Der Zeitplan ihrer ersten Woche in Rom war eng gesteckt, so dass Septima sich gerade von Frija die Palla reichen ließ, um sich auf den Weg zu ihrem neuen Domus zu machen. Artorius Reatinus würde bei ihrem neuen Anwesen auf sie warten, so dass sie gemeinsam die Baustelle besichtigen und das weitere Vorgehen besprechen konnten.
„Frija, du kannst hier bleiben. Ich werde dich auf der Baustelle nicht benötigen. Wenn ich zurück komme, werde ich ein Bad nehmen. Sorge also in meiner Abwesenheit dafür, dass das Balneum eingeheitzt wird.“ Sehr bestimmt gab Septima ihrer Sklavin die Anweisungen, schließlich sollte alles zu ihrer Zufriedenheit hergerichtet sein, wenn sie verstaubt und dreckig – zumindest ging Septima davon aus – von der Baustelle zurückkehren würde. So konnte sie unmöglich zur all abendlichen Cena erscheinen.
Frija nickte ergeben und behielt ihre leichte Enttäuschung darüber, dass sie in der Villa Aurelia bleiben sollte, für sich. "Ja Herrin."
atrium | Auf dem Weg zur Baustelle
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Die leidige Pflicht, die Baustelle zu überwachen, nahm Sextus nicht wirklich wahr. Ursus hatte ihn darum gebeten, er hatte es zugesagt, aber er verschwendete dort nicht unbedingt ein Übermaß an Energie. Was sollte er auch machen, er war ein Genie, kein Architekt? Was verstand er von Hausbau? Die meiste Zeit, wenn er dort war, sah er also skeptisch drein und übte ein sicheres Auftreten bei absoluter Ahnungslosigkeit. Und tatsächlich erreichte er mit diesem Blick meist mehr als mit jeder Diskussion, die er über Fachdetails hätte führen können. Menschen waren so herrlich lenkbar, wenn man sie einfach nur anschwieg und ihnen ihre eigene Nichtigkeit durch einen kleinen Blick vor Augen hielt.
Nun, aber Sextus hatte nun einmal diese Pflicht übernommen, und heute schien der erste Tag zu sein, an dem es sich für ihn auszuzahlen schien. Zumindest in geringem Maße und kurzzeitig, aber immerhin mehr als in den vergangenen, vergeudeten Wochen. Septima schien schon bereit, und wenn er es nicht besser wüsste, er würde sagen, sie wollte ohne ihn losmarschieren. “Meine liebste Blume würde mich doch nicht etwa allein zurücklassen?“ Mit seinem charmantesten Lächeln kam er ins Atrium gebogen und bedachte Septima mit einem langsamen Blick von Kopf bis Fuß. Wirklich eine Schande, dass diese hübsche Frau bald schon aufgehen würde wie ein Brotteig und die schmalen Hüften dann wohl der Vergangenheit angehören würden. Wahrlich ein Jammer. Sein Blick allerdings sprach eher vom momentanen Zustand der Tiberia, und der war noch durchaus begehrenswert. “Ich glaube, Ursus würde mir zu Recht den Hals umdrehen, wenn ich dich ganz allein auf die Straße ließe. So bezaubernd, wie du heute aussiehst, würde man dich vom Fleck weg rauben wie dereinst die Sabinerinnen, denn kein Mann mit Verstand würde dich einfach ziehen lassen.“ Vielleicht schon eine Spur zu schwülstig, aber Septima kannte ihn ja schon ein wenig und wusste, dass er häufig Komplimente machte, die an der Grenze zur Übertreibung waren. Wenn er nur mit einem 'hübsch siehst du aus' gekommen wäre, sie wäre sicher glatt enttäuscht gewesen.
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Gerade eben war ihre Laune noch missmutig gewesen, als auch schon Aurelius Lupus ins Atrium trat und sie mit überschwänglichen Worten begrüsste. „Oh doch! Ich hätte mich jeden Moment alleine auf den Weg zu meinem Haus gemacht.“ erwiderte Septima mit einem Lächeln auf den Lippen. Obwohl Lupus es mit seinen Schmeicheleien ein wenig übertrieb, genoss sie die Aufmerksamkeit seiner Worte und sein Blick, der prüfend über ihren Körper glitt, nahm ihr das Gefühl, dick und hässliche für andere Männer zu sein. Nein, für hässlich wollte sie nie wieder gehalten werden, weshalb die junge Tiberia heute etwas früher aufgestanden war und sich von ihrer Ornatrix hatte zu recht machen lassen. Alles sollte perfekt sein. Von ihrer eleganten Tunika, in einem hellen rosa, über den goldenen Brustschmuck, bis hin zu ihren kunstvoll aufgetürmten Haaren, in denen eine goldene Libelle als Blickfang steckte, und dem reizvoll geschminkten Gesicht.
