Ich nickte."Klar! In einer Stunde. Das schaffe ich", hoffte ich mal. Denn das, was ich noch zu erledigen hatte, war nicht gerade so ohne. Wenn´s dumm lief und mich jemand entdeckte, dann war´s das mit der Flucht. Statt ein sorgenvolles Gesicht zu machen, lächelte ich den beiden zu und verabschiedete mich.
Mir nichts dir nichts verschwand ich dann und huschte zielsicher durch die Gassen, die mich ohne große Umschweife zur Casa der Quintilier brachte.
Auf dem Markt
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Wie gerne hätte ich jetzt mich einfach irgendwo hingesetzt, schließlich lief ich ja nun schon seit ewigen Zeiten herum. Doch diesen Drang unterdrückte ich und wartete bis der Händler und auch Caelyn gingen. Einem ungutem Gefühl nachgebend, hatte ich für mich beschlossen Caelyn in einem großen und sicherem Abstand zu folgen.
Jetzt wirkte sie einigermaßen ruhig und selbstbewusst, doch wenn ich an die Szenen dachte, in der Frühe, da wo sie ein zitterndes Nervenbündel war, so traute ich dem Frieden nicht so recht.
Ich versuchte nun möglichst unauffällig, Caelyn im Auge behaltend, ihr zu folgen. Hier die Waren eines Standes oder da eine Säule betrachtend, folgte ich ihr. Einfach nur da sein falls ich gebraucht wurde.
Jetzt schien sie an ihrem Ziel zu sein, schnell huschte ich in eine Hausnische, dort wollte ich warten, bis sie wieder rauskam. -
Ich ging nicht, ich lief. Immer im Hinterkopf, ich könnte vielleicht zu spät sein. Peras unerwarteter Auftritt hatte alles durcheinandergebracht. Dabei hatte ich gar nicht mitgekriegt, dass man mich die ganze Zeit verfolgt hatte. Zum Glück war das nur Linos gewesen, und niemand sonst, der mit hätte böses wollen.
Ich schnaufte ganz schön, als ich endlich in die Gasse einbog, in der sich die vereinbarte Taberna befinden sollte. Hektisch suchen meine Augen danach. Da! Da war sie. Ein bisschen heruntergekommen vielleicht, doch gut besucht, wie man unschwer schon von der Gasse aus feststellen konnte.
Als ich eintrat und mich nach einem bekannten Gesicht umsah, glaubte ich, alle Augen wären auf mich gerichtet. Ein Raunen ging durch die Schankstube. Habt ihr nix besseres zu tun, als mich anzugaffen, ihr dämlichen Penner, fragte ich mich im Stillen. Alleine mein Schwangerenbauch bewahrte mich wahrscheinlich davor, dass keiner von den Typen handgreiflich wurde. Nach kurzer Zeit aber hatte ich ihr Interesse verloren.
Inzwischen war ich dabei, jede Ecke nach dem Händler oder wenigstens Linos abzusuchen. Aber keine Spur von den beiden!Verdammt nochmal! Warum habe ich immer so ein Glück? Vielleicht hatte Trutmo doch noch Muffensausen gekriegt und war ohne uns nach Hause gefahren. Oder war ich vielleicht doch zu spät? -
Caelyns Tempo konnte ich nicht beibehalten. Sie kannte sich aus, ich musste aber immer wieder darauf achten in welche Richtung oder Gasse sie abbog. Warum zum Donnerwetter lrannte sie nur so? Gut sie konnte ja nicht wissen, das ich ihr gefolgt war um sie im Notfalle zu beschützen.
Dann kam es wie es kommen mussteich verlor sie aus den Augen, weil ein paar Straßenjungen gerade um mich herum fangen spielte und ich dadurch abgelenkt wurde.
Nun musste ich mich zunächst bei einem Händler nach dem Weg erkundigen. Fast schon an der Taberna angekommen bekam ich Panik. Was wenn ich die Beiden verpassten und sie dachten ich hätte es mir anders überlegt und wolle nicht mehr mitkommen.
