Auf den Hund gekommen

  • Milo merkte gar nicht, dass seine Tante irgendwann nur noch simulierte und wurde daher mehr als überrascht, als sie ihn packte und hochhob. Wie alt war er denn? Er war zwölf Jahre alt und mit Zwölfjährigen machte man so etwas nicht mehr. Und wenn es nur das gewesen wäre. Es schien ihr auch noch Spaß zu machen.Wie peinlich war das denn, dachte er sich und schämte sich sogar etwas für seine Tante. Sie war so kindisch und verhielt sich überhaupt nicht altersgemäß. Manchmal fragte er sich wirklich, wer von ihnen beiden das Kind war und wer der Erwachsene. Natürlich traute er sich das nicht laut auszusprechen. Seine Tante wäre dann bestimmt beleidigt.
    Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte war ihm etwas übel. Er war gar nicht darauf vorbereitet gewesen, dementsprechend hart hatte es ihn getroffen.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er nun, wie sie sich auch noch Sabina vornahm. Nein, nun schämte er sich wirklich endgültig für sie.
    Gezwungenermaßen setzte er ein Lächeln auf, auch wenn er sich gar nicht danach fühlte und sprach gleich ein anderes Thema an, um den Peinlichkeiten ein Ende zu bereiten. "Verzeih. Wir sind auf jeden Fall gekommen, um mit dir etwas zu essen. Wir haben beide Hunger. Und schau mal: Das ist Bestia!", meinte er und trat beiseite, damit Aviana den kleinen Hund ansehen konnte. Sollte sie ihre Energie ruhig an Bestia auslassen.

  • Aviana, unbekümmert von der möglichen Scham ihres Neffen, würde sich selbst jetzt noch gerne von ihrem Vater hochheben und herumwirbeln lassen. Aber das würde er wohl rein gesundheitlich gar nicht mehr schaffen, er war schließlich schon alt. Es war sehr wahrscheinlich, dass sie sein jüngstes Kind war, viel mehr hatte danach vermutlich nicht mehr folgen können. Sie stieg auf Milos Ablenkungsmanöver ein, ohne zu wissen, dass es sich um ein Solches handelte. Vor Bestia kniend meinte sie mit liebevoller Stimme:
    >Na unter dir steckt ja sogar noch jemand richtig Schönes. Jetzt bist du ja ganz und gar keine Bestie mehr, hm?< meinte sie mit heiterer Stimme und wuschelte dem hellhaarigen Hund über den Kopf und die Ohren. Da konnte Milo ja noch erleichtert aufatmen, dass er diesem Wuscheln noch gerade eben entgehen konnte.
    >Habt ihr lange gebraucht, um all den Straßenschmutz wegzubekommen? Und wo genau habt ihr Bestia eigentlich gefunden?< erkundigte sich Aviana nun doch. Eine Frage, die den Kindern mit Sicherheit nicht allzu sehr behagen dürfte. Sie wusste gar nicht, warum sie die Frage nicht schon früher gestellt hatte. Es war schließlich gar nicht uninteressant, woher 'Helvetia' Bestia nun stammte.

  • Sabina fand es äußerst witzig, als ihr Freund von seiner Tante einmal herum gewirbelt wurde. Seine Tante war toll, fand sie. Sie hatte ja nur die alte und griesgrämige Laevina die solche Späße im Keim erstickte. Nur als nächstes war sie dran. Sie quietschte auf, als sie gekitzelt wurde. „Hey!“ beschwerte sie sich lachend. Wie gut, dass Milo dann Aviana geschickt ablenkte und dann erst einmal Bestia im Mittelpunkt stand. „Das ging ganz schnell. Wir haben ihn ordentlich geschrubbt und schon war er sauber“, sie erwähnte nicht, dass sie sich danach noch so etwas wie eine kleine Wasserschlacht geliefert hatten. Nur eine riesige Pfütze im Garten zeugte davon. Die nächste Frage kam dann etwas unerwartet. Etwas hektisch warf sie Milo einen fragenden Blick zu. Er war besser im Lügen wie sie. Leider hatten sie sich nicht abgesprochen, was sie erzählen wollten, wenn jemand fragte. Dass sie sich in der Subura herum getrieben hatten, sollten die Erwachsenen nach Möglichkeit nicht erfahren. Dann war es nämlich vorbei mit den Spaziergängen allein quer durch die Stadt.

