Auf den Hund gekommen

  • Sie wurden wortlos eingelassen und betraten das schöne Atrium des Hauses. Der kleine Welpe war sofort hineingestürmt und erkundete neugierig die neue Umgebung und roch an den Pflanzen und sprang schließlich auf den Rand des Impluvium und begann ein paar Schlucke zu trinken.
    "Am Besten wir gehen in den Garten und waschen die Bestie erst einmal.", schlug er vor und winkte auch schon einen Sklaven herbei und trug ihm auf ein Gefäß mit Wasser in den Garten zu bringen. "Geh doch schon mal vor. Ich komme sofort nach.", bat er sie und ging zurück zum Eingang und schnappte sich seine Sandalen, die dort bereitstanden und kehrte zum Impluvium zurück. Wenn er unbeobachtet war würde er sich rasch den Fuß samt Schuhwerk abwaschen, da noch immer der Dreck der Pfütze in die er getreten war daran klebte.

  • Der Sklave warf einen etwas skeptischen Blick auf den Hund, ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. Achja, die lieben Kleinen. Irgendwann brachte wohl jedes Kind etwas ungebührliches nach Hause, sei es ein Hund oder sogar eine Maus, irgendein Spielzeug. Mit einem ruhigen "Ja, Dominus." machte sich der Sklave daran, die Aufgabe des Jungen zu bewältigen. Warum auch nicht? Er befolgte nur einen Befehl, hatte auch Respekt vor einem Kind, denn irgendwann würde dieses Kind einmal groß sein und wiederum ernsthaft über ihn verfügen können. Mit schnellen Schritten entfernte er sich. Aber es gab einen fliegenden Wechsel, denn...


    ... auch Aviana kam herangelaufen. Kaum dass der Sklave weg war, kam sie aus dem Seitengang in das schöne Atrium gelaufen. Sie war auf der Suche nach vernünftigem Pergament, hatte zuvor im Garten gesessen und wollte nun ihren Vater um solches bitten. Ja, Aviana konnte tatsächlich schreiben, dies konnten schließlich nicht alle Mädchen - oder sehr jungen Frauen. Da fiel ihr Blick auf den jungen Helvetier mit seiner Freundin der Germanica. Aber die eigentliche Aufmerksamkeit lag anschließend auf dem mitgebrachten Vierbeiner. Milo war gerade erst wieder hereingekommen und hielt zwei schmutzige Sandalen in der Hand. Diesen hingegen schenkte sie keinerlei Beachtung. Sie brauchte einen Moment um sich zu sammeln, den Blick noch immer auf dem Hund ruhend, der seine Nase gerade in einen Blumentopf steckte.
    >Na ihr beiden, was habt ihr denn da mitgebracht?< fragte sie fast irritiert. Sie würde eigentlich eine strenge Miene zur Schau stellen müssen, aber so richtig gelang ihr das nicht. Sie liebte Tiere jedweder Art, liebte aber auch Milo als ihren Neffen. Sie wusste selbst nicht, was sie von diesen Umständen halten sollte. Innerlich drang das Mädchen vor und wollte gerne zu dem kleinen Wollknäul laufen und dieses mit Streicheleinheiten verwöhnen - äußerlich, das wusste sie, durfte sie aber auch nicht zu leichtfertig mit der Situation umgehen. Also würde sie den Kindern erst einmal Zeit lassen, sich zu rechtfertigen. Sie hatte schon ein ungefähres Bild von dem Grund, aus dem der Hund nun in ihrem Atrium herumwuselte. Und die Entscheidung, dass er bleiben dürfe, hatte sie auch schon getroffen. Geminus würde sicher nichts dagegen sagen. Aller Vernunft zum Trotz. Aber ganz pädagogisch war ihr auch bewusst, dass die Kinder von soviel Großzügigkeit nicht einfach ausgehen durften.

  • Mit ihrem Namensvorschlag hatte sie ihren Freund zum Lächeln gebracht. Anscheinend fand ihr Vorschlag sofort Zustimmung bei ihm. Er machte nun auch nicht mehr so eine finstere Miene, er war wohl nicht mehr ganz so abgeneigt dem neuen Spielgefährten gegenüber. Auch wenn er versuchte das Gegenteil zu zeigen.
    Ihre gute Laune war zurück, mehr hüpfend wie laufend traten sie den Heimweg an. So hatte sie sich ihren ersten Ausflug in die Subura zwar nicht vorgestellt, aber es war doch nicht so unheimlich, wie die Erwachsenen ihr immer vorgemacht hatten. Das nächste Mal würde sie sich aber nicht so schnell erschrecken lassen. „Ich werde mein Versprechen auch nicht vergessen“, erklärte sie ihm ernst. So ein Versprechen nahm sie immer ernst. Sie wartete immer noch darauf, dass ihr Vater endlich einmal sein Versprechen einhielt und dem Wunsch nach einem eigenem Pferd nachkam. „Ihm gefällt der Name“, kommentierte sie grinsend.


