören.


    Nun wurde sie nervös, genauso wie Faustina gestern abend, und noch mehr heute morgen. Sie selbst war einfach zu beschäftigt mit ihr gewesen, als dass sie sich Gedanken hierrüber machen hätte können. Nun stand sie da in ihrer blauen Tunika und wäre am liebsten wieder gegangen.


    Ihre Finger, unter dem hellen Umhang verborgen, spielten nervös am Stoff ihrer Tunika. .. der muß schon ganz dünn sein.. Unverschämter Kerl. Tief luftholend zwang sie sich zu einem aufrechten, stolzen Gang und ging zum Tor. Es stand offen, der Geruch von Pferdemist und Heu kam ihr entgegen. Heimlich hätte sie hier wohl nicht herkommen können. Langsam ging sie den Gang entlang, Box für Box nahm sie genau in Augenschein. Immer wieder hob sich ihr ein Kopf neugierig entgegen, anfassen aber traute sie sich dann doch nicht. Aber der Bursche hatte Recht gehabt, es waren wirklich schöne Tiere.


    Der Gang war zu Ende, aber es war niemand hier, abgesehen natürlich von den Pferden, die unruhig schnaubten, sie war schließlich fremd. Langsam ging sie den Gang zurück. Eines der vorderen Pferde war neugieriger als die anderen. Chiomara hielt die Hand hin, nur ein bisschen ihren Geruch kennenlernen, dann trat sie durch das Tor wieder ins Freie.


    Neugierig sah sie sich um. Bestimmt war hier irgendwo jemand, der ihr helfen konnte. Es gab ja nicht nur den Pferdestall, den sie nun von außen entlanglief.

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