Probatus Iullus Octavius Ofella

  • Nein leicht war es wirklich nicht gewesen, dachte Ofella. Er hatte jetzt erwartet, dass sie das Ganze wiederholen sollten und hörte verwundert, es genüge.
    Schon kam die nächste Frage. Die Keilformation, überlegte er, sie hat die Form eines Dreiecks und ist an den V-förmigen Seiten mit den Schildern abgedeckt, so dass die Spitze des Dreiecks in die feindlichen Reihen vorstoßen kann. Ich hörte sie soll besonders gerne bei der Reiterei angewandt werden. So mit seinen Überlegungen beschäftigt vergaß er ganz zu antworten.

  • Wie so oft breitete sich Schweigen aus. Gerade holte Valerian Luft, um die Jungs auf Trab zu bringen, da räusperte sich tatsächlich einer der Tirones und erklärte sehr kurz und knapp, daß die Keilformation angewandt wurde, um die feindlichen Linien zu durchbrechen. Valerian nickte ihm zu. Eine vertane Chance für Ofella, denn er hätte einen positiven Eindruck hinterlassen können, hätte er gleich gesprochen. "Auch das werden wir jetzt üben. Wie immer ist es wichtig, die Schilde leicht überlappen zu lassen." Er erklärte geduldig, wie so etwas auszusehen hatte und ließ es dann die Männer versuchen.

  • Es war gar nicht so leicht auf Anhieb ein Dreieck zu bilden. Wesentlich besser klappte dieses mal das überlappen der Schilde. Den Lärm und das Gemurmel der einzelnen, um sich gegenseitig Hilfestellung zu geben, war jetzt schneller verstummt. Die Keilform war errichtet, nun warteten alle auf den Kommentar des Centurio.

  • "Schon gar nicht übel. Aber nun rückt in dieser Formation vor!" Das würde schon wesentlich spannender werden. Valerian selbst nahm sich ein Schild und stellte sich ihnen in den Weg. Sicher, er war nur ein einzelner Mann. Aber vielleicht konnte er die Formation zumindest stören. Immerhin wußte er, wie er gegenhalten mußte. Er war gespannt, ob die Männer als Formation gegen ihn vorrücken würden oder ob sie sich wohl dazu verleiten ließen, die Formation zu verlassen, um ihn direkt anzugehen.

  • Bestimmt ging es einigen wie Ofella, nach der Aufforderung ihres Centurios, wir sollten ihn einfach mit der Hasta aufspießen, dachte er.
    Leise Gemurmel war aus ihrer Formation zu hören. Hinter seinem Schild verborgen sagte Ofella: „Los Männer wir rennen ihn einfach um.“
    Wie nur auf dieses Zeichen wartend, stürmten sie in Richtung ihres Centurios los.

  • Die Formation setzte sich in Bewegung. Blieb schön zusammen, bisher zumindest. Valerian sah den Keil aus Schilden überraschend schnell auf sich zuwalzen. Einen Moment gab es den Impuls sich schnell, und zwar extrem schnell, in Sicherheit zu bringen, doch dann stützte er tapfer sein Knie in sein Scutum, hielt es auch noch mit Arm und Schulter und würde so versuchen, dem Ansturm standzuhalten. Er sah noch die blitzenden Augen des Octaviers knapp über dem Schildrand, dann krachten die Schilde aufeinander. Die Männer stärkten sich gegenseitig, Valerian stand allein. Er hatte keine Chance, das hatte er auch vorher gewußt. Doch die Männer würden auch seinen Widerstand spüren. Gar so einfach war es nicht, ihn niederzureißen, auch wenn es ihnen letztendlich gelang. Schon lag der Centurio am Boden, begraben unter seinem Schild. Er würde wohl von diesem Trainingstag auch einige blaue Flecken davontragen.

  • Sellten hatte Ofella so gerne eine Übung durchgeführt. Es war für ihn eine Freude den Schub der Kameraden zu spüren. Wie ein Mann rannten sie vorwärts, während der Centurio einen sicheren Stand eingenommen hatte.
    Ofella blickte in die Augen des Centurio, die ihn herausfordernd anschauten.
    Ihm war in diesem Augenblick klar, leicht würde es nicht, deshalb rief er, eher um sich selber zu bestätigen laut: "Weiter" Die Gegenwehr ihres Centurios war heftig, so hätte er es nicht erwartet. Er spürte den Stoß seines eigenen Scutums, nur dem Schub der anderen von hinten verdankten sie es, dass es ihnen nach einiger Anstrengung doch gelang, Valerian nieder zu werfen.