    Schon bald waren sie an der Casa Helvetia angekommen. Zwar wurde sie von einem der Sklaven kritisch gemustert, weil sie von Kopf bis schmutzig war. Wie gut das weder Bia, noch Serrana oder Laevina sie so sahen. Ansonsten würde sie wohl mächtig Ärger bekommen. Der Vorschlag ihren neuen Freund im Garten zu waschen konnte sie nur zustimmen. Das wäre wohl das Beste. Doch bevor sie dies in die Tat umsetzen konnten, tauchte plötzlich Faustus Tante Aviana auf. Sofort war Sabina ein bisschen Verlegen und befürchtete ein kleines Donnerwetter. So ein Donnerwetter, das sie zu Hause erwarten würde, wenn sie dort einen Hund, der obendrein auch noch schmutzig war, anschleppte. Doch die Helvetia nahm es gelassen, auch wenn sie sofort nachfragte wen sie denn da mitgebracht hatten. „Das ist Bestia!“ erzählte sie ihr und setzte einen bittenden Blick auf. „Wir haben ihn gefunden… er war ganz allein…“, erklärte Sabina. „Wir wollten fragen…. Ob wir ihn behalten dürfen…. Bitte! Er ist ganz lieb! Und wir machen ihn auch gleich sauber!“ Sie stieß Milo ihren Ellenbogen in die Seite, damit er sie unterstützte. Es war ja schließlich seine Tante. „Er ist auch nicht krank… oder so…. und wir werden uns auch um ihn kümmern“, plapperte Sabina direkt drauflos. Sie meinte es ernst und ehrlich und hoffte, dass Aviana ihr glauben würde. Bestia kam wie aufs Stichwort zu ihnen und setzte sich direkt vor der Helvetia auf den Boden und streckte die Vorderpfoten in die Luft.

  • Aviana hörte Sabinas Ausführungen geduldig zu und musste unweigerlich lächeln. Eigentlich hatte sie sich das Lächeln verbeißen wollen, um ein ernstes Wort mit den beiden zu sprechen, aber so besorgt wie die kleine Germanica wirkte, konnte Aviana einfach nicht so tun, als würde sie das Ganze kalt lassen. Sie schienen sich auf dem Weg hierher schon gut überlegt zu haben, wie sie die Situation am Besten verkaufen könnten. Aviana warf Milo einen flüchtigen Blick zu, ehe sie sich an Sabina wandte. Ach es war so schön, Kinder um sich zu haben. Eigene könnte sie sich nicht vorstellen, das ganze Hausfrauenleben stellte sie sich unangenehm vor. Aber einfach der frische Geist der durch diese beiden Sprosse ins Haus einkehrte war wohltuend. Mit freundlicher Stimme meinte Aviana:
    >So, ihr habt also schon genau darüber nachgedacht, wie ihr das Ganze verwirklichen könnt. Aber dann ist meine Frage an euch: Wie wollt ihr das eigentlich bewerkstelligen? Und wo soll er leben, wenn ihr ihn behalten wollt? Ihr dürft nicht vergessen, dass ein Hund auch ein Lebewesen ist und vieles für ihn geregelt sein muss. Er braucht sein Futter, er braucht vor Allem viel Liebe. Wer sorgt für ihn, wenn ihr nach einem Jahr keine Lust mehr habt? So ein Hund lebt lange...< leitete sie das obligatorische Gespräch ein, dass sich aber im Grunde genommen erübrigte. Aber sie wollte, dass die Kinder auch wirklich wussten, welche Verantwortung sie sich aufbürdeten. Und vor Allem wollte sie, dass die Kinder auch wirklich diese Verantwortung übernahmen und nicht letztlich der Hund an den Sklaven hängen blieb. Aviana gab sich Mühe möglichst ernsthaft zu Sabina zu sprechen, wie zu eine Gleichberechtigten. Sie hielt nichts davon, dass Kinder zu hart behandelt wurden. Sie mussten Verantwortung lernen und Avianas Meinung nach ging das am Besten, wenn man über alles sprach und seine Gegenüber mitdenken ließ - nicht nur stumpfe Anweisungen. Sie sollten zu verantwortungsvollen Erwachsenen heranreifen, nicht zu funktionierenden Statuen. Lernen, nachzudenken, wo man hinter stehen sollte.

