• Aretas konnte warten. Er schmorte in der Zelle und vielleicht würde sie nun Gnade vor Recht ergehen lassen. Zumal die Gelegenheit günstig war. Io Saturnalia! Die Gelegenheit ihn aus dem Kerker zu holen. Der Rest würde sich dann ergeben.


    Nun waren jedoch die Ohrring wichtiger. Funkelnd hingen sie an Floras Ohren. "Sie sind wunderschön und passen hervorragend zu Dir. Da hat er Recht.", meinte Faustina in anspielung auf die Äußerungen des Händlers, "Sie passen wirklich zu deinen Augen!". Vermutich wurde der Preis gerade höher, weil man Interesse zeigte. Mal sehen wir es mit dem Feilschen steht. Interessiert fragte Faustina, was denn die Ohrringe und die Kette den kosten sollen.

  • Vergessen war der widerspenstige Sklave, die beiden Patrizierinnen hatten nun ganz und gar nur den Schmuck im Sinn, welcher selbst bei diesem grauen Winterwetter glitzerte und dazu verlockte viel Geld auszugeben. „Ich habe auch noch eine passende Kette zu diesen Ohrrringen“, erklärte der Händler und zeigte den Damen das Schmuckstück. Gleichzeitig zückte er einen kleinen Kupferspiegel, damit Flora einmal sich betrachten konnte. „Wahrrrlich, Deine Schönheit lässt noch die Sterrrne errrblassen“, warf er weiter mit Komplimenten um sich, denn Faustina bestätigte seine Worte noch.
    Flora betrachtete sich kritisch und zeigte ein breites Grinsen. „Wunderschön! Faustina, dir würde sicherlich dieses Armband stehen“, sie deutete auf einen Armreif aus geflochtenem Gold, besetzt mit kleinen Edelsteinen.
    „Was verlangst Du für diese Schmuckstücke?“ fragte sie nach. „Für solche Schönheiten, wir ihrrrr es seid, nur bescheidene 400 Sesterrrzen!“ Leicht zog Flora die Brauen in die Höhe… „Für dieses Katzengold verlangst Du viel. Dieser Schmuck ist nicht mehr wie 200 Wert!“ Das Feilschen machte immer am meisten Spaß. „Du willst mich ruinierrrren“, meinte der Händler theatralisch. „Es ist echtes Gold. Das verrrsicherrre ich Dir! 380 Sesterrrzen… ich hab Weib und Kinderrr und einen faulen Lehrrrling!“ beteuerte er.

  • Nun wurde es spannend. Mal sehen wer von beiden die besseren Argumente hatte. Frau, Kinder und Lehrling kommt immer gut.


    "Fehlt nur noch die kranke Großmutter!", lachte Faustina herzhaft. Gleichzeitig schaute sie sich das von Flora erwähnte Armband an. Tatsächlich war es schön und edel verarbeitet. "Ich nehme an, das nun auch noch der Vater plötzlich verstorben ist, wenn ich Dich nach dem Preis für dieses Armband frage!". Dabei schaute sie dem Händler fest in die Augen.
    Jetzt stand der Händler erstmal etwas unter Druck, da er an zwei Fronten zu feilschen hatte. "Ich bin grrrrrroßzügig, meine Damen. Aber ihrrrrrr wollt mich rrrrruinierrren. Materrrial und Zeit brrrraucht man umd solche Kunstwerrrke herrrrrzustellen."

