Ärger in den Archiven

  • <Gaius ging wie es ihm von Verus aufgetragen worden war den Gang in Richtung Archive entlang.Die beiden Flügeltüren standen offen und nahe der Tür sortierten die 2 besagten Sklaven auf dem Boden verstreute Schiftrollen.2 andere hatten gerade ein neues Regal zusammengebaut und gingen in Richtung Kanzleien davon.Zu den beiden Übrigen sprach Gaius nun freundlich aber bestimmend.


    "Salvete.Ich werde euch auf Anweisung des Procurators anleiten und beaufsichtigen.Nach welchem Prinzip stapelt ihr die Schriftrollen und welche Themenbereiche umfassen sie ?"

  • Verus kam schwungvollen Schrittes durch die Tür, um die Arbeiten zu beobachten. Er schwieg kurz und lehnte nun mehr an der Wand, um seinen Notarius bei der Arbeit zu studieren, gegebenenfalls würde er eingreifen, was aber sicherlich nicht notwendig werden würde.

  • Gaius konnte nicht wirklich verstehen warum Verus auf einmal zu ihnen ins Archiv kam und ihn beobachtete.Traute ihm der Mann nicht oder wollte er seine Arbeit kontrollieren.Beunruhigt gab Gaius den Sklaven weiter ein paar andere Anweisungen und begann nun auch selber beim einsortieren der Schriftrollen Hand an zu legen...Hatte Verus nichts besseres zu tun als ihn zu beobachten,normalerweise ertrank er doch in Arbeit.

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • So war Gaius das doch gleich viel lieber,vor allem da er sich so nicht mehr so beobachtet vorkam.


    "Wenn Du uns wirklich helfen willst dann geh zu einem von den Schirftrollenstapeln da drüben,die abseits von den anderen stehen."


    er zeigte auf dutzende von Schriftrollenstapeln und wies dann mit der Hand leicht nach links um Verus zu zeigen welche er meinte.


    "Das sind die Aufzeichnungen über die Regierungszeit des Kaisers Caligula.Der rechte behandelt die Außenpolitik die in der Mitte die Bautätigkeiten des Kaisers und der linke allgemeines sowie das Verhältnis des Kaisers zum Senat.Diese Schirftrollen müssen allesamt hinter die des Kaisers Tiberius einsortiert werden,mit dem wir in ein paar Minuten durch sein werden."


    Der Iulier deutete stolz auf die schon eingeräumten Buchreihen ,an deren Ende er gerade eine der letzten Rollen über Tiberius schob.

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • Verus nickte. "Jawohl, Notarius," sagte der Procurator mit einem belustigten Unterton. Der Notarius hatte sich in der Tat mit dem Archiv auseinandergesetzt. Verus war sehr zufrieden und begann nun mit der Arbeit, die ihm von seinem Untergeben aufgetragen war. Natürlich würde dies nicht die Hierachie kippen aber es zeigte dem neuen Notarius, dass diese Arbeit nicht derart straff oder ernst war.

  • Gaius war froh das er einen solchen Vorgesetzten hatte.Er musste schmunzeln nahm sich die letzten 3 Schriftrollen über Tiberius,schob sie ins Regal und ...fertig....blieben nur noch weitere knapp 80 Jahre aufzuarbeiten.
    Zusammen mit einem der beiden Sklaven setzte sich Gaius nun in einen Berg von Schriftrollen und begann mit jenem die schier unglaubliche Masse weiter zu ordnen.Der andere Sklave stellte sich zu Verus und sortierte mit ihm die bereits geordneten Rollen über Caligula ein.


    "Ich glaube hier sind wir noch eine gute Woche beschäftigt."


    Gaius wühlte sich weiter durch die Schriftrollen und fand beim durchstöbern plötzlich eine von den Blaupausen des Kolosseums.Als Architekturfan legte Gaius sie nicht wie üblich auf die Stapel von Vespasian und Titus, sondern begann begeistert die Rolle zu erforschen.