  • Sein Ablenkungsmanöver war ein voller Erfolg, zumindest anfänglich. Wer hätte wissen können, dass seine Tante noch einmal danach fragen würde, woher der Hund denn nun tatsächlich kam. Sabina blieb darauf hin die Sprache weg und er erwiederte ihren fraglosen Blick. Aber er wäre ja nicht er gewesen, wenn er keinen Ausweg gewusst hätte. Milo war jedoch auch kein guter Lügner, er bediente sich lieber Halbwahrheiten, die in Sabina Ohren wohl wie Lügen klingen mussten. So rückte er auch nun nur mit einem Teil des Ganzen herraus."Wir haben ihn in einer Seitengasse in der Stadt gefunden." Die Stadt war auch ohne Subura groß genug, um dort einen Hund zu finden, dementsprechend war die Aussage durchaus glaubwürdig. Ausserdem schätzte er seine Tante auch für naiv genug ein, darauf herrein zu fallen. Sollte sie nun doch darauf kommen würden sie wohl wirklich ein kleines Problemchen bekommen. Zwar war seine Tante nicht allzu streng, doch es würde bestimmt Schimpfe geben.

  • Sie hatte Germanica noch ein warmes Lächeln geschenkt. Es war so erfrischend und verjüngend, soviele Kinder um sich zu haben. Nun gut, eigentlich waren es nur zwei. Und Aviana war auch noch nicht alt. Aber diese Kinder waren ein Alibi, um selbst hin und wieder zum Kind zu werden. Großes Verantwortungsbewusstsein hatte Helvetia noch nicht, lediglich ein wenig zur Ernsthaftigkeit ermahnend, dachte sie noch eher wie die beiden.
    >Soso, in einer Seitengasse. Nagut, so wie er ausgesehen hat, hatte er sicherlich keinen Besitzer. Nicht wahr?< fragte sie Bestia und streichelte das Tier liebevoll über die Schnauze - Hunde mochten das, das wusste Aviana noch von früher. Sie hatte sich oft mit ihrem Hund hingesetzt und ihm längs die Nase gekrault. Die Hundeaugen waren dabei immer entspannt zugefallen und hatten die Prozedur genossen.
    >Dann macht es euch schonmal gemütlich - so unter uns brauchen wir nicht zu sehr auf Anstand zu achten. Ich werde einen Sklaven suchen. Habt ihr auf etwas Bestimmtes Appetit?< fragte sie wieder an die beiden Kinder gewandt und deutete auf die Clinengruppe in der Mitte des Raumes, auf welcher sie es sich eben schon urgemütlich gemacht hatte. Naja, solange niemand Fremdes sie dabei erwischte, würde es hier in diesem Hause wohl niemanden stören.

  • Und wieder triumphierte Milo, denn seine Tante akzeptierte seine Antwort ohne Wiederworte.
    "Doch. Jetzt schon.", korrigierte Milo seine Tante. Bestia hatte ja nun Sabina und ihn, die ihn besaßen und so verranzt aussehen lassen würden sie ihn auch nicht mehr. Sauber gefiehl er eben doch besser und gemocht wurde der Hund ja nun auch.
    Mit Freuden sah er mit an, wie seine Tante liebevoll den kleinen Hund streichelte, der davon natürlich mehr als begeistert war. Aber das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, denn auch seine Tante schien von dem kleinen Welpen restlos begeistert.
    "Also ich nicht. Ich lasse mich überraschen. Höchstens etwas Posca zum trinken.", wünschte er sich, ehe er der Aufforderung Folge leistete und sich auf der rechten Liege breit machte. Im Triclinum zu Speisen war eben doch am Bequemsten, aber auch nicht besonders häufig der Fall, daher war es schon etwas besonderes, dass sie heute hier speisen würden. Aber sie hatten ja immerhin Besuch und einen Grund zu feiern, nämlich die Ankunft eines neuen Familienmitgliedes.