  • Kaum hatte er den Sklaven fortgeschickt, tauchte auch schon seine Tante auf. Sie war für ihn eine der engsten Bezugspersonen neben Sabina, zumal sie für ihn ein kleiner Ersatz für seine Mutter war und die meiste Zeit auch für ihn da war. Er war eigentlich sogar froh, dass sie jetzt schon auf sie trafen, eine Begegnung hätte es sowieso früher oder später geben müssen und er hoffte, dass sie den Hund vielleicht sofort aus dem Haus entfernen ließ, ihr Blick ließ aber etwas anderes erahnen. Er kannte sie schließlich gut genug.
    "Salve, Tante Aviana.", grüßte er sie kurz und wurde dann auch schon Zeuge, wie seine Freundin unbedacht einfach drauf los quasselte. Am Liebsten hätte er einfach den Kopf geschüttelt. Wenn man etwas erreichen wollte und jemand überzeugen wollte, dann musste man überlegt handeln und antworten, das sagte sein Lehrer immer und er teilte diese Meinung.
    Milo stand lange Zeit schweigend da und schaute sich die ganze Szenerie an. Er brauchte einige Zeit, um sich zu sammeln und die richtigen Worte zu finden und ließ sich auch nicht von Sabinas Stoß in die Rippen aus der Ruhe bringen. Sorgfältig durchdachte er seine Worte und legte sich eine kleine Argumentation zurecht.
    "Nun", meldete er sich schließlich zu Wort, "die Bestie, ich meine natürlich Bestia, kann nicht bei Sabina bleiben, da ihr Vater keine Hunde im Haus haben will, so viel steht fest. Der Hund müsste also bei mir bleiben. Freilich weiß ich, dass ein Hund eine große Verantwortung mit sich bringt und dass es jemanden bedarf, der sich um ihn kümmert. Aber ich will mich der Verantwortung, gemeinsam mit Sabina, stellen. Da du ja auch immer sagst, dass ich mehr Verantwortungsgefühl erlernen soll, wäre ein Haustier doch die richtige Möglichkeit, meinst du nicht auch?" Warum er sich nun doch für den Hund aussprach war ihm eigentlich ein Rätsel, schließlich wollte er das Vieh nicht einmal. Vielleicht war es einfach nur der Drang danach, seine Tante mit seinen Worten zu überzeugen; wie vernünftig er doch war und wie erwachsen. Seit dem Tod des Vaters und dem Auszug der Mutter hatte er schließlich weitestgehend auf eigenen Beinen stehen müssen, schließlich konnte seine Tante auch nicht immer für ihn da sein und für ihn Entscheidungen treffen. "Möglicherweise ist das Haustier auch eine höhere Aufgabe für mich und hilft mir zu verkraften, dass meine Mutter nicht mehr für mich da ist.", fügte er schließlich noch hinzu und versuchte etwas Mitleid zu erregen. Was ein Mädchen konnte, das konnte er doch schon lange und wenn Sabina ihn schon so rum bekam, wieso sollte er dann seine Tante nicht herrum bekommen?

  • Sabina hatte Aviana gern, sie war weder streng, noch verdarb sie ihr und Milo ständig den Spaß, in dem sie zur Ruhe gemahnte. Deshalb besuchte die junge Germanica ihren Freund so oft, das Haus der Helvetier war so etwas wie ein großer Spielplatz, wo die Erwachsenen wesentlich nachsichtiger mit dem Nachwuchs war, als in der Casa Germanica. Zumal bei ihr zu Hause hinter jeder Ecke entweder Laveina oder deren uralte und griesgrämige Sklaven Quadrata. Die Beiden lauerten regelrecht darauf einen Regelverstoß zu ahnden.
    Als Helvetiua Aviana zu ihren Worten lächelte und nicht gleich zu einer Standpauke ansetzte, wuchs diese in der Gunst von Sabina.
    Nun übernahm Faustus die Verteidigungsrede zu ihrem neuen Spielgefährten. An den passenden Stellen nickte sie. „Papa will keinen Hund und Tante Laevina auch nicht“, gab sie zu. „Ich werde so oft vorbei kommen wie ich kann und mich auch im Bestia kümmern. Versprochen!“ Milo setzte dann auch noch einen oben drauf, in dem er seine Eltern erwähnte. Sie war beeindruckt. Später würde er sicherlich ein großer Politiker werden. Wer solche Reden halten konnte, musste doch Reich, Mächtig und Einflussreich werden

