Triclinium Parvum | MTD et Claudia Romana

  • Nach dem kurzen Besuch im Hause Aurelia beschloss Durus, die Vestalin noch zu sich nach Hause einzuladen. Vielleicht war es sinnvoll, die Ergebnisse noch einmal zu besprechen. Vielleicht war ihr ja irgendetwas aufgefallen oder sie hatte Vermutungen oder was auch immer! Vielleicht wirkten die Götter ja tatsächlich besonders durch die vestalischen Jungfrauen!


    So führte man den Hausherrn mit seinem erlesenen Gast in ein Triclinium, wo ein Sklave dem Tiberier half, auf die Kline zu kommen.


    "Nun, Claudia, was hattest du für einen Eindruck?"


    eröffnete er das Gespräch.

  • Romana war, nach dem ein wenig unbefriedigenden Besuch bei den Aureliern, ein bisschen überraschend noch bei den Tiberiern eingeladen worden, ein Offert, welches die Claudia gerne annahm. Es war schon das zweite Mal, dass sie zu den Tiberiern eingeladen wurde. Langsam wurde sie schon fast zur Hausfreundin.


    Im Gegensatz zu Durus, den Romana ob seiner physischen Eingeschränktheit ein wenig bemitleidete, wobei sie dies aber nicht nach außen zeigte – am Ende war der Mann beleidigt – schwang sich die noch junge Vestalin ohne Schwierigkeiten in ihre Kline, wo sie den Wienbecher annahm, den ihr ein Sklave reichte. Die Frage war einfach, und lud Romana dazu ein, ihr Herz auszuschütten. Also tat sie das auch.


    “Was für einen Eindruck ich hatte, Tiberius? Kaum einen“, gab sie zu und trank etwas von ihrem Wein. “Wie auch? Dieser Besuch war mehr oder minder sinnfrei. Wir haben nichts und wieder nichts gefunden. Es ist ja schon unglaublich bequem für die Aurelier, dass die wenigen Sklaven, die in Nemi gewesen waren, alle an einem Unfall verstorben sind.“ Sie seufzte. “Darf ich ganz ehrlich mit dir sein? So als Claudierin zu Tiberier, in der Abwesenheit von jeglichen Aureliern?“

  • Auch für Durus klangen all diese Erklärungen natürlich recht ausfluchthaft. Aber wenn er recht überlegte, hätte er selbst vermutlich auch versucht, jeden Verdacht von seiner Familie abzuwenden! Und nutzen konnten Sklaven, die einen Ehebruch ihrer Herrin beobachtet hatten - oder schlimmeres: einen Frevel an den Göttern - der Familie wohl kaum mehr. Ein Verkauf war ebenso gefährlich, denn niemand tratschte lieber als ein Haussklave! Warum also nicht einfach beseitigen? Solche Dinge hatte er als Anwalt schon häufig erlebt!


    Nun stand er aber wieder auf der Seite der Anklage, weshalb es nichtsdestotrotz ärgerlich war - wenn auch nicht ganz so ärgerlich wie für die Claudierin, die solche Tatumstände sicherlich weitaus weniger gewohnt war!


    "Natürlich, deshalb führe ich dieses Gespräch ja hier und nicht vor der Tür der Villa Aurelia."


    meinte er daher. Vielleicht hatte sie ja auch noch etwas verdächtiges bemerkt, das über die toten Sklaven Celerinas hinaus ging!

  • Romana blickte Durus sehr, sehr ernst an. Er wollte wissen, was sie dachte? Gut, dann sagte sie es. Denn sie glaubte, dass Durus sie ernst nahm – was selbst für eine Vestalin nicht selbstverständlich war, da Frau in einer von Männern dominierten Welt.


