• Valerian ließ sich aus dem Sattel gleiten und band das Pferd vor dem Haus an. Dann eilte er hinein. "Valentina? Calvena?", rief er vom Atrium aus in das Haus hinein. Er wußte noch nicht, was er sagen sollte. Wie er es sagen sollte. Er war kein Diplomat. Wäre das anders, wäre er jetzt noch bei den Praetorianern und in Rom.






    Sim-Off:

    Das ist wirklich sehr kurz nach Lupus' Tod. Da ich annehme, daß Primus Valentina die Nachricht überbringen will und soll, gehen wir besser davon aus, daß Valentina schlicht nicht zuhause ist. Ich hoffe, das ist im Sinne aller.

  • An manchen Tagen hatte sie das Gefühl, dass irgendwie alles schief ging. Und heute schien einer dieser Tage zu sein. Aus unerfindlichen Gründen war einfach eine Saite ihrer Harfe gerissen und es war einfach kein Ersatz aufzutreiben. Eigentlich war sie sich sicher irgendwo in einer der Truhen noch eine Saite zu haben, aber beim besten Willen sie konnte es nicht finden. Selbst Elissa, die sonst wusste wo alles war, konnte ihr nicht helfen. Sie hatte geholfen zu suchen, aber war erfolglos geblieben. "Verflixt und zugenäht", schmimpfte Calvena leise vor sich hin. Und als ob das nicht schon genug war, war ihr auch noch furchtbar schlecht und sie hatte Kopfschmerzen. Ihre Laune war an einem seltenen Tiefpunkt angekommen. Weshalb Elissa dann einfach die Flucht ergriffen hatte, als ihre Herrin sie angegiftet hatte. Und nicht nur Elissa war plötzlich einfach verschwunden, sondern auch alle anderen Bewohner des Hauses. Wohlwissend dass man eine schwangere Frau wohl nicht reizen sollte. Es war wohl auch Besser, dass man ihr aus dem Weg, sonst hätte sie wohl irgend einen kleinen Grund zum Anlass genommen um ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Eigentlich ungewöhnlich für sie, aber es war eben einer dieser Tage. Und obendrein spielten die Hormone verrückt. Ausgeglichen war etwas anderes.
    Die Suche hatte sie schließlich reichlich frustriert und genervt aufgegeben. Dafür hatte sie dann versucht anderweitig eine Beschäftigung gesucht. Etwas zu lesen, das war entspannend, meistens, aber heute konnte sie sich nicht konzentrieren und auch irgendwie nicht still sitzen. Es war einfach alles unbequem. Sie ging sich selbst furchtbar auf die Nerven. Außerdem hatte sie zugenommen, das passierte zwar in einer Schwangerschaft, entlockte aber selbst bei ihr keine Jubelstürme. Schon gar nicht heute.


    Gerade als sie versuchte sich mit dem Brief von Octavius Macer zu beschäftigen, erklang ihr Name und sie hob verdutzt den Kopf. Mit ihrem Mann hatte sie eigentlich gar nicht gerechnet. Und tatsächlich hob das ein wenig ihre Stimmung. Die Schriftrolle noch in der Hand gesellte sie sich zu ihm. Ein kleines Lächeln auf den Lippen, welches angesichts seiner Miene wieder verblasste. "Was ist los?" fragte sie und drückte ihm nur kurz einen Kuss auf die Lippen. Anscheinend hatte nicht nur sie einen schlechten Tag. "Ich glaub Valentina ist nicht im Haus...", fügte sie dann hinzu. Sie hatte ja schließlich selbst alle unabsichtlich vergrault.

  • Natürlich kam er unangemeldet und unerwartet. Da mußte er damit rechnen, daß der Rest der Familie irgendwie unterwegs war. Wenigstens Calvena war da, auch wenn sie etwas aufgelöst wirkte. "Hallo, Liebes. Wie geht es Dir?" Er schaffte es nicht, zu lächeln. Wie auch mit einer solchen Nachricht im Gepäck? Den Kuß erwiderte er liebevoll, sehr lang wurde er allerdings nicht. "Das ist nicht gut, denn ich habe eigentlich gar keine Zeit. Ich muß sofort nach Confluentes aufbrechen. Aber keine Sorge, ich werde mich dort nicht lange aufhalten, ich soll nur mit dem Praefecten der Ala sprechen." Valerian atmete tief durch. Für seine Frau mußte sein Durcheinander an Äußerungen völlig verrückt klingen. "Es wäre besser gewesen, wenn ich es ihr selbst hätte sagen können. Ich ... ich weiß nur nicht wie..." Wieder unterbrach er seine Worte. Doch es nützte nichts, es mußte raus. "Lupus ist tot."