Es war schon eine komische Gegend wo ich nun landete. Mit sehr gemischten Gefühlen betrachtete ich die Taberna, mich selber antreibend betrat ich sie dann doch sehr schnell, denn es war bestimmt nicht gut Caelyn dort lange alleine zu lassen.
Als meine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich wie sich einige Köpfe zu mir gewandt hatten und andere in die Richtung einer Frau sahen.
Jetzt erkannte ich erleichternd aufatmend Caelyn und ging sofort zu ihr.
Sie stand mit dem Rücken zu mir und hatte mich noch nicht gesehen.
Schnell schaute ich mich um und endeckte noch einen freien Tisch. "Da bist du ja, komm da drüben ist noch ein freier Platz. Du solltest dich ausruhen so wie du gerannt bist." Dies konnte ich mir nicht verkneifen hinzu zu fügen, auch wenn sie dann wusste, dass ich sie beobachtet hatte. -
Ich kam mir ziemlich verloren vor. Um mich herum herrschte reges Treiben. Kerle, die schon einen oder zwei über den Durst getrunken hatten. Ein paar Huren, die bei einigen Angetrunkenen ihr Glück versuchten. Lautes Lachen, Zetern und dumpfes Lallen. Und zwischen alle dem stand ich, in die Ecke gedrängt. Ich hatte echt Angst und der Gestank nach Alkohol, Schweiß, Kotze und sonstigen Ausdünstungen nahm mir fast den Atem. Trutmo und Linos waren nicht da. Jetzt nur nicht panisch werden, sagte ich mir immer wieder. Notfalls musste ich mich alleine durchschlagen… irgendwie. Ich hätte heulen können!
Als ich aber plötzlich Linos Stimme zu hören glaubte, sah ich schnell auf. Da stand er, direkt vor mir und deutete auf einen Tisch, der tatsächlich noch frei war. "Linos!" Meine Hoffnung, dass es doch noch was mit der Flucht werden könnte, kam allmählich zurück und ich begann wieder zu lächeln. Ich folgte Linos und setzte mich. Das tat echt gut, mal wieder zu sitzen. Meine Füße taten immer noch weh.
"Trutmo ist noch nicht da. Ich hatte schon Angst, ich wäre zu spät. Und überhaupt, woher weißt du eigentlich, wie schnell ich gelaufen bin?" Ich zog mein linkes Bein nach oben, versuchte einen Finger in meinen Schuh zu schieben, um zu fühlen, ob meine Fußsohlen wieder bluteten. -
Ich fragte mich wie man solch eine Taberna, in sofern man diesen Schlupfwinkel so nennen konnte, als Treffpunkt angeben konnte. Jetzt erst als wir saßen, wurde mir richtig bewusst wo wir uns befanden. Immerhin hatten wir aber einen freien Tisch gefunden und hier würde uns bestimmt nicht einer unserer Herren suchen. Leicht angewidert betrachtete ich den Tisch, dabei dachte ich, obwohl ich Hunger habe bin ich froh, dass ich mir hier nichts zu Essen bestellen kann, weil ich kein Geld habe. Hoffentlich gibt dies hier kein Problem.
Trotz des entsetzlichen Lärmes drang Caelyns Frage an mein Ohr. „Woher ich weiß wie schnell du warst? Weil ich versuchte dir zu folgen oder besser gesagt, immer in deiner Nähe zu sein.“ Antwortete ich ein wenig verlegen, wobei mein Blick auf ihr Tun fiel. „Sag mal, was machst du da? Hast du etwas im Schuh?“ -
"Du hast was?" Ich glaubte das ja nun nicht! Wieso hatte Linos mich verfolgt? Hatte er kein Vertrauen zu mir? Verwirrt und überrascht betrachtete ich ihn eine Weile. "Aber wieso? Ich meine…" Dann kam er auf meinen Fuß zu sprechen und fragte danach. Natürlich wollte ich ihm jetzt nicht erzählen, dass mir die Füße weh taten, weil sie mir vor ein paar Wochen blutig geschlagen worden waren. Dann hätte es sich Linos mit der Flucht vielleicht doch anders überlegt.
