[Tablinum] Ursus et Cimon

  • Cimon hörte Ursus aufmerksam zu und versuchte sich ein eigenes Bild von seiner Situation zu machen. Er nickte ergeben. Ja, er wusste das ihm einiges erlaubt war, doch er war niemand der schnell Freunde fand. Dafür aber glaubte er das die, die er hatte, immer für ihn da sein würden...wie er für sie. Eine Amphore Wein durfte er leeren.... den des Herren? Eigenen hatte er ja nicht, also wurden seine Augen etwas größer. Dann war Baldemars Trinkverhalten doch nicht so verboten wie der Nubier immer gedacht hatte? Ein zartes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen...das war eine Möglichkeit viellleicht einmal an den Germanen heran zu kommen.


    "Ja, Ursus...ich sollte es wissen... Ich würde in der Tat gerne einmal mit Bashir einen Wein trinken und mehr über seine Heimat erfahren...oh, verzeih bitte, Herr...ich gerate ins...reden."


    Dabei hatte er sich doch fest vorgenommen, das nicht zu tun. Früher hätte das die Peitsche bedeutet, aber jetzt wusste er, das Ursus nicht ungerecht war...aber das sorgte eben für solche Fehlverhalten, wie Cimon es nennen würde.
    Was Gefühle anging so war der Nubier in der Tat kaum in der Lage diese richtig zu begreifen oder mit ihnen vernünftig umzugehen. Er wusste nicht wie er es würde ändern können.... er hoffte nur das es irgendwann einmal passieren mochte.


    Wie gut das es nun um etwas anderes ging, rasch versuchte er weiterzusprechen, um ja nicht über Freunde oder Gefühle sprechen zu müssen.
    Er sollte also mehr wissen... Cimon spannte sich leicht an, da er nicht wusste, was er zu erwarten hatte. In einer solchen Situation war der Sklave noch nie gewesen. Noch einmal sah er sich um und kam noch etwas näher. Inzwischen hockte er ja neben seinem Herren, die Hand die er auf dessen Unterarm gelegt hatte, nahm er nun wieder zurück, wobei seine Augen nicht nur Besorgniss zeigten. Auch Tatendrang mochte man in ihnen lesen. Sein ganzer Körper zeigte Zeichen der Anspannung, doch diese konnte nur erkennen, wer den Nubier wirklich gut zu lesen vermochte...er hatte keinen Zweifel daran, das Ursus es inzwischen gut konnte... da waren sie sich wohl gleich geworden, zumindest dachte Cimon es ...denn warum sollte er fragen?


    "Mein Leben, Ursus ist lange nicht so viel wert wie deines. Von welcher Gefahr sprechen wir, Herr? Der Praefectus Urbi? Ich glaube er ist nicht der beliebteste, wenn ich das sagen darf. Aber niemand sagt es laut. Und was ich gelesen habe... wenn ich mir diese Meinung erlauben darf, Ursus? ... Er scheint langsam große Veränderungen bewirken zu wollen.
    Wird er den Kaiser.... wohl vollständig ersetzen wollen, Herr?"


    Besorgnis klang aus seinen letzten Worten, denn er vermutete, das der Mann um den es ging nicht der beste Freund der Patrizier war und soetwas konnte schnell genug in Hass und Verfolgung umschlagen.

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  • „Bashir? Der Sklave von Reatinus? Warum nicht? Ich habe nichts dagegen, wenn sein Herr einverstanden ist. Es macht nichts. Nicht hier und jetzt, Cimon. Du darfst reden, wenn wir unter uns sind.“ Ursus wollte, daß der Nubier redete. Mehr über sich offenbarte. Denn für gewöhnlich ging er voll in seinem Dasein als Sklave auf. Alles, was ihn selbst betraf, war tief in seinem Inneren verborgen.