  • Puh…. Sabina atmete erleichtert auf. Aviana nahm Milos Antwort hin und fragte nicht genauer nach. Somit würde ihr kleiner Ausflug in die Subura weiterhin ihr Geheimnis sein und Ärger brauchten sie auch nicht fürchten. Milos Tante war wirklich irgendwie spitze, sie glaubte fast alles, was sie ihr erzählten. Ihr Vater oder Tante Laevina hätten sich mit dieser Antwort sicherlich nicht zufrieden gegeben. Vielleicht noch Serrana, ihre Stiefmutter war ja auch ein bisschen naiv, aber sicher war sie sich da nicht. Sie schenkte Faustus ein verstohlenes Grinsen und warf sich dann mit ein wenig Schwung auf eine der Klinen. Speisen wie die Erwachsenen, so oft kam das nicht vor. Höchstens wenn die Familie sich zu einer gemeinsamen Cena zusammen fand. „Ich lass mich auch überraschen“, erklärte sie. „Posca will ich auch“, schloss sie sich Milo an.

  • Sie lächelte Milo beinahe wie eine Mutter an. Sein Widerspruch berührte sie irgendwie. Er schien das Tier wirklich zu mögen und da er weder Geschwister noch Eltern hier hatte, war das sicherlich eine tolle Möglichkeit, wieder Bezug zu 'jemandem' herzustellen. Als die beiden Kinder ihre Wünsche geäußert hatten, verließ Aviana das Triclinium, um die Bestellung zu veranlassen. Gleich der erstbesten Sklavin trug sie auf, so schnell wie möglich Brot, Honig, Obst und ein wenig Käse aufzutragen. Fleisch lag des Abends immer so schwer im Magen, das würde sie heute einmal außen vor lassen. Und - natürlich - orderte sie auch das Essiggemisch. Sie trank es zwar auch, aber trotz der allgemeinen Beliebtheit konnte sie sich dafür nicht so richtig erwärmen. Sie trank lieber Wasser und bei seltenen Anlässen auch gerne einmal Wein. So also orderte sie auch für heute lieber pures Wasser. Als sie wieder hereinkam, machte auch sie sich auf einer Kline breit. Wenn Männer anwesend wären - undenkbar. So sittsam war dann sogar Aviana. Aber so?
    >Hast du Bestia denn schon irgendwelche Kunsttücke beigebracht? Bring ihr doch Salto springen bei!< schlug Aviana grinsend vor. Sie ging automatisch davon aus, dass es sich bei Bestia um ein Mädchen handelte. Warum wusste sie gar nicht so genau zu erklären.

  • Sogleich setzte sich seine Tante in Bewegung und kümmerte sich darum, dass man ihnen ihr Essen brachte. Kurz lächelte Milo seiner Freundin zu, ehe seine Tante auch schon wieder auftauchte.
    Kunststücke, ja das hatte Sabina schon versucht gehabt. Aber von richtigen kunststücken konnte man noch nicht sprechen. Später vielleicht ein mal, wenn der Hundlange genug bei ihnen war und auch die Zeit hatte zu lernen. Dann würde er vielleicht einmal Kunststücke können.
    "Versucht haben wir es bereits. Wenigstens Sitz machen kann er, glaube ich.", erklärte er seiner Tante und winkte den kleinen Hund herbei, der wie durch ein Wunder auch sofort reagierte und zu seinem Herrn gelaufen kam. "Mach Sitz!" Auch diesen Befehl führte der kleine Hund zu Milos Zufriedenheit, nach anfänglichen Zögern, aus, wofür er durch eine kleine Streicheleinheit belohnt wurde.
    Hatte seine Tante gerade gemeint Bestia wäre ein Mädchen? Er war der festen Überzeugung, dass eigentlich hätte klar sein müssen, dass der kleine Welpe männlich war. Sie hatten es doch beim ersten Vorstellen mehr als deutlich gemacht."Tantchen, Bestia ist ein Junge. Schau.", meinte er und packte den kleinen Welpen und hob ihn hoch, damit sich seine Tante überzeugen konnte, dass es ein Junge war. Dann setzte er den kleinen Welpen, der sich zu streuben begann wieder auf den Boden. Nun hate er vorerst genug von Milo und flüchtete zu Sabina. Das Hochheben hatte ihm gar nicht gefallen.

