[Officium I] Legatus Augusti pro Praetore

  • Zitat

    Modestus: "Aber gut, ist der Flavier allein? Schick ihn auf jeden Fall allein zu mir. Etwaige Begleiter schickst du in die Aula und lass die Wachen dort ein Auge auf sie haben. Und schick die Wachen vor meinem Officium weg. ... Publius Clodius Valens allein sollte auch ausreichen."


    Ich hatte keine Ahnung, was für eine Sache da mit dem Flavier lief. Aber die Vorsicht von Modestus ließ ahnen, dass da etwas Heikles abging. Aber wir waren hier ja keine Bäckerei, sondern die Regia der Provinz Germania Superior.


    Ich schüttelte den Kopf: "Der Flavier hat drei Begleiter dabei. Ich werde ihm sagen, dass er sich auf ein Gespräch unter vier Augen einzustellen hat. Valens sage ich Bescheid, dass er die Wachen vor deinem officium wegschickt. Die können ja dann gleich auch die Begleiter von Flavius Flaccus in die Aula eskortieren und sie dort behüten".


    Ich ging zurück in mein officium.

  • Zitat

    Modestus: " ... Daher möchte ich dir ein Diploma verleihen."


    Das war es also. Meistens äußern sich Chefs nur dann, wenn etwas in die Hose gegangen ist. Gute Arbeit wird als normal - also nicht der Rede wert - hingenommen. Indem ich dies dachte, fiel mir ein, dass ich mich gegenüber meinen Scribae eigentlich genauso verhielt. Ich blickte auf zu meiner Norne. Sie nickte lächelnd.


    Immerhin hatte sich die Zeit, die ich als Peregrinus hier durchlebt hatte, ausgezahlt. Als Peregrinus musst du nämlich immer mindestens zwei pedes besser sein, als die Römer, wenn du überhaupt wahrgenommen werden willst. Ein gutes Training.


    "Bei meinem Schnäuzer, das ist eine Freude, Patron. Ich danke dir vielmals. Ein gewisser Batzen der Ehre geht da wohl auch an meine verlässlichen Scribae. Ich muss denen das irgendwie rüberbringen".


    "Apropos Scribae, Du hast da einen Scriba eingestellt, ich hab den Namen vergessen, Scaevus, oder so ähnlich. Der ist bei mir aber noch nicht aufgetaucht. Was ist mit dem?"

  • Keineswegs mit dem Eindruck offensichtlicher Dummheit, die der annaeische Legat dem angekommenen Flavier unterstellen mochte, sondern vielmehr mit der selbstverständlichen kosmopolitischen Gewandtheit eines Staatsmannes, der es gewohnt war, in Roms höchsten Kreisen zu verkehren, betrat der Gesandte das officium. Den Statthalter traf ein respektvoller Blick aus den flink umherhuschenden dunklen Augen des Eintretenden, der zu seiner inneren Beruhigung keine Anzeichen für einen offensichtlichen Hinterhalt zu entdecken vermochte - noch waren die Männer ja in Rufweite - und schließlich eine knappe, beinahe militärisch anmutende Grußgeste. "Salve legatus. Hältst du diesen Ort für dem Gespräch angemessen? - Ich bringe Nachrichten von einiger Wichtigkeit aus der Stadt.", erklärte er frei heraus, und doch ohne konkrete Anhaltspunkte über die Art der Information zu geben, die er zu überbringen hatte. Noch blieb der junge Flavius im Raum stehen, und machte keine Anstalten etwa Platz zu nehmen. Zunächst musste geklärt werden, ob das Gespräch hier stattfinden sollte, oder ob ein anderer Ort geeigneter dafür wäre. Diese Entscheidung lag ganz bei dem Annaeer, der wohl selbst am besten wusste, was den Umständen der notwendigen strikten Geheimhaltung am angemessensten wäre.

  • Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula


    "Bei meinem Schnäuzer, das ist eine Freude, Patron. Ich danke dir vielmals. Ein gewisser Batzen der Ehre geht da wohl auch an meine verlässlichen Scribae. Ich muss denen das irgendwie rüberbringen".


    "Apropos Scribae, Du hast da einen Scriba eingestellt, ich hab den Namen vergessen, Scaevus, oder so ähnlich. Der ist bei mir aber noch nicht aufgetaucht. Was ist mit dem?"