    Ursus blickte Cimon sehr ernst an. Ihre Augen waren auf einer Höhe. So war es richtig, in diesem Moment. „Er will sie nicht nur bewirken, er tut es auch. Er bestimmt Magistrate, die eigentlich gewählt werden sollten. Natürlich darf der Kaiser das, tut es aber normalerweise nur sehr selten. Doch Salinator nimmt dieses Recht mit jeder Wahl im Namen des Kaisers stärker in Anspruch. Er ändert Gesetze im Namen des Kaisers. Die Gesetze über die Patrizier wurden einfach so abgeschafft, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich hörte, das ist aber nur ein Gerücht, dem ich allerdings durchaus Glauben schenke, daß er sich Standeserhebungen und ähnliches gut bezahlen läßt. Und das alles ist nur der Anfang. Er erhält keinerlei Widerstand. Zumindest keinen ernstzunehmenden. Er wird weitermachen. Und jedes mal wird es ein wenig unangenehmer für diejenigen, die es trifft. - Habe ich schon erwähnt, daß er Patrizier nicht leiden kann und ihnen schadet, wo immer es ihm möglich ist?“ Ursus seufzte. „Er ersetzt den Kaiser schon jetzt völlig. Es gibt inzwischen nichts mehr, das nicht über den Tisch des Praefectus Urbi läuft. Nur was er auswählt, wird dem Kaiser vorgelegt und ich glaube nicht, daß das noch viel ist oder gar etwas Wichtiges.“

  • Der Nubier lächelte, als Ursus ihm erlaubte offen zu sprechen und auch Besuchen von Bashir zustimmte. Sicher würde Reatinus es erlauben ... es wäre schön sich wieder einmal mit dem Pather treffen zu können und einfach ein wenig zu reden. Er war ein guter Freund geworden, ein sehr guter Freund.


    Aber nun war die Zeit der vertrauten Rede vorbei, es galt über wichtigeres zu sprechen und der Sklave hörte aufmerksam zu, was sein Herr ihm über das 'Problem' zu sagen hatte. Dabei sah er ihn direkt und sehr ernst an. Tief atmete er durch und nickte leicht. Nun wurde seine Stimme etwas leiser aber nicht weniger fest.


    "Wieso wehrt sich niemand? Haben sie angst, Ursus? Ein gekaufter Stand kann doch nicht viel wert sein, oder? Ich habe es vermutet, das er Patrizier nicht besonders mag...Gerüchte unter den Sklaven verrieten es"


    Cimon musste sich kurz sammeln, denn der Gedanke gefiel ihm nicht sonderlich, das sein Herr einen mächtigen Feind haben würde... aber er konnte es doch nicht einfach mit sich machen lassen...er war kein Sklave ...nicht so wie Cimon, der alles hatte ertragen müssen...sogar das Zeichen. Seine Hand strich ihm über den Nacken und der Blick senkte sich, bis er wieder mit ernster und memorner Mine aufsah.


    "Was wirst du tun, Herr? Wie kann ich dir helfen?"

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  • "Es steht ja nicht dran, daß der Status nur gekauft ist. Im Moment weiß niemand mehr, ob jemand eine Standeserhebung wirklich verdient oder eben nur gekauft hat. Wie schon gesagt, sind es auch nur Gerüchte. Niemand spricht offen darüber. Verständlicherweise. Würde ich auch nicht." Zumindest nicht, wenn es ihn selbst betraf. So konnte man es auch anderen nicht verübeln, wenn sie nicht darüber sprachen.


    "Du kannst vieles tun. Deine Augen und Ohren offen halten in anderen Häusern. Versuchen herauszufinden, wie man über Salinator denkt. Einige Male werde ich Dich vermutlich auch nach Rom schicken. Ich brauche jemanden, der mein Mund, meine Augen und meine Ohren ist, wenn Septima es wegen des Kindes nicht sein kann."

  • Aber gab es nicht immer die Gerüchte, wenn jemand sich den Stand nur gekauft hatte? Cimon nickte nachdenklich, da er schwierigkeiten hatte sich in ein solches Leben hinein zu denken. Aber er glaubte zu verstehen. Offen sprach niemand, das leuchtete dem Nubier ein, es würde schwer werden bei anderen Sklaven etwas zu erfahren...aber nicht unmöglich.


    Er konnte vieles tun? Nun wurde Cimon noch aufmerksamer und sah Ursus halb von unten her an. Denn er hatte sich ein wenig mehr gehockt, um nur ein klein wenig niedriger zu sein als sein Herr.


    "Ich werde alles tun, was ich kann um zu helfen, Ursus. Ich...danke...für dein vertrauen, Herr. Ich werde dich nicht enttäuschen."


    Nein, das würde er in der tat nicht. Es gab keinen Zweifel daran, mit welcher Energie der Sklave die Wünsche seines Herren ausführen würde. Und mit welchem Stolz, da er solch ein Vertrauen genoß.

