Auf den Straßen | vor der Casa Quintilia

  • Es war spät. Er beeilte sich durch die Straßen Roms zur Casa Quintilia zu kommen. Ein Versprechen nicht einzuhalten war nicht in seinem Sinne. An der gegenüberliegenden Ecke vom Eingang der Casa blieb er stehen und wartete. War sie schon da gewesen und wieder gegangen oder hatte sie noch keine Zeit, vielleicht keine Gelegenheit gehabt die Casa zu verlassen. Er lehnte mit der Schulter an der Wand und sah immer wieder zum Eingang. Sollte ein Patrouille auftauchen kam er in Erklärungsnot. Angespannt wartete er darauf, dass sich die Tür zur Casa öffnete.

  • Beinahe hätte ich doch glatt verpeilt, wie spät es schon war. Den ganzen lieben langen Tag hatte ich an nichts anderes gedacht. Trotz dass ich todmüde war. Schon am Nachmittag hatte ich ab und zu mal einen Blick vor die Tür gesetzt, um zu schauen, ob Aretas schon da war. Ganz unauffällig natürlich, damit der Alte nichts mitkriegte. Irgendwann hatte der Alte hinter mir gestanden und mich nur ganz verdutzt angeschaut, al ich mich umgedreht hatte. Zum Glück hatte Diomedes nix gesagt. Er hatte sich seinen Teil wahrscheinlich schon denken können. Irgendwie möchte ich ja den Griechen. Weil er so verschwiegen war und vor Sermo nicht alles raus posaunte.
    Es war schon fast dunkel, als ich alles stehen und liegen ließ und wieder zur Tür schlich. Als ich sie geöffnet hatte, erspähte ich auf er anderen Seite der Straße einen, er an er Hauswand lehnte. Das war er! Das war Aretas! Ich zog die Tür bei, so dass sie nur noch einen winzigen Spalt offen stand und ging zu ihm.
    "Da bin ich endlich! Wartest du schon lange?" Ich schlang meine Arme um Aretas und küsste ihn.

  • Entweder hatte sie der Alte verpfiffen oder sie hatte keine Zeit . Es konnte auch sein, dass sie es vergessen hatte. Lange wollte er nicht mehr hier stehen. Es fiel zu sehr auf. Die Tür..., er bleib an die Wand gelehnt stehen. Es musste ja nicht jeder mitbekommen, dass er nur darauf gewartet hatte. Erst als Caelyn heraus kam rührte er sich.
    Ihre Umarmung und der Kuss kam überraschend, hier mitten auf der Straße. Ein Überfall. Ein sehr angenehmer Überfall, der aber genau vor der Casa gefährlich war." Ich warte schon viel zu lange auf dich." und ein freches Grinsen waren seine Antwort auf ihre Frage. " Lass uns ein Stück gehen." Ihm war egal wohin nur ein Stück von der Casa weg. Es musste ja keiner spitz kriegen, dass sie sich trafen.

  • Den ganzen Tag hatte ich mich schon auf den Moment gefreut, ihn endlich wieder zusehen. Da hatte mir die ganze Arbeit sogar Spaß gemacht. Und Diomedes ermahnendes Geschwätz war auch viel erträglicher gewesen.
    "Ich konnte nicht eher raus." Wir gingen ein Stück die Straße lang, bis wir zu einer schmalen Nische zwischen zwei Häusern kamen, die uns aber genug Platz bot. Wäre ja schon blöd gewesen, wenn uns einer gesehen hätte und uns dann an Sermo verpetzt hätte.
    "Und, hat einer was gemerkt?", fragte ich besorgt. Ich hatte mir gar nicht vorstellen können, was gewesen wäre, hatte man uns entdeckt. Aber er war hier, bei mir. "Ich bin so froh, dass du da bist." Fragte sich nur, wie lange er bleiben konnte. Irgendwie war das schon ganz schön doof. Ein anderer hätte wahrscheinlich gesagt, das mit uns sei sowieso zum Scheitern verurteilt.

