Großes Gedränge war am Gange. Diesmal hatte er keine Vorsorge getroffen und ihre Hand genommen. Ein Fehler wie sich im Nachhinein herausstellte. Er wurde von ihr getrennt. „ CHIO..CHIO...“ Keine Chance sie in dem Gewühl zu finden, er musste warten bis er draußen war. Dort war mehr Platz, es verlief sich, so dachte er. Menschen über Menschen. Wie sollte er Chio hier wiederfinden. Ein Sprung, nichts zu sehen. Am Ausgang blieb er stehen, hier musste sie raus kommen. Da ein dunkler Schopf. „ Chio...“ Er hielt die junge Frau am Arm fest. Sie dreht sich zu ihm, sah in empört an. „ Entschuldigt... ich dachte..“ Er ließ sie los. Sie hatte es scheinbar eilig und verschwand in der Menge. Das war noch mal gut gegangen. Er widmete sich wieder den Menschen, die aus dem Kolloseum strömten. Wieder ein dunkler Schopf. Er drängte sich zu ihr durch. Zwei Schritte schneller und er war neben ihr. Es war Chio. „ Chio!...“ Er war erleichtert sie gefunden zu haben. Sofort nahm er ihre Hand. „ Keine Widerrede. Blut und Wasser habe ich geschwitzt. Wir gehen gleich hier rechts an der Thermae Titi lang.“ Er führte sie nach rechts, dort wurde es leerer.
Zur Villa Tiberia
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- Esquilin
- Servius Obsidius Antias
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Er war weg... Immer wieder drehte sie sich suchend um, versuchte, sich auf Zehenspitzen größer zu machen, ihn vielleicht zu finden. Nichts. Immer weiter wurde sie geschoben, sie ließ sich treiben. Endlich, die Menschen strömten ins Freie und mit ihnen Chio. Sie wollte versuchen, zum Rand zu kommen, vielleicht an die Mauer, dass sie sehen konnte, wer herauskam, da hörte sie plötzlich seine Stimme. "Aretas?" Noch bevor sie ihn sehen konnte, wurde sie gepackt und mitgezogen. Sie war so froh, deshalb hatte sie auch keinen Grund, sich zu beschweren, im Gegenteil. Als die Menschenmenge weniger wurde, das Stimmengewirr ruhiger, entzog sie ihm allerdings ihre Hand wieder. "Danke, ich ich bin froh, dass du mich gefunden hast. Das nächste mal halte ich mich besser gleich an dir fest... also.. falls dein Arm das aushält." Mit einem Schmunzeln erinnerte sie sich an seine Bemerkung während des Kampfes. "Was ist das hier?" fragte sie, mit einem Blick auf das gewaltige Bauwerk.
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"Das hier ist die Thermae Titi. Eine öffentliche Badeanlage. Dahinter? Ich weiß nur, dass es was mit dem verrückten Römerkaiser Nero zu tun hat. Da musst du einen Römer fragen, die wissen da besser Bescheid." Er befühlte seinen Arm " Er hält noch." und grinste. "Es ist nicht mehr weit bis zur Villa. Kommst du morgen zur Hinrichtung mit?" Er lief ein Stück vor ihr. Mittlerweile hatt er sich damit abgefunden, dass sich nicht gern an der Hand nehmen ließ. Es gab auch keinen Grund mehr dafür.
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Sie mußte sich richtig anstrengen, mit ihm Schritt zu halten. Er mußte es ziemlich eilig haben, zurück zur Villa zu kommen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als noch einmal seinen Arm zu testen und hielt ihn fest. "Warte doch mal... kannst du ein bisschen langsamer laufen?" Neugierig drehte sie sich um und flüsterte verschwörerisch ".. oder werden wir verfolgt?" Sie mußte lachen. Dann wurde sie wieder etwas ernster. "Wenn du mich mitnimmst, komme ich gerne mit zur Hinrichtung."Gehofft hatte sie, dass er fragen würde, aber eigentlich schon nicht mehr damit gerechnet.
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Ihr plötzlicher griff an seinen Arm wunderte ihn schon. " Ja, kann ich. Du hast recht uns hetzt keiner." Er sah sich um. " Und verfolgen ..nein, keiner zu sehen." er lachte mit, verlangsamte seinen Schritt und lief neben ihr. " Sicher nehme ich dich mit. Tiberia Faustina wird nichts dagegen haben. Denk ich mal." Ihm brannte eine Frage auf der Zunge, er wusste nur nicht wie Chio sie aufnahm. " Kennst du dich in Frauensachen aus...Kinder kriegen und so?" Verlegen sah er beim Laufen auf das Pflaster vor sich.
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Puh, endlich nicht mehr so hetzen. "Da bin ich ja beruhigt, wenn uns keiner verfolgt. Wohl auch besser für denjenigen ." Schließlich war er jetzt Leibwächter. Sie gingen eine Weile nebeneinander her, was sie viel besser fand. Dabei sah sie sich die vielen Gebäude an, die sie alle noch kennenlernen musste. " Kennst du dich in Frauensachen aus...Kinder kriegen und so?" Die Frage überraschte sie nun wirklich. "Ähm... naja, ein bisschen. Was willst du denn wissen?" Sie war einmal zufällig bei einer Geburt dabeigewesen, zwangsläufig, auf der Reise hierher. Ansonsten wußte sie nur das, was man als Frau eben darüber wußte.
