Nein nicht schon wieder, schrie Ofella innerlich als er los lief. Noch etwas erschöpft vom ersten Lauf. lief er vielleicht langsamer als der Centurio von ihm erwartete. „Soll er doch ruhig warten, der verdammte Schinder“, fluchte er unter anderem während seiner Runde vor sich her. Keuchend kam er auf seinen Platz zurück und nahm Haltung an, so gut es ging.
Probatus Iullus Octavius Ofella
-
- Grundausbildung
- Ein Urbaner
- Geschlossen
-
-
"Ich sehe schon, Laufen müssen wir stärker trainieren." Eine Feststellung, keine Frage. Die Jungs schienen doch schon recht Fußlahm zu sein. "Wieviele Karren habt ihr auf eurem Weg gesehen?" Eine einfache Frage, wie Valerian fand.
-
Natürlich hatte Ofella keine Karren gezählt. Alles mögliche hatte er gezählt nur keine verflixten Karren. Da hilft nur eins dachte er, einfach raten. Wenn ich nichts sagen ist es genauso wie wenn ich etwas falsches sage, vielleicht habe ich ja dieses Mal Glück.
"Drei Karren Centurio", kam dann auch promt von ihm. -
Die falsche Antwort wurde mit einem kräftigen Schlag des vitis quittiert. "Wenn Du die Antwort nicht weißt, dann gib es zu und rate nicht einfach! Es sind fünf! Fünf!" Er wußte das ganz genau, hatte er doch kurz vorher noch jemanden rumgeschickt, der sie gezählt und dafür gesorgt hatte, daß sie nicht fortgeschafft wurden. "Ihr werdet lernen, eure Augen und Ohren offenzuhalten! Eure Aufmerksamkeit und eure geistige Beweglichkeit sind ebenso wichtig, wie ein durchtrainierter Körper! Morgen möchte ich von euch alles hören, was es über eine Hasta zu sagen gibt! Übermorgen habt ihr ein schönes Loblied über euren heißgeliebten, überaus gehaßten Ausbilder fertig! Drei Strophen!" Eine Aufgabe, die für die Männer ein leichtes sein sollte. Spottlieder dichteten alle Soldaten doch besonders gerne. Valerian wußte genau, daß sie ihm ein paar harmlose Verse vortragen und für sich einige derbe daraus machen würden. Was ihn keinesfalls störte. Die Männer brauchten schließlich ein Ventil, denn die Ausbildung war hart. "Für heute war's das! Die Aufräummannschaft macht noch Ordnung! Abite!"
-
Verflucht noch mal warum habe ich nicht wie es schon auf meinen Lippen lag fünf gesagt. Ofella zuckte bei dem Schlag und ballte seine Fäuste.
Dann traute er seinen Ohren nicht, jetzt wollte der Schinder auch noch ein Lied auf sich gedichtet bekommen. Das sollst du bekommen na warte nur, dachte er boshaft.
Beim Aufräumen kochte es noch immer in Ofella. Hätte ich doch nur darauf gehört als man mich warnte, aber nein es war ja mein Kindheitstraum.
Das kommt davon wenn man sich Träume erfüllt.Wütend knallte er die letzten Sachen einfach auf den Boden, bevor er in die Unterkunft ging. Sollte sich um den Rest kümmern wer wollte. -
Als Valerian alles am Abend nochmal kontrolliert hatte, waren die Sachen ordentlich verräumt gewesen. Natürlich ging er davon aus, daß dies seine Jungs gewesen waren. So lange, bis er vielleicht eines Tages darauf aufmerksam gemacht würde.
Zur üblichen Zeit betrat Valerian den Exerzierplatz. Er war gespannt darauf, ob alles nötige an Übungausrüstung hergeschafft worden war. Und natürlich auch, ob die Männer heute etwas über die Waffe wußten, die zu führen sie heute lernen sollten.
-
Am nächsten Morgen, schleppten Ofella und die anderen zum Strafdienst verdonnerten, die Hastas auf den Exerzierplatz. Sie wollten fertig sein bevor ihre Kameraden aufkreuzten.
Plötzlich legte einer los und äffte die Stimme des Centurios nach. „Du da. Ofella, berichte alles über den Umgang mit der Hasta.“ Ofella grinste und versuchte auch sein Glück"So? Es weiß also niemand von euch, was eine Hasta ist?" Ein dritter fuhr fort: "Ihr seid für die Übungen mit dieser Waffe demnach noch nicht reif.“ „Drei Runden! Nach jeder zwanzig Liegestützen!“ Lachend führte Ofella diesen, ihnen allen bekannten Spruch hinzu.