    “Ich will vorausschicken, dass ich spekuliere. Aber irgendwie nehme ich das ganze nicht ab. Was die Aurelier gesagt haben. Natürlich sind sie daran interessiert, dass ihr Ruf keinen Schaden nimmt. Wir sind also vor zwei Optionen gestellt, die wir examinieren können. Die eine Variante: die Aurelier sprechen die Wahrheit. Unglaublicherweise sind alle Zeugen, Sklaven, umgekommen, haben sich umgebracht oder sind sonstwie ums Leben gekommen. Auch die Aurelier wissen von nichts. Alles Wissen ist vernichtet, wie durch die Hand der Götter. Die andere Variante: die Aurelier haben dabei nachgeholfen. Was erscheint dir die simplere Erklärung?“ Sie blinzelte mit ihren Augen, als ob sie ein Fremdobjekt daraus kraft ihrer Lieder entfernen wollte.


    “Denn meistens ist die einfachere Erklärung mit dem einfacheren Aufbau die richtige“, hypothetisierte sie erklärend. “Ich würde wohl sagen, als Erklärung für das dubiose Fehlen von Informationen ist menschliches Intervenieren doch recht einleuchtend.“ Sie fixierte abermals Durus mit einem nachdenklichen Blick aus ihren braunen Augen. Sie war schon ein wenig gespannt darauf, ob er ihr beipflichtete oder widersprach.

  • Die Vestalin führte die Dinge aus, die auch Durus sich gedacht hatte. Allerdings war ihm nicht ganz klar, welche Handlungsanweisungen sie daraus ableiten wollte.


    "Ich bin mir relativ sicher, dass sie dabei nachgeholfen haben, natürlich! Ich hätte im Falle des Todes meiner Gattin auch einen möglichen Ehebruch verdeckt-"


    Die einfach so dahergesagte Äußerung versetzte Durus wieder einen Stich: Seine Frau hatte die Ehe gebrochen und war mit einem Niemand abgehauen! Welch eine Demütigung für einen Consular seines Ranges! Er schluckte.


    "Einfach aus Gründen der Schadensbegrenzung. Andererseits ist es nicht verboten, einen Sklaven zu töten oder sonstwie mundtot zu machen. Natürlich könnten wir versuchen, das ganze Haus durchsuchen zu lassen und jeden Sklaven zu verhören. Allerdings bin ich nicht sicher, inwieweit uns das weiterbringen würde..."


    ...abgesehen davon, dass der alte Tiberier kein Interesse hatte, die Aurelier durch eine solche Handlung bloßzustellen. Eine Sühne war so oder so fällig und wenn die Götter den Untergang der Aurelii verlangten, würden sie dies schon artikulieren! Und dann konnte man ja noch immer auf sie zurückkommen...

  • Sim-Off:

    Ups, Verspätung: tut mir Leid! :(


    Romana blickte ernst drein. “Du hättest es auch getan?“ Kurz nahm ihr Gesicht fast eine gewisse vestalische Strenge an, bevor sich dies verlor. “Du hast ja recht. Ich vermutlich auch. Ich meine, falls so etwas in der Art passiert wäre.“ Nicht, dass Romana je vorhatte, eine Gattin zu nehmen.


    Was Durus nun sagte, war durchaus eine verlockende Variante. Einfach die Villa Aurelia auf den Kopf stellen! Aber Durus hatte wohl recht. “Wenn die Aurelier etwas haben, werden sie es spätestens jetzt auf die Seite geschafft haben. Es wird nichts bringen, du hast recht, außer Antagonismus zu schüren.“ Sie seufzte. “Was also sollen wir dem Collegium Pontificium sagen? Mit dem Wenigen, was wir haben, ernsten wir ja fast schon Hohn und Spott.“ Die Claudia war etwas unglücklich mit der Lage, daraus konnte sie keinen Hehl machen. “Und wenn Flavius Gracchus in Nemi nichts findet – und sicherlich wird er das nicht tun, bei Celerina handelte es sich ja um eine Verwandte von ihm – dann werden wir mit komplett leeren Händen dastehen.“ Nochmals ein Seufzen. “Wie sollen wir denn beginnen, eine vernünftige Sühnehandlung zu beginnen, wenn wir keinen Plan haben, was in Nemi vorgefallen ist?“ Romana quälte der Gedanke, dass jetzt die Pax Deorum unwiderherstellbar wäre, ehrlich, vor allem, da sie sich immer irgendwie eingebildet hatte, einen besonders guten Draht zu den Göttern zu haben.