  • Als Aviana dem jungen Helvetius zuhörte, sachlich und erwachsen wie er sich gab, zuckte ihr Mundwinkel doch unmerklich. Hoffentlich hatten sie dies nicht bemerkt. Ach, im Grunde genommen sollten die beiden mit der Reaktion ohnehin nichts anfangen können, sie könnte ja auch aus sonstwelchen Gründen vor sich hin grinsen. Sie rieb sich einmal kurz die Nase und hörte höflich weiter zu. Ach, sie wäre auch gerne nochmal so jung. Sie wusste nicht wen von den beiden sie herzerwärmender finden sollte - die kleine Sabina mit ihren großen Augen und plappernd, einfach nur, um irgendwie den kleinen Hund bei sich haben zu können - oder ihren Neffen, sachlich, bedacht aber gut durchschaubar.
    >So, im Klartext sollen wir hier in unserem Heim also einen fremden Hund von der Straße aufnehmen, der...< Sie stoppte kurz und sah den Hund an. Verzeih mir, schoss es ihr durch den Kopf - Ganz so einfach darf ich es den beiden nicht machen. >... möglicherweise krank sein könnte, eine unbekannte Herkunft hat und... Bestia heißt?< Mit prüfendem Blick sah Helvetia nun die beiden Kinder an. Sie würden sich um den Hund kümmern, irgendwie war sie sich da sicher. Aber dennoch ließ sie ein paar Augenblicke verstreichen und ließ diese negativen Fakten eben im Raum stehen.
    >Also gut, für mich spricht nichts dagegen, wenn ihr euch wirklich um den Hund kümmert. Faustus, ich möchte dass du dich wirklich so um ihn kümmerst, wie es dem Tier gebührt. Ich gebe ihn in deine Hände, denn du hast Recht, du musst mehr Verantwortung tragen. Du wirst ihn füttern, für ihn sorgen wenn er krank wird und auch dafür Sorge tragen, dass er ausreichend Bewegung erhält, auch wenn Sabina einmal keine Zeit hat.< holte Aviana aus. Sie blickte Milo streng an, damit er sich auch dem Ernst ihrer Worte bewusst war. Sie warf einen weiteren Blick auf Bestia. Gemeiner Name, schmunzelte sie innerlich. So waren sie nun also auch noch auf den Hund gekommen, interessant. Sie hielt dem Welpen die Hand hin.
    >Willkommen bei den Helvetiern, Helvetia Bestia.< schmunzelte sie nun offensichtlich um die Spannung der ganzen Situation ein wenig zu lösen.

  • Natürlich brachte sie auch Einwände hervor, doch wie bei jeder Argumentation musste er neidlos anerkennen, dass es auch Nachteile gab, die dagegen sprachen. Dennoch entkräftete er diese knapp:
    "Fasst man alles gesagte zusammen: Ja. Das der Hund natürlich auch krank sein kann ist mir natürlich auch klar. Das kam mir, als wir ihn fanden auch schon in den Sinn. Aber Tollwut sieht anders aus, glaube ich mich zu erinnern. Dareius hat mir mal erzählt, wie man die erkennt. Er kann ihn sich ja dann noch einmal ansehen.", schloss Milo seine Argumentation und stellte seiner Tante auch noch eine Begutachtung in Aussicht. Nämlich durch Dareius den Perser, der damals als Erzieher für Milo angeschafft wurde. Nur hatte sich schon bald gezeigt, dass Milo eigentlich keinen Erzieher brauchte. Da der Sklave jedoch, zu seinem Glück, in seinem Land eine Art Gelehrter war, durfte er im Hause bleiben und diente nebenbei weiter als Erzieher, aber auch als Schreiber und Sekretär für Milos Großvater. Milo hatte ihn jedenfalls gerne, denn er hatte ihm schon so manchen guten Rat gegeben und lernen konnte man auch einiges von ihm.
    Mit einem Lächeln im Gesicht und guter Dinge ließ er den prüfenden Blick der Tante über sich ergehen. Er wusste jetzt schon, dass er sie wohl überzeugt hatte. Seine Argumentation war gut und annehmbar, sein Lehrer wäre stolz auf seinen Schüler, und Aviana schien ebenfalls so, als würde sie den Hund behalten wollen. Und tatsächlich, geknüpft an Bedingungen, oder vielmehr an seine Aufopferung für das Tier erlaubte sie es ihn zu behalten. Milo war nun also Hundebesitzer wider Willen.
    "Ich verspreche es und danke dir, Tante Aviana.", bedankte er sich schließlich höflich und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie er wirklich darüber dachte nun diesen Köter am hals zu haben. Hätte er nur gegen den Hund gewettert! Jedenfalls schien seine Tante nun auch gänzlich von dem Welpen begeistert und begrüßte ihn offiziell in der Familie.