  • Flora warf Faustina einen kurzen Blick zu und stimmte dann in ihr Lachen mit ein. Der Händler war gut und hartnäckig und brachte natürlich vor, dass Fortuna es nicht gut mit ihm meinte, dass er ja eigentlich am Hungertuch nagte. Aber es war natürlich alles übertrieben.
    Auch der Händler zeigte ein Schmunzeln und verneigte sich leicht hochachtungsvoll vor den beiden Frauen. „Du hast mich durrrchschaut, Herrrin! Aberrr ihrrr wollt mich doch sicherrrrlich nicht an den Bettelstab brrringen! Schaut euch nurrr um, ihrrrr werrrdet niemandem finden, der solche Kostbarrrrkeiten anbieten. In derrr Tat habe ich eine alte krrranke Mutter und dazu auch noch einen blinden und tauben Kater!“ Seine Zähne blitzten, als er grinste. „Mein Vaterrrr, mögen die Götter seinerrr Seele gnädig sein, verstarb schon vor Jahrrren, Herrrin!“ leicht neigte er den Kopf in Richtung der Tiberier. „250 Sesterzen, aber auch nur weil Du so ehrlich bist!“ machte sie das nächste Angebot. „Herrrrin, ihrrr seit grrrrausam. Hast Du denn kein Herrrz? Sagen wirrrr doch 350!“ Flora schüttelte den Kopf. „Das ist noch viel zu viel! 270!“, meinte sie leicht empört und fand immer mehr Spaß daran mit ihm zu feilschen. Der Händler verstand sein Geschäft. Dieser musste seine Aufmerksamkeit nur zwischen zwei Kundinnen aufteilen. Erst einmal wandte er sich an Faustina. „Dieses Arrrmband soll Dich nur 300 Sesterrrzen kosten, Herrrrin!“ machte er das Eröffnungsangebot in ihre Richtung. Zu Flora sagte er: "Habt doch Mitleid mit mirrr, Herrrin! 300 Sesterrrrzen, auch fürrrr Dich!"

  • Gespannt hörte Faustina der Familensaga des Händlers zu. Natürlich waren die Armbänder und Ohrringe ihr Geld wert, die Frage war nur, welchen!


    "Du wirst schon nicht verhungern und dein tauber Kater auch nicht. Für das Armband hier, bin ich bereit 300 Sesterzen zu zahlen.", zwar meinte der Händler das Armband für Flora, was Faustina nicht daran hinderte, den selben Preis für das ihre zu veranschlagen.

  • Leicht wiegte der Händler den Kopf hin und her, er wirkte noch unentschlossen und wartete darauf, dass Flora nun zustimmte.
    Der Schmuck war sein Geld wert und der Händler hatte durchaus gezeigt, dass er bereit war ihnen entgegen zu kommen. Schließlich nickte se zustimmend. „300 Sesterzen!“
    Der Händler zeigte ein breites Grinsen. „Meine Damen, ihrrr werrrrdet dieses Geschäft nicht berreeeuen!“ erklärte er. Nachdem das Geschäftliche abgewickelt war, setzten die beiden Frauen ihren Weg über den Markt fort. „Jetzt fehlen eigentlich nur noch neue Kleider“, scherzte sie.

  • Jetzt rächte es sich, ohne Sklaven losgezogen zu sein. Einen Träger für die zu erwartenden EInkäufe könnte man später sicher gebrauchen. Von Flora ließ sich Faustina über den Markt führen. Da sie noch keine große Ahnung davon hatte, wo man was bekam.


    "Kleider wären eine gute Idee. Ich brauche noch was feines, elegantes für eventuelle Verpflichtungen.", dabei dachte sie an die beiden Herrn, die ihr den Hof machten.


    Flora schien genau zu wissen, wo man so etwas bekam.

  • Der Händler hatte die Schmuckstücke in kleine Beutel aus ungefärberter Baumwolle gesteckt und sie dann den beiden jungen Frauen mit einer leichten Verbeugung überreicht. Er hatte ein gutes Geschäft gemacht und die beiden Patrizierinnen auch.
    „Meine Cousine Prisca hat mir von einem sehr extravaganten Schneider erzählt. Seine Kleider sollen ausgefallen sein. Hast du schon was von Carolus gehört?“ fragte sie nun Faustina. Leider wusste Flora nicht, wo dieser Carolus sein Geschäft hatte. Das Hatte Prisca ihr nicht verraten. Vielleicht sollte sie erst einmal zurück zur Villa, ihre Cousine und Narcissa schnappen und dann einfach wieder losziehen. Nur würden sie dann auf jeden fall Sklaven mitnehmen. „Jedenfalls schwärmt sie von ihm…“, fügte sie hinzu und sah sich um. „Mhm… wir sollten mal jemandem nach den Weg fragen!“
    Kurzerhand blieb sie stehen und fragte den nächsten Passanten einfach nach dem Weg.


    "Verzeih! Wir suchen das Geschäft von Carolus!"


    Sim-Off:

    wer mag?

  • Als Landei hatte Faustina natürlich noch nix von Carolus gehört. Als sie aber hörte, das er ausgefallen Kleidung schneiderte, war sie um so neugieriger.


