... Von den Ställen der Classis kommend, hatten sie in leichtem Ritt die Kammlage erreicht, die Misenum landwärts umschloss. Während Subdolus auf seinem eigenen Pferd saß, hatte sich der Senator eins raussuchen können. Ettliche Pferde in den Ställen kamen viel zu wenig raus und so war auch dieses Reittier ein wahrer Glückspilz an diesem Tag gewesen. Der Weg machte eine kleine Kurve, danach verfolgte sie nurnoch offenes Feld, bis am Horizont die Olivenhaine und Weinberge grüßten, deren Bepflanzungen mit einem Hauch von Schnee überzogen waren. Es war kühl, aber nicht kalt. Genau wo sie waren, waren sie allein. "Nun Senator Vinicius eine prächtige Stelle, um allein zu reden..." Er blickte von der Seite hinüber, drosselte den Pferdegang noch etwas, so das er ins Gemütliche verlegt wurde.
Zwei Mann, zwei Pferde...
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Es war eine Freude, wieder einmal auf dem Pferd zu sitzen, zu lange war es her, viel zu lange und ich nahm mir vor, dies öfter zu tun.
Allerdings schien die Zukunft wenig zeit für solcherlei Entspannungen zu bieten.Nickend stimmte ich zu "Wohl war Tribun, wohl war....... ich weiss nicht genau, wo ich anfangen soll..... vor allem sollte dieses Gespräch unter uns bleiben!" natürlich ging ich davon aus, dass ein Tribun wusste, wie er was für sich behalten konnte.
"Senator Avarus ist doch dein Patron nicht wahr?"
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Subdolus nickte. Wenn manche Leute wußten, was man ihm bereits alles zugesteckt hatte, käme so einige Person auf die Idee ihm die raphanus sativus von unten zu zeigen. "Ja das ist er. Seit vielen Jahren, Senator."
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"Und sprecht ihr viel über die Vorgänge in Rom und im Senat....... weisst du wie es momentan in Rom zugeht? Wie sich der Praefectus Urbi immer mehr Macht einverleibt?"
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"Senator, Politik ist nichts für mich." Er machte ein gequältes Gesicht. Egal ob Senatoren oder Provinzpolitiker für Subdolus gab es da eindeutig zuviele Schwätzer bei. "Mein Patron und ich haben seit einigen Monaten nur spärlichen Briefkontakt. Wie du vielleicht weißt, ist Senator Germanicus Avarus in Germanien." Kurz widmete er sich seinem Pferd, einen großen Stein galt es zu umreiten. Dann fügte er hinzu, um das Gespräch nicht im Sande verlaufen zu lassen: "Über Rom weiß ich nur wenig. Aber der Praefectus Urbi hat es für nötig befunden die Classis Misenensis zu bespitzeln und das ganz offenkundig. Entweder lag das daran, das seinem Lakein die Erfahrung fehlte oder es war eine Posse, deren Grund sich mir nicht erschließen wollte." Und um die Vergangenheit in seinen Worten noch zu begründen, fügte er an: "Jetzt ist er auf alle Fälle nach Rom gelaufen, nachdem die briefliche Korrespontenz verloren gegangen war und wird wohl alle Register ziehen, um seinem Patron zu gefallen. Wie ich hörte, steht es schon lange nicht mehr besonders gut um Mäßigung und Moral, wenn es darum geht Posten zu verschachern."
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"Nun, du hast es kurz und bündig zusammengefasst, anscheinend dringt mehr nach aussen, als man denkt.
Es ist so, der Praefectus Urbi nimmt sich immer mehr heraus, beleidigt den Senat und die Traditionen, stellt uns kalt regiert immer mehr allein und ohne Zustimmung des Senates und das alles unter dem Deckmantel des Vertreters des Kaisers, obwohl niemand genau weiss, wie der kaiser wirklich dazu steht oder darüber weiss.Es gibt Ambitionen im Senat. bzw, einiger Senatoren dem entgegenzuwirken....."