Inzwischen war der Rest von ihnen auch noch eingetroffen. Sie hatten einen Kreis um die vier gebildet und warteten schon voller Freude auf den nächsten Spruch. -
Tatsächlich waren die Jungs alle schon da. Die Übungswaffen lagen auch bereit. Nur waren die jungen Rekruten nicht in einer Reihe angetreten, sondern steckten die Köpfe zusammen und hatten einen ziemlichen Spaß. Gute Laune, Valerian war klug genug, nicht nach den Grund derselben zu fragen, war kein schlechter Anfang für einen harten Trainingstag. "In anciem venite!"
Kaum hatten sie ihre Reihe gebildet, schritt Valerian an ihnen entlang, um die Ausrüstung zu inspizieren. Es gab die üblichen kleineren Beanstandungen, dann kam Valerian zum Thema. "Und nun möchte ich hören, was ihr über die Hasta wißt."
-
Wie schon sooft stand Ofella vor dem Problem sollte er sofort antworten oder zunächst abwarten. Heute würde er sofort Antworten. Er wollte sich nicht schon wieder einen Anraunzer anhören, weil er nicht den Mund geöffnet hatte.
„Bei der Hasta handelt es sich um eine Stosslanze mit einem etwa 2 m langem Holzschaft und einer 10 - 20 cm langen, blattförmigen scharfen Spitze. Sie dient dazu, durch Zustoßen und Zurückziehen dem Gegner Schnittverletzungen zuzufügen und ihn auf Distanz zu halten.“
Was noch zu sagen ist kann aber jetzt wirklich ein anderer machen dachte er. -
Tatsächlich ließ sich einer der anderen Rekruten dazu herab, anzufügen, daß die Hasta entweder in Formationskämpfen oder im Kampf gegen Reiterei eingesetzt, um der Reichweite der gegnerischen Schwerter zu entgehen und es mit ihr möglich war, Kettenhemdringe zu durchbrechen.
"So ist es, Männer. Sehr gut, Octavius und Verrius! Jeder von euch nimmt sich nun eine Hasta und dann werden wir an den Pfählen dort üben, sie einzusetzen. Denkt immer auch an euer Scutum! Denkt immer auch an eure Deckung. Denn ein lebendiger Gegner würde nicht so stillhalten wie diese Pfähle!"
-
Die meisten nahmen ihr Hasta und wogen es zuerst prüfend mit der Hand um dann ein paar Stöße auszuprobieren.
Mit Scutum und Hasta ausgerüstet traten alle vor die Pfähle und begannen mit ihren Übungen. Das Gewicht der Schilde kannte sie ja nun schon, trotzdem war es heute wieder anders, jedenfalls hatte Ofella dieses Gefühl.
Laut schallten die Übungsgeräusche über den Exerzierplatz. -
Man merkte inzwischen, daß die Männer schon einiges an Ausbildung genossen hatten. Die typischen Anfängerfehler kamen immer seltener vor. Valerian brauchte immer seltener mit dem vitis in eine offene Deckung zu stoßen, um auf den Fehler aufmerksam zu machen. Meistens gab es nur kleine Tips zur Verbesserung. "Etwas kräftiger zustoßen, Octavius. Es sei denn, Du möchtest den Gegner nur leicht anpieksen, um ihn zum Aufgeben zu bringen." Schließlich gab es auch Situationen, die so etwas erforderten.
-
Das Training der letzten Tage hatte sich bezahlt gemacht. Ofella spürte das seine Kräfte gewachsen waren. Immer genauer wurde die Stöße und die Haltung des Scutums hatte sich verbessert. Die Ausdauer war gewachsen, so dauerte es heute schon länger ehe die Kräfte nachließen.
Ofella nickte und probierte es gleich noch einmal. -
"Genau so! Jetzt hast Du es, Octavius." Ein Lob, selten, aber dafür umso wertvoller. Insgesamt war Valerian heute mit den Leistungen seiner Ausbildungsgruppe ganz zufrieden. Eine ganze Weile ließ er sie die Übungen mit der Hasta weitermachen. Tatsächlich dauerte es ziemlich lange, bis die Arme mit den Schilden müde wurden. Schließlich erlöste Valerian seine Männer von ihren Qualen und ließ sie in einer Reihe antreten. "Die einzelnen Waffen habt ihr nun kennengelernt. Was ist mit Formationen? Kennt ihr Formationen und wißt ihr, wann welche sinnvollerweise angewandt wird?"
-
Ofella war über den Verlauf des Morgens doch etwas verwundert. Er hatte noch nie einen Tag erlebt, ohne dass es Geschrei, Gemeckere oder Hiebe des Centurios gab. Lag dies nun an ihnen oder hatte der Centurio heute so gute Laune. Dann bekam er auch noch ein Lob, er konnte es fast nicht fassen. Doch der Tag war noch nicht zu Ende, irgendein Haar in der Suppe würde Valerian schon finden.