    "Ausgefallen? In welcher Beziehung? Aufreizend?", mehr als einen nackten Fuß hatte sie bisher nicht gezeigt. Ihre Kleidung war immer züchtig, wenn auch elegant und nicht gerade billig. Daher macht es ihr etwas Angst, dass mit Ausgefallen, dann doch Freizügig gemeint war.


    "Hoffentlich hat dieser Carolus auch einen Sklaven der einem die Pakete nach Hause trägt!", lachte Faustina und staunte das Flora den Weg nicht kannte.

  • Ganz leicht zuckte Flora mit den Schultern. „Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Prisca hat mir diesen Schneider nur empfohlen und gemeint er sei ein wenig Exzentrisch, aber genial. Man sollte mindestens eines seiner Kleider im Schrank haben, wenn man etwas auf sich hält. Wir wollten ja eigentlich mal eine Modenschau veranstalten und Freunde dazu einladen, aber das hat bisher nicht geklappt!“ plapperte sie drauf los.


    Der Mann, den sie angesprochen hatte, sah sie etwas verdutzt an und zuckte mit den Schultern. „Ich kenne keinen Carolus!“ Und schon war er verschwunden und ließ sie stehen. Leicht verdutzt blinzelte sie ihm hinter her. Manche Leute waren wirklich Unhöflich. Schließlich konnte der nächste Passant ihnen dann doch weiter helfen. Es war nicht weit, die nächste Nebenstraße rein und schon standen sie vor einem bescheiden wirkenden Laden. Unscheinbar und kurz glaubte sie, man hätte sie in die Irre geführt, aber als sie das Geschäft betraten, blieb sie etwas verblüfft stehen. Auch die Innenausstattung war schlicht, um nicht zu sagen spartanisch. Mehrere verschlossene Truhen, ein paar Sitzgelegenheiten und ansonsten nichts. Eine kleine Sklavin mit spitzem Gesicht eilte zu ihnen und verbeugte sich leicht vor ihnen. „Willkommen bei Carolus. Wenn Du ausgefallene Mode suchst, dann bist Du hier richtige!“ leierte sie zur Begrüßung und machte eine einladende Geste. „Darf ich den Damen etwas zu trinken bringen?“ fragen sah sie von Flora zu Faustina und wieder zurück.

  • Nach einer längeren Suche fand man den Laden des Schneiders. Bescheiden in einer Nebengasse und ebenso bescheiden in der Aufmachung. Das gefiel zumindest Faustina. Mutig betrat sie an der Seite von Flora den Lade und wunderte sich etwas über die Begrüßung.


    "Wir sind auf der Suche nach neuen Kleider. Man hat uns gesagt, das man hier das Beste bekommt, was Rom auf dem Gebiet zu bieten hat. Nun denn, wir sind hier und jetzt wollen wir uns überraschen lassen.".


    Steif und ziemlich unterkühlt antwortete Faustina auf die Begrüßung.


    "Dann laßt euch überraschen!", sagte die kleine Sklavin und bot den beiden jungen Frauen zunächst eine Sitzgelegenheit an. Dann verschwand sie in enem der hinteren Räume. Kurz darauf erschien der Herr der Roben persönlich. Groß, schlank, mitteleren Alters, offensichtlich kein Römer. Er gab sich etwas sonderbar und begrüßte mit einer hellen Stimme. Ave, verehrte Damen. Was darf ich zeigen? Nach was gelüstet es euch? Jetzt erst bemerkte Faustina das er leicht geschminkt war, vermutlich stammte er aus Aegyptus.

  • Noch immer ein wenig skeptisch, besonders ob der etwas merkwürdig anmutenden Begrüßung, ließ sie sich in der Sitzecke nieder. Die Neugierde war in ihren Augen zu sehen, als der Gallier mit einer theatralischen Geste aus dem Hinterraum trat und sie leicht affektiert begrüßte. Seine Sklavin reichte ihnen erst einmal eine Erfrischung aus verdünntem Wein und ein bisschen Obst.


    „Man sagte uns, Deine Kleider seien ungewöhnlich und jede Frau, die etwas auf sich hält, muss unbedingt mindestens eine deiner Kreationen besitzen. Wir sind auf der Suche nach etwas Besonderes. Kleidern die unsere Schönheit untermalen und aller Aufmerksamkeit auf uns ziehen“, erklärte sie und nippte an dem frischen Wein. Er perlte leicht auf der Zunge, war süß und schmeckte nach einem vergangenem Sommer.