  • Der Stolz und auch die Schadenfreude darüber, den Centurio zu Boden gebracht zu haben, stand den meisten der Jungs ins Gesicht geschrieben. Valerian rappelte sich auf. Ihm war nach Lachen zumute, doch er unterdrückte es tapfer. "Genau so! Das habt ihr sehr gut gemacht, Männer! Ihr seid zusammen vorgerückt, habt euch nicht beirren lassen - und vor allem habt ihr die Formation gehalten! Was die Keilformation angeht, soll uns das soweit genügen. Nun kommen wir zu einer weitere Formation: Dem Schildwall zur Reiterabwehr. Natürlich werdet ihr es hier in der Stadt weniger mit Reitern zu tun bekommen. Doch was gegen Pferde wirkt, das wirkt auch gegen einen wütenden Mob. Also, Octavius, wie stellst Du Dir solch einen Schildwall vor?"

  • Ich hatte es doch bei dem Blick des Centurios geahnt, dachte sich Ofella. Gerade hatte er noch seine Schadenfreude genossen und nun bekam er die Quittung dafür.
    „Nun ja … äh ähnlich wie bei der Testudo“ begann er zögerlich, sich es auch noch gedanklich vorstellend. „Ich kann mir vorstellen, die erste Reihe bildet eine Mauer mit fest überlappenden Schildern, die zweite Reihe stellt ihre Scuta auf die erste Reihe und alles schön dicht. Die Hasta schaut aus den Zwischenräumen durch und die erste Reihe stützt die Scuta mit ihrem Körper. Ja so müsste es gehen oder wird der Schaft der Hasta in den Boden gerammt, um so die Pferde zu stoppen und beim Angriff zu verletzen? Vielleicht sollte man auch Lärm dabei machen und de Tiere verschrecken.“ Das es keine glanzvolle Erklärung war, wusste Ofella selber, aber er hatte schließlich noch nie einen Schildwall gesehen. Zur Sicherheit schaute er nun lieber gerade aus und nicht den Centurio an.

  • Solche Antworten wollte er hören! Der Octavier hatte sich ohne Zweifel vorbereitet, er hatte offenbar aus den bisherigen Blamagen gelernt. "Genau so ist es. Und ja, den Schaft in den Boden zu rammen, wenn etwas Großes sich nähert, ist genau richtig. Also ihr habt es gehört: zwei Reihen, die erste Reihe stellt die Scuta auf den Boden und stützt sie mit den Körpern ab. Die zweite Reihe stellt die Scuta auf die der ersten Reihe und stützt sie ebenfalls ab. Octavius, Du bist nun ein Mann aus der ersten Reihe und ich zeige euch, wie das bei der zweiten Reihe auszusehen hat. Danach versucht ihr das als Gruppe!" Valerian wußte ja, wie das aussehen sollte, aber ob er es den Männern anschaulich genug erklärt hatte? Er nahm das Übungsschild und wartete darauf, daß Ofella seine Position einnahm.

  • Die Zähne zusammen beißend befolgte er den Befehl. Etwas mulmig war ihm schon dabei. Kommt nun die Rache, wegen eben, als ich die anderen anfeuerte Valerian nieder zu rennen? Diese Überlegung ging ihm nun durch den Kopf, als er sich mit seinem Scutum hinstellte und einen möglichst festen Halt mit seinen Füßen einnahm.

  • Rache lag Valerian fern, er hatte es ja herausgefordert. Trotzdem fand er, daß Ofella für diese Vorführung besonders geeignet war. "Gut gegenhalten, Octavius." Er selbst stellte sich so hin, daß er Ofella nicht behinderte und doch selbst einen guten Stand hatte. Dann stellte er sein Scutum auf das von Ofella. "So funktioniert das. Jetzt könnt ihr euch sicher vorstellen, wie das in der Formation auszusehen hat. Versucht es jetzt und denkt daran, daß ihr immer gut festhaltet und dem Ganzen Stabilität gebt!"



    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Schildwall.jpg]

  • Schon begann das übliche gewusele um eine neue Formation zu üben.
    Ofella hatte wie er fand Glück das er dieses Mal in der zweiten Reihe stand.
    Obwohl Glück merkte er bald, war es auch nicht, jetzt musste er das Scutum hochheben, auch wenn er es auf dem des Vordermannes absetzen konnte, so ging es auch in die Arme, denn es musste schließlich festgehalten werden. Dann hatten sie es geschafft und sie standen.