  • Er sah aus der Nische. " Bis jetzt hat keiner was gemerkt." Aretas hatte sich vor sie gestellt, sah sie an. Seine Finger fuhren zärtlich über ihre Wange. " Es ist eine Frage der Zeit, Morgen, Übermorgen und ob überhaupt. Aber das ist heute Abend nicht so wichtig. Du bist hier." Er zog sie zu sich und legte die Arme um sie. Ein Kuss folgte. "Ich habe die ganze Nacht Zeit." raunte er ihr zu." Mich wird keiner vermissen, bis es hell wird." Die Pferde waren da die ersten. Sie wurden unruhig, wenn es ihr Futter nicht zur festgesetzten Stunde gab." Wie sieht es bei dir aus?"

  • Da war ich aber beruhigt! Ich genoss die Berührungen seiner Finger an meiner Wange. Was er dann sagte, war sichere Gewissheit, die auf eine Weise zwar beruhigend war. Doch was unsere Zukunftsaussichten anging, nichts Gutes verhieß.
    "Die ganze Nacht… ja!", echote ich, aber nicht ohne nochmal zur Tür der Casa zu schauen. Im Gegensatz zu Aretas würde mich einer vermissen. Nämlich Diomedes. Und wenn´s ganz dumm lief, dann auch noch Sermo, der über Tag von Ostia zurückgekehrt war. Aber wenn ich das jetzt alles gesagt hätte, dann wäre die ganze Stimmung hin gewesen und ich hätte mir die Nacht mit Aretas abschminken können!
    "Jaja, ich … ich hab auch die ganze Nacht Zeit!" Naja, ob das überzeugend klang? Ach wenn schon! Einfach nicht an Diomedes oder gar an Sermo denken! Wenn´s hart auf hart kam, fiel mir sicher noch was ein. Bis dahin erwiderte ich seinen Kuss. Nur dann drängte sich mir ´ne ganz andere Frage auf. "Wo sollen wir denn hingehen?" Denn hier so im Freien war´s ja doch ziemlich ungemütlich.

  • Die Frage war berechtigt. Wohin? Er überlegte und kam immer wieder zum gleichen Schluß , es blieb ihnen nur zwei Möglichkeiten. " Es bleiben uns nur die Subura oder die Stallungen." Das war nicht viel. In der Subura war ihr Leben keine Sesterze wert. In den Stallungen...., das wäre nicht das Problem, es ließe sich arrangieren. " Was hast du für eine Auswahl? Die Casa ? ...geht nicht." Es waren wirklich keine rosigen Aussichten. Sein Freude auf den Abend war fast am Nullpunkt. Er hatte so gehofft, dass Caelyns Anwesenheit den Nachmittag vergessen machte und jetzt scheiterte es an so einer Kleinigkeit. Einem Ort an dem sie sich treffen konnten, ohne sofort entdeckt zu werden und ohne sofort mit Sanktionen rechnen zu müssen." Was meinst du ? Oder hast du eine bessere Idee?" Seine Finger wanderten ihren Hals hinab. Er fühlte am Hals ihren Puls, das Blut wie es im Rhythmus des Herzschlages durch die Halsschlagader gepumpt wurde. Hauchte ihr einen Kuss auf die Stelle an der eben noch sein Finger waren, sah sie an. Sie konnten nicht die ganze Nacht draußen verbringen. Der Sommer ging seinem Ende entgegen, es wurde kühler.

