• Neugierig auf die Thermen in Rom, war Silana in keinsterweise Enttäuscht, über die Pracht und die Größe der Anlage. War sie zu Anfang noch etwas unsicher, legte sich diese Unsicherheit schnell und wich einer Neugier auf das Publikum. Mal sehen, was sich hier an intessanten Leuten herumtrieb.

  • Eigentlich verfügte die Villa Aurelia über ein herrlich großes Bad. Man konnte dort ungestört Stunden verbringen, doch wollte sie nicht allein mit ihren Gedanken sein, weshalb sie ausnahmsweise einmal nun eine der öffentlichen Thermen aufsuchte. Der ewig sprudelnde Quell von Klatsch, Gerüchten und politischem Gemunkel. Nach Klatsch und Tratsch war ihr eigentlich nicht zu mute, aber sie suchte nach Abwechslung.
    Der Vorteil der öffentlichen Thermen war, dass alle Frauen im Grunde genommen gleich waren, alle waren sie nackt und konnten keine Falte, kein Muttermal oder ein hässliches Furunkel verbergen. Edle Kleider und teurer Schmuck spielten keine Rolle, denn man war für einen kurzen Moment gleich gestellt.
    Ihre Kleider ließ sie in der Obhut eines der Sklaven der Therme zurück, Lysandra musste ihre Herrin begleiten um ihr die Schultern zu massieren, während sie im warmen Wasser aufweichte.
    Entspannt schloss sie die Augen, während sie den vielen kleinen skandalösen Geschichtchen lauschte, welche die Runde machten. Ein Thema war natürlich die pompöse Hochzeit von Prisca. Unwillkürlich wanderte ihre Hand hinauf zu Nacken. Ihre nun viel kürzeren Locken wurden von ein paar Kämmen gehalten. Sie könnte glatt schon wieder in Tränen ausbrechen. Die junge Aurelia schluckte hart und verfluchte innerlich diesen verdammten Mistkerl von Feuerschlucker. Sollte der Kerl das Pech haben und sich ihre Wege noch einmal kreuzen, dann würde sie diesen einfach etwas ganz furchtbar Schlimmes antun.


    Flora seufzte, drehte sich um und legte ihre Arme am Beckenrand ab. Ihren Kopf legte sie darauf und beobachtete dann entspannt ihre Umgebung. Nur um dann plötzlich zu erstarren. Mehrmals hintereinander blinzelte sie um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht irrte. „Die verdammte Lupa…“, entfuhr es ihr leise. Lysandra folgte ihrem Blick und erkannte den Grund für diesen undamenhaften Fluch. "Ich dachte sie verrotet in Terentum!"