    "Du brauchst mir nicht zu danken. Du hast es deiner guten Arbeit zu verdanken. Wenn sich der eine oder andere besonders hervorgetan hat, dann kannst du ihn mir auch für eine Auszeichnung vorschlagen. Ansonsten würde ich sagen, dass wir eine Spesenkasse für die Mitarbeiter der Regia einrichten sollten. Ja das ist eine gute Idee. Daraus kannst du dann kleinere Belohnungen bezahlen. Ein Essen oder sonstige Geschichten. Dann können wir auch Informanten darüber bezahlen."


    sagte Modestus, denn die Mitarbeiter der Regia sollten alle möglichst sehr zufrieden sein. Zufriedene Männer neigten seltener dazu gegen Geld Auskünfte über interne Dinge zu geben.


    "Was Scaevius Classicus angeht, so wirst du ihn auch selten zu Gesicht bekommen, denn in der Regel wird er wohl in der Provinz unterwegs sein. Er kümmert sich für mich um verschiedene Rechtsangelegenheiten. Allerdings ermittelt er auch für mich. Meistens inoffiziell, weshalb das natürlich unter uns bleiben sollte. Bist du eigentlich im Ordo Decuriones von Mogontiacum?"

  • Zitat

    Modestus:
    "... dass wir eine Spesenkasse für die Mitarbeiter der Regia einrichten sollten.
    ... Was Scaevius Classicus angeht, so wirst du ihn auch selten zu Gesicht bekommen.
    ... Bist du eigentlich im Ordo Decuriones von Mogontiacum?"


    Eine Spesenkasse für Belohnungen. Einmal, um Maulwürfe im eigenen Haus mittels Streicheleinheiten zu bekämpfen, zum Weiteren für den Kauf von Informationen. Ich hatte zwar bisher meine Informationen gratis eingesammelt, aber man weiß ja nie, schließlich gibt es auch geldgierige Informanten. "Ja, das mit der Spesenkasse scheint eine praktische Sache zu sein. Sollten wir machen".


    "Was den reisenden Scriba angeht, müssen wir berücksichtigen, dass der auch mal in den Stall muss. Ich werde ihm im officium III ein Schreibpult bereitstellen".


    Wie kam Modestus auf die Frage nach dem Ordo Decurionum? Ich hatte das fast schon vergessen. Na klar, natürlich hatte die Provinz auch ein Interesse daran, die kommunalen Affairen abzuhören. Ich konnte ein breites Lächeln nicht verhindern: "Weißt du, Patron, es ist schon ziemlich lange her, dass ich den Ordo darum gebeten habe, mich aufzunehmen. Ich wollte der erste Peregrinus sein, der in den Ordo einzieht. Wie es das neue Lex Civitatium erlaubt. Irgendwie ist es mittlerweile aber dazu gekommen, dass ich das einem anderen Peregrinus überlassen muss. Trotzdem, der Ordo hat bisher auf meine Bewerbung nicht geantwortet. Ich werde ihnen nochmal einen Brief schicken".

  • Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus
    "Salve legatus. Hältst du diesen Ort für dem Gespräch angemessen? - Ich bringe Nachrichten von einiger Wichtigkeit aus der Stadt."


    Nachdem der Flavier eingetreten war, sah Modestus zur Tür, wo Clodius Valens seinen Blick erwiderte. Dann schloss der Clodier die Tür und postierte sich vor ihr. Außer dem Flavier und ihm selbst, war nur noch Alvitus im Raum.


    "Salve, Flavius. Und es ist Legatus Augusti. Ein Unterschied den du dir merken solltest, wenn du es in der Politik mal zu etwas bringen möchtest. Im Anbetracht, dass du schon hier bist und man dich sicherlich beim betreten der Regia gesehen hat, wäre alles weitere sowieso nur Augenwischerei. Ich nehme an du bist heute hier, wegen meiner ehemaligen Mitgliedschaft im Collegium der Quindecemviri. Ich hatte den Pontifex Tiberius Durus ja gebeten darüber informiert zu werden, was meine Nachfolge angeht. Hat das Collegium sich bereits auf einen Nachfolger geeinigt?"


    fragte Modestus abschließend und sah den Flavier eindringlich an. Hoffentlich war dieser klug genug, um das keine Spielchen mitzuspielen. Im Grunde würde es sowieso niemand mitbekommen, aber es war immer sicherer gewisse Dinge nicht direkt auszusprechen. Besonders solche, die nun besprochen werden würden.