"Ach, das ist nichts. Ich hab da nur so ein Steinchen im Schuh. Das nervt mich."Während ich mir die allergrößte Mühe gab, Linos was vorzumachen, ging wieder die Tür der Taberna auf. Der Käsehändler trat ein. Mit gemischten Gefühlen tat er das. Die letzte Stunde hatte er dazu genutzt, sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Er musste wirklich verrückt sein, sich auf so ein Abenteuer einzulassen. Wenn seine Frau hier wäre, hätte sie ihm schon das Nötigste erzählt. Aber sie war nicht hier…
Sein Blick streifte die Gäste der Taberna in der Hoffnung, die beiden Sklaven seien vielleicht doch nicht gekommen. Vielleicht waren sie schlussendlich doch zur Vernunft gekommen und hatten eingesehen, dass eine Flucht zwecklos war. -
Warum war Caelyn nun so erstaunt? Ich hatte ihr doch versichert, dass ich ihr helfen würde. Hatte sie denn schon den merkwürdigen Typ und seine Frau vergessen? „Dachtest du wirklich ich würde dich alleine durch die Stadt rennen lassen, nachdem was am Käsestand passierte? Der Kerl wollte dich doch unbedingt besitzen.“
Jetzt war ich wirklich enttäuscht. Gerade wollte ich ihr das sagen als die Türe aufging und der Käsehändler auftauchte. Hoffentlich stand der noch zu seinem Wort. Sein Gesicht genau beobachtend, hob ich eine Hand damit er uns gleich entdeckte und wartete ich bis er zu uns kam. -
Auch das noch! Linos war nicht gerade davon angetan, als ich ihn zur Rede stellen wollte. Was er dann sagte, zeigte mir eigentlich nur, dass er es gut mit mir gemeint hatte. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht…öhm.. ich bin´s einfach nicht gewohnt, dass einer nett zu mir ist und sich Sorgen um mich macht."
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Trutmo
Jetzt erblickte ich ihn auch, Trutmo, den Käsehändler. Erst hatte er noch versucht Linos Blicken auszuweichen, als er dessen winkende Hand erblickte. Aber dann konnte er nicht anders.
Zögernd kam er an unseren Tisch und ließ sich auf einem freien Platz nieder. "Da seid ihr also, mmh. Und ihr seid sicher, ihr wollt hier weg?" Er sah uns nacheinander prüfend an. -
Langsam begann ich mir Sorgen zu machen. So wie ich das Verhalten des Käsehändlers deutete, war der sich nicht mehr sicher ob er uns helfen wollte, wenn überhaupt noch. Der hatte doch nicht vor, … nein das würde er nicht, dafür gab es auch keine Anzeichen. Mich selber beruhigend schaute ich ihn, wie ich mir einbildete, scharf an. „Es bleibt doch dabei?“ Meine Frage kam fast flüsternd, hoffentlich hatte er mich verstanden bei dem Lärm. Nervös schaute ich noch mal schnell durch die Schankstube. Es war doch keiner da der uns kannte, beobachtete oder ahnte was wir vorhatten.
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Kaum hatte sich Trutmo zu uns gesetzt, bekam ich wieder dieses komische Gefühl im Magen. Und das hatte garantiert nichts mit der Schwangerschaft zu tun. Der Händler wirkte nervös guckte uns nacheinander an und begann so zu reden, als ob er sich ´s anders überlegt hätte. Verdammt nochmal, kann denn nichts einfach mal nur so klappen?
