Tablinium | MTD et Aurelius Avianus ob coniurationem

  • Nachdem Stesichoros den Besuch von Avianus gemeldet hatte, ließ Durus seine aktuelle Arbeit sofort unterbrechen und ließ Lukios herbeiholen. Es würde sich endlich zeigen, welchen Eindruck die Meinung von zwei Consularen auf einen Jungsenator gemacht hatte - und damit, welche Position die Aurelii zu dieser Verschwörung einnahmen...


    "Salve, Aurelius!"


    begrüßte der Tiberier den jungen Senator mit ernstem Ton. Im Raum war nur Lukios, den Durus allerdings sowieso schon ins Vertrauen gezogen hatte - ohne ihn konnte er ohnehin nichts organisieren.

  • Avianus wurde in das Tablinium geführt, verlor auf dem Weg dorthin nicht viele Worte. Er war verstummt und legte eine ernste Miene auf, als Durus ihn nach kurzer Wartezeit dort empfing.


    "Salve, Tiberius", grüßte Avianus ebenso ernst, "Ich komme, um mit dir über diesen Plan zu sprechen, den du neulich geschmiedet hast." Er kündigte an, was er bereden wollte und wartete kurz, um dem Tiberier Zeit zu geben, etwaige Lauscher hinfort zu schicken und die Türen schließen zu lassen.


    Am Ende verblieb nur noch ein persönlicher Diener des ehemaligen Konsulares. Etwas irritiert blickte Avianus drein, ehe ihm einfiel, dass er ja der persönliche Schreiber von Durus war. "Ich werde dir helfen, zum Wohle Roms. Es strebt mir nicht nach persönlichem Zugewinn in der Sache, doch interessiert mich - hast du auch Pläne, Tiberius, wie wir nach der Tat überleben wollen? Ohne dass die Prätorianer und Stadtkohorten uns abschlachten?" Auch wenn es die richtige Entscheidung war, gegen Salinator vorzugehen - ein Himmelfahrtskommando durfte dies nicht sein!

  • Der junge Aurelier ging sofort in medias res, was Durus in dieser Situation auch nicht anders erwartet hatte. Allerdings offenbahrte seine Frage doch noch ein gewisses Misstrauen gegenüber den Verschwörern - hielt Avianus sie für so blauäugig?


    "Wie man munkelt, sind die Prätorianer keine großen Freunde von Salinator. Ich hoffe also, dass sie möglichst rasch zu uns überlaufen."


    Er machte ein Pause und holte tief Luft.


    "Als einfachste Möglichkeit böte sich im Augenblick wohl folgende Vorgehensweise an, die vermutlich das minimalste Risiko für alle Beteiligten böte und ohne die Aufmerksamkeit der Plebs verlaufen könnte - ich bitte dich, sie bis zu Ende zu hören, ehe du Einwände äußerst:


    Wir versuchen in den Besitz des Testamentes von Valerianus zu gelangen. Es wird bei den vestalischen Jungfrauen aufbewahrt, aber als Pontifex pro Magistro hoffe ich, an dieses kommen zu können. Dieses würden wir modifizieren - entweder im dem Sinne, dass wir einen unserer Meinung nach geeigneten Mann einsetzen oder aber eine bestimmte Zahl der unseren als Tutores des Maioranus einsetzen, die mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet würden."


    Er machte ein Pause. Was nun kam, lag wohl auf der Hand.


    "Anschließend würden wir eine möglichst unauffällige Ermordung des Kaisers einfädeln - in Anbetracht der Tatsache, dass er seit Jahren kränkelt, sollte das kein Problem sein. Bei der Testamentseröffnung würden die Tutores beziehungsweise der ernannte Erbe dann die Macht übernehmen und Salinator festsetzen und möglichst rasch hinrichten lassen. Idealerweise könnten wir sogar ihm den Mord an Valerianus anhängen, sodass wir die Stimmung gegen ihn aufbringen könnten."


    Genaugenommen war Durus in seinen bisherigen Überlegungen zu diesem Schluss gelangt, allerdings hielt er sie tatsächlich für den sichersten Plan. Selbstverständlich war es aber entscheidend, möglichst viele einflussreiche Senatoren auf seine Seite zu bringen, möglicherweise auch Aurelius Ursus und seine Legio I!