Man merkte, dass alle in ihrer Ausbildungsgruppe froh über das Ende der Übungen waren.
Kaum waren sie in Linie angetreten gab es schon die erste Frage. Ofella seufzte und antwortete: „Formationen werden bei Formationskämpfen, im Kampf oder gegen Reiterei eingesetzt. Deshalb meine Frage Centurio führen wir auch welche durch?“ Nicht dass er es nicht wollte, nur hatte er im Augenblick keine Idee wo und wann sie diese durchführen sollten. Außerhalb der Stadt ja aber hier in Rom? Hier würde sich doch kein Feind reintrauen. -
Es lief doch ganz gut heute morgen. Valerian war tatsächlich recht guter Laune. Die Ausbildung würde nicht mehr allzu lange andauern, sie waren schon rech weit gekommen. "Eine gute Frage. Warum sollten wir über Formationen sprechen, wenn ihr doch vermutlich bis heute noch nicht erlebt habt, daß eine solche im Dienst notwendig gewesen wäre? Bei den meisten Formationen habt ihr Recht. Unser Stadtdienst ist so gerartet, daß die meisten Formationen bei uns nicht in Frage kommen. Ich sage mit Absicht die meisten, denn es gibt durchaus auch für uns sinnvolle. Wir werden kurz die Formationen anreißen, die im Stadtdienst wohl nicht so schnell zum Einsatz kommen. Ihr macht hier eine Grundausbildung und nur für den Fall, daß ihr einmal zu einer anderen Truppe wechselt, solltet ihr das alles einmal gehört und gesehen haben. Sprechen wir über die Testudo. Wer von euch kann mir sagen, was damit gemeint ist und wann sie normalerweise zum Einsatz kommt?"
-
„Die Schildkrötenformation?“ Nach einem Augenblick des Überlegens antwortete Ofella weiter.
„Die Soldaten der ersten Reihe halten ihre Schilde nach vorne. Die folgenden Reihen halten ihre Schilde hoch über ihre Köpfe, so dass sie die Vorangehenden mit bedecken und sich überlappte“ Das müsste eigentlich so richtig sein dachte er und schaute seinen Centurio Erwartungsvoll an. -
Valerian nickte, auch wenn die Antwort recht unvollständig gewesen war. Immerhin brachte der Octavier die Zähne auseinander, im Gegensatz zu den meisten seiner Kameraden. "Bei Bedarf auch die Seiten, die ebenfalls mit den Scuta geschlossen werden können. Die Schildkröte wird dafür gebraucht, unter Beschuß vorrücken zu können. Für gewöhnlich treten solche Situationen bei Belagerungen ein. Es ist wichtig, daß jeder einzelne Mann sein Scutum ordentlich fest hält und dafür sorgt, daß keine Lücken entstehen. Das klingt einfacher als es ist, aus diesem Grund werde wir das jetzt kurz ausprobieren. Ich wünsche, daß ihr nach vorne und nach oben die Schildkröte schließt. Wir sind etwas wenig Männer dafür, zwei Reihen müssen reichen, es geht jetzt ja nur um's Prinzip. Der Befehl dazu lautet testudo. Die Männer vorne decken nach vorne, die zweite Reihe bildet das Dach. Es muß schnell gehen und es muß eine bombenfest geschlossene Formation werden. Also versuchen wir das nun: testudo!"
-
„Ein bisschen wollte ich für die anderen übriglassen, damit die endlich auch ihren Mund aufmachen“, murmelte Ofella vor sich hin, nachdem der Centurio redend sich einige Schritte entfernt hatte.
Schon lautete der Befehl: „testudo!"
Jeder von ihnen versuchte sein Bestes. Ofella fand, dass es gar nicht so einfach war sein Scutum über den Kopf zu heben ohne einen Kameraden dabei zu verletzen.
Es ging sehr laut zu ehe alle Scuta über ihren Köpfen waren, dabei fluchte manch einer leise vor sich hin. Endlich war es geschafft nun blieb nur noch das Urteil des Centurios ab zu warten. -
Valerian hatte das Gemurmel durchaus noch gehört und verbarg sein Schmunzeln. Er tat so, als hätte er nichts mitbekommen. Er sah zu, wie sie die Aufgabe bewältigten und prüfte hier und da die Festigkeit der Formation. "Nun, für den ersten Versuch gar nicht so übel! Ihr habt gemerkt, daß es nicht leicht ist, dem Vordermann einen zu dengeln. Nunja, meiner Meinung nach genügt das, da wir das hier nicht wirklich brauchen können. Ihr wißt nun, wo das Problem liegt. - Eine weitere Formation ist die Keilformation. Weiß jemand von euch etwas darüber?"
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!