Linos Frage schien ihn noch nervöser zu machen. Oh Mann, ich konnte echt nicht mehr! Am liebsten hätte ich laut geschrien. Aber ich machte dann doch etwas ganz anderes. Ganz unerwartet für mich und erst recht für Trutmo. Ich nahm seine Hand und führte sie zu meinem Bauch. "Dieses Kind soll es einmal besser haben. Es soll in Freiheit aufwachsen. Und vor allem soll es einen Vater haben. Ist deine Frage damit beantwortet?" Ich hatte versucht, leise zu sprechen. Zwar war der Geräuschpegel in der Taberna ziemlich hoch, doch falls trotzdem jemand lange Ohren machte, sollte das niemand mitbekommen.
Dann ließ ich Trutmos Hand wieder los und sah mich um. Außer dem Wirt, der an einem der Nachbartische stand und zu uns herüber geschielt hatte, fiel mir niemand auf.[Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hjsq-2.jpg%20]
Trutmo
Trutmo hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Seine Hand hatte schon einige Male das ungeborene Leben im Leib einer Frau gespürt, doch für gewöhnlich war das seine eigene Frau. Diese Sklavin aber war eine Fremde. Trutmo schluckte. "Na gut, dann. Dann bleibt es also dabei. Nachdem ich die Taberna verlassen habe, folgt ihr mir nach draußen. Dann geht es los. Und möge Esus uns davor bewahren, dass man uns erwischt! Aber zuerst muss ich noch etwas essen. Ich bin völlig ausgehungert! He, Wirt!" Trutmo sah sich um und machte eine hektische Handbewegung.
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Die Zusage des Käsehändlers hörte sich für mich recht halbherzig an. Hatte Caelyn ihn nun überrumpelt odewr überzeugt die Hilfe zu zusagen?
Wie und das war alles was wir an Information erhielten? Das wir ihm nach draußen folgen mussten war doch von der Sache her klar. Wer nicht raus ging konnte auch nicht weggehen. Bildete ich mir jetzt etwas ein oder war hier etwas faul.
Ich wollte, nein ich musste etwas überprüfen.
Einen Hustenanfall vortäuschend, röchelte ich zwischendurch: „Ich brauche etwas frische Luft,…. ich warte vorerst draußen. Hustend und leicht würgend eilte ich nach draußen.
Hier konnte ich nun sehen wenn Gefahr kam hatte aber auch Gelegenheit die Umgebung kurz zu inspizieren. -
Hauke der Wirt
Der so gerufene Wirt nahm sich ausnahmsweise der merkwürdigen Gesellschaft höchstpersönlich an. Eine Schwangere, ein bärtiger Kerl und einer, der sich gerade aus dem Staub machte wirkten zusammen in einer überfüllten Seitengassenschänke schon irgendwie deplatziert. Aber solange sie gut zahlten konnte ihm das ja egal sein.
"Was soll's denn sein?" brummte Hauke, der einen ordentlichen Bauch vor sich her schob und dessen rotbraunes Haar einen dichten Vollbart bildete. -
Trutmo machte nicht wirklich den Eindruck eines Ausgehungerten, aber wenn er erst essen musste, auch gut. Hauptsächlich er nahm uns mit. Ganz nebenbei, ich hatte auch Hunger. Seit heute Morgen hatte ich nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. Aber wenn ich jetzt das wenige verbliebene Geld für Essen und Trinken ausgab, dann war es bald weg. Besser ich unterdrückte mein Hungergefühl.
Linos hatte da seine ganz eigene Strategie, wie mir schien, dem Hunger aus dem Weg zu gehen. Dieser komische plötzliche Hustenanfall war doch nur gespielt. Und noch ehe ich was machen konnte, war er schon aufgestanden und ging hinaus. Ich konnte ihm nur noch hinterher schauen.
An unserem Tisch tauchte nach einiger Zeit der Wirt auf, der mir mit seinem dicken Bauch die Sicht zur Tür versperrte. Der Kerl, der nun wirklich nicht zu übersehen war, war mir schon vorher aufgefallen.
