So, dann kannten die beiden sich also tatsächlich und hatten sich in Rom schon getroffen. Hoffentlich hieß das nicht, dass sie irgendwie Zuneigung zueinander gefasst hatten! Ursus beobachtete die beiden, um festzustellen, ob sich ein derartiges Problem auftat. Herzen waren in dem Alter noch so verletzlich. Und jede Vernarrtheit immer gleich die Liebe für das ganze Leben, die alles in rosarotes Licht tauchte. Der Flavier sprach von Freundschaft. Hoffentlich blieb es dabei. „Waren die Spiele wenigstens gut organisiert? Das ist auch so ein Nachteil hier oben: Derlei Veranstaltungen sind ausgesprochen selten und können sich mit dem Angebot in Rom nicht so recht messen.“ Das war durchaus unverfänglich, vor allem, da er es mit einem lockeren Lächeln sagte.
Obst und Häppchen kamen gerade im richtigen Moment. Ursus nahm sich etwas von der Auswahl, die Cimon ihm präsentierte und nickte ihm anerkennend zu. Der Nubier kannte ihn erfreulich gut, was solche Dinge anging.
„Tatsächlich hatte ich Gelegenheit, die Barbaren, also die Germanen, in ihrer eigenen Siedlung kennenzulernen. Sie haben eine ausgesprochen raue Art von Humor, sind schnell beleidigt und trinken ungeheure Mengen ihres gefährlichen Mets in kürzester Zeit. Das Zeug ist mir so schnell zu Kopf gestiegen wie noch nichts zuvor. Dabei habe ich sehr aufgepasst, nicht zuviel zu trinken. Den ersten Becher muß man sowieso in einem Zug leeren, sonst beleidigt man den Gastgeber zutiefst. Doch hat man ihre Freundschaft errungen, sind sie auf ihre raue Art sehr herzlich. Ich habe es nicht bereut, mein erstes Tribunat in Germanien abgeleistet zu haben.“ Nicht, dass er es sich hätte aussuchen können. „Solltest Du je die Gelegenheit haben, dort tätig zu sein, nimm sie wahr. Man kann dort vieles lernen, was einem in Rom nützlich ist.“ Seine Erfahrungen aus Germanien würde er jedenfalls nicht missen wollen.
„Für Purgitius Macer zu arbeiten, ist sicherlich eine sehr kluge Art, seine Laufbahn zu beginnen. Du kannst stolz darauf sein, von ihm angenommen worden zu sein. Nutze diese Gelegenheit zum Lernen und Du hast eine strahlende Karriere vor Dir.“ Gegenwind würde der junge Flavier noch genug zu spüren bekommen. Immerhin waren Patrizier im Moment nicht gerade gut angesehen bei denen, die das Sagen hatten in Rom. „So, der Consul möchte also wissen, inwieweit wir Senatoren uns einbringen in das öffentliche Leben? Nein, Stadtpatron bin ich nicht, es ist auch noch keine Stadt diesbezüglich an mich herangetreten. Ich bin Princeps der Factio Aurata und ich arbeite für die Schola Atheniensis als Praeceptor und rechte Hand des Rectors. Auch von hier aus kann ich Kurse zusammenstellen und Vorträge ausarbeiten. Natürlich bin ich außerdem Mitglied in einer Sodalität, nämlich der Salii Palatini. Mich da einzubringen ist mir allerdings im Moment leider versagt, da ich das Pomerium nicht betreten darf. Meine Möglichkeiten als Kommandant einer Legion sind in der Tat stark eingeschränkt, doch was ich kann, das tue ich auch.“