  • Natürlich hatte Romana Recht - es war quasi unmöglich, die Dinge genauer zu erfahren. Allerdings gab es noch immer eine Möglichkeit: die Etrusca Disciplina.


    "Ich nehme an, das beste wird eine Haruspizin sein. Vielleicht werden die Haruspices etwas mehr erfahren können, sodass wir doch angemessene Sühnehandlungen vollziehen können."


    Sein Klient Aurelius Lupus hatte es ja in den Ordo geschafft. Vielleicht war es wirklich das beste, ihn zu engagieren...

  • “Die Haruspizin?“ Sie blickte Durus an bei ihrem versuch, sich nciht anzumerken zu lassen, dass sie nicht erschauderte. Die Haruspizin, damit verband sie noch immer ihr Versagen. Sie würde die Finger davon lassen in Zukunft, zumindest von der tiefer gehenden. Trotzdem war ihr Vertrauen in die Haruspizin an sich unerschüttert. Allerdings konnte sich sich dennoch etwas Zweifel nicht verkneifen.


    “Die Haruspizin?“, wiederholte sie sich. “Jene wird doch sicherlich kaum mehr erreichen können als die Offenbarung einiger Omen. Nun, vielleicht hilft uns dies aber weiter. In den Händen eines fähigen Haruspex... ja. Es erscheint mir logisch.“ Sie nickte. Vielleicht war das die Lösung. Und wenn es nicht die perfekte Lösung war, war es eine guter Ansatz, um Frieden mit den Göttern zu schließen. Denn sogar Romana, die hie und da eigenwillige Ansichten in sich drinnen pflegte, würde nicht vorschlagen, dass man die schmierigen kleinen Geheimnisse in der Villa Aurelia aus den Aureliern rausfoltern sollte.


    “Ich gebe dir recht. Alleine schon, weil ich gespannt bin, was das Ergebnis sein könnte, bin ich dafür, dass wir das machen sollten.“ Sie hätte gelächelt, wäre ihr die Angelegenheit nicht eine Spur zu ernst vorgekommen. So blieb ihr nur das Seufzen. “Dann wäre das geklärt... oder?“ Romana blickte den Pontifex ein wenig müde an.

  • Seine Idee war selbstverständlich gut, was auch die Vestalin bestätigte (obwohl sie offensichtlich keine übermäßig hohe Meinung von der Etrusca Disciplina hatte). Daher nickte Durus zufrieden.


    "Das wäre alles, ja."


    Er erhob sich mit einem Ächzen um auch der Claudierin aus ihrer Kline zu helfen.


    "Ich danke Dir für Deine Mithilfe! Dann sehen wir uns in der Regia zur Contio!"

  • Romanas Einstellung zur Haruspizin war weitaus komplizierter, verworrener und ambiguöser, als es sich Tiberius Durus in seinem Leben und seinen kühnsten Träumen nur vorstellen könnte. Die Claudia musste sich seit dem Desaster in der Casa Iunia immer beherrschen, um sich nicht komplett von der Peinlichkeit übermannen zu lassen, wenn das Thema auf dieses Ritual kam.


    Ein Schmunzeln zierte aber ihre Lippen, als Durus extra aufstand, um ihr galant aus der Liege zu helfen. Sie ergriff die Hand des alten Tiberiers und erhob sich. “Du bist ein wahrer Kavalier, Tiberius Durus. Wir werden uns bald wieder auf der Contio sehen.“ Romana schenkte dem Pontifex ein verschmitztes Lächeln, bevor sie die Villa Tiberia verließ, um wieder im Atrium Vestae ihrem manchmal knochenharten Beruf wieder nachzukommen.

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