Manchmal kam Macer sich vor wie ein Arzt, der eine gut besuchte Sprechstunde hatte. Kaum war er mit einem Besucher fertig und begleitete ihn zumindest bis ins Atrium, saß dort auch schon der nächste, der ihn sprechen wollte. Diesmal einer seiner Klienten, wie ihm sein Sekretär mitteilte und Macer auch so erkannt hatte. "Salve, Aurelius Avianus. Du kommst erst nach der Salutatio? Was gibt es wichtiges?", begann er ihn schon auszufragen, noch während sie das Arbeitszimmer betraten und Platz nahmen.
[Tablinum] Wahlanmeldung I
-
-
Avianus wurde ins Tablinum geführt, wo er eine kurze Wartezeit absaß und auf seinen Patronen wartete, der recht schnell erschien. Der Aurelier grüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln. "Salve, Patronus!" Er erhob sich: "Ich zog das Vieraugengespräch vor, mein Anliegen lässt sich da besser bereden", erklärte er, "Um zum Punkt zu kommen: Ich benötige deinen Rat als Patron und Consul. Ich möchte zu den nächsten Wahlen das Aedilat anstreben, als Patron frage ich dich, ob ich deine Unterstützung habe - und als Consul um Eintragung in die Kandidatenliste."
-
Da es sich hier um seinen Klienten handelte, nahm sich Macer gerne etwas mehr Zeit für die Anmeldung als bei sonstigen Kandidaten. Nachdenklich lehnte er sich zurück. "Nun, du hast nicht gerade durch große Reden im Senat oder außerhalb auf dich aufmerksam gemacht seit deiner Ernennung zum Senator", stellte er fest. "Aber das ist als Jungsenator ja auch nicht unbedingt zu erwarten. Du wirst einer der unscheinbararen Kandidaten sein, aber deshalb nicht chancenlos. Vielleicht ist es sogar besser, sich noch nicht den Mund verbrannt zu haben. Und völlig zurückgezogen und ohne Kontakte bist du ja auch nicht." Immerhin hatte Macer ihn auch auf dem einen oder anderen Abendessen schon getroffen, zu dem er ihn nicht mitgebracht hatte. "Du hast die Unterstützung deiner Familie?" erkundigte er sich.
-
Avianus war klar, dass es die ein oder anderen wundern würde, weshalb er so schweigsam war. Beim Senat hat er noch keine großen Reden gehalten, doch dies gehörte auch zu seinem Plan. "Ja", bestätigte er mit einem unerschütterlichen Maß an Selbstsicherheit, "Ich lerne die Senatoren kennen, ihre Art zu reden und zu argumentieren. Das ist lediglich meine Art, mich für kommende Reden zu wappnen." Das war gut, aber auch schlecht. Denn einige würden vermuten, er wäre feige oder einfach nur teilnahmslos und desinteressiert.
Und selbstverständlich unterstützte ihn die Familie - oder warum sollte sie nicht? "Es hat sich niemand beschwert", schmunzelte er, "Ich denke, ich kann auf meine Familie zählen." -
"Keinen Gegenwind zu haben und Unterstützung zu haben, sind im Allgemeinen zwei verschiedene Paar Schuhe", dozierte Macer. "Aber über die Aurelier hat man diesbezüglich zuletzt ja nichts schlechtes gehört, so dass ich auch annehmen würde, dass sie hinter dir stehen", fügte er dann hinzu. "Hast du besondere Pläne für dein Aedilat oder möchtest du vorrangig erstmal solide eine Erfüllung deiner Aufgaben erreichen?"
-
"In der Annahme liegst du richtig, Patronus", nickte Avianus. Sie unterstützten sich immer gegenseitig. Auf die folgende Frage hin musste der Aurelier ein wenig grübeln und legte so das Kinn in die Faust. "Nun... dass ich meine Aufgaben zur Zufriedenheit der mich wählenden Senatoren erfüllen muss, steht außer Frage. Ich habe noch daran gedacht, Spiele auszurichten. Gladiatorenspiele oder Pferderennen. Wir werden sehen. Desweiteren habe ich darüber nachgedacht, die Lex Mercatus genauer einzustudieren und daraus Erweiterungen oder Verbesserungen zu entwerfen und dem Senat vorzutragen."
-
Macer schwieg eine Weile und dachte nach, bevor er antwortete. "Das hört sich vernünftig an. Um ehrlich zu sein sind mir Kandidaten lieber, wenn sie nicht gleich Wunder versprechen. Man muss ein Programm haben, aber es muss auch einzuhalten sein." Bei seiner eigenen Kandidatur als Consul hatte er es nicht anders gemacht und trotzdem schon das Gefühl, nicht alle seine selbst gesteckten Erwartungen erfüllen zu können. "Von daher denke ich, dass ich dich guten Gewissens unterstützen kann und dir als Patron meine Zustimmung für diese Kandidatur gebe." Damit griff er zur Wachstafel und wechselte seine Rolle auf den amtierenden Consul. "Die formalen Voraussetzungen, sprich einen abgelegten Cursus Continuus, erfüllst du, nehme ich an?"
-
Wunder konnte man auch schlecht versprechen und von jemandem erwarten. Die meisten "Wunderprojekte" scheiterten an mangelnder Unterstützung und mangelnder Mittel. Nein, er hatte hoch gesteckte Ziele, die aber erreichbar waren. Auf die Frage des Purgitiers konnte er gelassen antworten: "Ich habe den Cursus Rebus Mercatoris und den Cursus Iuris absolviert. In dem Falle - ja, ich erfülle die formalen Voraussetzungen!"
-
"Sehr schön", erwiderte Macer lächelnd und machte sich eine Notiz. "Dann stehst du nun auf der Kandidatenliste für das Aedilat. Das weitere Vorgehen mit der Vorstellung im Senat kennst du ja." Entsprechende Erläuterungen sparte sich Macer also. "Ich wünsche viel Erfolg und werde natürlich auch versuchen, meinen Teil dazu beizutragen." Da sprach er wieder als Patron und nicht mehr als Consul, der die Anmeldung neutral entgegen nimmt.
-
"Ich stehe in deiner Schuld, Patronus", sagte Avianus mit einem ehrlich dankbaren Lächeln, "Der Rest bedarf keiner weiteren Erklärung."
Er wollte sich gerade abwenden, um sich zu verabschieden und zu gehen, als ihm im letzten Moment noch eine Kleinigkeit einfiel. "Wobei... vielleicht kann ich meine Schuld zumindest teilweise begleichen mit einem Abendessen. Ich werde anlässlich meiner Kandidatur am ANTE DIEM XVII KAL FEB DCCCLXI A.U.C. (16.1.2011/108 n.Chr.)* eines veranstalten und würde mich über dein Kommen freuen, Macer."* Thread wird an jenem RL-Tag eröffnet!
-
Macer wusste zwar nicht genau, wieso sein Klient sich ausgerechnet nach diesem Gespräch besonders betonentswert in der Schuld seines Patrons sah, aber er fragte auch nicht nach. Klienten, die der Ansicht waren, ihrem Patron einen Gefallen zu schulden, waren immer praktisch. Im Gegenzug dachte er über die Einladung noch allzu lange nach. "Diese Freude werde ich dir gerne machen, denke ich", versprach er sein kommen. Als amtierender Consul konnte er ein mutmaßlich politisches Abendessen immer gerne annehmen. "Vale", verabschiedete er dann seinen Klienten und begleitete ihn noch bis ins Atrium, wo schon der nächste Gast wartete.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!