Geschäftliches Essen

  • Da es noch recht früh am Abend war, hielt sich die Besucherzahl der Taberna Silvia Nigra noch in Grenzen. In einer ruhigen Ecke saß Modestus allein an einem Tisch. Er war noch nicht ganz in seinem neuen Heim eingerichtet, weshalb Modestus er es vorzog hier zu essen. Zumal er nebenher noch mit dem Scriba Provincialis sprechen konnte. Er trank gerade noch einen Schluck Wein, bevor dann schon sein Essen kam. Er sah zu seinen Begleitern herüber, die sich am Nachbartisch niedergelassen hatten, und fing dann an zu essen. Schließlich würde er wegen dem Schreiberling nicht sein Essen kalt werden lassen.

  • Als ich die Taberna Silva Nigra betrat, waren nur wenige Leute in der Gaststube. Ich sah mich um. Annaeus Modestus hatte ich ja schon kurz im officium des Magisters gesehen. Er saß in einer ruhigen Ecke und am Nebentisch konnte ich auch seinen Bediensteten erkennen, der mir die Nachricht überbracht hatte. Ich ging auf den Tisch des Legaten zu, blieb einige Schritte davor stehen und hob meine Hand zum Gruß.


    "Salve, Legatus. Ich bin Valgiso, der Scriba, den du sprechen willst. Doch zuvor wünsche ich dir einen guten Appetit. Ich will hoffen, dass die germanische Küche einem Senator aus Roma nicht allzu abschreckend vorkommt".

  • Da Modestus gerade den Mund mit einem Bissen Fleisch voll hatte, nickte er dem Schreiber nur zu. Germanische Küche? Nun ihm war sein Essen nicht sonderlich germanisch vorgekommen. Gebratenes Fleisch, Brot und andere Beilagen waren wohl in allen Tabernas relativ gleich. Aber das war eigentlich auch nicht so wichtig.


    "Salve, och das ist doch garkein Problem. Aber bevor wir weiterreden, eins noch. Um mich von den einfachen Legionslegaten abzuheben, bevorzuge ich Legatus Augusti. Aber das ist jetzt unnötig. Ich will hier auch nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen."


    erklärte Modestus, nachdem er den Bissen heruntergeschlungen hatte und spülte noch mit einem Becher Wein nach. Eine kurze Geste zum Wirt hin sorgte dafür, dass auch Valgiso bald etwas zu Essen hatte. Er hatte dem Mann schließlich ein großzügiges Trinkgeld bezahlt.


    "Ich habe dich heute hier eingeladen, weil ich mit dir über einige Posten in der Provnz sprechen will. Ich werde bald einen Princeps Praetorii ernennen müssen. der Posten entspricht dem des bisherigen Magister Officiorum. Nun suche ich einen Mann, der bereits Erfahrung in diesem Bereich hat. Natürlich könnte ich einen meiner eigenen Klienten wählen, aber ich möchte auch jemand, der sich mit den lokalen Gegebenheiten auskennt. Kennst du einen solchen Mann?"

  • Zitat

    Annaeus Modestus: "... aber ich möchte auch jemand, der sich mit den lokalen Gegebenheiten auskennt. Kennst du einen solchen Mann?"


    Ich dachte kurz nach und runzelte die Stirn. "Ich kenne einige Leute, die mit den lokalen Dingen gut vertraut sind. Auch ich gehöre dazu. Und mich kenne ich am besten". Ich setzte ein Lächeln auf. "Nimm es mir nicht übel, dass ich bei dieser Frage so schnurstracks auf mich selber zu sprechen komme".
    Als der Wirt das Essen brachte, lehnte ich mich etwas zurück. "Ich arbeite jetzt fast drei Jahre in der Regia und über mein Schreibpult geht die gesamte Post. Und die muss gelesen, geschrieben und kopiert werden. Man darf also annehmen, dass ich über die Angelegenheiten der Provinz bestens unterrichtet bin. Manchmal hätte ich dann meinen Vorgesetzten gerne gesagt, was sie tun sollen. Aber als kleiner Scriba hat man nur dann etwas zu sagen, wenn man gefragt wird. Du verstehst jetzt vielleicht, dass mich die Aufgaben eines Magister Officiorum doch ziemlich reizen, zumal ich den Magister Duccius Marsus gelegentlich ohne viel Aufhebens vertreten habe, wenn es nötig war".


