• Belustigung und auch ein wenig Unglaube schwang in seiner Stimme mit, als er sich vergewisserte sich nicht verhört zu haben. Floras Lächeln wurde zu einem verschmitzten Grinsen, während sie kurz nickte. „Das klingt ganz so, als könntest du mit diesem Thema nichts anfangen!“ Es klang nicht vorwurfsvoll, eher amüsiert. „Wie sieht es mit Rennen aus?“ fragte sie ihn. Die Begeisterung für die Rennen in der Arena war ihr anzuhören. Aber viel lieber stand se selbst auf einem der Wagen und lenkte so ein Gespann. Das würde sie ihm aber nicht erzählen, es war ihr Geheimnis und das von Faustina und Narcissa. Es war ein gefährlicher Spaß den sie da für sich entdeckt hatten. Der Rausch der Geschwindigkeit, davon konnte sie nicht genug bekommen.


    „Langweilig ist Roma nicht. Es gibt ja viel mehr, als nur Pferde! Theater zum Beispiel und andere Spiele“, zwinkerte sie ihm zu. „Und mit Freunden kann einem gar nicht langweilig werden.“ Das Theater kam langsam in Sicht, doch einen direkten Weg gab es nicht, die vielen verwinkelten Gassen und Straßen würden sie schon zu dem Gebäude bringen.
    Er las und erinnerte sie damit sehr an Narcissa. Narcissa konnte den ganzen Tag ihre Nase in ein Buch stecken. Hin und wieder fand man sie auch versunken in eine Lektüre, meistens waren es die Abenteuer eines gewissen Draufgängers die sie begeisterten. Seichte Lektüre, aber spannend und witzig. „Was schreibst du denn? Würdest du mir einmal etwas zu lesen geben, was du schreibst?“ fragte sie Interessiert. Sie horchte auf, er diente den Göttern? Sie schloss daraus, dass er im Cultus Deorum arbeitete. „Narcissa wird Vestalin“, erzählte sie ihm. Für sie selbst wäre das Nichts, doch ihre Schwester war mittlerweile recht glücklich damit.

  • Nun ja, die Rennen. "Ich habe die Zeit der Rennen gern ...", erwiderte Flaccus völlig wahrheitsgetreu, jedoch im besten Gewissen, dass die Aurelia seine Aussage wohl nicht ganz richtig würde auffassen. In der Tat genoss er die Zeit der Spiele, und der Wagenrennen ganz besonders, da er selbst sie bei Schreibtafeln und Büchern in äußerst angenehmer Muße verbringen konnte, waren das doch die wenigen Tage, in denen einigermaßen Ruhe in der Stadt herrschte, ausgenommen natürlich in der Senke zwischen Palatin und Aventin. Tatsächlich fesselte den jungen Flavier diese Art der Schauspiele nicht im geringsten. Dabei gab es nichts Neues, keine Abwechslung, ja nichts, was einmal gesehen zu haben nicht ausreichte. Um so mehr mochte es verwunderlich erscheinen, dass so viele tausend Männer so kindisch immer wieder rennende Pferde und Wagenlenker zu sehen wünschten. Wenn sie die Schnelligkeit der Pferde oder die Geschicklichkeit der Wagenlenker begeistern würde, dann läge noch ein Sinn darin. Sie spendeten aber nur einem Stück Tuch Beifall, sie liebten ein Stück Tuch und seine Farbe; und wenn während des Laufes und mitten im Wettkampf diese Farbe dorthin, jene hierhin wechseln würde, so würde ihr Interesse und ihr lauter Beifall ebenfalls wechseln, und sie ließen plötzlich jene Wagenlenker, jene Pferde, die sie schon von weitem erkannten, deren Namen sie laut riefen, im Stich. So viel Gunst, so viel Ansehen besitzt die billigste Tunika, dachte Flaccus, nicht nur bei der breiten Masse, die noch weniger wert ist als eine Tunika, sondern auch bei manchen ernsthaften Menschen. Und als der junge Flavier so ins sinnieren kam, dass eben jene bei einer so unnützen, geistlosen und eintönigen Sache so unersättlich dazusitzen pflegten, da empfand er einiges Vergnügen, dass ihm selbst dieses kein Vergnügen bereitete. Und so widmete er an jenen Tagen, die andere Menschen mit den müßiggängerischsten Beschäftigungen verschwendeten, seine Muße am liebsten den Wissenschaften.