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • "Länger als eine Woche," sagte Verus und legte eine Schriftrolle ins Regal. Dann ging er zum Iulier. "Dich interessieren die alten Texte und Dokumente?" Verus blickte ihm über die Schulter. Es war schön zu sehen, wenn sich die Jugend für die Historie interessierte.

  • "Oh ja das tun sie."


    antwortete Gaius begeistert.


    "Ich lese ständig.Schon als ich noch ein kleiner Junge war konnte ich mich dafür begeistern Cicero und Sallust zu lesen.Mittlerweile sind noch viele andere, größtenteils Geschichsschreiber und Philosophen, wie zum Beispiel Aristoteles, dazugekommen.Auch fand und finde ich es toll Gebäudepläne zu studieren,vor allen Dingen wenn man so etwas großartiges wie dieses Exemplar,"
    er zeigte auf die Kolosseumsblaupausen,
    "vor sich hat.Aber auch die fertigen Genäude zu bestaunen bereitet mir ohne Ende Freude.Überall erkennt man etwas Neues das diese von Menschenhand geschaffenen Wunder noch imposanter aussehen lässt.Ich bin froh bis vor kurzem immer mit meinem Vater zusammen auf Reisen gewesen zu sein.So war es mir möglich schon sehr viel von der Welt zu sehen."

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • Verus legte die Hand fürsorglich auf die Schulter seines Notarius. "Es ist immer gut, wenn sich junge Menschen für die Historie interessieren. Bildung unterscheidet uns von den Barbaren." Er blickte auf die Schriftrollen und folgte dem Finger des jungen Iuliers. "Bewahre dir deine Neugier, junger Iulius."

  • "Ich werde mir alle Mühe geben Verus."


    sagte Gaius begeistert und legte die Schriftrolle beiseite.Ihr würde er später seine Aufmerksamkeit schenken.....


    "Was denkst Du denn über Architektur oder große Bauten an sich, Verus?Wie gesagt, meinerseits könnte ich sie mir tagelang ansehen."

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • "Ich bin ein Mann mit Geschmack und mich interessiert die Kunst sehr, auch die Architektur. Leider bin ich kein Architekt und auch eher weniger künstlerisch begabt. Das einzige Talent, das ich früh entwickelte, war zu verwalten. So traurig ich darüber bin, interessiert es mich umso mehr, wie sich die Kunst und die Architektur entwickelt. Öffentliche Gebäude sind immer auch ein Spiegel der Gesellschaft. Germanische Holzhütten und römische Amtsgebäude, da sind schon gewaltige Unterschiede," sagte Verus und schmunzelte dann. "Warum bist du eigentlich kein Künstler geworden? Warum reißt es dich in die Öffentlichkeit, in die Verwaltung? Du scheinst mir doch mehr an der Kunst und Architektur interessiert als an der Verwaltung des Reiches."

  • "Nun im großen und ganzen muss ich Dir Recht geben.Ich bin mehr an den Künsten ,jedoch nur der Architektur und nicht Bildern,Skulpturen und Ähnlichem interessiert,als an einer Tätigkeit in der Verwaltung.Dein Berufsangebot nahm ich eher aus Interesse etwas neues kennen lernen zu können sowie in der Hoffnung ein paar Kontakte knüpfen zu können an.Auch warst Du mir, und hiermit will ich mich gewiss nicht bei Dir einschmeicheln,es ist einfach die Wahrheit,auf Anhieb sympathisch,da Du sehr offen ,aufgeschlossen gegenüber Neuem und sehr freundlich bist.Ich dachte und denke immer noch, dass ich mit dem Beruf des Notarius eine Arbeit mit netten Leuten annehme ,bei der ich lernen und mich weiterbilden kann.Und um noch einmal auf die Kunst zurückzukommen"


    Gaius lächelte und schaute mit einem sehr zufriedenen Blick zu Verus.