    Carolus zeigte ein arrogantes Lächeln. Flora war etwas befremdet, so von oben herab behandelt zu werden. „Meine Damen. Meine Kleider SIND ungewöhnlich! Sie SIND etwas Besonderes und sie werden Euch wunderbar kleiden!“ Er zog die Aurelia auf die Beine und bedeutete ihr, sich einmal zu drehen. Sie kam dieser Aufforderung nach. „Was für ein Traum! Meine Kleider haben nur auf dich gewartet!“ Sein Blick streifte Faustine kritisch. „Wir haben ein wenig Hüftgold nicht wahr? Ob ich dich in meine Kleider bekomme, weiß ich nicht zu sagen“, sagte er zur Tiberia. Flora klappte bei dieser Frechheit der Mund herunter. Empört schnappte sie nach Luft, doch Carolus machte eine ungeduldige Handbewegung. „Schhhhh, Schätzchen! Wir werden schon noch etwas Passendes für Deine Freundin finden. Für dich weiß ich schon genau das Richtige!“ Er klatschte in die Hände und die Sklavin stand direkt neben ihm. „Hol das rote Kleid, das mit dem Ausschnitt und der goldenen Brosche an der Seite!“ Die Sklavin verschwand, während der Gallier nun Faustina kritisch musterte. Er bedeutete ihr ebenfalls aufzustehen und piekste ihr öfter mal mit den langen Fingern in die Seite um ihr zu zeigen, wo sie nach seiner Meinung ein wenig zu dick war.

  • Gut das Faustina bester Laune war, sonst hätte sie diesem Piekser mal eben auf die pieksenden Finger geklopft. Auch die verbalde Attacke ließ zunächst unbeantwort. Doch als er anfing sie mit seinen Fingern derart abzugrabschen, stieg es in ihr hoch und bahnte sich den Weg wie Magama aus einem Vulkan.


    "Ich bin kein Knabe, sondern eine Frau, eine echte!".


    Nicht das Faustina ihm das ins Gesicht schrie, nein, leise und mit einem breiten aristokratischen Lächeln gab sie diese Unflätigkeiten von sich. Nippte dann wieder an ihrem kühlen Wein.


    "Wenn Du etwas für Frauen hast, die auch aussehen wie eine, dann können wir weitermachen.".


    Dabei konnte sie sehen, wie sich sein überhebliches Grinsen, etwas versteifte.

  • Flora war ehrlich empört, was bildete sich dieser Wicht überhaupt ein? Dieser Gallier war ein ganz merkwürdiger Vogel: exzentrisch und so sehr von sich überzeugt, dass er vergaß mit wem er redete. So hatte noch kein Händler sie behandelt, sonst wurde sie immer wie eine Königin behandelt. Aber nicht bei Carolus. Der hatte eine ganz genaue Vorstellung davon wie eine Frau auszusehen hatte. Von daher rümpfte er leicht die Nase, als Faustina ihm erklärte, dass sie eineechte Frau sei.


    „Wie du meinst“, näselte er und verschwand leise vor sich her murmelnd im Hinterzimmer. Flora war sich ziemlich sicher so etwas wie Walross zu hören. Sie warf ihrer Freundin einen skeptischen Blick zu. „Wenn ich gewusst hätte, dass er so arrogant ist…“, sagte sie und schüttelte leicht den Kopf. „Hoffentlich sind seine Kleider wirklich so toll, ansonsten kann ich mir kaum vorstellen, dass sich jemand das gefallen lässt!“


    Im Hinterzimmer sprach Carolus zu seiner kleinen Sklavin: „Wo ist denn dieser unsägliche grüne Fetzen? Da bekomm ich dieses unförmige Weibsbild vielleicht hinein. Geh und such es!“ Dies konnten seine Kundinnen nicht hören. Als er wieder zu Flora und Faustina kam, hatte er ein rotes Kleid auf den Armen und hielt es der Aurelier unter die Nase. Rote Seide schimmerte im Tageslicht und dem matten Schein von Öllampen, im Ausschnitt war eine goldene Brosche in Form einer Lilie befestigt. Ein Hauch von nichts. Flora klappte glatt der Mund vor Staunen herunter. „Gleich einmal anprobieren!“ forderte Carolus sie auf und scheuchte sie hinter einen Vorhang.