    Als wollte es der Zufall kam wirklich rein zufällig in diesem Augenblick Dareius vorbei und bekam auch das Nötigste mit. Milo blieb das jedoch nicht verborgen und er winkte ihn herbei. "Du, Dareius, du hast mir doch mal erzählt, wie man erkennt, ob ein Tier die Tollwut hat. Kannst du sagen, ob der Hund da sie hat?", fragte er ihn sogleich.


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    Dareius - Sklave


    "Mhh.", meinte der Perser und griff sich in den Bart. "Was habe ich dir damals erklärt? Erinnerst du dich nicht mehr? Das ist Schade. Nun, ein tollwutkrankes Tier hat unkontrollierten Speichelfluss und Lähmungen. Das trifft hier nicht zu. Also hat er höchstwahrscheinlich keine Tollwut.", meinte er schließlich und warf Milo einen strengen Blick zu. Freilich durfte nicht jeder Sklave so offen mit ihm reden, aber da er der Erzieher war und auch ein gewisses Ansehen bei der Familie hatte durfte er es.


    Milo hingegen schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Das er das vergessen hatte.

  • Erwartungsvoll sah sie Aviana an und versuchte diese allein mit ihrem Blick davon zu überzeugen, dass sie es ernst meinte. Sie würde sich um Bestia kümmern und ihren Freund mit dieser Verantwortung nicht allein lassen.
    Als das Argument kam, dass ihr neuer Spielgefährte krank sein könnte, zupfte sie etwas verlegen an dem Ärmel ihrer schmutzigen Tunika. Faustus hatte sie ja ganz schön erschreckt, als er meinte, dass der Welpe vielleicht Tollwut haben könnte. Sie waren dann aber gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass der Hund nicht krank war, sondern nur einsam und vermutlich hungrig. Milo setzte natürlich gleich zu einer weiteren Verteidigungsrede an und ließ sich seine Worte auch noch von einem der Sklaven bestätigen. Jetzt konnte seine Tante doch sicherlich nicht mehr ‚Nein’ sagen.


    Ein Strahlen breitete sich dann aber auf ihren Zügen aus, als Aviana dann ihr Einverständnis gab. Ihr neuer kleiner, noch schmutziger, Freund wurde sogar tatsächlich in die Familie aufgenommen. „Vielen Dank, Aviana!“ lächelte sie.

  • Aviana beobachtete Dareius genau. Sie selbst ging auch nicht davon aus, dass der Hund die Tollwut hatte, aber es könnte ja auch irgendeine andere Krankheit sein. Aber Aviana übte sich ohnehin nicht gerne in Pessimismus und ließ die Kontrolle einfach auf sich beruhen. Mehr als sterben konnte das Tier vermutlich nicht, sofern es keine Tollwut hatte - und außer, dass sie alle traurig waren, gab es entsprechend auch keine weiteren Folgen. Sie erhob sich wieder und lächelte den beiden Kindern zu.
    >Ihr könnt ja in der Küche mal fragen, ob die etwas Fleisch für den Kleinen haben. Aber erstmal wascht ihn bitte, die ganzen Schmutzspuren sind weniger ideal, wenn Besuch kommt.< trug sie den beiden als erste Aufgaben auf. Sie wusste was für eine wichtige Bezugsperson ein Tier sein konnte, war sie doch selbst einmal auf einem Hof aufgewachsen, ehe ihre Mutter verstarb und sie zu ihrem Vater nach Rom gegangen war. Schaffe hatten sie gehabt und natürlich auch Hunde. Ein paar Pferde waren sogar auch dabei gewesen. Aviana lächelte versonnen. Dann holte aber Sabinas Dankesbekundung sie aus ihren Gedanken.
    >So, ich kümmere mich dann auch mal weiter um meine Aufgaben - und ihr euch um die euren. Wenn ihr wollt, können wir ja nachher noch gemeinsam etwas Speisen. Wenn es Probleme mit dem Hund gibt, kommt einfach zu mir. Irgendwo werde ich ja dann schon sein.< lächelte sie und huschte dann davon. Sie hatte schließlich wirklich etwas zu tun gehabt, bevor dieser ungeplante, aber durchaus erwünschte Zwischenfall auftauchte.