  • "Das wird nicht nötig sein. Wie gesagt er wird selten in Mogontiacum sein und wenn, dann werden ihn seine Aufgaben nicht an ein Schreibpult führen. Er ist nur pro forma Scriba. Seine Aufgaben entsprechen eher denen eines ermittelnden Iudex, aber diese werden in der Regel nur auf Zeit ernannt und nicht bezahlt. Bei einem Scriba werden die Leute auch längst nicht so misstrauisch und er kann dennoch meine Autorität repräsentieren, falls notwendig."


    klärte Modestus seinen Klienten nun über die genau Rolle des neuen Schreibers auf.


    "Wie unhöflich von ihnen. Falls sie sich weiterhin widerspenstig zeigen und du meine Unterstützung benötigst, sag bescheid."

  • Zitat

    "Hat das Collegium sich bereits auf einen Nachfolger geeinigt?"


    Hinter dem eingetretenen Flavius wurde die Türe geschlossen und ein Mann postierte sich davor. Der Legat erwiderte den Gruß des Gesandten, wies ihn aber mit seinen nächsten Worten bereits zurecht. Ein etwas unguter Gesprächsbeginn. Die linke flavische Augenbraue wanderte ein wenig nach oben, als der Annaeer ihn über Anreden und Titel zu belehren versuchte. Dennoch war ihm nicht klar, worauf er damit hinaus wollte, denn natürlich bekleidete er die Position eines kaiserlichen Legaten, was auch sonst? - Beim nächsten Mal würde er es jedenfalls bei einem schlichten "Annaeus" belassen. Zu der emporgezogenen Augenbraue gesellte sich, als Modestus fortfuhr, noch ein ernstes Stirnrunzeln, da der Statthalter offensichtlich tatsächlich die Absicht hatte, die Unterhaltung hier und sofort durchzuführen, wenngleich Flaccus der Argumentation des Prätoriers nur bedingt folgen wollte. Den abschließenden eindringlichen Blick erwiderte der junge Mann mit einem etwas abgekühlten Gesichtsausdruck. "Nun, der pontifex pro magistro Tiberius Durus hat mich nicht hierher gesandt, um den Namen deines Nachfolgers bei den Quindecemviri zu verkünden, denn das collegium ist sich über die cooptatio noch uneins. Ich wurde vielmehr hierher gesandt, um dir die genauen Umstände deiner Nachfolge, so wie sie das collegium beschlossen hat, mitzuteilen. Es gilt lediglich zu klären, ob du die Vorgehensweise des collegiums zu unterstützen gewillt bist.", erklärte er knapp und blieb im Raum stehen, da der Annaeer das Gespräch offenbar kurz abhandeln wollte, da er seinem Gast nicht das Angebot sich niederzulassen unterbreitet hatte.

  • Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus
    "Nun, der pontifex pro magistro Tiberius Durus hat mich nicht hierher gesandt, um den Namen deines Nachfolgers bei den Quindecemviri zu verkünden, denn das collegium ist sich über die cooptatio noch uneins. Ich wurde vielmehr hierher gesandt, um dir die genauen Umstände deiner Nachfolge, so wie sie das collegium beschlossen hat, mitzuteilen. Es gilt lediglich zu klären, ob du die Vorgehensweise des collegiums zu unterstützen gewillt bist."


    "Dann setz dich, Flavius, und erzähl mir, was sich an den genauen Umständen geändert haben soll. Wobei Details aufgrund meines Verbleibs in Germania eigentlich nur zweitrangig sind. Schließlich werde ich mich nicht persönlich mit den verschiedenen Angelegenheiten befassen kann. Die Personalie selbst spielt da eine weitaus wichtigere Rolle."


    sagte Modestus und wies dem Flavier mit einer Geste einen Sitz, da nun klar war, dass er den Mann nicht gleich wieder wegschicken musste, da er über eine gewisse Subtilität verfügte. Andererseits war von Tiberius Durus auch nichts anderes zu erwarten gewesen.