Vorsichtig drapierte Frija die Pala über die Haarpracht ihrer Domina, damit sie nun fertig zum ausgehen war.
„Und was den Raub angeht… Ich bin mir sicher, dass damals nur Jungfrauen geraubt wurden. Und wie du siehst…“ Septima strich kurz mit ihren Händen über ihr Bäuchlein, in dem sie das neue Leben von Titus und sich trug. „…bin ich keine solche.“ Nun zierte wieder ein Lächeln ihr hübsches Gesicht und sie deutete einladend mit ihrer Hand Richtung Porta.
„Wo du dich gestern so schön bei der Cena angeboten hast mich zum neuen Haus zu begleiten, sollten wir nicht länger damit warten. Gewiss wird Artorius Reatinus schon da sein.“ Septima wartete kurz, ob Lupus ihr die Hand reichen würde, um sie zu führen. Sollte er dies nicht tun, fände sie es recht schade, würde ihn aber nicht dazu zwingen. -
Eine übertriebene Geste in der er seine Hand auf sein Herz legte, als wäre er von einem Pfeil soeben getroffen worden, war Sextus' gespielte Antwort auf ihre ersten Worte. “Oh, Rose, deine Dornen sind wahrlich scharf“, meinte er gespielt tadelnd, ehe er sein Schauspiel mit einem charmanten Lächeln auflöste.
Als sie auf ihren langsam sichtbar werdenden Bauch anspielte, wurde sein Lächeln verschmitzter. Es war ja so ein Jammer um diese herrliche Figur. Bald schon würde die Frau sehr ungrazil vor sich hinwatscheln wie ein Ente. Aber natürlich würde er so etwas nie sagen, sondern sie nur umso charmanter mit Komplimenten überhäufen. Wenn eine Frau ihrer Selbst nicht sicher war, war sie umso leichter zu manipulieren.
“Ich denke, bei dir würden sie eine Ausnahme machen.“ Galant bot er Septima den Arm an, damit sie sich einhaken konnte, wenn sie wollte. “Nun, ich habe deinem Mann versprochen, auf dich gut aufzupassen, ebenso wie ich euch versprochen habe, mich um euer Haus zu kümmern. Wie also könnte ich dich da nicht begleiten? Noch dazu, wo es so eine Freude ist, mich in aller Öffentlichkeit mit so einer bezaubernden Frau an meiner Seite zu zeigen, ohne dass auch nur der kleinste Einwand dagegen erhoben werden kann?“ Ja, das war dann doch ein wenig Entschädigung für seine Mühen. Wenngleich es noch ein weiter Weg bis zu wirklicher Entschädigung in dem Sinne, wie Sextus das Wort verstand, wäre. Aber er konnte ja schon einmal darauf hinarbeiten und herausfinden, ob Septima da seine Meinung teilte. “Vielleicht sollte ich dich bei dieser Gelegenheit entführen, denn ich weiß noch nicht, ob ich dich wirklich wieder zurückgeben will.“ -
Septima konnte nicht anders, als geschmeichelt auf Lupus Worte hin zu lächeln. Es war eine Wohltat, in seiner Gegenwart zu sein und mit Komplimenten überschüttet zu werden und gleichzeitig spürte sie eine gewisse Aufregung und Spannung, die sich mit jedem Schlagabtausch ihrer Worte mehr steigerte. Noch während sie auf die kleine Dreistigkeit der womöglichen Entführung ihrer eigenen Person durch Lupus hin antwortete, dachte Septima noch über diese Worte nach und ihre Gedanken waren nicht reiner Natur. Oder eben doch, weil sie sich ausschließlich mit der Natur zwischen Mann und Frau befassten? „Vielleicht würdest du es aber auch ganz schnell wieder bereuen, wenn du mich entführen würdest.“ Im Moment würde ihr zwar nichts einfallen, was sie hinterher bereuen würden, aber die Neckereien untereinander waren viel zu amüsant, als das Septima diese unterlassen könnte. „Immerhin kennst du mich und meine Vorlieben noch überhaupt nicht.“
Gerne hakte sie sich bei seinem angebotenen Arm ein und so verließen sie gemeinsam die Villa Aurelia, auf dem Weg zum Rande des Pomeriums, wo das neue Heim von Ursus und Septima in tatkräftigen Umbaumaßnahmen steckte.
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