[Cubiculum] Wie Diebe in der Nacht

  • Aretas kam trotzdem. Hätte auch nicht gut ausgesehen,wenn er jetzt gekniffen hätte.
    "Öhm, ja." Ich sparte mir die Frage, ob das ein Problem sei. Logisch war´s das. Allerdings nur, wenn er dahinterkam, dass seine Sklavin ihm auf der Nase herumzutanzen wagte. Bis dahin aber galt einfach, was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Und solange wir nicht wie wildgewordene Stiere die Treppen hinauf stampften, war doch alles bestens.
    Leise, ganz leise, schlich ich mich durchs Vestibulum, hin zur Treppe, die in den Keller aber auch noch oben, zu den cubiculae führte. "Psssst!", zischte ich ihm nochmals ganz leise zu. Wenn Sermo das mitkriegte, war ich erledigt und Aretas auch. Und "das mit uns" konnte man dann den Hasen geben.
    Ich machte wirklich ´ner Katze Konkurenz, denn genauso leise wie ´ne Samtpfote ging ich auf Zehenspitzen die Treppe hoch. Oben angekommen, fiel mein erster Blick auf die Tür zu Sermos Cubiculum. Da war alles still. Vielleicht schlief er ja schon. Leise schlich ich mich in die entgegengesetzte Richtung, zu einem der leer stehenden Cubiculae. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat ein. War verdammt dunkel da drinnen! Aber wer brauchte denn schon Licht?

  • Ohne Schuhe wäre es leiser gegangen. Ihr *Pssst* war nicht nötig, er schlich sich so leise er konnte hinter ihr her. Sie öffnete ein Tür,dunkel. Hoffentlich kannte sie sich in dem cubiculum aus. Ein lautes Geräusch und wir waren geliefert. Die Augen mussten sich an die Dunkelheit gewöhnen. Er drängte sie hinein um leise die Tür zu schließen. Ein kurzer Blick zurück in den Gang, es war ruhig, bis jetzt waren sie unbemerkt geblieben. " Sind wir weit genug von Sermo's cubiculum weg?" flüsterte Aretas. Was er tun würde, wenn sie von Sermo entdeckt würden ? Da blieb nur eins, den Alten dazu und Caelyn ? Sie als Paket verschnürt da lassen, dass es aussah wie ein Raub. Sie musste dann nur ihre Klappe halten. Ging alles leise von statten, war das nicht nötig und es wäre der letzte Ausweg. Vielleicht ließ Sermo auch mit sich reden, falls er sie doch wider erwarten entdecken würde.

  • Sachte schloss er die Tür. Bis dahin hatte a alles geklappt, wie am Schnürchen. Jetzt umgab uns die Dunkelheit. Sie hätte bedrohlich wirken können, die Dunkelheit. Aber das tat sie nicht, denn sie war unser Schutz vor dem Entdeckt werden.
    "Schhhh!" Leises Zischen sollte ihn beruhigen. Die wenige Zeit, die uns blieb, wollte ich nicht mit nervigen Fragen um Sermo vertun. "Sein Zimmer ist auf der anderen Seite des Ganges. Aber denk jetzt nicht an Sermo!" Er sollte lieber an mich denken! Und damit ihm das besser gelang, schlang ich meine Arme um ihn und begann ihn zu küssen. Endlich waren wir für uns und dann auch noch an einem ganz passablen Ort, an dem es nicht feucht oder kalt war und es auch nicht stank.
    Vorsichtig schob ich ihn weiter hinein in die Mitte des Raumes, dort wo ich das Bett vermutete. Irgendwo dort musste es doch sein. Vor einigen Tagen, als ich hier sauber gemacht hatte, war es noch da gewesen.

  • Sie verdrängte seine Bedenken ohne Mühe. Ihre Umarmung und die Küsse brachten seine letzten Zweifel über das Entdeckt-Werden wie Seifenblasen zum Platzen. Caelyn verschwendete keine Zeit mit Reden, kam sofort zum Kern der Sache. Ihm war das lieber, als sich mit Wortgeplänkel aufzuhalten. Der besondere Ort und sie dazu, brachten seine Blut in Wallung, verlagerten das die Wichtigkeit der Blutzufuhr auf die tiefen Regionen seines Körpers. Über das was sich bald abspielen würde musste man nicht nachdenken.
    Er stieß mit seinem Bein an das Bett. Seine Hände glitten über Seiten, zogen sie mit aufs Bett. Angenehmer als sein Strohsack, aber das spielte keine Rolle, das war nicht wichtig. Sie waren hier. Er hielt sich nicht lange auf, zog sich aus, half ihr und widmete sich dann sanft und zärtlich jedem Millimeter ihres Körpers, fühlte wie sie aufblühte. Sog ihren Duft ein, berührte mit seinen Lippen Hals und Schulter, spürte den Schlag ihres Herzens. Jede Faser seines Körpers stand unter Spannung, jede kleine Berührung ließ einen Schauer über seinen Rücken laufen. Trieb ihn weiter bis er keine Zurückhaltung mehr kannte. Er verschlang sie regelrecht, jedes Stück , intensiv, leidenschaftlich. Das Bett bebte unter ihrem Kampf. Er ließ sie gewähren, um sie dann wieder seinem Willen unterzuordnen. Der Kampf trieb beide bis zur Erfüllung. Ein kurzes Ringen, dann war es vorbei.
    Die Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt. Er sah sie an, beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. Dann drehte er sich auf den Rücken und sah zur Decke. " Wer hat hier geschlafen? "