  • Noch etwas tiefere Furchen zogen sich durch die flavische Stirn, als Flaccus erkannte, dass der Annaeer keinerlei Anstalten machte, die Sache konkret anzusprechen, sondern es sichtlich vorzog, im oberflächlich kultischen Kontext zu verweilen, was die Angelegenheit ungleich schwieriger gestalten würde. Langsam und bedächtig kam der junge Flavius zunächst also der Aufforderung des Legaten, Platz zu nehmen, nach, und überlegte angestrengt, wie man einen derart komplexen Plan in dieses verkehrte Gewand kleiden könnte, wenngleich der Annaeer ohnehin keinen Wert auf die Kenntnis der Umstände zu legen schien, zumal er sie aufgrund seines Verbleibs in Germanien als zweitrangig erachtete. "Deine Aufgabe in Germania mag dich zwar vom tatsächlichen Ort des Geschehens etwas entrücken...", begann er schließlich, "...doch das collegium möchte sich dennoch deiner vollsten Unterstützung in seinem Handeln gewiss sein. Den Namen des Auserwählten gedenken sie dieser unserer gegenwärtigen Unterhaltung sobald als möglich in schriftlicher Form nachfolgen zu lassen. Zuvor jedoch möchten sie sich deiner unbedingten Unterstützung in ihrem Vorgehen versichern, warst du schließlich selbst einst in ihren Reihen. Wirst du also die Entscheidungen, die das collegium in dieser Angelegenheit trifft, respektieren, und es in allen Punkten seines Vorgehens unterstützen?", ein eindringlicher Blick traf den Annaeer, ernst und voller gravitas.

  • "Nun ich hoffe, sie messen meinem Vorschlag das nötige Gewicht bei. Denn mein Kandidat weißt größere Ansprüche auf diese Position vor als alle anderen möglichen Kandidaten. Ich wäre gewillt auch auf meine Forderungen zu verzichten. Tiberius Durus mag meinen Kandidaten für nicht kontrollierbar halten, aber im Anbetracht seines derzeitigen Alters, sehe ich da keine Probleme. Und später kann man mit ihm so verfahren, wie mit seinem Vater. Durch seinen, man könnte schon fast sagen rechtmäßigen Anspruch auf den Posten würde er uns auch viele Dinge vereinfachen."


    die Analogie zum Vater lies Modestus absichtlich wage, denn für ihn war beides denkbar. Maioranus in Misenum abschotten, oder ihn sogar gleich töten zu lassen. Den rechtmäßigen Erben zu unterstützen und wenn er nur eine Marionette war, würde viele Vorteile bringen und Anhänger auf ihre Seite ziehen. Andererseits wollte er auch keinen Patrizier auf dem Thron, der nur diese begünstigte und Plebejer, wie ihn selbst, vernachlässigte. Sollten die Patrizier mit ihrer Verschwörung allerdings erfolgreich sein, ohne die Annaeer, wäre das auch nicht all zu vorteilhaft. Die direkte Frage des Flaviers ignorierte Modestus. Uneingeschränkte Zustimmung, einfach so? Sicherlich nicht. Jeder andere Kandidat als Maioranus würde bedeuten, dass eigene Interessen der Verschwörer eine Rolle spielten. Warum sollte er dann seine eigenen Interessen vernachlässigen?


    "Aber falls das Collegium zu einem anderen Entschluss käme, welche Garantie gäbe es, dass die Interessen meiner Familie und meiner selbst auch Gehör bei dem Kandidaten finden?"

  • Nur knapp konnte sich Flaccus zurückhalten, um nicht genervt lautstark auszuatmen. Stattdessen behielt er den so völlig belanglosen, kaum emotionalen, vielmehr ein wenig kühlen Ton diplomatischer Gespräche bei. "Natürlich hat man deinem Vorschlag das nötige Gewicht beigemessen, und er wurde lange Zeit in Erwägung gezogen. Seine tatsächlichen Ansprüche auf die Position sind jedoch von zu vernachlässigender Natur." Den einzigen Anspruch, den Maioranus auf den Kaiserthron haben mochte, war seine Abstammung von Valerianus. Zugegebenermaßen war das ein gewichtiger Punkt, doch die Tatsache, dass man den Ulpier als nicht würdig für den Thron befunden hatte, relativierte zweifellos auch den tatsächlichen Anspruch seines leiblichen Sohnes. "Man hält deinen Kandidaten - wenigstens im Moment - keineswegs für unkontrollierbar, das ist es nicht.", erklärte der junge Flavius also geduldig weiter, "Vielmehr ist er schlichtweg zu unerfahren, um die Verantwortung einer derartigen Position zu übernehmen, darüber hinaus ist sein tatsächlicher Aufenthaltsort mehr als fraglich. - Denn hast du ihn etwa in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen? - Er war ein Knabe, der das Licht der Öffentlichkeit mied - damit mag er sich kaum die in dieser Position nicht unentbehrliche Sympathie der plebs holen. Darüber hinaus sind auch seine Beziehungen zum Senat und Militär quasi nicht existent." Beim nächsten Satz beugte sich der Flavier etwas nach vorne und hob seine Stimme kaum merklich an. "Er hat nicht die geringste Chance, diese Position, so er sie denn erreichen sollte, auch gegen andere, ambitionierte Emporkömmlinge zu verteidigen." Sich wieder entspannt zurücklehnend, schoss Flaccus nochmals nach. "Der Ausbruch offener Gewalt im Streit um einen bloßen Sitz im collegium der Fünfzehnmänner liegt doch sicherlich auch nicht in deinem Interesse. Darüber hinaus wäre es ein tatsächlicher Risikofaktor, ihn, selbst unter der Vormundschaft einiger tutores in diese hohe Stellung zu bringen. Ruf' dir immer in Erinnerung, dass wir im Grunde nichts über ihn wissen." Die unausgesprochene Ankündigung eines möglichen Bürgerkrieges hing einem Damoklesschwert gleich unheilvoll drohend über seinen Worten. Dann jedoch überzog ein kalter Schatten das Antlitz des jungen Mannes. "Ist es schließlich unser ehrliches Ziel, dem erklärten Feind des collegiums zu schaden, so ist es unumgänglich, dass den Jüngling dasselbe Schicksal ereilt wie seinen Vater. Nur auf diese Weise können wir ihm die Dinge tatsächlich so zur Last legen, wie das in Erwägung gezogen wurde." Wollte man den Mord an Valerianus nämlich dem Vescularius unterschieben, so blieb nichts anderes, als Maioranus ebenfalls zu töten, denn welchen Grund sollte der Praefectus Urbi hegen, den Imperator, welchen er so perfekt zu beeinflussen vermochte, zu töten, um anschließend dessen Sohn ebenfalls lenken zu müssen? Für Vescularius wäre es nur logisch, sich beider zu entledigen in der Hoffnung, anschließend die kaiserliche Macht an sich reißen zu können.