  • Aviana ging einen Sklaven suchen, damit sie dann endlich etwas zu essen bekamen. Hoffentlich ließ sie sich damit Zeit, denn nach der Cena musste sie dann auch sicherlich nach Hause. Es war spät geworden. Wenn sie mit Milo oder ihren anderen Freunden zusammen war, dann vergaß sie meistens die Zeit. Wenigstens wusste ihr Vater wo sie war, aber dennoch sollte sie wohl recht bald mal zu Hause wieder auftauchen.
    Doch erst einmal war es viel spannender zu zeigen, welches Kunststück sie Bestia bereits beigebracht hatten. „Also er kann sich auch auf dem Boden herum rollen!“ Wie gut das der Welpe in diesem Augenblick zu ihr kam, die etwas unwürdige Behandlung ließ ihn Schutz bei dem Mädchen suchen. Eifrig streichelte sie den kleinen Hund und bedeutete ihm dann, dass er sich einmal auf den Rücken drehen sollte. Der Erfolg war nur mäßig. Bestia verstand nicht was Sabina von ihm wollte. „Vorhin hat das noch geklappt“, meinte sie ein kleines bisschen enttäuscht.

  • Während sie auf das Essen warteten und der Gesprächsverlauf in Richtung der Hunde ging, arbeiteten die Sklaven im Akkordtempo an den Gerichten und Getränken. Die Herrin Aviana wünschte sicherlich wieder Wasser und die Kinder hatten ja explizite Wünsche aufgegeben.
    Aviana bedachte derweil schmunzelnd den jungen Helvetius Milo, als dieser prompt die ersten Befehle, beziehungsweise Kunststücke, demonstrieren wollte. Dass der Hund, dem Aufmerksamkeit winkte, sofort herankam, war kein größeres Wunder. In dem Alter reagierte nahezu jeder Welpe sofort auf jedwedes Geräusch oder jede Bewegung. Dass er sich allerings hinsetzte, wenn auch verlangsam, war schon gar nicht schlecht.
    >Nicht schlecht!< lobte Aviana aufrichtig und hätte Milo und Hund am liebsten zugleich über den Kopf gewuschelt. Als Milo das Tier hochhob, reagierte Aviana unangenehm berührt. Ihr entkam lediglich ein zögerliches 'Oh' als Milo sie zurechtwies. Warum hatte sie denn geglaubt, dass es sich um ein Mädchen handelte? Vermutlich wünschte sie sich einfach weibliche Verstärkung, das musste es sein!
    Als Sabina sich dann mit Kunststücken und dem Hund versuchte, beobachtete Aviana grinsend das Schauspiel. Sie ließ sich, bei ausbleibendem Erfolg, neben Hund und Mädchen auf die Knie nieder und erklärte:
    >Da gibt es ein ganz tolles Mittel. Und immer direkt belohnen, wenn er den Befehl ausgeführt hat!< erklärte Aviana und kraulte den liegenden Hund an der Seite, immer weiter in Richtung Bauch hin, bis er sich endlich auf die Seite plumpsen ließ. Das war zwar noch keine richtige Rolle, aber immerhin lag er auf der Seite und versuchte, dass Avianas Hand weiterhin den Rücken kraulte. In klassisch hundischer Manie 'wälzte' er sich also nun auf ihrer Hand, Aviana kicherte.

  • Der Blick seiner Tante ließ ihn schon wieder das schlimmste ahnen. Sie hatte schon wieder diesen Blick aufgesetzt, der ihm unmittelbar zu verstehen gab, dass sie ihn im Moment am Liebsten durchgeknuddelt hätte, oder etwas anderes, was er beim besten Willen nicht ausstehen konnte. "Die Frage ist nur, ob er es wirklich gelernt hat. Aber wir werden es weiter üben, bis er es gelernt hat. Meinst du nicht auch, Sabina?" Von Lernen konnte man wohl auch schwer sprechen. Dafür müsste der Hund schon dauerhaft das Verhalten behalten, was sie ihm heute antrainiert hatten. Vielleicht würde es morgen schon wieder vergessen sein. Daher hieß es üben, üben, nochmals üben. Wenn es sein musste ein paar Stunden jeden Tag; die Zeit würde er sich nehmen.
    "Natürlich. Davor oder Stunden danach würde wenig Sinn machen.", meinte er vorlaut und wälzte sich auf der Kline herrum. Er hatte Hunger und wurde immer unausstehlich, wenn er nichts zu Beißen bekam. Aber wenigstens schien seine Tante ja ihren Spaß zu haben. Es war eindeutig die richtige Entscheidung gewesen den Welpen zu "adoptieren", schließlich hatten sowohl Sabina, als auch seine Tante Spaß mit ihm. Und er selbst hatte endlich etwas Gesellschaft während einsamer Stunden.

