Die Hochzeit von Aurelia Prisca und Aulus Flavius Piso war wohl eines der rauschenden Feste gewesen, an denen sie teilgenommen hatte. Man hatte keine Kosten gescheut um den Gästen zu zeigen, dass hier die beiden mächtigsten Familien Roms eine Verbindung eingingen. Alle Gerüchten, die Götter zürnten der Gens Aurelia, zum Trotz und um gerade wohl Spöttern und böse Zungen zum Schweigen zu bringen, hatte man ein Fest ausgerichtet, das an Dekadenz wohl kaum übertroffen werden konnte. Die Villa Aurelia war ein Meer aus Blumen, Gold und rot gewesen. Die erlesensten Speisen hatte man aufgetragen, die edelsten Wein waren Strömen gleich geflossen und es gab Künstler, welche für Unterhaltung und Kurzweil sorgten.
Prisca war eine wunderschöne Braut gewesen, sie hatte an der Seite ihres Bräutigams gestrahlt und war die Schönste im Raum gewesen und die glücklichste. Dass diese bis über beide Ohren verliebt war, war jedem ersichtlich. Bis in die späten Abendstunden hatte man gefeiert, erst in der Villa Aurelia und nach dem Brautzug dann auch noch bei den Flaviern. Irgendwann im Morgengrauen hatten sich dann auch die letzten Gäste zerstreut. Die meisten gestützt auf irgendeinen Sklaven und schmutzige Liedchen singend.
Der Katzenjammer war am nächsten Tag natürlich groß. Sie wusste nicht einmal wann sie ins Bett gefallen war. Irgendwie hatte sie ohnehin nur den ganzen Abend verschwommen in Erinnerung. Nur das dieser dämliche Feuerschlucker, zu Blöde für sein Handwerk war. Die junge Aurelia saß vor ihrem Schminktisch, den Kopf auf ihre Arme gebetet. Sie fühlte sich furchtbar, jedes laute Geräusch ließ sie zusammen zucken.
Ein tiefes Seufzen erklang in ihrem Rücken. Lysandra betrachtete die honigfarbenen Locken. Die Spitzen waren angesengt. Der Feuerteufel hatte nicht aufgepasst wo er seine Fackel hin schwang und ausgerechnet sie erwischt. „Ich fürchte… ich muss mit der Schere ran!“ verkündete die Sklavin schließlich, nachdem sie den Schaden begutachtet hatte. Floras Kopf ruckte erschrocken hoch. „Bleib mir mit der Schere fern!“ fauchte sie und verzog das Gesicht. „Auuhhh…“, jammerte sie und hielt sich den Kopf. Ihre eigene Stimme hatte ihr unangenehm im Kopf geschrillt. „Es bleibt mir nichts anderes übrig!“ versuchte es Lysandra behutsam. Sie nahm eine der Strähnen und hielt sie ihrer Herrin unter die Nase. „Das muss alles ab!“ Auf Floras Zügen zeichnete sich Entsetzen ab. „Oh… nein…. bitte nicht“, jammerte sie den Tränen nahe. Dann würden ihr die Locken nur noch bis zu den Schultern fallen. „Das ist unfair“, sie schwankte zwischen Zorn und Tränen hin und her. Narcissa wäre es ja egal gewesen, wenn die Locken ab müssten, ihre Schwester machte sich ja nicht ganz so viel aus ihrem Aussehen, wie ihre Schwester. Aber für Flora kam es einem Weltuntergang gleich. Sie ließ ihren Kopf wieder auf die Arme sinken und kniff die Augen fest zu. „Ich werde ihn umbringen! Mit seiner eigenen Fackel. Ich steck ihm das Ding in seinen Arsch!“ kam es gedämpft von ihr. Eine Mischung aus Wut und Tränen.
Lysandra streckte die Hand nach der Schere aus, doch Flora schlug ihr ziemlich unsanft auf die Finger. „Denk nicht mal dran“, giftete sie und sah die Sklavin zornig an. „Es muss sein!“ gänzlich gegen den Willen ihrer Herrin nahm sie dann doch die Schere entschlossen zur Hand. „Ich mach auch für dich diesen Feuerspucker ausfindig, damit du ihn für seine Unachtsamkeit bestrafen kannst!“ erklärte sie ihr dann und wollte eine der versengten Strähnen kürzen. Doch Flora machte ihr glatt einen Strich durch die Rechnung in dem sie den kopf drehte und aufstand.
Im Nachhinein stellte sie fest, dass dies keine so gute Idee gewesen war. Ihr war schwindelig und schlecht. Kurzerhand warf sie sich auf ihr Bett und zog die Decke über den Kopf.
Lysandra seufzte tief. Ihr stand anscheinend ein langer Kampf bevor.
Wer mag?