  • "Das weiß ich, Cimon." Der Sklave würde sich nicht schonen. Er würde notfalls auch für Ursus sterben. Eigentlich war das ein Gedanke, mit dem er vertraut sein sollte. Er führte mehrere tausend Mann an, die ebenfalls alle bereit waren, zu sterben, wenn er sie in die Gefahr führte. Wenn auch eigentlich nicht für ihn, sondern für Rom und den Kaiser. Trotzdem war das hier irgendwie realer. Vermutlich kam es ihm aber auch nur so vor. "Ich denke, für heute haben wir genug besprochen. Wenn Du Fragen hast oder Dich einfach nur mit mir austauschen möchtest, dann sprich mich einfach an. Warte nicht, bis ich Dich anspreche."

  • Ja, er würde sterben, sogar Schmerzen erleiden, was auch immer nötig sein würde... Cimon nickte leicht, bevor er erkannte, das dieses Thema damit wohl beendet schien...vorerst, wie er annahm. Nun gut, das wichtigste wusste er nun und der Sklave würde sich entsprechend verhalten.


    Sie hatten genug gesprochen und Cimon neigte den Kopf nocheinmal ergeben, bevor er sich langsam erhob. Er verstand was Ursus ihm sagte und lächelte zu seiner Antwort ein wenig.


    "Ja, Herr. Ich werde dich ansprechen, wenn es nötig wird, Ursus. Auch wenn es nicht...darum geht?"


    Er wusste es bereits...war es doch schon einige Zeit so, ohne das sie darüber gesprochen hatten...und schon kam ihm seine Frage dumm vor und er machte eine beschwichtigende Geste, die er sich bei Ursus abgeschaut hatte, ohne es wirklich gemerkt zu haben.


    "Verzeih, Herr. Ich ziehe die Frage zurück, Ursus. Kann ich dir noch etwas bringen? Ich würde ansonsten nun gerne ein wenig... Zeit im hortus verbringen."


    Er zog sich gerne mal einwenig zurück. Vor allem ging es ihm darum auch die Kleidung zu wechseln und die zerrissene zu versuchen ein wenig zu retten.... das er frei bekommen hatte war längst vergessen...soetwas wie frei gab es für ihn sowieso kaum, denn Cimon hatte damit noch immer so seine Probleme.

  • Tatsächlich hatte Ursus seinem Sklaven nur einen Blick zugeworfen. Bevor er sagen konnte, daß das ja wohl selbstverständlich war zwischen ihnen beiden, da sah Cimon es auch schon ein und zog seine Frage zurück. "Nein, ich brauche nichts mehr, Cimon. Geh nur." Der Garten war nur klein. Sehr klein sogar. Aber durchaus schön. Zumindest, seit Septima sich seiner angenommen hatte. Selbst in dieser Jahreszeit hatte sie es geschafft, dort wenn schon keine Blumen, aber wenigstens schöne Grünpflanzen hervorzubringen. Im Sommer würde er sicherlich wieder in den prachtvollsten Farben erblühen. Ja, kein Wunder, daß Cimon sich dort so gern aufhielt.

  • Es war für die Poststelle des Lagers etwas schwierig gewesen, den Brief zuzuordnen. Es war recht deutlich, daß es sich um einen Privatbrief eines Kindes handelte. Vermutlich an ein Kind. So war der Brief durch alle Haushalte gelaufen, in denen möglicherweise Kinder wohnten, also durch die Haushalte der Offiziere, die hier mit ihren Familien lebten. Angefangen beim untersten Rang. So daß der Brief erst nach Tagen im Praetorium landete. Da lag er nun und wartete darauf, daß jemand die privaten Briefe und Nachrichten durchschaute, die hier auf ihre Empfänger warteten.


    Liebe Marei dir schreibt Esquilina,


    ich bin jetzt schon viele Tage auf dem Landgut, weil Marcus gesagt hat, dass bald was ganz schlimmes passieren wird und ich dann nicht im Lager bleiben soll.
    Aber hier ist es sooo langweilig und es passiert doch überhaupt nix. Ich würde mir wünschen du wärest hier, weil hier ganz wenige andere Kinder sind und keine so tolle Freundin wie du.
    Außerdem, wenn es im Lager gefährlich ist, dann ist das noch doofer, dass du da bist, weil ich will nicht, dass dir was passiert.
    Außerdem könnten wir uns dann zusammen um die Babyziegen kümmern, die wir ganz neu haben. Die sind ganz, ganz winzig. Nur so groß wie, mmmh, weiß grade nicht. Wie mein Bein, wenn ich es einknicke. Verstehst du, was ich meine?