  • Wie gerne hätte Sabina ihre Großtante Laevina gegen Milos Tante Aviana eingetauscht. Aviana war sehr viel netter wie die alte Germanica und auch sehr viel nachsichtiger. Sie war ein ganz kleines bisschen neidisch, denn Milo hatte auch sehr viel mehr Freiheiten, während sie oftmals unter Beobachtung von Laevina, oder Quadrata – Laevinas fürchterlichen Leibsklavin – oder Gadatas stand. Einfach hatte sie es nicht, aber dafür war Faustus öfter auch mal ganz allein. Und allein sein war ja irgendwie unheimlich. Sicherlich spukten die Ahnen durch das Haus, wenn niemand da war. Oder schlimmer: Lemuren. Ein kleiner Schauer lief ihr über Rücken und Arme. Um nicht weiter an irgendwelche bösen Geister zu glauben befasste sie sich viel lieber mit Bestia und den halbherzigen Kunststücken. Ihr neuer kleiner Freund schien sich sehr wohl zu fühlen. Jetzt war Milo nicht mehr ganz so allein, wenn dann niemand Zeit für ihn hatte.
    „Wo bleibt denn das essen?“ fragte sie in die Runde. Die Sklaven ließen sich aber viel Zeit.

  • Aviana merkte schon den eskalierenden Raubtierhunger ihres Neffen und überlegte schon, ob sie den Sklaven Druck machen sollte. Dabei dauerte es eigentlich noch gar nicht allzu lange, musste doch alles noch ästhetisch angerichtet und manches zu mundgerechten Happen zubereitet werden. Von Sabinas Neid ahnte sie freilich nichts. Aber auch Aviana hätte gerne noch ein Mädchen wie Sabina öfter um sich, denn das war das Alter, dem Aviana langsam entfliehen sollte - aber einfach nicht wollte. Sie wäre am liebsten selber wieder ein Kind. Und Sabina war eine furchtbar angenehme Persönlichkeit. Irgendwann, beschloss sie, würde sie die Eltern unbedingt einmal kennenlernen müssen.
    >Das Essen kommt sicher g...< Aviana sah zur Tür, wo die Sklaven die ersten Speisen hereintrugen. Sie musste unweigerlich grinsen. Es war immer so. Wenn man etwas vehement suchte, fand man es erst Tage später, wenn es unnütz geworden war. Wenn man jemanden rief, kam er genau in dem Moment. Es waren solche Zufälle, die Aviana immer wieder amüsierten, zogen sie sich doch durch ihr Leben wie ein bunter Faden. Sie beobachtete wie Honigbrot, in schmale Scheiben geschnitten, auf dem Tisch drapiert wurden. Diverese Früchte gesellten sich ebenso dazu, vor Allem aber Datteln. Wasser und dieses widerliche Essigzeug wurden eingegossen. Auf Fleisch hatte man - glücklicherweise - verzichtet. Aviana mochte gerne Fleisch, aber Abends war ihr das zu vollmundig und zu zäh.
    Rasch erhob sie sich und ließ sich auf ihre Kline gleiten. Es war ein leichtes, aber variables Mahl. Man hatte eine ganz annehmbare Auswahl. Für ihren besten Gast - Sabina - kam schließlich nur das Beste in Frage!
    >Guten Appetit.< wünschte sie den beiden Kindern mit einem Lächeln. Auf alberne Tischsprüche verzichtete sie. Sie kippte der Sitte entsprechend ein wenig Wasser daneben - den Göttern hatte schließlich geopfert zu werden, so sittsam war Aviana dann doch - und trank dann selbst. Sie hätte auch gern Wein gegeben, aber auch die Götter mussten irgendwann auch mal nüchtern sein.