Trutmo ließ sich von Linos Husten nicht groß beeindrucken. Das bevorstehende Essen war ihm viel wichtiger. Als der Wirt dann am Tisch ankam, wartete er darum auch nicht lange und wurde seine Bestellung los. "Einen großen Humpen Met für mich und habt ihr heute wieder die leckeren Wildschweinshaxen? - Und du? Du schaust so hungrig aus! Magst du auch was?", fragte er mich plötzlich. Schon bei der Erwähnung der Haxen, lief mir das Wasser im Mund zusammen. "Ich? Öhm… nö, ich hab kein Hunger," log ich. Trutmo winkte verächtlich ab und bestellte für mich. "Ach was! Bring der Kleinen auch einen Met und etwas Braten!" Ich glaubte es ja nicht! Wenn derso weiter machte, dann war das Geld gleich weg! "Aber… Ich…öhm ich hab kein Geld für so was!" , brauste ich auf, senkte aber dann meine Stimme. Musste ja nicht jeder mitkriegen, wie es um "meine" Finanzen stand. -
Draußen angekommen blieb ich zunächst stehen um recht gelassen durch die Gegend zu schauen. Möglichst unauffällig schlenderte ich zu nächsten Ecke um dort einige Zeit zu verweilen. Ich lehnte an der Hauswand, ganz so wie einer der auf einen anderen wartet und nicht weiß wie er die Zeit vertreiben soll. Mir fiel nichts besonderes auf. Meine Vorstellungen, dass irgendwo jemand auf uns lauerte, um uns einzufangen, schienen sich nicht zu bewahrheiten. Wie lange ich hier stand konnte ich nicht sagen. Warten hatte keinen Sinn, wenn der Händler uns verraten hatte, würde es uns auf jeden Fall treffen, egal ob drinnen oder draußen. So beschloss ich wieder in die Taberna zu gehen. Langsam ging ich zurück.
Drinnen angekommen setzte ich mich etwas umständlich auf meinen Platz und nickte Caelyn zu, mit der Hoffnung sie würde dieses Nicken richtig deuten, dass alles in Ordnung wäre. -
Hauke der Wirt
"Jawoll, Haxe gibt's," gab der Wirt zurück, sich die Bestellung merkend. Darüber, dass die Blondine nichts essen wollte, konnte Hauke nur fragend die Augenbrauen hochziehen. Als ihr Begleiter jedoch auch für sie bestellte, freute den Wirt das natürlich und er brummte mit einem breiten Lächeln: "Met, Haxe und Braten. Kommt sofort!" Damit drehte er sich auf dem Absatz um - soweit seine Wampe ihm das inmitten der Gäste erlaubte - und marschierte in die Küche, wo man ihn durch einen halb offen stehenden Vorhang gestikulieren sehen konnte. Es würde jetzt einige Augenblicke dauern, bis das Fleisch kam, aber es dauerte nur einen kurzen Moment, bis Hauke bereits wieder mit einem großen Krug und zwei hölzernen Bechern am Tisch stand. "Hier is' schonmal der Met," kündigte er an und donnerte Genanntes auf den Tisch, um dann in einer Andeutung von Zügigkeit wieder abzudampfen.
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"Lass das Geld mal meine Sorge sein! Ich mag es nicht, wenn jemand in meiner Gegenwart hungern muss," brummte Trutmo mit einem unterschwelligen Lächeln. "Sag mal, warum wollt ihr beide eigentlich… abhauen? Ist euer Herr nicht gut zu euch?"
Trutmos Großzügigkeit und seine Fragen waren mir schon ein bisschen unangenehm. Wäre doch nur Linos da gewesen! Ich rutschte etwas nervös auf der Bank hin und her und überlegte, ob ich hier vor dem Käsehändler jede Einzelheit, die mein bisheriges Sklavenleben hergegeben hatte, ausbreiten sollte. Nein, besser nicht, entschied ich. "Mein Kind soll´s mal besser haben. Es soll keinem Herrn ausgeliefert sein, der willkürlich über sein Schicksal bestimmt. Und außerdem…"
Ich unterbrach mich selbst, als ich Linos erkannte, der wieder zurück zum Tisch kam. Sein eigenartiges Nicken hatte nicht nur ich wahrgenommen, auch der Käsehändler. "Du traust mir wohl nicht, was Junge?", brach es daraufhin aus Trutmo heraus.