    Dass du mir deine Haarklammer geschickt hast, hat mich ganz dolle gefreut. Ich versteh nur nicht, warum meine Augen da nass geworden sind, weil ich war ja nicht traurig.
    Ich hab dir auch was geschickt, ein Medaillon, dass dich beschützen soll, wenn es gefährlich wird. Das gab es in Cremona von einem alten Phoniker und ist aus dem Zahn von einem Tier in Asia.


    Hoffentlich geht es dir gut,


    es grüßt dich


    Esquilina

  • Cimon sah die tägliche Post durch und da entdeckte er ganz unten etwas... Seine Augen verengten sich leicht. Nach den ersten Worten, die er las, erkannte der Nubier, an wen der Brief war und auch von wem. Also lies er die restlichen Zeichen unberührt. Es ging ihn ja nichts an. Wenn Marei es wollte würde er ihr den Brief vorlesen ... oder besser sie würde ihn ihm vorlesen. Mit einem Schmunzeln legte er die tafel beiseite und machte mit der täglichen Arbeit weiter. Später am Tag würde er Marei suchen. Vielleicht würde sie ihm ja auch über den Weg laufen... Er würde es auf jeden Fall nicht vergessen.


    ~Praetorium | Post für Marei

  • Nachdem die Post durchgesehen war und der Tag begonnen werden konnte, machte Cimon alles für den Morgen bereit. Ursus hatte kaum Zeit in letzter Zeit für den morgendlichen Sport... wen wunderte es. Aber der Start in den Tag war wichtig. Also hatte Cimon die anderen Sklaven an diesem tag angewiesen, welche Kleidung wie zurechtzulegen war und was zu Trinken bereit stehen sollte. Auch das Wasser sollte gut temperiert sein. Sicher all das war nicht mehr zwingend seine Aufgabe, doch Cimon stand gerne früh morgens vor allen anderen Auf und bereitete den Tag vor.


    Nun wartete er zusammen mit der täglichen Post, stark verdünntem Wein, einigen Kleinigkeiten zum Naschen, Obst sowie eine Tabula, auf der er den tag in Stichworten festgehalten hatte. Nur für den Fall das Ursus an diesem tag lieber schweigend beginnen wollte.


    Mit gerader, ja fast stolzer Haltung stand der dunkle Sklave da und sach sich noch einmal im Raum um, ob alles perfekt war. Ja, er kam zu dem Schluss, das es gut war. Zur Perfektion fehlte noch das eine oder andere ... Cimon machte sich geistige notizen um es am nächsten Tag besser zu machen.
    An diesem tag wollte er noch etwas anderes mit seinem Herren besprechen. Etwas was er versprochen hatte ... doch dazu musste Ursus Zeit haben ...

  • Als Ursus eintrat, war wie immer alles absolut perfekt. Cimon hatte sich um alles gekümmert, wie gut, daß er sich auf diesen Mann so sehr verlassen konnte. Wie war er nur früher ohne ihn ausgekommen? Wo Cimon noch Dinge sah, die verbesserungsbedürftig waren, hätte Ursus vermutlich nicht mal herausgefunden, wenn man es ihm gesagt hätte. So fand er es von vornherein perfekt.


    „Guten Morgen, Cimon.“ Er nahm sich etwas vom Obst, noch bevor er sich setzte. „Ist irgendwas Besonderes in der Post?“

  • Sein Herr trat ein und Cimon neigte zur begrüßung den Kopf und trat so beiseite das Ursus freien Weg auf seinen Platz haben würde. Dabei schenkte er ihm Saft ein, da es für den bereitstehenden, verdünnten Wein sicher noch ein wenig zu früh war. Der Saft stand immer bereit wenn Cimon das 'Sagen' hatte ... so auch heute. Sicher würde er Ursus den verdünnten Wein geben, sollte sein Herr auch nur den kleinsten Hinweis darauf geben, das er es wollte.
    Sein Herr hatte lieber einen klaren Kopf, das wusste Cimon und auch das der klare Kopf nun wichtiger war als jemals zuvor.