  • Bisher hatte sie ihren Mann noch nicht so angespannt erlebt. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er wohl so etwas wie schlechte Nachrichten hatte. So recht mit der Sprache rückte er jedenfalls nicht sofort raus, stattdessen verwirrte er sie erst einmal. „Confluentes? Warum?“ fragte sie nach und stellte die Frage nach ihrem Befinden erst einmal hinten an. Es ging ihr ja eigentlich gut, bis eben auf die kleinen Nebenwirkungen der Schwangerschaft, aber dagegen konnte er nichts ausrichten. Außerdem schien es nicht ganz so wichtig wie seine Neuigkeiten. „Was ist los?“ fragte sie dann nach. Irgendetwas das Valentina betraf? Ging es um Terentius Lupus?
    Man konnte es weibliche Intituion nennen, irgendwie hatte sie einen sechsten Sinn für manche Dinge. Nur dachte sie daran, dass Valerian nun gänzlich gegen eine Verlobung der Beiden war, weil der Terentier aus welchen Gründen auch immer ihren Mann verärgert hatte. „Wie bitte?“ sie klang ungläubig. Er erlaubte sich doch nicht etwa gerade einen Spaß? Nein, nicht mit so etwas. „Das…“, es hatte Calvena die Sprache verschlagen. Sie war fassungslos.
    Es war noch nicht so lange her, da hatte sie sich mit Valentina über Lupus unterhalten und nun sollte er Tod sein? „Wie?“ Anscheinend würde sie es ihrer Schwägerin irgendwie beibringen müssen.

  • Valerian schüttelte den Kopf, es war kein Scherz, aber das hatte sie auch schon selbst erkannt. "Ich sollte ohnehin nach Confluentes wegen einer gemeinsamen Übung. Aber nun natürlich auch, um es Primus mitzuteilen. Ich wünschte, ich könnte diese Aufgabe auf jemand anderen abwälzen. Und Valentina... Ich würde ihr so gerne diesen Schmerz ersparen." Er schloß kurz die Augen. "Er ist ertrunken, weil er ein Kind aus dem Rhenus retten wollte. Das Kind hat es wohl geschafft." Es fielen ihm tausend Dinge ein, die seiner Meinung nach hätten getan oder unterlassen werden sollen bei so einer Aktion. Aber es nützte nichts - und hinterher war man eh immer klüger.

  • Valentina würde diese Nachricht gar nicht gut aufnehmen. Das Gespräch, welches sie mit ihrer Schwägerin geführt hatte, hatte ihr vor Augen geführt, wie verliebt diese war. Und nun das. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihr dies erklären sollte. Den Terentier hatte sie nur ganz kurz kennen gelernt und auch nicht mehr wie Drei Worte mit ihm gewechselt. Er war höflich gewesen, mehr konnte sie nicht über ihn sagen. Leicht rieb sie sich die Schläfe, irgendwie nahm der Kopfschmerz ein wenig zu.
    Das er ertrunken war, um ein Kind zu retten, würde sicherlich kein großer Trost sein. „Ohje“, war alles, was sie erst einmal dazu sagen konnte.

  • Tief aufseufzend drückte Valerian seine Frau fest an sich. Was nun? Er hatte natürlich angenommen, Valentina sei zuhause. "Ich möchte es ungern auf Dich abwälzen, es ihr zu sagen. Ach, Calvena. Ich hätte ihnen doch ihr Glück gegönnt. Und nun das... Valentina wird es das Herz brechen. Und ich habe das Gefühl, so gar nichts tun zu können." Vor allem auch, da er gleich weiter mußte. Er konnte nicht warten, bis Valentina nach Hause kam, also konnte er auch nicht für sie da sein. Sicher würde sie ihn dafür hassen.