  • Faustina hatte schon die Nase voll. Auch wenn diese Knabenliebhaber der einzige Schneider im Imperium Romanum wäre, jetzt hatte er es schwer ihr etwas zu verkaufen. Als er Flora das rote etwas anbot, war Faustina echt gespannt. Sie setzte sich auf und wartete darauf das Flora sich umzog. Das sie nun warten musste, erschien ihr nicht einmal als sonderlich schlimm.


    "Aja!", kommentierte sie nur knapp.


    Ganz unverholen musterte sie Carolus. 'Vielleicht passen ihm seine Fetzen besser, als den meisten Frauen!', dachte Faustina und hatte mühe nicht zu lachen. Denn sie stellte es sich gerade Bildlich vor.

  • Faustina lag nicht einmal ganz so falsch mit ihrer Vermutung dass der Meister höchstpersönlich seine Kleider einmal selbst anprobierte. Sein ganzes androgynes Wesen war auf Perfektion aus und musste exakt seinen Vorstellungen entsprechen. Er besaß weitaus mehr Schminke wie die reichen dicken Matronen, mehr Kleider als man zählen konnte und seine kleine Sklavin hatte er so dressiert, dass sie ihm die Haare jeden Tag genau so legen konnte, wie er es haben wollte. Er sah sich als Künstler und alles was nicht in seine Weltvorstellung passte, war unästhetisch. Faustina war eine hübsche junge Frau, aber in seinen Augen ein dicker fetter Trampel, zu viele weibliche Rundungen, während Flora schon fast an die Vorstellung der perfekten Frau heran reichte. Nur diese wilden Locken zerstörten das Bild. Er hätte ja glatt zur Schere gegriffen und sie ihr abgeschnitten. Aber dann hätte er wohl eine potentielle Kundin vertrieben… Das er sich aber auch immer mit diesen weltlichen Dingen abgeben musste, er war ein Meister und leider ebenso abhängig vom schnöden Mammon wie jeder andere Mensch.
    Während Carolus darauf wartete, dass sich Flora in seiner Kreation zeigte, huschte seine Sklavin zu Faustina und hielt ihr einen Traum aus grüner und blauer Seide unter die Nase, der Ausschnitt war so tief, dass er fast schon als unanständig galt, die Schultern zierten kleine Spangen besetzt mit Halbedelsteinen, um die Hüfte wandte sich ein blaue Borte mit einem Wellenmuster, das Kleid war Bodenlang, hatte aber an der Seite, ebenso wie bei Floras Kleid einen Schlitz bis hinauf zur Hüfte. Gewagt und auch recht freizügig, ließ das Kleid viel Spielraum für Fantasie.


    Carolus schenkte seiner dummen kleinen Sklavin keine Aufmerksamkeit, vielmehr klatschte er entzückt mit den Händen, als Flora endlich hervorkam. „Welch ein Traum. Aphrodite selbst würde erblassen!“ Carolus war wohl sein eigener größter Fan. Mit geschickten Fingern zupfte er ein wenig an ihr herum, so dass der Stoff vorteilhaft in Falten fiel. Flora drehte sich einmal um die Asche und warf Faustina einen fragenden Blick zu.

  • Wenn sie diesem merkwürdigen Kerl in einem Recht geben musste, dann in dem bewundernden Satz den er beim Anblick Floras formulierte.
    Sie sah in diesem Kleid einfach hinreissend aus.


    "Ausnahmsweise sind der große Meister und ich einer Meinung. Er hat Recht, Aphrodite würde sich weinend ins Meer zurückziehen.".


    Das ihr angebotene Kleid war farblich schon nach Faustinas Geschmack. Ihre frauliche Figur würde darin noch deutlicher hervortreten. Und eben das war ihr etwas unangenehm. Bei dem Ausschnitt konnte man diese Tunika unmöglich mit Brusttuch tragen. Dazu die kleinen Spangen die sie auf den Schultern halten sollte. Vermutlich hatte diese Tunika hinten einen Ausschnitt der noch tiefer war als vorne. Sich sicher, das sie einen mittleren Skandal in der Villa Tiberia auslösen würde, sollte sie dort diese Tunika tragen, war sie doch mutig genug, diesem Meister des Weglassenes, zu zeigen, mit welcher laziven Würde man diese Tunika tragen konnte, wenn man eine Tiberia ist!