    "Guten Morgen Ursus. Die Post habe ich nach dringlichkeit sortiert Herr. Obenauf sieht du die aktuellen Zahlen des lagers. Ich dachte das wäre momentan das wichtigste, Herr."


    Den Tagesablauf legte er nun auf die andere Seite, zu Ursus' Linker, damit er immer einen Blick darauf werfen konnte. Dabei machte er sich bereit eventuelle Fragen zu beantworten, hatte der Nubier doch alles im Kopf.
    Der Nubier wartete ab und sah seinen Herren besorgt an. Er wusste es nicht einzuschätzen, ob er es wagen konnte ... aber hatte sein Herr ihm nicht einmal gesagt, das er immer offen würde sprechen können? Jedenfalls wenn sie unter sich waren. Also atmete er tief durch und fast ein wenig zu hörbar aus.


    "Herr? Darf ich heute wohl ein offenes Wort mit dir sprechen? Eines was nicht mit der täglichen Post zu tun hat mir aber wohl am Herzen liegt?"


    Ergeben sah er Ursus an und neigte dann den Kopf ... abwartend wie sein Herr antworten würde. Alles war möglich und Cimon würde mit allem leben können ... denn es war immer die Entscheidung des Herren, wann über was gesprochen werden durfte. Doch eines wusste er sicher ... eine Strafe würde nicht folgen. Was seine Ergebenheit nur noch stärker festigte.

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  • Ursus schaute gar nicht hin, was Cimon ihm da einschenkte. Es würde schon das Richtige sein, der Sklave kannte ihn inzwischen fast besser als er sich selbst. Die Post war sortiert und Ursus griff gleich nach der obersten Tabula. „Ja, das ist wahr. Wir sind immer noch nicht wieder ideal aufgestellt. Aber gut. Leben wir eben mit dem, was wir haben.“ Er überflog die Zahlen, nicht, daß er sie nicht ohnehin kannte. Aber manche Informationen konnte man sich nicht oft genug ansehen.


    Als Cimon dann fragte, ob er offen sprechen dürfe, hob der Aurelier den Kopf, um den Sklaven überrascht anzuschauen. Der Tonfall hatte ihn aufmerksam gemacht. „Natürlich, was hast Du auf dem Herzen?“

  • Ergeben neigte Cimon den Kopf als Ursus die erste Tabula an sich nahm und meinte sie müssten mit dem leben was sie hatten. Der Nubier ahnte bereits das sein Herr die Zahlen auswendig konnte, doch ebenso meinte er zu wissen das Ursus sich die Dinge gerne mehrfach ansah um so erneut über die Dinge nachsinnen konnte. Manchmal hatte er dann neue Ideen ... Doch die momentane Situation war nichts was man nun doch gut retten konnte ... Die Würfel schienen bereits gefallen zu sein. Und ein Krieg unvermeidbar. Cimon versuchte nicht allzu besorgt zu wirken ... Wer ihn kannte würde es in seinen Augen ablesen können. So wich er dem Blick von Ursus besser aus.


    Der Nubier grinste ein wenig verlegen, als er bemerkte das seine Frage Ursus überrascht hatte. Natürlich ... Cimon durfte meist offen sprechen wenn sie unter sich waren. Allerdings wollte er in einer solch schweren und angespannten zeit lieber vorsichtiger sein. Der Nubier senkte kurz den Kopf zur Einleitung als er zu sprechen begann.


    "Nun, Ursus ... Es geht um deinen Sohn. Dominus Durus. Er ist recht unbesonnen. Was an sich ja gut ist für ein Kind ... Aber einige Menschen in deinem Haushalt machen sich Sorgen, es könnte ihm etwas zustoßen, Herr."


    Er machte eine kurze Pause und atmete tief durch. Besser er nannte keine Namen und würde es allgemein lassen. Vielleicht würde das ja reichen. Nun sah er Ursus direkt an um so zu zeigen wie ernst es in seinen Augen war. Dabei blieb seine Haltung aber eine seltsame Mischung aus Ruhe und Ergebenheit auf der einen Seite und stärke auf der anderen. Cimon hatte bei Ursus gelernt, das er nicht auf dem Boden kriechen musste um Ergebenheit zu demonstrieren. Und das stärke wie auch Stolz durchaus zu einem Sklaven passen konnten. Es waren die Kleinigkeiten in Bewegung und Haltung die den Unterschied ausmachten.


