Lang hatte ich es vor mir her geschoben, es zwischendurch wieder vergessen, als ich die Möglichkeit gehabt hätte es zu sagen und dann hatte ich mich wieder nicht getraut, es endlich anzusprechen. Auf diese Weise waren jetzt schon einige Wochen vergangen, in denen mein Bauch weiter gewachsen und meine Oberweite üppiger geworden war. Tagsüber hatte ich mir Tücher um meinen Leib gebunden, damit man nichts sah. Aber jetzt nütze das auch nicht mehr viel. Selbst ein Blinder mit ´nem Krückstock konnte ahnen, was los war mit mir.
Heute sollte es soweit sein! Heute, gleich nach dem Frühstück. Ach, nein, lieber am Nachmittag. Oder doch besser erst nach der Cena? Oder kurz bevor er zu Bett ging? Ich merkte schon, wenn ich mich nicht dazu aufraffte, wurde wieder nichts draus.
Als Sermo sich am Nachmittag in sein tablinum verzog, war der rechte Augenblick gekommen. Aber bevor ich zu ihm ging, bestückte ich noch ein Tablett mit verdünntem Wein und leckeren Keksen, die ich am Morgen gebacken hatte. Das sollte ihn milde stimmen, falls er sich zu sehr aufregte. Und das würde er garantiert, wenn ich erst mit der Sprache raus kam, dass ich schwanger war. Und vor allem , von wem. Schließlich bissen einem die wenigsten Hunde, denen man vorher ´nen Knochen gegeben hatte. Ob das gleiche auch für Löwen galt? Denn mit dem Tablett in der Hand begab ich mich sozusagen in die Höhle des Löwen.
Bevor ich eintrat hatte ich brav geklopft, dann öffnete ich die Tür und stieß sie hinter mir wieder zu. Da stand ich nun.
Zögerlich trat ich an seinen Schreibtisch heran. "Hier, ich hab dir heute Morgen Kekse gebacken," sagte ich vorsichtig und stellte sie neben ihm ab. "Und was zu trinken hab ich dir auch gebracht."Statt ´nen Abgang zu machen, blieb ich einfach stehen und machte auch keine Anstalten, so schnell wieder zu verduften. Außer er würde mich gleich rausschmeißen. Vielleicht schmiss er mich ja gleich raus, dann musste ich nicht… Doch musste ich! Er musste sich heute anhören, was ich zu sagen hatte! Ob er wollte, oder nicht.