  • Wie sie es wohl Valentina beibringen sollte? Es waren schlechte Nachrichten, nichts würde sich beschönigen lassen und ihre Schwägerin würde wohl vor Kummer vergehen. Ihr würde es wohl ähnliche gehen. Es war ihr bewusst, dass Valerian auch jederzeit umkommen konnte, so war das Leben eines Soldaten. Meistens dachte sie nicht daran, es gab Dinge auf die sie eben keinen Einfluss hatte. Aber es wurde ihr nun wieder einmal bewusst, dass das Leben eben nicht ungefährlich war. Er machte sich Sorgen, weil sie schwanger war und sie sich weil er eben Soldat war.
    Er zog sie in seine Arme und sie genoss diese Nähe. Dennoch machte es die Situation nicht einfacher. „Ich werde mit ihr reden… und danach wird sie wohl Zeit brauchen…“, sagte sie bedrückt.

  • Valerian seufzte und drückte seine Frau liebevoll an sich. "Ich würde es ihr so gerne ersparen. Aber es ist nun einmal so wie es ist. Und Dir würde ich es auch gerne ersparen, es ihr sagen zu müssen. Aber... ich muß nach Confluentes, Befehl ist Befehl..." Er schüttelte den Kopf. Es gab eben Momente, in denen das Soldatenleben eine wahrhaft schwere Bürde war. "Ich komme zurück, so schnell ich kann." Es würde dennoch zu spät sein, das wußte er nur zu gut. Aber ändern konnte er es nicht, das lag nicht in seiner Entscheidungsbefugnis. Und eigentlich war es besser, wenn er es war, der es Primus sagte, - als wenn es irgendwer tat.

  • Es war, wie es war, sie konnten es nicht ändern. Auch sie hätte es Valentina nur zu gern erspart, aber von irgend jemandem sollte sie es erfahren, ehe sie durch Gerüchte hörte, dass sie den Mann, in den sie sich verliebt hatte, ertrunken war. Liebevoll lächelte sie Valerian an. „Mach dich auf den Weg. Ich werde schon mit Valentina reden“, sagte sie sanft und küsste ihn. „Pass auf dich.“ Nicht das sie am Ende noch jemanden zu betrauern hatte. Aber viel konnte ja eigentlich nicht passieren. Höchstens er fiel vom Pferd und brach sich das Genick, aber er war ja an sich sehr besonnen. Besonders hoch zu Pferde. Reiten war nicht seine Stärke.

  • Es wurde ein sehr langer und sehnlicher Kuß. Wie ungern er sie gerade jetzt allein ließ! Aber er hatte keine andere Wahl, er mußte los. Der Weg war weit und er wollte ihn so schnell wie möglich hinter sich bringen, um möglichst bald wieder hier sein zu können. Nur zögernd löste er sich von seiner Frau. "Das verspreche ich Dir. Und achte Du auch gut auf Dich, ja? Ich komme wieder, so schnell ich kann." Ein sorgenvoller Blick auf seine schwangere Frau, dann riß sich Valerian los und verließ das Haus. Ein langer, anstrengender Ritt lag vor ihm.

  • „Mach dir um mich keine Sorgen“, versuchte sie zumindest ein paar seiner Sorgen zu zerstreuen. Bisher verlief die Schwangerschaft so wie sie es sollte und bis auf die üblichen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erschöpfung, ging es ihr gut. Leicht besorgt sah sie ihrem Mann nach und seufzte tief. Confluentes war ja nicht weit weg und spätestens in ein paar Tagen war er zurück. Gefährlich war der ritt dorthin nicht, und dennoch, ein mugliges gefühlt blieb. Wie sollte sie Valentina beibringen, dass der Mann den sie liebte ertrunken war.
    Hoffentlich kam Valentina bald nach Haus, damit sie mit ihr reden konnte. Hoffentlich schnappte ihre Schwägerin nicht irgendwelche Gerüchte unterwegs auf. Denn das wäre nun wirklich gar nicht hilfreich. Wenn dann sollte man ihr diese furchtbare Nachricht behutsam beibringen.

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