Das Arbeitszimmer des Piso, welches man wohl als Tablinium bezeichnen konnte, wiewohl er selber das Wort Officium bevorzugte – es klang so schön offiziös – war ein Zimmer, in dem ein wenig Ruhe eingekehrt war. Die Liste war ausgearbeitet, die in letzter Sekunde nachgeschickte Liste aus Ostia war integriert worden, und Piso hatte wieder ein bisschen Luft zum Atmen. Das zelebrierte er folgenderweise: indem er überkanditelte Kleidung trug, sich jeden Morgen seine Frisur pingeligst genau machen ließ, ausführlich den Laren und Penaten opferte, sich regelmäßig mit einer kleinen Brise von Duftwässerchen einsprenkelte, und nun wieder vermehrt Wein trank, das Lieblingsgetränk aller Römer, war es doch viel besser als Essigwasser – schließlich gab es kaum Wasser, das man so an sich trinken konnte.
So saß er in seinem Officium hinter seinem prunkvollen Schreibtisch, die Füße hatte er seitlich auf einen Hocker hochgelagert, und auf seinen Stuhl zurückgelehnt, schwenkte er in seiner rechten Hand einen Becher Wein herum, während er hie und da anerkennend der Monumentalbüste des Kaisers Vespasian zunickte, welche in seinem Arbeitszimmer stand. Endlich wieder Ruhe. Keine Hektik mehr. Seine Amtszeit ging zu Ende. Er hatte seine Aufgaben gemacht, und musste sich jetzt nur noch mit jungen Plebejern und Peregrini herumschlagen, die unbedingt in die Tempelverwaltung gehen wollten.
Auch jetzt erwartete er wieder eine Frau, eine Iulia. Ob sie wohl hübsch war, dachte sich der Schöngeist, als er sich einen minimalen Schluck von seinem Wein gönnte. Irgendwoher kannte er den Namen, nur war er sich nicht recht sicher, wo er ihn gehört hatte.
In diesem Moment ging die Türe auf, und Phoebus trat ein. Eine Verbeugung. “Herr, die ehrenwerte Iulia Corona!“ Er verzupfte sich und schloss die Türe hinter sich. Piso hob seine rechte Augenbraue, bevor er auf seiner Stirn wieder ein Äquilibrium herstellte. Hübsch war sie schon. Niemals so sehr wie Prisca, aber trotzdem. “Salve, Iulia. Setz dich doch. Wein?“ Er beugte sich nach vorne, die linke und freie Hand auf dem Tisch aufstützend, und musterte die junge Dame. “Sag, ich kenn dich doch. Hmm. Du warst doch auf der Bücherverbrennung damals, oder?“
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