Genau in diesem Moment erschien der Wirt und donnerte den Met auf unseren Tisch. Und so schnell er hier aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden. "Noch einen Met und eine Haxe für meinen Freund hier, Wirt!", rief Trutmo dennoch dem Wirt hinterher.
Der herbsüße Geruch des Gesöffes stieg gleich in meine Nase. So was hatte ich schon ewig nicht mehr getrunken. Ich wusste aber auch, wie leicht einem der Met zu Kopf steigen konnte, wenn man ihn auf leeren Magen trank. -
Die Situation war mir gerade sehr peinlich, deshalb war ich dankbar als der Wirt gerade erschien und die Sachen auf den Tisch knallte. Den Geruch des Metes in der Nase, erinnerte ich mich an das Getränk von dem ich einst wenige Schlucke in einer Taberna gekostet hatte. Ich hatte es von dem Typen mit dem göttlichen Körper bekommen, den ich leider nie wieder getroffen hatte.
Noch mit diesem Gedanken beschäftigt hörte ich, wie der Käsehändler die Bestellung aufgab.
Meine Verlegenheit verbergend, schaute ich mich möglichst interessiert in die Gegend um. Nur keinen anschauen war im Augenblick mein Gedanke. Bestimmt hatte ich auch mal wieder einen roten Kopf bekommen, hoffentlich wurde dies von dem dämmrigen Licht dann verdeckt. -
Hauke der Wirt
Die zusätzliche Bestellung bekam Hauke selbstverständlich mit, denn wenn es um's Geschäft ging zeigte er niemals Anzeichen seiner sonstigen leichten Schwerhörigkeit oder Abgelenktheit, die ihm erlaubte die nicht immer so angenehme Eigenschaften so mancher Kundschaft zu ignorieren.
Erja, Schankmädchen
Anstelle des Wirtes kehrte Erja einige Augenblicke später an den Tisch der drei zurück. Sie hatte mehrere Krüge in den Händen, schaffte es aber dennoch einen weiteren, etwas kleineren metgefüllten Krug und einen weiteren Becher ohne Schlabberei auf dem Tisch abzustellen. "So, biddesehr," warf sie in die Runde und schickte auch gleich einen musternden Blick hinterher, der sie kurz innehalten ließ. Was für eine wild zusammengewürfelte Truppe war das denn? Eine Schwangere, ein älterer Kerl und ein Typ, der aussah wie der letzte Bubi. Mit schiefem Lächeln machte sie, dass sie schnell zum nächsten Tisch abzischte, wo bereits eine sauflustige Handwerkergruppe nach Bier brüllte...
-
Linos Kopf war krebsrot geworden. Aber er sagte nichts auf Trutmos Anspielung. Keiner sagte irgendwas, nicht mal der Käsehändler. Das war schon irgendwie seltsam. Ich würde mich erst wieder besser fühlen, wenn wir endlich aus der Stadt waren und unterwegs.
Statt des Wirtes kam diesmal eine junge Frau an unseren Tisch, die mehrere Krüge und Becher stemmte und einen der metgefüllten Becher vor Linos abstellte. Nachdem sie wieder verschwunden war, brach Trutmo endlich das Schweigen und erhob seinen Becher. "So, dann lasst uns trinken. Auf dass die Götter uns wohlgesinnt sein werden!", rief er und nahm einen großen Schluck. "Ahh, ist das gut, nach einem langen Tag! Sagt mal, wo wollt ihr denn eigentlich hin, wenn ihr draußen seid? Ihr beide seht nicht aus, als kämet ihr aus den freien Germanien."
Ich sagte erst mal nichts darauf. Stattdessen sah ich zu Linos hinüber. "Ich hoffe, den Vater meines Kindes wieder zu sehen," sagte ich schließlich.
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