  • Seine Tante war schon eine gute Frau, dachte sich Milo, als sie anordnete dem Tier etwas Fleisch zu organisieren. Sie schien so ganz tierlieb, woher sie das hatte wusste Milo allerdings nicht. Wenn er bedachte wusste er eigentlich nicht sonderlich viel über seine Tante und gefragt hatte er sie eigentlich auch nie über ihre Vergangenheit. Das würde er aber noch irgendwann tun, nahm er sich fest vor.
    "Ähm ja. Wäre wohl das Beste. Nicht, dass Großvater noch schimpft, weil Bestia das ganze Atrium verdreckt.",gestand er grinsend ein. Es war wohl auch das Beste, wenn der Hund sauber war, bevor sein Großvater ihn zu Gesicht bekam. Ein dreckiges, stinkendes Etwas, das die ganze Casa verdreckte, war wohl nicht besonders wünschenswert. Nicht nur das, er selbst würde das Vieh noch nicht einmal streicheln ehe es sauber war, vorher war ihm das doch zu wider. Und da sie ja eh vorgehabt hatten den Hund zu waschen, brauchte es nicht extra noch die Anweisung seitens seiner Tante.
    "Das klingt gut. Findest du nicht auch Sabina? Du bleibst doch hoffentlich noch zum Essen?", meinte er zu seiner Freundin. Es war weniger eine Frage, sondern hatte viel mehr den Charakter einer Anweisung. Eine höfliche Anweisung, jedoch mit dem Nachklang, dass er kein Nein akzeptieren würde. Ausserdem hatte er ja sowieso noch etwas gut bei ihr. Dafür, dass er diese Bestie aufgenommen hatte.
    "In Ordnung Tante Aviana. Wir werden dich schon finden.", meinte er noch und sah dann mit an, wie seine Tante davon eilte. Als sie schließlich ausser Sicht- und Hörweite war, befahl er: "Kommt jetzt!" Der Befehl galt allen drein. Dem Hund, Sabina und Dareius, der ihnen sicher helfen konnte. Dann steuerte er auch schon den Garten an, gefolgt von Dareius und Bestia. Das Tier übernahm schnell die Führung , als wüsste es schon wo es hin musste. Wenigstens gehorcht er mir, dachte sich Milo und musste unweigerlich grinsen. Solange das Tier ihm gehorchen würde, hatte es nichts zu befürchten.

  • Sabina warf Milo ein kleines Verschwörerlächeln zu, dank seiner klugen Worte, würde Bestia nun ein zu Hause bekommen. Es hätte ihr das Herz gebrochen, wenn Aviana gesagt hätte, sie dürften den Hund nicht behalten. Dabei war er doch so lieb. Außerdem schien Faustus seine Meinung mittlerweile auch geändert zu haben, warum sonst hat er sich so sehr für ihren neuen Spielgefährten eingesetzt. Wäre sie nicht so schmutzig gewesen, hätte sie ihn wohl einmal umarmt. „Natürlich bleib ich zum Essen“, versicherte sie ihm. „Es sollte nur jemand meinem Vater Bescheid sagen. Nicht das er sich sorgen macht.“ Einer der Sklaven durfte einmal zur Casa Germanica gehen und ihre Eltern unterrichten, dass sie wohl später wie gedacht erst wieder nach Hause kommen würde. „Wir werden versuchen dich nicht zu stören“, versicherte sie noch in Richtung Milos Tante, dann war diese auch schon entschwunden und sie folgte eilig ihrem Freund in den Garten.
    Bestia schien genau zu wissen, wohin sie gingen. Hinaus in den Garten, wo bereits einer der Sklaven mit mehreren Krügen und Schüsseln voll Wasser wartete. Sabina sah an sich einmal herunter. „Ich glaub, mich müssen wir auch schrubben…“, sagte sie grinsend. Wobei sie nur ungern im Garten ein Bad nehmen wollte. Es war immer noch Winter und ein eisiger Wind pfiff durch die Straßen.

  • Sabina blieb also zum Essen. Man musste nur noch ihre Eltern informieren, ansonsten würde sie wohl richtigen Ärger mit ihrem Vater bekommen, der sich wohl gerne Sorgen um sie machte. "Gut. Dann soll einer der Sklaven sofort zu dir nach Hause laufen und Bescheid geben.", meinte er und schickte auch gleich Dareius los. Dem würde dieser Auftrag wohl mehr zusagen, als den kleinen Hund zu baden.
    Im Garten dann stand zu seiner Zufriedenheit alles bereit, wie er es aufgetragen hatte und so mussten sie nur noch mit ihrem Werk beginnen.
    "Mal sehen, ob wir dich sauber bekommen.", sagte er und packte auch schon Bestia, der gar nicht wusste, wie ihm geschah und packte ihn in eine der Schüsseln und begann ihn mit einer Bürste abzuschrubben, was ihm scheinbar nicht sonderlich gefiel. "Ich weiß, dass das nicht angenehm ist, das weiß ich von mir selber. Aber nur so wirst du wieder sauber!", tröstete er den kleinen Welpen. Der verlor langsam aber sicher die dunkle Fellfarbe und wurde leicht cremefarben und auch einige Sandfarbene Flecken kamen zum Vorschein.
    Sabinas Kommentar brachte ihn schließlich zum lachen."Das mach ich aber bestimmt nicht!", scherzte er. Sie würde später einfach mit einer Sklavin mitgehen und sich in ein ruhiges Zimmer bringen, wo sie sich ungestört waschen konnte.

