MVL et TAU - Überraschender Besuch

  • Ursus nickte und erhob sich. "Hab Dank für die Zeit und für Dein Vertrauen. Bitte halte mich auf dem Laufenden, was in Rom so vor sich geht. Manchmal habe ich das Gefühl, Mantua ist noch weiter von Rom entfernt als Mogontiacum. Es kommen nur spärliche Informationen und die Acta ist manchmal etwas einseitig."




  • Ja, das war das, was Phaeneas in dieser Situation für angebracht hielt. Ein schuldbewusst gesenkter Kopf. Schließlich hatte der Nubier sich ihm gegenüber da eine ziemliche Unverschämtheit geleistet. Auch Cimons Blick konnte ihn da nicht erweichen. Das ... Funkeln allerdings schaffte es doch, ihn kurz etwas zu irritieren. Wieder verringerte sich die Distanz zwischen ihnen ... und der aurelische Sklave brachte es ein weiteres Mal zuwege, dem Bithynier fast schon so etwas wie eine scheue Blässe aufs Gesicht zu treiben. Wer sonst schaffte es schließlich (man merkte, dass Phaeneas‘ Erfahrungen auf wenige Menschen beschränkt waren), diese Thematik noch mit einem Kompliment zu verbinden? Davon abgesehen, dass er damit nicht umgehen konnte, zumal unter diesen Umständen. Wo er doch gerade wieder mit sich selbst überfordert war.
    Aber eines merkte Phaeneas im Moment ganz genau: Dass er Cimon gern hatte, wie sehr er ihn doch gern hatte, obwohl er doch ein solcher Schwerenöter war. Dass er ihn wirklich nur so sehr mögen konnte, diesen in seiner Art absolut unfassbaren Nubier.
    Der Anflug eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht.
    Trotzdem fand Phaeneas, dass es angebracht gewesen war, einmal ganz klar (in Anführungszeichen) zu sagen, was Cimon bei Zuwiderhandlung erwartete.
    „Aber hast du auch verstanden, was ich dir gesagt habe? Frage nicht nach Dingen, die noch gar nicht aktuell sind.“ Gar nicht aktuell sein durften.
    „Und“, fügte er eine Spur kälter hinzu, „frage nicht nach Dingen, die dir nicht zustehen. Momentan jedenfalls nicht.“ Wenn Phaeneas alle Welt küssen würde, wäre es schließlich nichts besonderes mehr. Dann wäre es etwas, was jeder Mensch leicht bekommen konnte. Es hätte keinen symbolischen Wert mehr. So aber war eine Auszeichnung. Von Phaeneas geküsst zu werden. Eine seltene Belohnung.


    Plötzlich – der Bithynier schreckte fast auf - stob Charmis auf sie beide zu, aus der ganz falschen Richtung, er sollte doch im Atrium darauf achten, wann Aurelius Ursus aufbrechen wollte? „Ähm ja“, setzte der Junge an und seine Augen erfassten sichtlich irritiert die Situation – die des ungewöhnlicherweise etwas aufgebracht wirkenden Phaeneas und der doch ziemlich nah voreinanderstehenden Erwachsenen, „wir Sklaven wurden aus dem Atrium geschickt, damit die beiden Herrn etwas unter vier Augen besprechen können. Das ist jetzt schon etwas her ... Vielleicht solltet ihr mal nachschauen, ob die zwei schon fertig sind ...“ Dabei zuckte er verlegen mit den Achseln, weil er seinen Auftrag nicht so ausfüllen hatte können, wie er gedacht gewesen war.

  • Die Mine des Nubiers wurde immer weicher und er lächelte nun offen. Warum eigentlich, wo er sich doch derart unsicher in dieser Situation fühlte? Eine Überforderung konnte er bei Phaeneas beim besten Willen nicht feststellen, dafür war er auch zu sehr von seinem Herzen abgelenkt. Cimon wollte es geklärt haben, wollte ein für alle mal sein Innerstes in sicherheit wissen...doch dies war ein Wunsch, den er sich selbst verbaut hatte. Warum nur war ihm Phaeneas derartig wichtig geworden? Hatte es bereits beim Vorlesen begonnen? Seine Atmung wurde schwerer, als er auf die Worte des Freundes lauschte.
    Warum nur war es derartig kompliziert geworden? Zuerst war in seinem Leben nur Schmerz gewesen, dann der Wunsch nach Nähe aber wieder nur... Schmerzen. Mit Ursus kam die Hoffnung und mit der Freiheit, die er hatte auch die Nähe die er sich gewünscht hatte... nun aber stellte sich heraus das es zu viel und teilweise verbotene Nähe gewesen war. Und nun verlangte er von Phaeneas das alles zu richten? das war nicht gerecht vom Nubier, und dies sah er nun auch langsam ein.


    Das Lächeln was er sah, erhellte seine Augen und auch sein Herz. Dann aber schmerzen diese Worte erneut und er erkannte, wie ernst es doch geworden war. Langsam nickte Cimon zu Phaeneas' Worten. Die Kälte der Stimme schnitt in sein dunkler gewordenes Inneres.


    "Ja...ja, Phaeneas, ich habe verstanden. Du hast mein Wort."