  • Der Meister höchstpersönlich hielt Flora einen Spiegel hin, damit sie sich einmal betrachten konnte. Die Augen der Aurelia leuchteten. Das Kleid war ein Traum, ein wenig zu gewagt, aber genau nach so etwas hatte sie gesucht. Eigentlich hatte sie nicht gewusst, dass sie so ein Kleid haben wollte, aber Carolus hatte ihr einen noch unausgesprochenen Traum erfüllt. Prisca hatte recht gehabt. Carolus war ein Meister, vielleicht ein wenig exentrisch und ungehobelt, aber er wusste, wie man eine hübsche Frau noch schöner machte. Der Gallier las in ihrem Gesicht ab, dass er eine neue Kundin gewonnen hatte.
    „Dieses Kleid hat nur auf dich gewartet, domina“, leierte seine Sklavin herunter und führte dabei nun Faustina hinter einen weiteren Vorhang, damit diese einmal in die Kreation des Schneiders schlüpfen konnte.


    „Welch eine Schönheit. Deine Freundinnen werden vor Neid erblassen! Und Deine Feindinnen werden sich vor Dir in den Staub werfen“, überschüttete er sie mit Komplimenten.


    Konnte man sich in Kleider verlieben? Ob es Möglich war oder nicht, sie wollte dieses Kleid haben, der Preis würde keine Rolle spielen.

  • Noch bevor sie Flora bewundern konnte, war Faustina selbst dabei sich umzuziehen. Sie staunte nicht schlecht, als sie sich das Kleid genauer ansah. Dieses Kleid ließ keinerlei andere Wäsche zu. Ein sehr egoistisches Kleid! Somit stand Faustina für einen Augenblick unbekleidet hinter dem Vorhang und haderte mit Vor- und Rückseite des merkwürdigen Nichts, das ihr Carolus so herablassend in die Hand gedrückt hatte. Für eine junge Frau, die immer hochanständig gekleidet war, war diese Art von Mode neu und etwas peinlich. Schliesslich hatte sie den Eingang, den Ausgang, vorne und hinten in die korrekte Reihenfolge gebracht. Eines weiteren kleinen Kopfstandes bedufte es, bis jede Falte, jede Aussparung und das wenige an Seide dort saß wo es hin sollte. An sich herunterschauend, stellte sie fest, das es gar nicht so übel war, das Kleid. Es fehlten nur noch leichte Sandalen. Daher verzichtete sie auf das Strassenschuhwerk das sie an den Füßen hatte und trat barfuss in den Verkaufsraum.


    Hinten tiefer als vorne ausgeschnitten. Gehalten von zwei goldenen Spangen. Gerade bis zu den Knien reichend und an den Seiten der Oberschenkel bis fast zur Hüfe geschlitzt, saß es doch perfekt.
    Ohne jede Scheu, als ob sie immer diese Art von Kleidung tragen würde, mit erhobenen Kopf und einem gelangweilten Blick, stand sie mitten im Raum.


    "Perfekt wäre es, wenn dazu noch unter den Armen bis zur Hüfte ebenfalls ein langer Schlitz wäre. Dazu noch die passenden Sandalen. Ich dachte da an elegante Sandalen, mit dünnen Riemchen die bis zu den Knien gebunden werden."

  • Carolus mochte ein aufgeblasener selbstverliebter Narr sein, aber er verstand sein Handwerk. Selbst Faustina. welche noch skeptisch gewesen war, hatte er überzeugt. Sie sah hinreißend aus. Dieses Kleid schien auf sie gewartet zu haben. "Oh Faustina! Welch ein Traum! Die Männer werden dir zu Füßen liegen", rief Flora aus und klatschte in die Hände. Carolus war tatsächlich der Geheimtipp. Da sah man es ihm nach das er ungehobelt und arrogant war.


    Selbst der Meister nickte beeindruckt. "Ich hab mich in Dir getäuscht", gab er zu. "Du hast ein einzigartiges Verständnis für Mode. Ich habe ein Kleid, dass Deinen Vorstellungen sicherlich entspricht. Hast du schon einmal an gelb gedacht?" näselte er und scheuchte seine Sklavin wieder hinaus. Das arme Ding hetzte aus dem Raum, man konnte hören wie es im Nebenraum polterte. "Ach und bring noch das Kleid aus weißer Seide mit!" Einen Moment später hielt die Sklavin Faustina ein gelbes Kleid unter die Nase und Flora ein weißes mit goldener Stickerei. Carolus scheuchte sie wieder hinter die Vorhänge.

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