    "auch das Sammeln und Archivieren von Werken und somit Geschichte im allgemeinen,also kurz Wissen für die Nachwelt zu erhalten,sehe ich als eine besondere Form der Kunst an."

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • "Sind Gebäude nicht auch Skulpturen unserer Gesellschaft? Gebäude bilden meistens eine Funktion ab, jedoch zeigen sie auch viel Kunst. Wer die Architektur mag, mag auch die übliche Kunst, da sie die Grundsäulen der Architektur sind," floskelte Verus.


    "Ich denke, dass du eines Tages höher aufsteigen wirst als ich es je konnte, junger Iulius. Du hast etwas, was man Ehrgeiz nennt. Einen gesunden, römischen Ehrgeiz, der mit Vernunft sowie Nachsicht eingeschränkt wird. Du sollst nicht hier im Archiv verrotten, wie ich." - erklärte Verus ein wenig geschmeichelt.

  • Gaius fühlte sich sehr geschmeichelt aufgrund der Aussagen des Procuratoren.Er dachte er würde es weit schaffen im Reich,weiter noch als Verus selbst.Auch wenn er ebendies insgeheim hoffte,wollte er es sich doch zumindestens im Moment nicht direkt eingestehen.


    "Deine Worte ehren mich sehr Verus. Ich hoffe wirklich es irgendwann recht weit im Imperium zu bringen,in welcher Position jedoch und wo genau,so weit bin ich im Moment noch nicht.Im Augenblick gefällt es mir am meisten mit Dir in den Archiven zu sitzen und ebenso alte wie modrige Schinken,als auch spannende und kostbare zu sortieren,zu archivieren und natürlich auch ein wenig studieren zu dürfen.Und ja,Ich stimme Dir voll und ganz zu.Gebäude sind Skulpturen und Fußnoten unserer Gesellschaft.Sie sind das was man auch in 1000 Jahren noch sehen werden kann und aufgrund ihrer Aussehens werden unsere Nachfahren nach Jahrhunderten noch über unsere Zeit urteilen.ABER.Es gibt wie keum einem besser bekannt sein dürfte,als Dir,noch eine weitere Form von "Fußabdrücken" unserer Zeit.Wir sitzen mitten drin. "

    Der junge Iulier hielt inne lächelte und sah sich um,überall lagen Schriftrollen herum.

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • "Vergiss' nicht. Nichts ist ewig," philosophierte Verus leicht knauserig. "Alles zerfällt, der Mensch, die Gebäude, die Skulpturen und die Dokumente unserer Zeit. Nichts ist wahrlich ewig. Am wenigstens der Mensch und seine großen Ideen von Macht, Reichtum und Glück. Natürlich bleiben die Gebäude deutlich länger als wir beide aber auch sie zerfallen. Nur wenig überdauert Jahrhunderte." Verus seufzte und blickte in die Archive. "Was sind eintausend Jahre im Vergleich zur Ewigkeit? Nichts. Wir müssen solange bewahren, solange wir bewahren können." Verus legte die Schriftrolle zur Seite, die er gerade noch in der Hand gehalten hatte. "Es ist unsere Aufgabe, zu warnen, zu erinnern und das zu sammeln, was wichtig ist. Wie wird man sich an uns erinnern? Diese Frage beschäftigt mich."

  • "Ich glaube das ist eine gute Frage."


    sagte Gaius der mittlerweile auch schon immer mehr ins philosophische verfiel.


    "Wir werden sie nie beantworten können,vielleicht können das unsere Nachfahren,oder die Nachfahren unserer Nachfahren,aber wir mit Sicherheit nicht.Dennoch glaube ich wird es dem Menschen eines Tages möglich sein,sein Wissen auf Dauer zu erhalten.Aber das lässt dann wieder neue Probleme entstehen,eines wäre mit Bestimmtheit die Masse an Werken.Überleg einmal welche Menge innerhalb von ein paar Jahrtausenden zusammenkommt.Ich glaube irgendwann wird es nicht mehr an der Vergänglichkeit,sondern vielmehr an der unglaublichen Masse,aus welcher Du nichts mehr zu finden vermögen wirst,liegen,dass Wissen und Erinnerungen verloren gehen."