    Die nächste Frage des Legaten ließ Flaccus jedoch innerlich schmunzeln, denn offenbar hatte der alte Tiberier den Charakter des Annaeers gänzlich durchschaut. Das machte ihn berechenbar. Und das wiederum machte es Flaccus um einiges einfacher. "Das collegium tritt in diesen Tagen zusammen, und es wird zu einem anderen als dem von dir präferierten Entschluss kommen. Solltest du dem Vorhaben jedoch deine Unterstützung, sowohl durch deine senatorische Würde, als auch die Macht, die deine momentane Position mit sich bringt, zuteil werden lassen, so stehe ich persönlich dafür ein und versichere dir, dass die Interessen deiner Familie Gehör finden werden, und deine persönliche Untertützung in angemessener Weise anerkennende Belohnung finden wird." Ein ernster Ausdruck huschte über die Züge des Flaviers, er unterließ es jedoch, dem Annaeer klar zu machen, dass seine Aussichten, sollte der Plan ohne seine Unterstützung oder gar gegen sein Zuwiderhandeln Erfüllung finden, die Aussichten für ihn und die Seinen ungleich schlechter standen.

  • Modestus lies sich Zeit, bevor er dem Flavier antwortete. Aus seinen Worten lies sich mehr als nur das Gaste selbst herauslesen. Sie kamen prompt und vorbereitet. Die Verschwörer hatten sich also durchaus länger mit der Sache befasst und sich darüber beraten. Letztlich konnte er seine Meinung gegenüber den anderen Männern nicht durchsetzen. Aber wenigstens würde er noch einen Plebejer vorschlagen, wenn noch kein anderer Kandidat gewählt war.


    "Es ist bedauerlich, dass das mein Kandidat schon aus dem Rennen zu sein scheint. Aber wie ich gab es ausführliche Überlegungen zu ihm, sodass ich davon ausgehe, dass das Collegium sich nicht grundlos gegen ihn entschieden hat. Dies werde ich akzeptieren. Im Anbetracht der Tatsache, dass das Collegium sich noch auf keinen anderen Kandidaten geeinigt hat, möchte ich dich bitten bei deiner Rückkehr nach Rom dem Collegium etwas zu übermitteln. Nachdem mein Kandidat nun nicht mehr in Frage kommt, möchte ich Marcus Vinicius Lucianus selbst vorschlagen. Er ist ein ehrenhafter, fähiger Mann und seine Frau ist zudem noch sogar eine Verwandte des derzeitigen Amtsinhabers. Auch solltest du ihnen ausrichten, dass man nun, da mein Kandidat aus dem Rennen ist, sich um andere Kandidaten, die ähnliche Ansprüche haben, kümmern muss. Etwa Aelius Quarto. Unabhängig davon wie sie zu dem Posten oder dem Collegium stehen."