  • Das. War. Ein. Großes. Bad. Irgendwie hatte Axilla die Therme gar nicht so riesig in Erinnerung, aber jetzt, wo sie hier im Eingang stand, da wirkte sie schon verdammt groß. Und doch auch verdammt voll.
    Etwas unschlüssig stand sie also im Eingangsbereich und fragte sich einen Moment lang, was sie doch gleich zu der Idee gebracht hatte, hier her zu kommen. Ihr erster Besuch in den Thermen vor etwas über einem Jahr war ja nicht ganz so glorreich verlaufen. Gut, sie hatte sich auch von Serrana überreden lassen müssen, was sie bei ihrem heutigen Wissensstand sicher nicht mehr tun würde. Und dann auch gleich ein paar von Serranas sogenannten Freundinnen kennengelernt, von denen sich zwei als absolut hohle Hühner nach nur fünf Minuten herausgestellt hatten. Mehr noch, die hatten doch tatsächlich die römischen Armeen beleidigt. Eigentlich hatte Axilla daraus eine Lehre gezogen: Frauen hatten im Allgemeinen einen an der Klatsche. Und die Freundinnen von serrana wohl im Besonderen. Männer waren weit einfacher. Die waren berechenbar. Meistens jedenfalls. Und die waren direkter. Auch ebenfalls meistens. Und die konnte man mit ein bisschen nackter Haut beeindrucken. Auch meistens. Frauen waren da weitaus schwieriger.
    Warum also war sie gleich nochmal hier? Natürlich wusste sie es. Sie wollte etwas Klatsch hören. Nicht, weil der sie interessierte, mehr als Recherche für die Acta. Und sie musste ein paar Frauen kennenlernen. Sie musste wissen, ob ihre Überlegungen, die sie gegenüber Seneca getätigt hatten, fundiert waren, oder ob es ungeahnte Konkurrenz gab, über die sie Bescheid wissen sollte. Und das erfuhr man am besten in ihr so verhassten Weiberrunden, wie sie sich hier zu sammeln pflegten.
    Augen zu und durch dachte sie sich und begab sich zum nächstbesten Becken, ohne genauer auf ihre Sitznachbarn nun zu achten. Überhaupt war es ihr durchaus ein wenig peinlich, hier nackt durch die Gegend zu laufen. Sie hatte zwar sicher kein Problem mit ihrem Körper und sie war auch ganz bestimmt nicht häßlich. Und es machte ihr auch nichts aus, von Männern auf eine bestimmte Art und Weise angesehen zu werden. Wenn Frauen sie aber abschätzten, wie Schlangen das mit Kaninchen zu tun pflegten, dann stieg etwas Unbehagen in ihr auf.
    Ein Mädchen etwa in ihrem Alter murmelte irgendwas neben ihr, aber Axilla verstand es nicht. War auch nicht so wichtig. Sie lächelte nur einmal etwas zögerlich in die Runde und ließ die Beine ins Wasser baumeln.

  • Vor sovielen Frauen war sie noch nie nackt gewesen. Nicht das es ihr peinlich gewesen wäre, aber es war ungewohnt. Daher tat sie das, was man in solchen Fällen tut, sie schaute die anderen an. Nicht aus neugier, wie diese denn gebaut waren, sondern einfach nur um evtl abschätzen zu können, was das Gegenüber von ihr, von Silana hielt. Sicher konnte man sich nicht sicher sein, die Wahrheit in den Blicken zu lesen, doch war es ein Versuch wert. Interessiert sah sie sich deshalb um. Und dann .... NEIN, das kann nicht sein!, dachte sie, SIE kann es nicht sein. Nicht hier nicht jetzt. Sie hatte die Haare anders als früher, aber es gab keinen Zweifel! Es war Flora! Nur Mühsam widerstand sie der Versuchung, sie zu würgen. Stattdessen ging sie langesam, mit einem sardonischen Grinsen im Gesicht, auf den Beckenrand zu.


    "Fein Dich zu sehen, Giftschlange. Am liebsten würde ich Dich jetzt im Bad versenken."

  • Flora heftete den Blick ihrer grünen Augen an die junge Frau, die soeben die Therme betrat und sich mit großen Augen staunend umsah. Ihre Augen wurden schmal und sie schürzte ganz leicht die Lippen. Was machte denn dieses Biest in Rom? Die Helvetia sollte doch an einen alten Tattergreis verheiratet werden, zumindest war ihr dies als Gerücht zu Ohren gekommen, kurz bevor sie und Narcissa von ihrer Mutter nach Rom geschickt worden waren. Es hatte sie mit grimmiger Genugtuung erfüllt zu wissen, dass Silana wohl bis an ihr Lebensende irgendwo auf dem Land versauern würde. Umso mehr erschreckte es sie ein wenig, diese nun wieder zu sehen. Doch ihre Aufmerksamkeit wurde dann für einen Moment abgelenkt. Ganz leicht drehte die Aurelia den Kopf und rückte ein wenig bei Seite, als eine andere junge Frau ins Becken gleiten wollte. Irgendwo her kannte sie dieses Gesicht… glaubte sie zumindest schon einmal gesehen zu haben. Sie konnte nur nicht sagen, wann und wo. Bevor sie jedoch einfach mal nachfragen konnte, stand plötzlich die Helvetia vor ihr, mit einem gehässigen Lächeln und einer Beleidigung auf den Lippen.
    Flora hatte bis zu diesem Moment gehofft, dass Silana sie nicht gesehen hatte und sie ihren Thermenbesuch, leicht getrübt, dennoch genießen konnte. Sofort drehten sich natürlich einige neugierige Frauen zu ihnen herum. Witterten sie doch einen kleinen handfesten Skandal.