  • Es würde auffallen, wenn sie zum Essen nicht da war. Und bevor das ganze Haus in Panik ausbrach, ließ sie lieber ausrichten, dass sie eben ein wenig länger bei ihrem Freund blieb. Es würde sie nicht wundern, wenn Bia sich auf den Weg dann machte um sie nach Haus zu holen. Dareius entschwand und ließ sie dann mit den übrigen Sklaven und ihrem neuen Spielgefährten allein.
    Bestia schaute nicht gerade glücklich drein, als er einfach so mir nichts dir nichts in eine der Schüsseln gestellt wurde. Mit Feuereifer beteiligte sich Sabina daran den Welpen irgendwie sauber zu bekommen. Das Wasser spritzte in alle Richtungen, weil der Hund einfach nicht stillhalten wollte und versuchte den Kinderhänden zu entkommen. Doch immer wieder wurde er davon abgehalten einfach aus der Schüssel zu springen. „Das brauchst du nicht machen, das macht Bestia schon!“ lachte sie, als der kleine Hund sich einmal schüttelte. So langsam sah das Tier nicht mehr aus wie der Müllhaufen in dem sie ihn gefunden hatten, unter der schlammig braunen Kruste kam ein kleiner sandfarbener Hund zum Vorschein. „Du wirst auch ein Bad brauchen!“ grinste sie, als sie Milo einmal einen kurzen Blick zu warf. Kurzerhand schnappte sie sich eine der anderen Schüsseln mit Wasser und leerte sie über dem Helvetier und Bestia gleichermaßen aus. Lachend ergriff sie dann die Flucht durch den Garten, denn Faustus würde es sicherlich nicht auf sich sitzen lassen.

  • Dank Sabinas tatkräftiger Hilfe wurde Bestia wirklich schnell wieder sauber, ob er wollte oder nicht. Aus dem dem stinkenden Gossenviech wurde allmälich doch ein kleiner, süßer Hundewelpe. Eine wahre Metamorphose hätte sein Lehrer in der Grammatikschule nun bestimmt gesagt.
    Du wirst auch ein Bad brauchen, sagte sie dann. Wieso? War er so dämlich, oder warum verstand er ihre Aussage nicht. Wieso brauchte er ein Bad? Er passte doch gründlich auf sich nicht sonderlich schmutzig zu machen, was ihm auch gelang. Kurz darauf verstand er dann, nämlich als ihn ein Schwall Wasser erwischte. Klatschnass und völlig bedröppelt stand er nun da, völlig überrumpelt."He! Was soll den das?!", maulte er und es verlangte ihn nach Vergeltung. Daher schnappte er seinerseits eine der Schüsseln mit Wasser und nahm die Verfolgung auf. Es war nur eine kurze Verfolgungsjagd, denn er hatte, obwohl er kein besonders schneller Läufer war, Sabina relativ schnell eingeholt. Kaum war er nehe genug an ihr dran kippte er ihr seinerseits eine Ladung Wasser über den Kopf.

  • Kreischend und lachend rannte Sabina durch den Garten. Bestia dicht auf den Fersen, wollte er doch bei diesem Spiel mitmachen. Er bellte und sprang um ihre Beine herum. Gemeinsam machten sie wohl Lärm wie eine Horde Germanen, während sie vor Milo weg rannte und versuchte seiner nassen Rache zu entkommen. Doch leider gab es kein entrinnen. Nachdem sie quer durch die Beete gerannt waren, erwischte sie dann doch der Schwall Wasser. Prustend und lachend stand sie nun da wie ein begossener Pudel. Nun waren sie alle Drei nass: Hund, das Mädchen und der Knabe. Sabina lachte noch immer, auch wenn sie ein wenig in dem kalten winterlichen Wind zitterte. Aber zugeben, das ihr kalt war, würde sie nicht.