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"Mmmmhhhh.....wie lange dauert das, bis zur Geburt." Er wusste das es dauerte, aber nicht wie lang genau. Es gefiel ihm nicht im Unklaren zu sein. Er wusste nicht mal, ob Caelyn in Germanien angekommen war, wie es ihr ging, was mit ihrem Kind war. Wann es soweit war bei ihr. Mit Hilfe von Chio, wenn sie es wusste, konnte er ungefähr abschätzen, wann Caelyn das Kind bekam. Sie liefen langsam fast gemütlich zu Villa. Weit war es nicht mehr.
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Wielange? Hm.. So genau wußte sie das auch nicht. Bisher hatte sie das auch nicht interessiert. Nachdenken, irgendjemand mußte das doch einmal erwähnt haben. "Ich weiß nicht genau, einige Monate... " Sieben Monate? Da war was mit dem Mond. Nein, neun... ja, neun waren das. Ganz sicher. "Neun... neun Monate muß ein Kind wachsen, bis es geboren wird." Stolz ging sie neben ihm her. Da fiel ihr wieder seine Freundin ein. "Wieso willst du das wissen? Ist es wegen.. " Verlegen biss sie sich auf die Lippe. Jetzt oder nie. ".. wegen deiner Freundin? Wo ist sie eigentlich? Wieso hast du sie nicht zu den Kämpfen mitgenommen?" Nun war heraus, was sie schon lange wissen wollte. Schnell ging sie weiter, sie wußte nicht, wohin mit ihrer Verlegenheit, auch wenn sie auf die Antwort brannte.
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Er rechnete fieberhaft nach, benutzte seine Finger dazu. Was sie danach wissen wollte, drang nur langsam zu ihm vor. Er blieb stehen. Es war zu erwarten gewesen, dass sie dewegen irgendwann fragen würde. " Ja, es ist wegen Caelyn. Sie trägt mein Kind." Er sah in den Himmel, den ziehenden Wolken nach. " Ihr Dominus ist nach Germanien und hat sie mitgenommen." Er schluckte seine Wut herunter. "Sie war der Grund, weswegen ich gegangen bin, das Kind der Grund meiner Rückkehr. Zu den Saturnalinen habe ich sie das letzte Mal gesehen." Er ging weiter. Sie waren am Seiteneingang angekommen.
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Er blieb stehen, sie bemerkte es gerade noch und drehte sich zu ihm um. Sie war also tatsächlich schwanger und es war sein Kind. Jetzt wurde ihr auch klar, wieso sie so traurig und verzweifelt aussah... und er sich betrinken wollte. Er ging weiter, sie sah ihm erst eine Weile nach, bevor sie ihm langsam folgte. Seine Freundin war gar nicht mehr in Rom und er wußte wahrscheinlich nicht einmal, wie es ihr ging. Das musste schrecklich sein, abgesehen von seinem Kind.
Sie waren an der Villa angekommen. Chio blieb stehen, wollte ihn trösten, berührte leicht seinen Arm. Was sollte sie sagen? "Das tut mir leid. Ehrlich... Und du hast nicht versucht, wegzulaufen und ihr zu folgen. Wieso bist du geblieben?"
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Wie sollte er es ihr erklären. " Ich habe Caelyn versprochen mich zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, dass sie mit nach Germanien muss. Ich habe gehoffte, egal wo, aber in Rom in ihrer Nähe zu sein. Das es dann so kam, konnten wir beide nicht ahnen." Er atmete tief durch. " Ich habe mein Wort gegeben nicht wieder wegzulaufen. Daran halte ich mich." Für ihn war alles gesagt. Er sah zu ihr. " Es muss dir nicht Leid tun."
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Das war ein hartes Los. Von der Freundin getrennt zu werden, und dann das Kind.. Sie hätte ihm gerne geholfen, aber wie sollte sie. Natürlich musste es ihr nicht leid tun, sie konnte ja nichts dafür. ER tat ihr leid, er tat ihr wirklich leid. Aber was sollte sie sagen? Die Wahrheit, sie sprudelte aus ihr heraus, bevor sie es verhindern konnte. "Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist.. " Sie spürte, wie sich ihre Gesichtsfarbe zu ändern begann und öffnete schnell die Tür, ging ihm voran durch die Gänge, bis zu seiner Nische und ihrer Tür. Dort drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Sie hätte ihm gerne noch etwas nettes gesagt, wegen seiner Freundin, aber es war wohl wirklich alles gesagt. "Bis morgen.. "
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" Bis Morgen..." Er setzte sich auf sein Bett. Sie freute sich, dass er wieder da war? Merwürdig. Das hatte er nicht gedacht. Sie zickte meist. Ja, es war weniger geworden. Sie verstanden sich besser. Er mochte sie ja auch irgendwie. Müde legte er sich hin und ließ den Tag Revue passieren.
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