  • Die Subura oder die Stallungen. In die Subura bei Nacht brachte mich so schnell keiner mehr hin. Außerdem hatte ich kein Geld. Und die Stallungen? Na gut, da war´s wenigstens warm. Aber sonst?
    Aretas gab die Frage wieder an mich zurück, damit ich mir mein Hirn zermarterte. Die Casa… das war so ´ne Sache mit der Casa. Möglichkeiten gab´s da schon. Aber wenn mich einer erwischte, dann... ja dann gute Nacht schöne Welt.
    "Ja also, in der Sklavenunterkunft… da geht´s nicht. Denn ich teile mir mit dem Alten einen Raum. Der Keller ist so ungemütlich und kalt. Aber…" Ich zögerte einen Moment, denn das, was ich gerade in meinem Kopf konstruierte, war absolut dreist aber trotzdem die einfachste und wahrscheinlich auch die gemütlichste Möglichkeit, gemeinsam die Nacht zu verbringen.
    "Ja also weißt du, in der Casa da steh´n ´ne Menge Zimmer leer, weil die halbe Familie nach Germanien umgezogen ist, oder so. Wir könnten uns rein schleichen ins Haus und hätten die ganze Nacht für uns. Und das in ´nem vernünftigen Bett." Das klang doch gut, auch wenn´s total gefährlich war. Aber malehrlich, ich hatte schon gefährlichere Sachen gemacht und Aretas bestimmt auch. "Na, was meinste?"

  • Ein verlockendes Angebot. Der Alte schlief den Schlaf des Gerechten. Sonst war keiner in der Villa da. Was konnte da schief gehen. Ein Dach über dem Kopf und ein Bett für zwei. Morgen früh wieder verschwinden. "Wenn keiner da ist , nur der Alte da schläft. Die leerstehenden Zimmer sollten genutzt werden. Was für eine Verschwendung. Lass uns gehen."


    Bis zur Tür ging er vor. Es war keiner zu sehen. Um diese Zeit schliefen vernünftige Leute.

  • Das mit dem vernünftigen Bett zog bei Aretas. Und wenn wir schön leise waren, kriegte selbst Sermo nichts davon mit. Öhm, genau Sermo! Hatte ich denn noch nicht erwähnt, dass er wieder in Rom war? Anscheinend nicht. "Naja, keiner ist vielleicht zu viel gesagt." Ich folgte Aretas und trat dann an ihm vor, als wir die Tür zur Casa erreichten. Bevor ich jedoch die Tür wieder aufstieß, drehte ich mich nochmal zu ihm rum. "Außer Sermo ist keiner da. Aber der hat sich gleich nach der Cena verkrümelt. Er hat viel zu tun im Moment…" Da zog er sich lieber züruck, statt sich Gäste einzuladen oder sich alleine im atrium zu betrinken, was ja an sich auch ganz schön öde war.
    Ganz vorsichtig, damit ich keinen Krach machte, öffnete ich die Tür einen Spalt weit. "Kommst du? Aber sei bloß leise!" flüsterte ich und schob mich langsam durch den Eingang.

  • Aus dem, es ist keiner da wurde ein Sermo. Gemein hin, der Dominus des Hauses war anwesend. Das gab einen gewissen Nervenkitzel, der die Sache wesentlich reizvoller machte. "Dein Dominus ist da?" Aretas blieb an der Tür stehen, was sollte schon passieren. Er nickte Caelyn zu und folgte ihr leise durch die Tür.

  • Einige Tage später


    Es dämmert, er stand an der Ecke gegenüber der Porta der Casa. Er ging ein Risiko ein sich hier blicken zu lassen, aber er hatte es ihr versprochen. Ob er ihr erzählen sollte was er machte ? Die letzten Tage hatte er sich mit der Frage beschäftigt. Sie in Gefahr zu bringen hatte er nicht die Absicht. Das würde er unweigerlich wenn er sein Vorhaben preisgab. Ihn fröstelte, das Essen war mager ausgefallen. Zum Stehlen hatte er sich nicht durchringen können. Bald blieb ihm keine Wahl mehr. Das Geld für seine Flucht musste er zusammen bekommen. Römer die Geld hatten sah man überall.
    Ein Blick in die Runde, er musste an die Porta. Wie sollte Caelyn sonst erfahren, dass er da war. Heute wünschte er sich, dass Diomedes die Tür öffnete. Er wollte Caelyn nur kurz sprechen. Dagegen hatte er bestimmt nichts einzuwenden. Bis hierher dürfte sich seine Flucht noch nicht herum gesprochen haben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!