• Die Sonne stand hoch am Himmel, als vom Horizont aus ein Schiff langsam die Wellen durchpflügte und sich der Hafeneinfahrt näherte. Je näher das Schiff kam, desto deutlicher wurde die Gestalt des Mannes, der am Bug stand und seinen Blick ungeduldig auf das Land heftete.
    Aristonicus fuhr sich mit der Hand durch die kurzen, weißen Haare und blinzelte sich eine Träne aus dem Auge. Ich war zwar lange weg, aber geändert hat sich nicht viel, dachte er, als er das geschäftige Treiben an den Piers zur Kenntnis nahm.


    "Aristonicus!", riss ihm die Stimme des Kapitäns aus den Gedanken. Langsam drehte er sich um und lächelte den auf ihn zu eilenden Kapitän matt an. "Aristonicus, und Du meinst sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben?"
    Er nickte. "Ja! Es ist das einzig richtige, Alexandros. Ich will nicht immer der Vergangenheit davon laufen. Außerdem weißt Du ganz genau, das mir Tessalonica zu klein geworden ist. Ich will mehr und ich bin mir sicher, daß ich das nur in Rom kann."
    Kapitän Alexandros schüttelte kurz den Kopf und grinste Aristonicus schließlich an. "Also gut! Ich versuche schon gar nicht mehr Dich umzustimmen. Du bist und bleibst ein Dickschädel, alter Mann!" Er zeigte Richtung Pier. "Da ich Dich eh nicht aufhalten kann, kannst Du genauso gut jetzt Deine Sachen holen. Wir legen an!"
    Aristonicus schluckte kurz und grinste zurück. "Dann lass uns gehen!" Zusammen gingen sie vom Bug zurück zur Mitte des Schiffes, wo seine Sachen in einem Beutel schon bereit lagen. Er nahm ihn und warf ihn über seine Schulter.
    "Alexandros, vielen Dank für Deine Hilfe. Ich bin mir sicher, daß wir uns wiedersehen werden. Grüß Tessalonica von mir und pass auf, daß Du nicht zu viel kaputt machst, wenn Du mal wieder etwas zu viel getrunken hast."
    "Ach! Ich weiß überhaupt nicht von was Du redest! Ich hoffe, Du findest hier bei den Römern, das was Du suchst. Du weißt, das ich erst morgen wieder zurückfahren werde - wenn Du es Dir noch anders überlegen solltest. Ansonsten bin ich in einem Monat wieder in Ostia. Ich würde mich freuen, mit Dir den einen oder auch anderen Wein zu trinken."


    Die beiden Männer umarmten sich kurz aber herzlich und Aristonicus verließ schließlich das Schiff. Langsam ging er den Hafen entlang und sah dabei dem geschäftigen Treiben zu.

  • Eine Weile noch beobachtete Aristonicus die Hafenarbeiter beim Be- und Entladen der Schiffe. Schließlich warf er sich seinen Beutel über die Schulter und verließ den Hafen. Tief in Gedanken versunken lief er die Straßen und Gassen von Ostia entlang. Seine vor vielen Jahren erworbenen Ortskenntisse lenkten seine Schritte unbewusst und automatisch. Als Aristonicus aufsah, fand er sich vor der Curia wieder. Er lächelte leise und zuckte mit den Schultern. Schaden kann es nicht, dachte er und betrat das Gebäude.

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