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Auch Herius fasste die Worte des Senators im Kopf kurz zusammen, bevor der antwortete, sah er sich zur Sicherheit mit den Augen eines Luchses nochmal um...: "Ihm unterstehen faktisch alle Mann unter Waffen in Italia. Ich habe die Ehre eine Ausgabe der Acta zu bekommen und dort liest man all zu oft, das Lakeien des mächtigen PU sich in die obersten Stäbe verteilen. Erst die Praetorianer, dann die Legio I in Mantua, vor kurzem die Unterwanderung der Classis. Mir gibt das zu bedenken. Vorallem aus dem Grund heraus, weil wir nicht wissen wir mit Decimus Magnus weiter verfahren sollen. Eigentlich müßte ich bald schon nach Rom schreiben, um sein Posten vakant zu machen. Es ist schon zuviel Wasser den Tiber hinunter geflossen und die Classis kann sich nicht unendlich lang so wage regieren. Dazu fehlt es einfach an Respekt einem einfachen Tribun gegenüber. Das hieße allerdings dann auch, das wahrscheinlich die letzte Einheit in Italia entgültig in das Maschennetz des PU wandert." Er blickte zu dem Senator hinüber bevor er sein Pferd kurz zum Stehen brachte. An dieser Stelle konnte man in alle Richtungen weit ins Land blicken. Das Gras bewegte sich emsig im auffrischendem Wind. Es war ein kühler Windzug, aber hier waren sie allein so allein wie sie sonst nirgends in Misenum und Umgebung sein konnten. "Ihr wollt ihn mit einem Attentat zur Strecke bringen?" Subdolus ritt langsam wieder los. "Dann braucht ihr einen Mann, der gleiches Vertrauen bei dem Kaiser genießt. Einen Ersatz sozusagen und ihr müßt es schaffen, das es nachweislich ein Unfall war. Ein Bürgerkrieg ohne einen starken Kaiser, nein das würde das Imperium ins Wanken bringen und viele Jahre Krieg bedeuten." Auch wenn es für Männer wie ihn zum guten Handwerk gehörte, konnte man sich einen solchen Aufstand aus der Mitte heraus nicht wünschen. Roms Interessen am Rande des Reiches wären genauso in Gefahr, wie das Imperium in seiner Gänze.
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"Nun, du denkst weit vorraus Tribun, aus dir wäre ein guter Politiker geworden...... wie kommst du darauf, dass die Legio I zu ihm hält? Der Kommandant ist ein Klient von mir und sicher loyal, ebenso zähle ich die legionen germanias zu den unseren, einerseits weil ich selbst dort lange Zeit Statthalter war und noch viele Kontakte habe andererseits, weil mein Bruder gerade Statthalter ist....... wobei dies auch schon vom PU beendet wurde.. er wird bald zurückkehren.
Die Classis hatte ich gehofft, würde Magnus zu unseren Gunsten führen, doch nun zähle ich auf dich.
Wir haben nicht vor einen Bürgerkrieg aufflammen zu lassen, doch für den Fall der Fälle müssen wir wissen, wer zu uns steht!" -
Im Reich wurde man schon für weniger Worte gevierteilt. Subdolus achtete darauf das auch wirklich kein Ohr in ihre Nähe kam. Dazu wählte er an der nächsten Kreuzung weiterhin jene Straße, die sie durch offenes Gelände führte. Zudem war das nächste Dorf reichlich weit entfernt und dieser abgelegene Weg eher unnütz angelegt worden... "Ich sage nur, was ich denke. Wie kommt denn ein unbedeutender Spross einer germanischen Familie dazu Tribun bei der I. Legion zu werden? Ganz klar wurde dieser in der Acta erwähnte Duccius Vala nicht ohne Gegenleistung vom PU dazu berufen. Noch dazu soll er jetzt sogar das Zepter in Mantua schwingen, weil dein Klient eine Reise auf sich nimmt." Eben solche Worte konnten als Politiker tötlich sein, zu sagen was man denkt. Doch Herius blieb beim Thema, beantwortete die Spitzigkeit nicht. "Hungaricus wurde abberufen? Wer soll ihn beerben?" Das war ja mal eine Neuigkeit... "Es wird sich zeigen wer demnächst die Classis kommandieren wird. Aber keine andere Einheit ist auf soviele Stützpunkte verteilt wie die Flotte. Da wird sich einiges organisieren lassen ohne das Rom davon Wind bekommt." Er grinste, aber nur kurz. Keiner wollte Krieg. "Ich hoffe ihr werdet einen Weg finden, der auf dem Pergament zum Ziel führt. Römer töten Römer, diese Variante gabs schon zu oft in unserer jungen Geschichte." Trotz das die einsame Straße kaum genutzt wurde, kam in zweihundert Metern ihnen ein Karren entgegen. Ein Ochse zog das Gespann und zwei Burschen gaben sich Mühe das geladene Stroh nicht zu verlieren. Subdolus verstummte daher und ritt ebenso gemächlich weiter. An einer Stelle wo der Graben weniger tief war als sonst üblich gab er seinem Pferd ein Zeichen hinüber zu springen. Es landete sicher auf dem nebenher verlaufenden Acker. Die Straße war nicht breit genug für beide Richtungen aneinander vorbei zu kommen. Natürlich hatten der Senator und der Eques schon von Standes wegen Vorritt. Aber wozu ein Fass aufmachen, wenn es doch so viel unkomplizierter ging. Sie blieben einen Moment auf dem unsicheren Geläuf des Feldrandes, um hinter dem Karren zurück auf die Straße zu gelangen. Erst als das letzte Poltern des Ochsenwagens verhallt war, fügte er dem Schweigen wieder Worte hinzu: "Gibt es denn schon Genaueres? Habt ihr euch schonmal darüber Gedanken gemacht, ob es eine politische Lösung gibt?"
