Tablium | MTD et Faustina

  • Hektisch, wütend, mit hochrotem Kopf klopfte Faustina an die Tür. Durus würde bestimmt Rat wissen. Aber sie musste vorsichtig sein, sie wollte ja nicht, das Aretas hingerichtet werden mußte. Doch eine Strafe musste sein. Als Familienoberhaupt war Durus hier genau der richtige Ansprechpartner.

  • Als Faustina gerade wutentbrannt hereinstürmte, saß Durus gerade mit Syricus am Jahresabschluss seiner verschiedenen Unternehmen und Landgüter. Auf dem Tisch stapelten sich Papyrusrollen und Tabulae mit ellenlangen Listen, mehrere Scribae umrahmten den Procurator der Familia Tiberia, der auf seinem Stuhl saß und seinem Herrn soeben eine weitere Liste präsentierte.


    Diese ließ der alte Tiberier überrascht sinken, als sein Nichte eintrat. Es war nicht zu übersehen, dass sie aufgebracht war.


    "Faustina, meine Liebe! Was ist denn los?"

  • Normalerweise wäre es Faustina schrecklich peinlich gewesen, in eine solche Besprechung regelrecht hinein zu platzen. In ihrem derzeitigen Zustand, zögerte sie aber nur kurz und brachte dann ihr Anliegen zu gehör.


    "Entschuldige bitte Durus, das ich Dich hier und jetzt störe. Jedoch brauche ich einen Rat von Dir.", Faustina wunderte sich, das sie nicht einmal stammerlte, sondern frei heraus sprach was sie bedrückte. "Mein Vater hat mir einen Sklaven überlassen. Sein Name ist Aretas er fährt für die Factio Rennen. Ich habe ihn bisher nur einmal gesehen. Nun spricht er hier vor, meinte er wäre kurzzeitig ohne Erlaubnis aus den Stallungen der Factio verschwunden und nun wieder da. Meine Meinung ist, das er sich eine Zeit herumgetrieben hat.Wenn man ihm böse gesonnen wäre, könnte man daraus eine Flucht machen und ihn dafür hinrichten lassen. Darüber habe ich grosszügig hinweggesehen. Doch legte er hier ein Benehmen an den Tag das wirklich unverschämt ist. Daher möchte ich Dich nun um einen Rat fragen, wie man ihn bestrafen kann. Persönlich würde ich eine Auspeitschung bevorzugen, aus verständlichen Gründen, ist mir das persönlich nicht möglich. Wie würdest Du mir raten? Welche Strafe wäre angebracht?".


    Sie schaute sich um und stellte fest das hier eine ganz Menge Mithörer anwesend waren. So gross wollte sie die Sache nicht aufgehangen haben und jetzt merkte sie auch, das sie vermutlich mit ihrer Frage, erheblich gestört hatte. Sie wurde rot.


    "Entschuldige bitte ... ich glaube ich habe Dich wirklich gestört ... mit meinem Geschwätz, aber ich war ... ich bin ziemlich wütend. Ich kann gerne später wiederkommen...".

  • Etwas erstaunt hörte Durus dem Mädchen zu. Scheinbar hatte Dolabella eine lockere Hand bei den Sklaven gehabt, was natürlich etwas unerfreulich war - nach Meinung des alten Tiberiers musste man Sklaven stets mit harter Hand führen! Aber offensichtlich war Faustina aus anderem Holz geschnitzt, denn intuitiv empfahl sie die richtige Lösung.


    Als sie dann doch peinlich berührt zurückruderte, lächelte Durus ihr allerdings beruhigend zu - diese Zahlenkolonnen waren sowieso langweilig und der Fall dieses Aretas ein angenehmes Intermezzo!


    "Nein, nein, das geht schon in Ordnung!"


    Syricus seufzte leise, aber sein Herr fuhr unbeirrt fort.


    "Ich denke, du kannst ihn ruhig auspeitschen lassen. Sprich mit dem Maiordomus - oder nimm dir einfach irgendeinen Sklaven, der das für dich erledigt!"

  • Das war die Antwort die Faustina erhofft oder besser noch erwartet hatte. Sie grinste breit. Mit einem Schlag waren ihre Nervosität und ihre Unsicherheit verschwunden. Durus war anders als ihr Vater. Jetzt kam ihre Selbstsicherheit zurück.


    "Ich hatte mir gedacht, das Du der gleichen Meinung bist. Sklaven gehören erzogen. Da ich aber mit den Gepflogenheiten hier nicht vertraut war, zog ich es vor zunächst deinen Rat einzuholen. Ich werde ihn beherzigen. Ausserdem entspricht er meiner Auffassung.".


    Ihr Vater würde sie nicht wiedererkannt haben. Er war anderer Meinung im Bezug auf Sklaven. Doch er war weg und Faustina suchte sich andere Vorbilder. 'Durus ist Vorbild!' dachte sie.


    "Dann werde ich nun seine sofortige Bestrafung anordnen. Da ich ihn schon unter Bewachung habe, können die beiden Sklaven das gleich übernehmen.". Diesmal versuchte Faustina nicht den Spaß deutlich werden zu lassen, den sie dabei haben würde.


    "Bitte entschuldige noch einmal mein Eindringen.", Sie ging auf ihn zu küßte ihn wieder auf die Wange und meinte: "Aber das bist Du selber Schuld, du hast mir gesagt ich könnte Dich jederzeit fragen.". Faustina legte ihre Hand auf die Schulter ihres neuen Vorbildes.

  • Jaja, der alte Tiberier konnte durchaus mit seinen weiblichen Verwandten. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, mit ihnen wesentlich besser zurecht zu kommen als mit seinem Sohn! Offensichtlich war Faustina sogar sehr zufrieden mit seinem Rat, denn sie gab ihm sogar ein kleines Küsschen dafür!


    "Faustina, ich stehe immer zu meinem Wort! Du kannst mich jederzeit stören!"


    Das war natürlich ein wenig gelogen, denn wenn er wichtige Verhandlungen führte, war es wohl kaum angemessen, seiner Nichte Tipps zur Disziplinierung von Sklaven zu geben! Aber das wusste sie sicherlich genauso gut wie er!


    "Gibt es denn noch etwas?"

  • Alles was man über Durus so sagte, das er ein steifer alter Knochen war und solche Dinge mehr, konnte Faustina nicht feststellen. Für sie war er schon fast ein Vaterersatz.


    "Danke, nein das war alles. Jetzt will ich zusehen, das mein Sklave bestraft wird.".


    Mit einem sanften Lächeln machte sich Faustina wieder auf den Weg in ihre Gemächer.

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