  • Sicherlich hielt er niemanden für blauäugig - dennoch nahm diese Geschichte noch große Ausmaße an und man wollte natürlich überleben, wenn das Attentat erfolgreich verlief. Nicht ahnend, dass auch der Kaiser aus dem Weg geräumt werden müsse, war Avianus ruhig.
    "Das hoffe ich auch... wobei uns Hoffnung nicht viel helfen wird. Doch wenn die Prätorianer gegen Salinator sind, so wird man sie notfalls gewiss umstimmen können. Möglicherweise mit dem ein oder anderen Donativum an der richtigen Stelle", schlug Avianus mit ernstem Tonfall vor. Die Geschichte hatte gezeigt, dass die Prätorianer mächtig waren und durchaus entschieden, ob man im Kaiserpalast überlebte oder starb.


    Er atmete hörbar auf - aus Überraschung - als Durus von der Ermordung des Kaisers sprach. Damit hatte er nicht gerechnet, dass der Kaiser ermordet werden solle. Und das war alles andere als erfreulich. An den kam man schlechter heran als an Salinator selbst und würde es ihnen etwas bringen, ihren Kaiser umzubringen? Er fasste sich, musste sich ein wenig zusammenreißen, um nicht verunsichert zu klingen. Seine Kaisertreue ließ nicht zu, dass er den Kaiser umbrachte!
    "Geht das nicht ohne Ermordung des Kaisers? Über kurz oder lang sind das zwei Morde... und zwei Morde sind schwieriger zu verschleiern als nur einer", fragte er nachdenklich, "Warum nicht die subtile Variante? Gift? Ein kleiner Messerstich? Salinator lässt sich durchaus ersetzen, doch der Pöbel wird unweigerlich mitbekommen, wenn der Kaiser tot ist. Das sorgt doch für etwas zu viel Aufsehen, findest du nicht?"

  • "Eine Ermordung Salinators wird genauso viel Aufsehen erregen wie die von Valerianus."


    gab Durus zu bedenken. Der Stellvertreter des Kaisers war in Rom präsenter als der Kaiser und sein schillerndes Leben weckte zweifelsohne das Interesse des gemeinen Pöbels und der hohen Gesellschaft, die auf seine Gunst angewiesen war.


    "Aber Lucianus und ich sind der Meinung, dass wir das Übel an der Wurzel packen müssen: Wir müssen davon ausgehen, dass Salinator mit Rückendeckung des Kaisers handelt. Dementsprechend wird er eine Ermordung seines Stellvertreters nicht hinnehmen, sondern die Mörder als Hochverräter verfolgen. Ihm werden die Truppen aus alter Verbundenheit weiterhin folgen. Wir werden eher fliehen müssen, was Rom noch mehr der Willkür eines unfähigen Herrschers aussetzt. Wahrscheinlich würde er einen zweiten Salinator einsetzen - vielleicht diesen neuen Prätorianerpräfekten."


    Natürlich hatte auch Durus es anfangs nicht gewagt, den Tod des Kaisers in Betracht zu ziehen. Aber er hatte lange genug darüber nachgedacht, um sicher zu sein, dass es keine Alternative gab...


    "Bis jetzt hat sich der Senat hingegen nicht mit dem Kaiser entzweit, sodass eine testamentarische Bestellung von Consularen als Interims-Herrscher nicht allzu abwegig erscheint. Zudem wird dies sicherlich der Senatsmehrheit und hoffentlich auch den senatorischen Statthaltern günstig erscheinen, sodass wir mit ihrer Unterstützung rechnen können."


    fuhr Durus daher fort und räusperte sich.


    "Natürlich müssen wir alles auch entsprechend vorbereiten, aber ich bin sicher, dass es uns gelingen kann!"

  • Wären Avianus' Gedanken in Form einer Seifenblase darstellbar, so wäre diese Seifenblase jetzt geplatzt. Verpufft. Weg. Egal wie sie es drehten und wendeten, ein derartig hoch besetzter Amtsträger wäre wohl nicht ohne größere Aufmerksamkeit aus dem Weg zu räumen. Das machte die Sache so schwierig, so riskant.
    "Ich verstehe", nickte der Aurelier und zuckte nicht einmal mit der Wimper, "Dann müssen sie eben beide sterben, wenn es dem Wohle der Imperiums dient." Auch wenn er sich mit dem Gedanken nicht anfreunden konnte, an dem Tode des Kaisers verantwortlich zu sein, so musste er einsehen, dass es über kurz oder lang keine Alternative gab. Manchmal war es vielleicht rechtens, Pflichten und Ideale zu vernachlässigen, um einfach zu tun, was man tun musste. Misste sich daran nicht die wirkliche Verbundenheit zu seiner eigentlichen Pflicht?