    „Salvete, Helvetia!“ grüßte sie diese und setzte ein falsches Lächeln auf. „Es ist lange her… ich dachte du bist mittlerweile verheiratet? Oder hat dein Verlobter Reißaus genommen, als er sah, wen er zur Frau bekommen soll?“ fragte sie in einem scheinheilig freundlichen Ton. Im Gegensatz zu Silana würde sie bestimmt nicht so direkt die Beleidigungen an den Kopf knallen. Die Helvetia war schon immer plump gewesen. In ihrer Ausdrucksweise, in ihrem Auftreten… einer Aurelia ganz und gar unterlegen.

  • Kleines Biest, dachte Silana. Sie hat doch gewusst, dass der alte Mann der sie heiraten wollte, schon vor dem Hochzeitstermin dahingerafft wurde. Vermutlich aus lauter Vorfreude auf die Hochzeitsnacht.


    "Mein Verlobter wurde von den Göttern von dieser Welt abberufen, bevor er die Früchte dieser Verbindung geniesen konnte. Wollen wir hoffen, dass es bei deinem Verlobten genauso geschieht, damit er nicht leiden muss, liebste Flora."


    Eine arrogante Prinzessin war sie immer schon gewesen. Scheinbar hatte man ihr aber in Rom alle Fesseln gelöst, die sie mit dem Boden verbanden.

  • Anscheinend hatte sie einen empfindlichen Punkt getroffen. Silana reagierte aufbrausend auf die Spitze mit dem Verlobten und ließ, wie nicht anders erwartet, es natürlich nicht auf sich sitzen. Aber nach wie vor, fand Flora, war Silana unbeholfen, plump, aufdringlich und vor allem unhöflich. Die Helvetia hatte sich so gar nicht geändert. Warum nur war sie nicht dort geblieben, wo sie hingehörte? Auf ein weit abgelegenes Landgut oder in eine ferne Provinz. In Roma hatte sie nun wirklich nichts zu suchen.


    „Das tut mir aber Leid zu hören“, heuchelte sie Mitgefühl, als ihr eröffnet wurde, dass der alte Greis ins Gras gebissen hatte. Vielleicht war das auch besser so. Niemand konnte auf Dauer die Helvetia ertragen. Das Beste wäre wohl, wenn sie als vertrocknete alte Jungfer endete. Verbittert und mittellos. Dieser Gedanke zauberte ihr ein kleines Lächeln auf die Züge.
    „Was weißt du schon… mich wundert es, dass sie dich überhaupt nach Roma gelassen haben. So eine Landpomeranze wie du eine bist, wird mal wohl nicht so einfach verheiraten können. Vermutlich wird man noch drauf zahlen müssen…“ Flora hatte sicherlich nicht vor, ihr unter die Nase zu reiben, wen sie heiraten würde. Das ging sie auch gar nichts an. Außerdem würde die Verlobung erst noch folgen. Flora war ganz froh darüber, dass es sich noch nicht herum gesprochen hatte, wem sie versprochen worden war. „Der Mann der dich haben will muss dann schon blind, taub und völlig senil sein…“

  • Endlich kam das zum Vorschein, das tief in dieser kleinen Schlange steckte. Sie mag tausendmal eine römische Prinzessin sein, im Grunde war sie gewöhnlicher las jede Strassenhure. Vielleicht bot sie ihren verbauten Körper in der Dunkelheit der Nacht jedem an der dafür zahlte. Sie wäre nicht die erste Prinzessin die sich auf diese Weise holt, was sie sonst nicht bekommen konnte. Selbst Kaiserinnen hatten dies schon so getrieben. Verderbte Aristokratie!