  • Selbstverständlich lag es nicht im gründlichen Wesen des Flaviers, unvorbereitet zu einem Treffen von derartiger Bedeutung zu erscheinen, sodass seine Antwort auf die Worte des Statthalters - kaum verwunderlich - sehr differenziert ausfiel. Durus hatte den Sohn des regierenden princeps als nicht fähig erachtet, die Nachfolge seines Vaters anzutreten, sondern seinen Tod vielmehr in gleicher Weise dem Vescularius aufzubürden, und mit zahlreichen Argumenten auch den Rest der Verschwörer davon überzeugt, dass Maioranus nicht als möglicher Thronfolger zu betrachten war. Die gewichtigsten dieser Argumente, hatte auch der junge Flavius in seine Antwort einfließen lassen, um dem Legaten die Unmöglichkeit seines Wunsches aufzuzeigen. Jener schien tatsächlich ein Mann der pragmatischen Vernunft zu sein, denn er stellte fest, dass er sich nicht gegen die Entscheidung der coniuratio stellen würde. Dann allerdings trat er mit einer Bitte an Flaccus heran, die jenen aufmerksam zuhören ließ. Vinicius Lucianus war also der nächste von Modestus präferierte Kandidat, den der junge Mann in seinem Namen für das machtvolle Amt vorschlagen sollte. Nicht ahnend, dass jener sich ohnehin bereits selbst als potentiellen Nachfolger den versammelten Verschwörern präsentierte, nickte der Flavius. "Natürlich. Ich werde dem collegium deinen Vorschlag und die Überlegungen überbringen.", erklärte er sich knapp dazu bereit, des Annaeers Wünsche an die Verschwörer heranzutragen, ehe er abermals direkten Kontakt zu den Augen des Legaten suchte. "Soll ich noch andere Dinge in deinem Namen an das collegium herantragen?", erkundigte er sich dann höflich.

  • "Nein, das wäre alles. Ich werde in naher Zukunft einen eigenen Boten nach Rom schicken. Vale, Flavius Flaccus."


    sagte Modestus dem Flavier abschließend, denn nun war es für den Flavier an der Zeit zu gehen. Nun was die Verschwörung anging war nicht alles so gelaufen wie er es gern gehabt hätte, aber vielleicht funktionierte sein Plan B.

  • Eine knappe Antwort des Annaeers machte klar, dass jener nicht daran interessiert war, das Gespräch weiter fortzusetzen. Etwas reserviert nickte der junge Flavius und erhob sich. Da der Legatus Augusti ohnehin einen Boten schicken wollte, war es wohl auch nicht nötig, ihn von der Entscheidung der coniuratio in schriftlicher Form in Kenntnis zu setzen. Dennoch höflich und respektvoll erwiderte er die Verabschiedung. "Vale legatus Augusti" - die Stimmung war das ganze Gespräch hindurch lau geblieben, und sollte sich auch nun nicht weiter erwärmen, abkühlen jedoch auch nicht. Mit einem knappen Nicken wandte sich Flaccus schließlich zur Tür, um das officium des Statthalters zu verlassen, in der Aula zu den Seinen zu stoßen, und zeitnah auch die Stadttore von Mogontiacum in Richtung Heimat zu passieren.

  • "Gut, dann schick ihn gleich rein."


    sagte Modestus, der sich gerade einen Becher Wein einschenkte. Ein großer Schluck leerte den Becher und er stellte ihn auf den Beistelltisch zurück, bevor er sich zurück zu seinem Schreibtisch begab um seinen Klienten zu empfangen.

  • Guten Tag, Laegatus Augusti. Paullus trat ohne zu klopfen ein und grüsste den Annaer militärisch.


    Du wirst dich etwas wundern nehme ich an dass ich hier bin aber es gibt etwas interessantes. Ich habe den Befehl nach CCAA zu reiten und die Classis um Unterstützung zu bitten die Nebenflüsse welche im Patroulliengebiet sind zu überwachen.


    Wie immer kam der Atier gleich zum Kern der Sache um Zeit und sonstige Plauderein zu sparen. Immerhin hatte der Legat nun ein längeres Gespräch vor ihm und auch deswegen wollte es Scarpus so kurz wie möglich halten.

  • "Salve, und kannst du dich noch an seine genaue Formulierung erinnern?"


    fragte Modestus gleich nach, da die Angaben seines Klienten noch etwas vage waren.


    "Gibt neben dieser Sache noch etwas anderes, oder bist du nur deshalb nach Mogontiacum gekommen?"

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