    Froh einer weiteren Diskussion über die Spiele entgangen zu sein, grinste Flaccus Flora ein wenig schelmisch an. "Oh, also, es ist ja nicht so, dass ich etwas Besonderes schreiben würde, das Gewöhnliche eben ... Briefe, kleine Gedichte, nichts Großartiges." Zwar hatte er sich schon als kleiner Junge vorgenommen, einmal eine große Tragödie, am vollkommenen griechischen Idealbild orientiert, zu schreiben, doch so weit war es bis jetzt noch annähernd nicht gekommen. "Aber ich gebe dir gerne einmal was, wenn irgendetwas darunter ist, für dessen Lektüre von einer so anmutigen jungen Frau ich mich nicht schämen müsste ...", erwiderte er, noch immer mit etwas zweideutigem Lächeln, das nicht klar zu erkennen ließ, ob in seinen Worten Scherz oder Ernst die Oberhand hatte.


    Das Theater war zwar bereits in Sicht, doch mussten sich die beiden jungen Menschen zuvor noch durch ein kleines Labyrinth aus den typischen, dreckigen Gassen Roms, kämpfen. "Und Narcissa ist tatsächlich deine Zwillingsschwester?", meinte Flaccus dann, denn schließlich wäre sie damit doch in einem äußerst ungewöhnlichen, da zu hohen, Alter, um erst bei den Vestalinnen einzusteigen.


    Sim-Off:

    [SIZE=7]in starker Anlehnung an Plin. 9,6[/SIZE]

  • Flaccus schien nicht ganz so viel Begeisterung für die Wagenrennen zu besitzen, wie sie selbst. Als Aurelia war sie leidenschaftliche Anhängerin der Aurata, auch brauchte sie sich die Rennen nicht von ganz oben ansehen. Es hatte Vorteile Mitglied einer reichen und mächtigen Familie zu sein, denn dann konnte man so ein Spektakel direkt von der Loge aus beobachten. Mit allen Annehmlichkeiten die sich boten, Sklaven mit Erfrischungen, gute Plätze und beste Sicht auf die Kontrahenten. Eher zufällig glitt ihr Blick über ein Plakat. Abrupt blieb sie stehen um sich den umhang genauer anzusehen. Die beiden Sklaven hinter ihr mussten acht geben, nicht plötzlich über sie zu stolpern. Ein wenig genervt rollten sie kurz mit den Augen. Warum mussten Frauen auch so kapriziös sein? Eilig, ohne dass es ihr auffiel, nahmen sie wieder den nötigen Abstand ein. „Oh sieh an… da werden Spiele ausgerichtet“, sprach sie aus und war sofort Feuer und Flamme. Das war sogar Besser wie ein Theaterstück. Zumindest für den Augenblick. „Gladiatorenwettkämpfe und Wagenrennen“, zählte sie auf. Die Hinrichtung der Verbrecher durch Bestien würde sie sich wohl nicht ansehen.


    Während sie schon den Aushang studierte, erzählte ihr der Flavier, dass man seinen literarischen Werken noch nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Sie waren nach seinen Worten weder heroisch noch glichen sie den großen Dichtern und Denkern. Und dennoch war sie Neugierig. „Ich bin mir sicher, du wirst etwas finden, dass sich durchaus lesen lässt“, schmunzelte sie.


    Ihr Schmunzeln wurde noch eine Spur breiter, als er nachfragte ob sie und Narcissa tatsächlich Zwillinge sind. „Ja, wir sind Zwillinge. Auf den ersten Blick würdest du uns nicht auseinander halten können.“ Das sich die Frage eher darauf bezog, dass ihre Schwester etwas zu alt sein könnte um Vestalin zu werden, war ihr nicht bewusst.

  • Gerade als der junge Flavier an Aurelias Seite noch einmal so ins Nachdenken geriet, wie glücklich er sich eigentlich schätzen konnte, dass die öffentlichen Spiele ihn relativ kalt ließen und ihm somit der unschätzbare Vorteil geschenkt war, diese Zeit auf weitaus gewinnbringendere Weise zu nützen, blieb die junge Frau reichlich abrupt stehen, sodass Flaccus noch einige Schritte weiter stolperte, ehe er, aus seinen Gedanken gerissen, nun auch selbst das Plakat bemerkte, welches Flora bereits eindringlich musterte. Kurz studierte er das Schreiben, hatte die Schauspiele in Gedanken jedoch schon abgeschrieben, als Flora fast entzückt, jedenfalls ziemlich begeistert die Spiele aufzuzählen begann. Einen kurzen Augenblick schien der junge Mann die Aurelia mit leicht hochgezogener Braue intensiv zu mustern, die in ihrer kindlichen Vorfreude über die Spiele irgendwie einen fast niedlichen Eindruck machte, ehe er kaum merklich mit der Schulter zuckte, ebenso unauffällig dem greisen Griechen an seiner Seite in die Rippen stieß und neben die hübsche junge Frau trat, scheinbar um den Aushang noch einmal genau zu mustern.