  • Es war nur ´ne Frage der Zeit gewesen, bis endlich das Bett erreicht war. Aretas hatte sich von mir mitreißen lassen. Er setzte a an, wo ich begonnen hatte und war sich auch sonst sehr sicher, wozu er diese Gelegenheit nutzen wollte. Nicht alle Tage stand einem ein so bequemes Bett zur Verfügung. War schon verdammt lang her, seit ich in ´nem richtigen Bett gepennt hatte. Eines, dessen Matratze nicht mit Stroh ausgestopft war und in dem die Wanzen um die Wette Blut saugten.
    Aretas schritt unaufhaltsam zur Sache. Und ich mit ihm. Er ließ mich erschauern. Jede Spur von Zweifel oder Furcht hatte sich spätestens jetzt verflüchtigt. Wir waren zusammen. Körper an Körper, dicht an dicht. Und wir konnten uns spüren. Das zählte.
    Erschöpft lagen wir nebeneinander. Gerade noch hatte er mich geküsst. Innerlich jauchzte ich vor Freude, auch wenn mir klar war, dass es so nicht ewig bleiben konnte. Ein Provisorium. Irgendwann würde der Tag der Entscheidung kommen. Und es würde nicht unsere Entscheidung sein.
    "Öhm, was?" Aretas hatte mich was gefragt, als ich mit meinen Gedanken woanders gewesen war. "Keine Ahnung! Die Familie war schon weg, als ich hierher kam. Ich bin noch nicht so lange in diesem Haus."War schon irgendwie komisch, in ´nem Haus zu leben, in dem so viel Platz war und in dem so wenig Leute lebten. Im Gegensatz dazu war die Villa Aurelia richtig überbevölkert gewesen.
    "Ist schon ´ne tolle Sache, so´n Bett! Erinnert mich an früher. An ganz früher." Noch bevor mein Bruder und ich auf der Straße gelandet waren und alles so war, wie es hatte sein sollen.

  • "Wie fühlst du dich hier? So richtig glücklich bist du bei Sermo nicht." Glücklich war nicht der richtige Ausdruck. " Ich, meine wohlfühlen, zufrieden sein." Sein Finger strich ihren Hals entlang. Sie hatte in so einem Bett schon früher geschlafen? Wann war das früher und wo. " An ganz früher. Was war ganz früher? Erzähl oder sind es Erinnerungen, die du lieber für dich behälst?" Er hielt inne. Auf dem Flur war alles ruhig. " Das Bett ist wirklich gut." Er streckte sich wieder aus. " Ich könnte hier stundenlang mit dir liegen."

  • Wie ich mich fühlte? Ich sah Aretas an, als hätte er eben gerade in ´ner völlig anderen Sprache mit mir geredet. "Glücklich?" Also mal ganz unter uns, ich hatte noch keinen glücklichen Sklaven geseh´n. Nicht mal Cimon war wirklich glücklich gewesen. Er war vielleicht damit glücklich, bei Ursus gelandet zu sein. Vielleicht war er auch glücklich, wenn er ihm dienen konnte. Aber um seiner selbst war er garantier nicht glücklich.
    "Sermo ist ´ne elende Mistkröte! Er hat mich nach Strich und Faden verarscht. Deshalb bin ich jetzt seine Sklavin. Manchmal behandelt er mich wie ´n Stück Scheiße. Manchmal kann er auch ganz nett sein. Aber dann hat er meistens ach irgendwelche Hintergedanken dabei. Eigentlich will er mich nur ausnutzen. So wie alle bisher." Na toll, meine Stimmung war mal wieder auf dem Tiefpunkt angelangt. Und Aretas tat nicht unbedingt gut daran, mich gerade jetzt auf früher anzusprechen. Auf ganz früher.
    "Nein, nein, ist schon in Ordnung." Ichhatte a auch damit angefangen. Hätte mal besser meine Klappe gehalten. Aber die zu halten, war mir schon immer schwer gefallen.
    "Es erinnert mich an meine Kindheit in Gallien. In Augustodunum. Das ist ´ne Stadt in er Nähe von unsrem alten Oppidum Bibracte. Wir haben da in einem Haus aus Stein gewohnt. Wir, das waren meine Mutter, mein Großvater und mein kleiner Bruder. Naja, wir war´n nicht besonders reich, oder so. Aber arm war waren wir auch nicht. Zumindest hatte jeder sein eigenes Bett." Und meines war mindestens auch so gut wie das hier gewesen.
    "Ich könnte auch stundenlang mit dir hier liegen. Mit dir bin ich glücklich."

