Sie spazierte einmal mehr durch Rom und besah sich die große Stadt, welche nun - zumindest für eine Weile - ihr Heimat war. In Gedanken ging sie ihre Aufgabenliste durch, denn mittlerweile hatte sie eine Anstellung und konnte vielleicht sogar noch nebenbei ein wenig für die Acta etwas tun. Das musste sich noch herausstellen. Dennoch, es entwickelte sich alles zu ihrer Zufriedenheit. Nur eine Sache lag ihr noch quer, denn sie musste wohl oder übel endlich mal wieder einen Brief an ihren Großvater schicken. Tat sie dies, würde er sie jedoch eventuell nach Hause beordern und irgendwie wollte sie dies nicht - wie sie auch nicht ihm gegenüber ungehorsam sein wollte. Ergo ließ sie es erst einmal dabei bewenden und zögerte das Schreiben immer weiter hinaus.
Während sie so durch die Stadt wanderte, hörte sie plötzlich ganz in der Nähe rhytmisches Klopfen. Es war nicht das Klopfen eines Wassertropfens, welcher stetig auf etwas Hohles von Außen aufschlug, nein, es war eines, welches einem ganz eigenen Rhytmus folgte, einem von Menschenhand geführten Rhytmus. Fasziniert blieb sie stehen, denn es waren Töne, die sie in dieser Anordnung noch nie vernommen hatte. Ihr waren durchaus die Töne der Pauken bekannt, die es auch in ihrer Heimat gab. Doch dies hier war anders.
Langsam folgte sie dem Klang des Rhytmus und fand schließlich die Urheberquelle. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, standen mit jeweils zwei beinahe geraden und dünnen, aber augenscheinlich stabilen Stöcken bewaffnet an einem Fass wie dereinst es schon Plinius beschrieb und trommelten mit diesen Stöcken auf dem hohlen, weil leeren, Körper ein. Fasziniert stand Roxane eine Weile so da und konnte weder Blick noch Ohren von diesem Rhytmus verschließen. Es waren zwar nur Kinder, aber sie besaßen ein erstaunliches Gefühl für Rhytmus und entlockten dem Fass eine Klangfolge in schnellen und oft auch langsamen, dennoch irgendwie immer zueinander passenden Verbindungen, welche dafür sorgten, dass sich die junge Frau schließlich sogar in einem leichten Rhytmus dazu bewegte. Nicht das sie tanzte, nein, ihr Kopf passte sich mit leichtem rhytmischen Wackeln den Tönen an und ein Fuß wippte ebenfalls mit.
Manches mal spielten die Beiden paralell, im selben Rhytmus, angeglichen, ja schier synchron, dann aber wechselte einer die Schlagfolge und schlug komplett anders und doch - es passte. Die Kinder schienen sie und ein paar andere Schaulustige, die sich mittlerweile auch eingefunden hatten, nicht zu bemerken, so gefangen waren sie in ihren Rhytmen, die teilweise so unendlich fremd und doch manches Mal völlig vertraut waren. Wechselten die Tempi, die Folgen, die Themen. Hier und da entnahm man der kleinen Menge eher Empörung, was für einen Unfug denn die Kinder da treiben würden, aber kaum einer konnte sich dennoch der Faszination des Spiels derer entziehen.
[SIZE=5]Falls wer Ähnlichkeiten zu modernen Drumlines o.ä. entdeckt zu haben meint - woher das nur kommt ^^[/SIZE]