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • "Nichts ist für immer. Auch nicht in Masse. Alles endet und beginnt erneut. Ohne Tod kein Leben. Ohne Leben kein Tod. Alles fließt. Die Zeit vergeht nun mal. Egal, was wir tun, wie wir leben, wir können nicht ungeschehen machen, was geschehen ist. Auch können wir nicht zurückbringen, was verloren ist. Die Zeit vergeht auch für Wissen. Auch in Masse wird dieses Wissen vergehen. - Final ohnehin mit dem Ende unserer Welt." Verus lehnte sich an den Tisch hinter sich. "Der Gedanke, dass Wissen in der Menge untergeht, finde ich interessant. Bildlich habe ich es jeden Tag vor mir. Blicke nur in diese Archive." Er lächelte väterlich. "Die große Menge hat schon immer persönliche Künste verdorben. Willst du anderen gefallen, gefällst du dir nicht mehr. So ähnlich wird es wohl auch dem Wissen ergehen. Nur was gefragt oder politisch akzeptiert ist, wird gelesen."

  • Verus hatte sich zwei seiner engeren Vertrauten geschnappt, und war kurzerhand in die Archive gestürmt, nachdem er erfahren hatte, dass eine Untersuchungskommission geplant war. Es ging nun darum, entsprechende Unterlagen zu sichten und bei Bedarf zu ändern oder abzuwandeln. Zwar war dies nicht das geheime Archiv der Prätorianer aber auch hier lagerten einige vertrauliche Informationen, die nicht den Palast oder die schützenden Hände der Schatten verlassen sollten. Auch wollte er verhindern, dass der neue a Memoria sich in seine Geschäfte einmischte. In erster Linie war dies eine Staatsschutzangelegenheit, so dass Verus recht drastisch agierte und polternd die große Archivtür aufriss und mit einem Fingerzeig seine beiden Soldaten einteilte, die alsbald erste Schriften aus den Regalen hoben. Verus selbst setzte sich an den großen Tisch in der Mitte des Raumes und begann entsprechend gekennzeichnete Aufzeichnungen zu lesen. Es entstand ein lautes Getöse, welches den Korridor vor dem Archiv lautstark füllte. Denn die beiden Soldaten gingen nicht behutsam vor, da sie hektisch und ohne Zeit agierten.

  • Einer der Notarii hatte mir berichtet, dass "sich irgendetwas im Archiv abspielte". Die Notarii waren immerhin öfter auf den Gängen als ich selbst und irrten umher. Aber auch ohne den freundlichen Hinweis des Mitarbeiters wäre mir der Lärm nicht verborgen geblieben. Immerhin war ich nicht taub! Eiligen Schrittes begab ich mich also zum Archiv, um diese ungebetene Ruhestörung im Keim zu ersticken. Ärger machte sich in mir breit, als ich feststellte, dass der ohrenbetäubende Krach tatsächlich auch im Archiv zu lokalisieren war. Was würde es wohl für einen Eindruck beim Kaiser machen, wenn ich innerhalb der ersten Wochen schon die Kontrolle über meinen Arbeitsbereich verlieren würde? Der Notarius, der für diese Ruhestörung verantwortlich war, würde in Zukunft auf jeden Fall nur noch Abschriften erstellen, bis ihm die Hände bluteten! Aufgebracht trat ich in die offene Tür und baute mich dann mit ernster Mine im Eingang auf. "Was geht hier vor sich?", fragte ich dabei in die Runde und entdeckte drei Männer, bei denen es sich eindeutig nicht um Notarii der Kanzlei handelte.

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