    "Hmm, das klingt aber ganz schön spannend ...", machte er dann und blickte aus seinen dunklen Augen in die smaragdgrünen der Aurelia hinab. "Dann treffen wir uns also dort?", fragte er anschließend lächelnd, und ließ der jungen Frau eigentlich kaum die Möglichkeit gegenteilig zu antworten, denn seine Worten glichen weniger einer Frage, denn vielmehr einer Feststellung. In solcher Gesellschaft würde wohl selbst für Flaccus die Zeit der Spektakel als eine durchaus angenehme sich darstellen.

  • Wenn das Wetter mitspielte, dann würden die Spiele sicherlich ein großer Erfolg werden. In Gedanken räumte sie bereits ihren Kleiderschrank aus und ein und überlegte sich, was sie zu diesem Ereignis anziehen sollte. Schließlich ging es ja darum zu sehen und gesehen zu werden. Ihre Mutter würde sicherlich dies zum Anlass nehmen um direkt einmal den Heiratsmarkt abzustecken, sie selbst wollte einfach nur Spaß haben und vielleicht ein paar Bekanntschaften schließen. Sicherlich würde Faustina sich die Wagenrennen und die Gladiatorenkämpfe nicht entgehen lassen.


    Flora schenkte dem Flavier ein breites Grinsen. Sie freute sich darüber, dass er sie begleiten wollte. Er würde sicherlich eine angenehme Gesellschaft sein. „Ich würde mich sehr freuen, dich als meine Begleitung zu haben“, erklärte sie ihm. Vergessen war, dass sie ja eigentlich am Theater vorbei schauen wollten um nach zu sehen, ob es nicht eine Aufführung gab. „Wann und wo wollen wir uns denn treffen? Am Amphitheatrum Novum werden sicherlich unzählige Menschen unterwegs sein, sich dort zu treffen dürfte sich als Schwierig gestalten. Du könntest mich auch abholen“, schlug sie vor. Niemand würde etwas dagegen haben, wenn Flaccus sie abholte. Die Sklaven hinter hier rollten mit den Augen, sie ahnten bereits, dass es ihre Aufgabe sein dürfte, sie zu begleiten und auf sie und ihre Begleitung zu achten.

  • Zitat

    Original von Sena


    Diese Sklavin erschien Verus als recht dämlich, weltfremd und verschlossen. Es war die römische Arroganz, die aus ihm sprach. Römer waren erzogen worden, nur römische oder andere kulturell-wertvolle Dinge zu akzeptieren. Was römisch oder wichtig war hing meistens vom Zeitgeist ab. "Ja, du erhälst ein neues Kleid. Sogar viele neue Kleider. Du wirst dich waschen, einkleiden und mir als Sklavin dienen. Du wirst mir Essen bringen, Bäder vorbereiten und vieles mehr." Verus wollte die Sklavin erst einmal nicht überfordern. Einfache Tätigkeiten würden ihr helfen, in Rom anzukommen.

  • Das er sie nicht schlug für ihre Dummheit sondern noch neue Kleidung kaufte, dafür war sie ihm dankbar. Sena nickte nur noch zu dem was er ihr sagte und machte sich bereit ihm zu folgen. Ein neues Leben begann nun für sie und als erstes musste sie jetzt schnell diese ihr verhasst Sprache lernen.
    Eins war sie nämlich nicht, dumm. Etwas eigensinnig und störrisch aber bis jetzt hatte sie immer geschafft was sie sich vornahm und so würde ihr jetzt ein Leben in Rom auch nicht den Hals brechen

  • Verus gab dem Sklavenhändler ein wenig Geld zusätzlich. "Kauft der Sklavin neue Kleidung und liefert sie dann in die Casa Germanica. Dort werde ich mich ihrer dann annehmen," sagte Verus reichlich dekadent und entfernte sich dann. Ihm war dies nun zu mühselig. Diese Sklavin würde erst einmal erzogen werden, bevor sie wieder in seiner Nähe sein dürfte. Verus war ein Mensch, der Kommunikation liebte und nicht dieses Gestammel. In dieser Hinsicht war Verus zu sehr Intellektueller und konnte diese Tatsache nicht ignorieren. Sena würde Latein lernen oder ein nicht sehr berauschendes Leben führen, zumindest würde sie, wie alle Sklaven ohne sonstige Kenntnisse, als Hausputze des Ritters Decimus enden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!