  • Warum mussten Mädchen eigentlich immer herrumkreischen? Das nervte ihn wirklich etwas, zumal Sabina ja seiner Tante versprochen hatte, sie nicht zu stören. Das war das Rumgekreische aber und dass Bestia mit seinem Bellen noch einstimmte, machte es ja noch nerviger. Er für seinen Teil blieb ruhig, wie so oft. Wenigstens hatte er es geschafft, sich an ihr zu rächen und auch er musste leicht kichern, als er sie voll mit dem Wasserschwall erwischte. Dann erwischte sie beide jedoch noch eine Ladung Wasser, diesesmal jedoch von Bestia, der sich trocken zu schütteln begann. Jetzt war er wirklich sauber.
    Jetzt wo Milo aufgehört hatte sich zu bewegen, begann auch er sich leicht vor Kälte zu schütteln. Es war eben doch Winter und der Wind ließ es noch kälter wirken, als es war. "Mir ist kalt. Wir sollten uns umziehen, bevor wir uns noch erkälten.",meinte er, vernünftig wie er eben war.
    Zunächst winkte er aber einen Sklaven herbei und ließ sich zwei Tücher bringen. Das eine warf er sich rasch über die Schultern, in das andere wickelte er Sabina ein. Das sollte sie warm halten, bis sie sich umziehen konnte. Da sie keine zweite Tunika zum Wechseln dabei hatte würde er ihr wohl eine der seinen abtreten, was kein Problem war, da er nur geringfügig größer war als sie. Dann griff er sich noch ein Tuch, packte Bestia, wickelte ihn in das Tuch ein und nahm den Welpen auf den Arm. "So, der ist sauber. Und wir auch.", meinte er schließlich grinsend.

  • Dass sie ja eigentlich versprochen hatte niemanden zu stören, hatte sie vergessen. Hier in der Casa Helvetia war es viel einfacher einfach Kind zu sein und auch mal laut tobend durch den Garten zu rennen. In der Casa Germanica hätte Großtante Laevina recht schnell ihrem Spaß ein unangenehmes Ende gesetzt und sie getadelt. Aber hier konnten sich auch mal laut lachen und kreischen ohne das man gleich zur Ruhe und Besonnenheit ermahnt wurde. Aus diesem Grunde war sie sehr gern bei Milo.
    Zustimmend nickte sie und ließ sich dankbar in eines der großen Tücher wickeln. „Ja, sauber sind wir“, stimmte sie in sein Lachen mit ein. „Und schau nur, wie hübsch Bestia nun ist!“ meinte sie und knuddelte den Welpen ein wenig umständlich, weil Faustus ihn ja hochgenommen hatte. „So ein lieber Kerl bist du!“ lobte sie den Spielgefährten und steckte einmal die Nase in das nun saubere Fell.

  • Es war wirklich so, dass Bestia nun viel hübscher war, als vorher. Jetzt war er eben sauber und man konnte seine eigentliche Fellfarbe sehen. Ausserdem war sein Fell nun nicht mehr verklebt und man konnte den Welpen ohne Bedenken über das weiche Fell streichen. "Ja, hätte ich nicht gedacht.", räumte er ein und blickte auf den kleinen Welpen, der sich unbedingt aus dem Tuch befreien wollte, es aber nicht schaffte, da Milo ihn mit sanfter Gewalt festhielt.
    "Ja, bin ich wohl.",scherzte er. Natürlich wusste er, dass sie nicht ihn gemeint hatte, aber scherzen konnte man doch mal. Man musste ja nicht immer gar so ernst sein.
    "Wollen wir mal sehen, ob wir ein paar trockene Kleider für uns finden?", fragte er schließlich. Er selbst wusste schon, dass er jetzt seine Lieblingstunika anziehen wollte, eine schöne Blaue, ein besonderes Geschenk seiner Tante. Sabina konnte sich ja dann eine seiner anderen Tuniken aussuchen. Er hoffte nur, dass der Sklave, der sich um die Wäsche kümmerte, nicht wieder Lavendelbündel zwischen seine Sachen gelegt hatte. Er mochte es nicht danach zu riechen, der Sklave schwor hingegen darauf.

  • Anscheinend bereute es Faustus nun nicht mehr sich für Bestia eingesetzt zu haben. Jetzt wo der Welpe sauber war, schien er sich auch für den Spielgefährten begeistern zu können. Verdutzt sah sie Milo an und lachte, als sie seinen Scherz verstand. „Du bist der liebste und beste Junge den ich kenne!“ meinte sie durchaus ernst. Alle anderen Jungs waren irgendwie doof, ärgerten sie immer nur oder wollten nicht mir ihr spielen, aber Milo war anders. Aus diesem Grund war er auch ihr bester Freund.
    Zustimmend nickte sie, trockene Kleider waren jetzt genau, das sie wollte und brauchte. Sabina ging voraus, sie kannte sich Bestens in dem Haus aus. Einen Augenblick später waren sie auch schon in seinem Zimmer und sie steckte die Nase in seinen Schrank. „Das riecht nach Lavendel!“ meinte sie lächelnd. Sie mochte Lavendel. Sie schnappte sich eine rote Tunika von ihm. Ein wenig verblichen, aber an sich noch ein schönes Stück. Sabina mochte rot. Rot war eine schöne Farbe.

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