    Damit nahm er sich vor zu schweigen, was vielleicht auch nicht richtig war, doch so verstand er es...besser er redete weniger...langsam verstand er warum dieser seltsame Germane im aurelischen Haushalt derart schweigsam war. Cimon für seinen Teil würde sein Versprechen halten. Auch wenn es ihm die Tränen in die Augen trieb. Er senkte den Kopf um diese zu verbergen. Der Kuss des Bithyniers war für ihn etwas ganz besonderes gewesen und würde es auch immer bleiben, gleich was noch kommen mochte.


    Mit Phaeneas' Bewegung sah auch Cimon auf und beobachtete ruhig sowie schweigsam Charmis. Kurz lächelte er ihm eher distanziert an bevor er wieder seine altgewohnte Haltung suchte...und fand.
    Beruhigend sah er ihn schließlich an. Seine Augen sagten dem, der ihn verstand, das es nicht schlimm war. Innerlich war er alarmiert und wollte zu seinem Herren rennen. Doch der Nubier zeigte es nicht. Langsam nickte er dem jungen Mann zu. Dann sah er Phaeneas zum Abschied tief in die wunderbaren Augen.


    "Ich werde sehen, wie weit sie sind. Danke für die...Worte, bester Phaeneas. Ich freue mich bereits auf unser nächstes Wiedersehen."


    Obwohl er sehr ergeben sprach und in keinster Weise zeigte, was er wirklich empfand, hoffte er das Phaeneas es in den Augen lesen mochte... denn er wollte vor einem anderen Sklaven dieses Hauses nicht zu offen mit dem Bithynier umgehen.
    Erst danach würde er sich zwar rasch aber nicht gehetzt Ursus nähern, um herauszufinden, ob er besser ebenfalls hinausgehen sollte, oder aber seinen herren nun nach draußen begleiten mochte. Schon die ersten Worte der beiden mochten ein Anzeichen dafür sein.

  • Prüfend sah Phaeneas Cimon an, als der behauptete, verstanden zu haben. Na ja, es schien jedenfalls so, als ob er es wirklich begriffen und verinnerlicht hätte. Zufrieden nickte der Bithynier also. „Sehr gut, Cimon.“ Der arme Nubier, wie viele von Phaeneas‘ Regeln er schon hatte lernen müssen. Und wie viele davon würden gar nicht mehr gelten, wenn sie erst einmal eine Beziehung hätten. Eine Aussicht, die für den vinicischen Sklaven in immer weitere Ferne rückte. Und eine deutliche Spur von Verzweiflung in ihm zurückließ.
    Aber was sollte er machen? Er hatte doch gar keine andere Wahl! Alles andere würde in einer absolut unvermeidbaren Katastrophe enden. In einer mit unabsehbaren Folgen, die Phaeneas nicht verantworten wollte. Niemals könnte. Es würde ihn an den Rande dessen treiben, was er aushalten konnte. Und das war eine Menge. Dazu war er als Sklave schließlich erzogen worden, so ziemlich alles mit sich machen zu lassen und dabei keine Miene zu verziehen.
    Den gesenkten Kopf interpretierte der Bithynier ein weiteres Mal als durchweg angebrachtes Schuldgefühl. Der Glaube, etwas Bedeutendes klargestellt zu haben, sowie die Zufriedenheit darüber füllten ihn gerade aus und ließen ihn vergessen, wie er sich später fühlen würde. Wenn Cimon erst weg war. Welche Gedanken ihn des nachts, wenn er sich schlafen legte, heimsuchen würden. Welch elendige, aussichtslose, marternde Empfindungen ihn quälen würden. Im Moment war nichts davon da.


    Wenn man Phaeneas still für sich fragte, sowas war typisch Herrschaften. Waren so mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, dass sie kein bisschen an ihre Sklaven dachten. Da konnten ja die schönsten Vorkehrungen nicht funktionieren.
    Doch laut dem, was Cimon sagte, hieß das wohl Abschied nehmen. Als der sich ihm zuwandte, wurde dem Bithynier ganz anders. Der Blick aus den nubischen Augen ging ihm durch und durch und für wenige Momente fühlte er sich wie ein ganz gewöhnliches Liebespaar, das sich für eine Zeit nicht sehen würde. Dabei waren sie keins.
    Wie einem Automatismus folgend hob Phaeneas leicht die Hand, als wollte er sich nach Cimon ausstrecken, wurde sich jedoch gerade noch rechtzeitig klar darüber.
    „Tu das“, stimmte er schließlich zu. „Es war schön, dass du da warst, Cimon, und ...“ ‚... ich kann es jetzt schon kaum mehr erwarten, dich wieder in Mantua zu treffen!‘ „ ... mir geht es genauso.“ Es folgte auf dem Fuße die Unterdrückung eines hoffnungsvollen Blicks, vonwegen ‚Irgendwann ... wenn ich nur lang genug warte ...‘ „ ... Vale, Cimon!“, brachte er unbestimmt heraus.
    Fest an Ort und Stelle stehend sah er dem aurelischen Sklaven nach ... Bis die Mauern ihn verschluckten. Phaeneas bewegte sich wieder.


    Und Charmis – schließlich war er ja auch nicht dumm – wandte sich an Phaeneas und stellte mit großen, wachen Kinderaugen die entscheidende Frage: „Phaeneas? Bist du in Cimon verliebt?“
    Und nein, Phaeneas wurde nicht blass. Ausnahmsweise einmal nicht.

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