  • Ob das Glück war? Ein unglückliches Zusammentreffen war es. Hätten es nicht andere Umstände sein können. Er als Freier mit Haus und kleinem Hof. Einem gut gefüllten Säckchen Sesterzen. Ein paar Pferde dazu oder etwas anderes womit man seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Wäre er dann noch hier in Rom? Die Frage relativierte alles. Würde er in Rom bleiben oder wieder nach Thrakien zurück gehen.Das Leben hier hatte ihm einiges gezeigt. Langsam verstand er seinen Stiefvater und seine Mutter. Sich mit ihnen Versöhnen wäre ein guter Neuanfang.
    Es half nichts. Er war hier der Besitz eines Mannes. So lange er nicht frei war, hatte keiner der Gedanken Bestand.
    Einzig die wenigen Augenblicke mit Caelyn ließen ihn die Wirklichkeit vergessen. Es wurde hell. " Wir müssen gehen. Der Alte wird gleich durchs Haus toben und dich suchen." Er setzte sich hin und sah zu ihr. Könnte er ihr in Fragen Sermo doch irgendwie helfen.

  • Irgendwie verging die Nacht wie im Flug. Schade auch, dass es schon hell werden musste! Ich hatte gerade noch so schön geträumt. Aretas hatte mich die ganze Nacht über in seinem Arm gehalten. Jetzt hatte er sich aufgesetzt und sah mich an. Und ich sah ihn durch meine verschlafenen Augen an. Echt, ans frühe aufstehen würde ich mich nie gewöhnen. ER aber mahnte mich zur Eile. Naja, er hatte ja recht. Wenn Diomedes oder schlimmer noch, Sermo uns hier entdeckte, dann war´n wir geliefert. "Ja, ja!", gab ich missmutig zurück. Es war echt ein Jammer!
    Wo war´n denn nur meine Klammotten? Irgendwie konnte ich sie nicht gleich finden. Ach scheiß drauf, dachte ich. Der frühe Morgen, meine Müdigkeit, die ganzen beschissenen Umstände und die Frage, ob und wann wir uns wieder sehen konnten, trugen nicht gerade dazu bei, dass ich gute Laune hatte.
    Ohne viele Worte zu verlieren, zog ich mich an. Meine Tunika hatte sich unter dem Bett versteckt. Schnell strich ich das Bett glatt. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich ihn dann wieder ansah. Ich wusste, er würde jetzt gehen.

  • Dieser Schimmer in ihren Augen bedeutete nichts Gutes. Er zog sich an und ging zu ihr. "Wir sehen uns in ein paar Tagen wieder." Seine Arme hatte er um sie gelegt. " Ich habe die nächsten Tage viel zu erledigen." Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände,streichelte ihr sanft mit dem Daumen über ihre Wangen, sah ihr in die Augen. "Um die gleiche Stunde wie gestern." Ein zärtlicher Kuss war gleichzeitig sein Abschied. " Wir sehen uns." Leise schlüpfte er durch die Tür in den Gang hinunter zur Porta und verschwand in der morgendlichen Dämmerung.

  • Erst in ein paar Tagen? Das war ja noch schlimmer. Ich atmete tief, dann nickte ich. Gut, in ein paar Tagen. Wie ich die aber aushalten sollte, war mir im Augenblick noch schleierhaft. Überhaupt fühlte ich mich schon die letzten Tage nicht besonders gut. Irgendwie war ich so schlapp und müde. Das mussten von den langen Nächten sein, in denen ich bei ihm gewesen war. Mir fehlte einfach ´ne Mütze Schlaf zu viel.
    "Ja, is gut." Den Kuss hatte ich gar nicht richtig wahrgenommen. Hinterher tat es mir um jede Sekunde leid, die ich nicht mit Aretas zusammen sein konnte. Ich sah ihm noch nach, wie er verschwand.
    Jetzt musste ich mich wieder zusammenreißen, damit er Grieche mir nichts anmerkte. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und verschwand in der Küche.

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    Diomedes


    Diomedes war kein Narr. Er war lange genug der einzige Schattenwandler in den Gängen der Casa Quintilia gewesen. So blieben ihm auch nicht die derzeit öfteren Besuche eines jungen Mannes verborgen, den Caelyn hier vor kurzem angeschleppt hatte. Er hatte es bisher vor Sermo für sich behalten. Doch billigen konnte er es eigentlich nicht. Woher kam der Typ überhaupt? Und wieso hatte er das seine Mitsklavin noch nicht gefragt? Er würde wohl einmal mit ihr reden müssen. Demnächst. Erstmal abwarten, wie sich das hier entwickelte. Spätestens, wenn Caelyn regelmäßig verschwand, würde er einschreiten. Denn hier in der Casa hatte er immerhin eine gewisse Kontrolle. Wer wusste jedoch, was dort draußen des Nachts passierte? Nein, das gab es nicht. Freiheiten waren schön, aber zu viel Freiheit war nicht gut. So sah Diomedes das zumindest.
    Verstohlen beobachtete er den Abschied am nächsten Tag des Besuchs. Als Caelyn sich zur Küche wandte, ging er schnell in Deckung, um sie mit der üblichen ruhigen Miene zu begrüßen.

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