    Hier machte ich erst mal Pause, weil ich aus meiner spontanen Bewerbung nicht gleich ein Zirkusplakat machen wollte und wandte mich dem Essen zu.

  • "Dir ist natürlich klar, dass ich nur einen Klienten als Princeps Praetorii einsetzen würde, oder etwa nicht? Dies ist schließlich ein vertrauensvoller Posten."


    erklärte Modestus, der mit dem, was er gerade gehört hatte, durchaus zufrieden war. Aber er hatte den Peregrinius nicht ohne Grund ausgewählt. Er war fähig und bisher noch niemandem verpflichtet. Oder etwa doch?


    "Daher stellt sich natürlich die Frage, bist du bereits Klient eines anderen Mannes, oder hättest ein Problem damit mein Patronat anzunehmen?"

  • Ich nahm einen Schluck Wein, um Zeit zum Nachdenken über dieses neue Thema zu gewinnen. Eine Klientel? Das war mir noch nicht in den Sinn gekommen.


    "Weißt du, ich habe bisher als freier Peregrinus vor mich hingeackert und habe an eine Klientel noch keinen Gedanken verschwendet. Aber ich begreife, dass es dir wichtig sein muss, einen Mitarbeiter zu haben, der an dich gebunden ist. Da hätte ich eigentlich auch selber drauf kommen können".


    Ich setzte den Krug ab und wischte mir mit dem Handrücken über den Schnäuzer. "Nein, ich bin niemandes Klient. Von daher gibt es für mich kein Problem damit". Und mit einem leisen Lachen: "Du hast mir gerade dein Patronat angeboten. Ich dachte eigentlich, dass man - im Gegenteil - den Patron darum bitten muss. Wenn das so ist, dann ist es mir eine Ehre, dich zu bitten, mein Patron zu werden".

  • "Gut, dann biete ich dir den Posten auch unabhängig von meinem Patronat an, Valgiso. Du brauchst also nicht nur mein Klient zu werden, nur weil du Princeps Praetorii werden willst. Was sagst du nun?"


    fragte Modestus abschließend und setzte einen neutralen Gesichtsausdruck auf. Dann nahm er seinen Becher in die Hand um sein Gesicht für den Zeitrum eines Schluckes hinter dem Becher zu verstecken. Er war durchaus gespannt, wie Valgiso darauf reagieren würde. Es würde schließlich viel über den Mann vor ihm aussagen.

  • Zitat

    Modestus: "Was sagst du nun?"


    Jetzt war ich baff. Erst hü, dann hott. Hilfeheischend schaute ich zu meiner Norne auf. Sie lächelte und meinte: 'Ich hab gerade keinen Bock, Schicksal zu spielen. Mach's mal selber'. So, selbermachen also. Ein Blick zu Annaeus Modestus half da auch nicht weiter, denn der versteckte sich hinter seinem Becher.


    Ich hob die Schultern und sagte: "Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass du mich hinters Licht führen willst. Erst sagst du, es sei dir wichtig, dass dein Princeps Praetorii ein Klient von dir sein sollte, dann ist das auf einmal nicht so wichtig. Ich kann diesen logischen Knoten jetzt nicht aufpfriemeln. Damit wir weiterkommen, gehe ich mal nach dem Prinzip 'in dubio pro Valgiso' vor und nehme einfach an, dass dein Vertrauen in mich groß genug ist, um auch ohne meine Klientschaft auszukommen. Ich nehme dich also beim Wort, was dein letztes Angebot betrifft".