    "Herr ... Ursus ... Vielleicht wäre es nicht unklug wenn immer jemand bei ihm wäre dem du vertraust, Herr. "


    Der Sklave hoffte sehr das seine Worte nicht zu vermessen waren. Allerdings wusste er auch das Ursus ihm die Grenze aufzeigen würde sollte er sie doch einmal überschreiten. Und er vertraute seinem Herren dies ohne die Zuführung von Schmerzen zu tun.

  • Cimon machte es ja spannend. Was dann allerdings kam, überraschte Ursus mehr als alles andere. „Unbesonnen? Inwiefern unbesonnen? Gibt es etwas, was ich über meinen Sohn wissen sollte und das mir bisher nicht zu Ohren gekommen ist?“ Eine Augenbraue hob sich und den Nubier traf ein prüfender Blick. Cimon ließ sich doch wohl nicht dazu hinreißen, den Bengel zu decken, wenn der etwas ausgefressen hatte?


    „Du sprichst davon, den Jungen unter ständige Beobachtung zu stellen. Davon halte ich überhaupt nichts. Er ist alt genug, um Selbständigkeit zu erlernen. Nur wenn er auch mal allein ist, kommt er in die Situation, Entscheidungen treffen zu müssen. Genau das muß er lernen. Und wo kann er es besser lernen als hier? In dieser Castra ist er so sicher wie ein Kind nur sein kann. Er hat über fünftausend Kindermädchen, die ein Auge auf ihn haben. In den Rom wäre das Leben gefährlicher für ihn und auch dort könnten und dürften wir ihn nicht ständig einsperren. – An wen hattest Du eigentlich gedacht? An Dich?“ Der Blick schien das auszusagen. Und so gern Ursus diesem treuen, zuverlässigen Mann die wenigen Wünsche erfüllte, die er äußerte, so war er wohl zu eigensüchtig, diesen zu erfüllen. „In dem Fall muß ich Dir den Wunsch versagen. Denn ich brauche Dich. Vor allem jetzt.“

  • Plötzlich fühlte Cimon sich sehr unwohl in seiner Haut und er musste tief durchatmen bevor er seinem Herren ergeben antworten konnte. Die Fragen waren nicht leicht zu beantworten ... vorallem da er den Jungen in der Tat schützen wollte. Rasch bemühte er sich in einer beschwichtigenden Geste.


    " Es ist nichts was zu einer all zu großen Sorge führen sollte, Herr. Aber er war wohl am Tor und .... alleine. Vielleicht ist meine Sorge auch unbegründet, doch vorallem in diesen Zeiten könnte dein Son, Ursus, ein Ziel für einen Angriff darstellen. Denn Du bist ein zu schwer zu treffenden Ziel, Herr."


    Ergeben neigte Cimon seinen Kopf und hoffte nicht allzu unverschämt mit seinen Worten gewesen zu sein. Sein Vorschlag, den Jungen zu beobachten war wohl zu viel und er horchte untergeben den Worten seines Herren dazu. Dann wagte Cimon sich tatsächlich noch weiter und wusste doch, das es richtig war diesen einwandt einzubringen.


    "Natürlich ist er sicher Herr ... Ich meine nur, das ... wie sicher können wir sein, das nicht ein einziger Mann in der Castra gekauft sein könnte, Herr?
    ... "


    Überrascht riss er dann die Augen auf. Er hatte doch niemals an sich selber gedacht, was seine Reaktion auch deutlich zeigte. Wo er sonst seine Gesichtszüge vollkommen unter Kontrolle hatte, entgleißten sie ihm nun.


    "... Ähhh.... Nein, Herr. Wirklich nicht. Natürlich bleibe ich an deiner Seite, Ursus. ... Ich ... ich hatte an niemand speziellen gedacht. Nur jemand dem du vertraust, Herr."


    Offen und voller Überraschung sah er Ursus direkt an und konnte es kaum fassen, das er sich derartig undeutlich ausgedrückt hatte, das sein Herr ihn falsch verstanden hatte. Was für ein unverzeilicher fehler ... darüber würde der Nubier wohl noch einige Zeit naachdenken müssen.

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