  • Die Sklaven ließen sich heute aber wirklich Zeit. An normalen Tagen war das ja nicht allzu schlimm, solange sie sich ranhielten. Aber heute wo Besuch da war, ging das natürlich nicht. Was Sabina wohl jetzt dachte oder besser zu Hause erzählen würde. "Bei den Helvetiern musste ich unglaublich lange auf das Essen warten". Wirklich Rufsteigernd war das natürlich nicht, auch wenn Milo überzeugt war, dass Sabina wohl nicht dergleichen tun würde. Es ging jedenfalls ums Prinzip. Umso erleichterter war er, als endlich das Essen kam. "Na endlich. Ich dachte schon ich verhungere.", meinte er und sprach den anderen Grund für seine Ungeduld an: Seinen Bärenhunger.
    "Euch auch", erwiederte er die Appetitwünsche bereits kauend. Kaum war das Essen auf dem Tisch und die Sklaven aus seinem Sichtfeld, hatte sich Milo förmlich auf das Essen gestürtz und begonnen den beinahe leeren Magen zu füllen. Dabei war ihm alles recht, was sich in seiner Reichweite befand. Waren es nun Datteln oder Honigbrote. Alles war recht, was satt machte. Gespült wurde mit viel Posca.

  • Dass sie etwas warten musste, fand sie nun nicht so schlimm. Nur wenn sie den ganzen Tag unterwegs war und durch die Straßen zog, dann wurde man irgendwann hungrig. Besonders wenn man über Mauern, Zaune und Bäume kletterte, oder sich durch dunkle Gassen auf der Suche nach einem Abenteuer schlich. Rom war ein riesiger Spielplatz. Mit der Zeit wurde man dann nur hungrig, besonders wenn man kein Geld dabei hatte um sich Honigkuchen zu kaufen.
    Kaum hatte sie ihre Frage gestellt, da kamen die Sklaven auch endlich und trugen das Essen auf. Sie rutschte auf der Kline kurz hin und her und streckte dann den Arm nach Käse und Oliven aus. Darauf folgten dann Datteln, Brot mit Honig und Obst. Alles durcheinander, aber es schmeckte. Hin und wieder nippte sie auch an ihrem Becher.

  • Aviana griff am Meisten bei dem süßen Honigbrot zu. Sie liebte Honig. Nicht nur wegen der Süße, sondern auch weil der Geschmack ihr einfach unheimlich gut gefiel. Mancher Honig hatte leichte Bitternis enthalten, anderer wiederum war unheimlich süß. Und dies mit gebackenem Brot – und auch noch so frisch – war eine echte Wohltat. Sie seufzte wohlig während sie kaute.
    >Ich glaub die Sklaven haben erst am gestrigen Tage gebacken, wenn mich nicht alles täuscht. Ist das nicht unglaublich lecker?< fragte sie die beiden Kinder und starrte fasziniert das Brot an. Dann ging der Blick zu Bestia. Armes Tier, hatte sicher auch Hunger. Aber vom Tisch gab es nichts, denn dann würde das Tier immerzu penetrant daneben sitzen und lungern. Das kannte sie noch aus Hispania.
    >Sabina, was isst du denn generell gesehen immer am Liebsten?< fragte Aviana dann und sah zu dem Mädchen.

  • Milo achtete eigentlich nur wenig darauf, was er gerade aß. Er griff einfach zu und ließ sich von den kunterbunt gemischen Geschmacksrichtungen der unterschiedlichen Speißen überraschen. Er war eben kein Gourmet, er aß, was auf den Tisch kam und das ohne Wiederworte. Im Grunde war es ja auch egal, was man aß, im Magen sah es am Ende sowieso gleich aus.
    Seine Tante hingegen lobte das Essen in höchsten Tönen.
    "Ach Tantchen... Ja, es ist lecker." Eigentlich wollte er sagen, sie solle sich nicht so anstellen, es war ja schließlich nur Bort, doch er verkniff es sich. Sollte sie nur ihre Freude daran haben. Sie war ja meistens so. Schnell begeistert und leicht zu erfreuen. Sie war emotional eben unkomplizierter getrickt, als er es war.

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