    Jetzt bemerkte ich, dass meine Schultern immer noch in der Höhe waren. Ich ließ sie sinken, nahm noch ein Schlückchen Wein, wischte meinen Schnäuzer ab und fügte hinzu: "Den Punkt Patronat können wir ja jederzeit wieder auf die Tagesordnung setzen. Ich habe mich jedenfalls darüber gefreut, dass du mir das angeboten hast".


    Jetzt wartete ich darauf, dass Annaeus Modestus wieder hinter seinem Becher hervorkam.

  • "Keine Finte, Valgiso. Mir ist gerade nur etwas klar geworden. Ich würde durchaus gerne zu meinen Klienten zählen. Aber nur dann, wen du von allein zu mir kommst. Und nicht weil ein Posten im Spiel ist. Das passt irgendwie nicht zu dir. Von daher steht es dir frei mich jederzeit um mein Patronat zu bitten, oder auch nicht. Du wirst trotzdem Princeps Praetorii werden. Allerdings bestehe ich dann darauf, dass du während du diesen Posten inne weder das Patronat eines anderen Mannes in Anspruch nimmst, noch irgendwelchen anderen Beschäftigungen nachgehst. Zumindest solche wie bei Marcus Decimus Livianus. Verstehen wir uns?"


    erklärte Modestus nun und sah den Mann vor ihm nun direkt an. Nein Valgiso wollte er wirklich nicht über den Posten zum Patronat zwingen. Dafür gefiel er ihm irgendwie zu sehr. Außerdem würde es ein viel besseres Verhältnis bedeuten, wenn dieser aus freien Stücken zu ihm kam. Ein Klient der aus freien Stücken kam, stand zu seinem Patron. Jemand der in dieses Verhältnis hineingepresst wurde wohl eher nicht.


    "Wenn ja, dann komem am morgigen Tag in mein Officium. Der Magister Officiorum wird auch da sein und dann werden wir gleich einige Dinge erledigen."

  • Zitat

    Annaeus Modestus: " ... Verstehen wir uns?"


    Während Modestus sprach, legte ich eine Dattel und etwas Schafskäse auf meinen Teller. Was er da sagte, war jetzt einleuchtend. Dass er auf meine Bewerbung bei Livianus einging, war verständlich. Ich wusste ja gerüchteweise, dass es zwischen beiden etwas qualmte. Aber schon Vibulanus hatte mir mit dem ihm eigenen Gepolter klargemacht, dass ich in der Regia zu bleiben hatte.


    "Es ist gut so", sagte ich, "Ich habe verstanden. Und ich bin mit unserem Gespräch sehr zufrieden. Bei einem guten Essen kommt man gemeinhin auch zu brauchbaren Ergebnissen. Ich danke dir für alles".

  • "Sehr gut, dann sind wir uns ja einige. Wenn du mich nun entschuldigen würdest, es warten noch andere Verpflichtungen auf mich. Vale."


    erklärte Modestus abschließend und stellte den Becher wieder hin. Dann schob er seinen Teller nach vorn als Zeichen, dafür dass er nun fertig mit dem Essen war. Dann erhob er sich. Er nickte seinen Begleitern am Nachbartisch zu und und auch diese Erhoben sich, um Modestus zu folgen. Der Wirt hatte schon ein großzügiges Entgeld erhalten, weshalb er auch nicht mehr bezahlen brauchte, sondern gleich aufbrechen konnte.

  • Ich stand auch auf und verabschiedete mich von Modestus. Als ich etwas später vor die Tür der Silva Nigra trat, sah ich, wie schräg gegenüber aus der Taberna Barbarorum ein paar grölende Germanen herauskamen. Die hatten wohl noch ein verlängertes Julfest gefeiert. Hinter ihnen kam der Wirt Laubasnius heraus und schloss die Tür.


    Den Göttern sei Dank, er hatte mich nicht gesehen. Er hätte es mir wahrscheinlich nicht verziehen, dass ich bei seiner schnieken Konkurrenz gewesen war.

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