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"Nun, was in den Einheiten im Hintergrund läuft darüber mag ich nichts zu sagen..... mein Klient versicherte mir, dass seine legion hinter im steht.....
Was deine Frage betrifft..... wir versuchen einen Weg zu finden, in welcher Form auch immer. Tatsache ist, dass Rom dem Untergang geweiht ist, wenn wir dem PU seine Macht lassen und ausbauen lassen."
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"Senator ich habe eine schlichte Frage dazu... Wie viele Jahre läuft das jetzt schon so und vorallem was soll danach kommen? Soweit ich das errechnen kann, ist der junge Caesar noch lang nicht in einem männlichen Alter, um ein Reich wie dieses zu beherrschen. Es wird also Unterstützer für ihn geben, doch wer sagt uns, das auch sie nicht der großen Machtverlockung erliegen?" Kein Mensch und war er noch so weise, konnte dies. Egal wie wehement er es bestritt, egal wie traditionell er sich gab oder wie bescheiten er tat. Im innersten aller Herzen war jeder Mensch doch gleich. Macht und Einfluss waren einfach zwei Dirnen die ihr Handwerk verstanden und irgendwann holten sie sich jede Seele.
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"Du hast Recht, Tribun, einem allein kann man diese Macht nicht übertragen..... doch genau so geschieht es gerade..... das muss beendet werden..... notfalls gewaltsam.
Es gibt Gespräche einiger Senatoren, wie es danach weitergehen soll, doch es gibt noch keine definitive Antwort darauf, doch eines ist gewiss, einer allein wird nicht die Macht über das römische Reich erhalten!" -
"Hat diese Macht ein Kaiser nicht auch? Ich für meinen Teil finde es beängstigend gut, so wie wir heute regiert werden. Das Kaiserreich hat Rom mehr Vorteile als Nachteile gebracht. Ich kann mir vorstellen, das so mancher Senator zurück in die Republik will, du auch?"
Das Pferd tänzelte ein wenig, der Untergrund wurde lockerer. Der Tritt nicht mehr so fest. Noch lange kein Grund zur Sorge, immerhin war es das was einen guten Reiter ausmachte. Terrain und Untergrund meistern egal wie unterschiedlich die Geläufte waren.
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"Ich bin meinem kaiser immer treu gefolgt, über viele Jahrzente, genau wie du, Tribun...... habe mein Blut vergossen, genau wie du und ich habe dem jetzigen Kaiser meine Treue geschworen, genau wie du.
Doch ich habe auch dem Senat und dem römischen Volk Treue geschworen..... genau wie du...... " und deutete auf die Tätowierung, die jeder Legionär am Oberarm trug "....... doch wenn niemand mehr Zugang zum Kaiser erhält, niemand weiss, wie bei Sinne er ist oder nicht und jemand kommt, der meint, er allein hätte alle Fäden in der Hand nur allein mit der Aussage, er sei der Vertreter des Kaiser, so muss der Senat vorsichtig sein und genau das sind wir!"
Ich überlegte kurz
"Ich verstehe deine Bedenken und ich heisse sie auch gut, ich möchte dich auch nicht zu irgendeiner Aussage drängen oder gar einer Entscheidung, doch ich halte dich für einen loyalen Mann, dem das Wohl des römischen Reiches am Herzen liegt und als solchen und natürlich als derzeitigen Kommandanten des Classis, die so wichtig ist für Rom wollte ich dich informieren über die Geschehnisse in Rom und dich bitten, den einen oder anderen Befehl vielleicht ein wenig zu hinterfragen, wenn er denn kommen sollte!"
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