    "Nun ja, aus ihrer Sicht wird es der Wille des Kaisers sein. Sie werden es offensichtlich nicht infrage stellen."

  • Im Gegensatz zu Avianus betrachtete Durus gerade den Mord an einem unfähigen Herrscher als heilige Pflicht eines guten Politikers. Natürlich war es eine schmutzige Angelegenheit, das Blut eines Aristokraten zu vergießen, aber wenn sie nicht handelten, würde Rom am Ende von Barbaren geplündert werden oder vom Pöbel überrannt werden - Chaos und Unordnung wären die Folge!


    Mit einem schmalen Lächeln erwiderte er dann


    "Genau das hoffe ich! Und je mehr wir sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Pedarii im Senat sich uns anschließen!"

  • Morde waren in der Tat eine schmutzige Angelegenheit. Schon immer, seitdem der Mensch die vernichtende Wirkung des Todes an der richtigen Person zur richtigen Zeit erforscht hat. Noch immer fragte sich Avianus, ob das eine kluge Entscheidung war, an einem der größten Morde seit Jahren mitzuwirken. Immer noch hallten die Widersprüche und Fürargumente in seinen Gedanken wider. Es muss sein. Aber gerade die größten Persönlichkeiten? Würden sie hier lebend wieder hinauskommen?


    Während er überlegte, wirkte Avianus einen Moment lang auch nach außen hin bedächtig. Doch es war ohnehin zu spät. Er wusste zu viel, stand schon hier und hatte seine Zusage gegeben. Er war ein Mann, der zu seinem Wort stand, selbst wenn es ihn das Leben kostete! Er erhob seinen Kopf und warf dem Tiberier einen ernsten Blick entgegen.
    "Dann gehe ich davon aus, wirst du mich über die ersten Schritte und meine ersten Aufgaben unterrichten", hakte er nach.

  • "Lucianus sind vorerst noch auf der Suche nach Verbündeten. Anschließend wird es voraussichtlich ein neuerliches Treffen geben. Dort werden wir das weitere Vorgehen erörtern."


    erklärte Durus dem jungen Aurelier die nächsten Schritte, nachdem dieser offensichtlich Einsicht gezeigt hatte. Dennoch war er sich nicht ganz sicher, ob Avianus wirklich vollständig überzeugt war...

  • Avianus nickte, bis jetzt war für ihn das Vorgehen klar. Unauffällig sein, auf Weiteres warten. "Gut, möge unser Unterfangen vom Erfolg gekrönt sein", sagte er, "Wo du die Suche nach verbündeten ansprichst - wie sieht es mit meinem Vettern Aurelius Ursus aus? Er ist Legat der Legio I und ohne jeden Zweifel ein potenzieller mächtiger Verbündeter. Ich vertraue ihm bis in den Tod, dass unser Geheimnis in guten Händen ist."


    Bevor er es vergaß, wollte er beiläufig noch ein anderes Thema ansprechen.
    "Und Tiberius, ich werde anlässlich meiner Kandidatur am ANTE DIEM XVII KAL FEB DCCCLXI A.U.C. (16.1.2011/108 n.Chr.)* ein Abendessen veranstalten. Du wärst ein willkommener Gast und es wäre mir eine Ehre, dich zu empfangen."



    * Thread wird an jenem RL-Tag eröffnet!

  • "Lucianus ist sein Patron, daher hatte ich mit ihm vereinbahrt, dass er ihn anspricht. Abgesehen davon ist er ja ohnehin häufiger in ganz Italia unterwegs."


    beruhigte Durus den jungen Aurelier. Wenn aber nun auch Avianus auf ihrer Seite war, würde das sicherlich auch Ursus mehr motivieren - wobei ihm die Frage kam, ob sein Klient sich ebenfalls entschieden hatte...er konnte sich gar nicht erinnern, wann er ihn zum letzten Mal gesehen hatte!


    "Gern werde ich erscheinen!"


    antwortete er dann - vielleicht würde man Lupus ja dort sehen!

  • Wenn Lucianus der Patron seines Vettern war, dann war es fast schon vorprogrammiert, dass auch Letzterer wohl um Unterstützung gefragt würde. Es bleib zu hoffen, dass sie nach der Aktion auch lebendig aus dieser Affäre herauskamen. "Dann werde ich mich in Geduld üben und weitere Instruktionen abwarten", sagte Avianus und war schon im Begriff, zu gehen.


    "Ich werde dich erwarten, Tiberius. Bis dahin: Vale bene!" Somit wandte er sich ab vom Tiberier und verließ das Haus auf geradem Wege.

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