  • Valerian schaute sich die Bemühungen der Männer an. Hier und da gab er einen Tip, wie es einfacher ging oder schimpfte, wenn einer von ihnen sein Scutum nicht genug abstützte. "Ihr müßt mit dieser Formation standhalten, wenn Reiter oder eine Menschenmenge heranbranden. Hat auch jeder seine Hasta im Anschlag?" Er ging vor den Schildwall und warf sich unvermittelt dagegen, um zu sehen, ob die Männer tatsächlich standhielten. Natürlich so, daß die Hasta ihm nichts anhaben konnte.

  • Es folgten die üblichen Nettigkeiten des Centurios, mit denen er wie schon öfter versuchte eine Formation zum Einsturz zu bringen. Leise hörte man bald von den ein oder anderen ein leises Stöhnen, denn ihr Kräfte ließen langsam nach. Hoffentlich hat das bald ein Ende für heute, dachte auch Ofella. außerdem freute sich schon auf die Unterkunft, sie wollten doch heute das Lied fertig bekommen.

  • Valerian kannte wie immer keine Gnade. "Werden die Arme jetzt schon lahm? Dann fehlt es euch an Training! Eine Weile muß man das schon aushalten können!" Ohja, er wußte, wie sehr die Arme schmerzten und auch die Schultern. Doch es nützte nichts. Sie konnten nur stärker werden, wenn sie immer wieder an ihre Grenzen gebracht wurden. Wieder warf er sich gegen die Schilde. Die Jungs hielten stand, so hatte er es auch erwartet. Erst nach einer unendlich scheinenden Zeit erklärte Valerian die Übung für beendet. "Wir werden das noch öfter üben. Denn diese Formation werden wir hier in der Stadt auch schon mal brauchen. Und nun ... zwei Runden Laufen als Abschluß des heutigen Trainings! Morgen tretet ihr pünktlich wieder an! Pergite!"

  • Die Ausbildung dieser jungen Männer neigte sich dem Ende zu. Valerian war nicht wenig stolz auf diese Gruppe. Sie hatten sich gut entwickelt. Auch wenn es noch immer an Training fehlte, um die notwendige Ausdauer zu erreichen, so waren sie doch auf gutem Wege dorthin und es würde einfach seine Zeit dauern, bis sie auf dem Trainingsstand waren, den sie zu erreichen hatten. Dies war dann eben auch Aufgabe der Centurien.


    Schon früh war Valerian auf dem Exerzierplatz. Und wartete dort auf die Männer, um sie zu ihrem letzten Ausbildungsabschnitt zu führen.

  • Noch etwas müde kamen Ofella und seine Kameraden an diesem Morgen zum Exerzierplatz.
    Es war am Vorabend später als üblich geworden. Die Fertigstellung des Liedes hatte ihnen einen recht vergnüglichen Abend bereitet. Es hatte eine ganze Weile bis ihnen einfiel, dass sie das Lied so nicht vorsingen konnten und so schusterten sie schnell ein kürzeres Lied zusammen, damit sie etwas vortragen konnten.
    Beim Anblick ihres Centurios beeilten sie sich und traten schnell in Linie an.

  • Es gab nichts mehr auszusetzen daran, wie schnell die Männer antraten. Auch nicht daran, wie sie antraten. Sie gaben ein ordentliches Bild ab. Wie jeden Tag schritt Valerian die Reihe ab, um das Äußere und die Ausrüstung der Männer zu inspizieren. Nur wenig gab es zu meckern, nicht mehr als bei jeder anderen Truppe mit erfahrenen Soldaten.


    "Bevor ihr die üblichen Aufwärmrunden lauft, möchte ich hören, was aus der kleinen Sonderaufgabe geworden ist, die eure Gehirnwindungen ein wenig in Schwung bringen sollte. Ein Lied! Ihr werdet das doch wohl hinbekommen haben? Also laßt hören!" Gespannt blickte er seine Jungs an.

  • Die Frage nach dem Lied, ließ bei den meisten ein etwas verlegendes Grinsen auf ihren Gesichtern erscheinen. „Solch ein Dichten ist gar nicht so leicht Centurio, aber wir haben uns redlich bemüht.“ Nach dieser Bemerkung von Ofella, bestand bei einigen seiner Kameraden die Gefahr, dass sie laut los prusten würden.
    Nach einigem Räuspern erfolgte dann der Gesang von den drei schnell dahin geschusterten Strophen.


    "Der Centurio gibt sein Bestes
    Damit seine Jungs werden die Besten
    ……"


    im Anschluss standen sie wie die Zinnsoldaten, stocksteif, gerade aus blickend.

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