    "Somit kann ich davon ausgehen, das DU noch nicht verlobt oder gar verheiratet bist ... oh ich vergass, der Ausverkauf hat ja noch nicht begonnen. Schade. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Ketten noch geschmiedet werden müssen, die einen Mann bei Dir halten könnten.".


    Sie setzte sich auf den Beckenrand und glitt anschliessend sanft ins warme Wasser. Auf diese Weise war sie ihrer ehemals besten Freundin und jetztigen Lieblingsfeindin noch näher. So konnte man die Gemeinheiten leiser zischen. Denn Silana hatte schon bemerkt, das gewisse Ohren größer geworden waren.

  • Wenn es iunische Ohren waren, denen ein Wachstum attribuiert wurde, dann interpretierte die Helvetia da etwas falsch. Axilla saß am Rand des Beckens und ließ die Beine ins kalte Wasser baumeln. Ein wenig fragte sie sich, was sie hier machte und sah sich schon um zu den Marmorsitzen am Rand. Dort konnte man sich mit einem Strigilis säubern lassen und anschließend einölen. Wobei die nahe Palaestra fast noch verlockender war. Ein wenig Sport machen, ohne dass jemand komisch guckte, das war doch was. Gut, 'Sport' hieß für die feinen Damen hier ein wenig Ballspiele und vielleicht noch ein bisschen Laufen, nicht sowas wie Ringen, was die Männer an den Tagen machten, die ihnen hier gehörten. Aber immerhin etwas.


    Das Gespräch der zwei Frauen hier, oder besser gesagt das Rumgezicke, interessierte Axilla eigentlich nicht. Gut, die beiden konnten sich nicht ausstehen. Die eine war verlobt gewesen und ihr Verlobter war gestorben, was die andere zu einer bissigen Bemerkung verleitete, die prompt quittiert wurde. Und? Wenn sie anfingen, sich zu schlagen (und zwar nicht wie Mädchen mit Kratzen, Beißen, Haare ziehen, sondern vernünftig), dann wäre es für Axilla interessant. Wobei sie auch dann lieber Männern zugeguckt hätte und nicht zwei Mädchen.
    Das Gespräch an sich indes war für sie absolut belanglos. Sie hatte keine Ahnung, wer die beiden sein mochten, und ob die sich nun leiden mochten oder nicht, interessierte ebenso wenig. Das eine war wohl eine Helvetia, und das andere eine Flora (wobei Axilla von der Gens der Florer ebenfalls noch nie gehört hatte). Höchstens wäre interessant zu wissen, ob die jünger aussehende Zicke einen lebenden Verlobten hatte, und das jemand wäre, an dem Axilla prinzipiell Interesse gehegt hätte. Aber so spitz und publikumswirksam sich die beiden in Szene setzten – fast mochte man an ein absichtlich aufgeführtes Schauspiel denken – würde sie das sicher auch erfahren, wenn sie nur so halbherzig wie jetzt zuhörte.
    Die beiden ignorierten Axilla ja bislang komplett, und so hatte diese auch keine Veranlassung, irgend etwas daran zu ändern. Wer wäre sie, sich in einen Zickenkrieg einzumischen oder gar einen solchen schlichten zu wollen? Die Iunia wusste schon, warum ihr Männer im allgemeinen lieber und vor allem verständlicher waren.

  • Mit einem Aufgebot von nicht weniger als zehn Sklaven (einschließlich der Sänftenträger)hatte ich das Haus verlassen, um die Thermen zu besuchen. Ich hatte noch nie die Thermen in Rom besucht. Und die in Aquilaia auch nicht. Bisher hatte ich mich mit den häuslichen Badeeinrichtungen zufrieden geben müssen, die sicherlich nicht die schlechtesten waren. Doch damit sollte vorerst einmal Schluss sein. Wenn ich schon in Rom war, dann wollte ich auch ein paar Römer kennenlernen. Fremdländische Sklaven huschten zu genüge in der Villa Flavia herum.
    Sechs von den zehn Sklaven, musste ich vor den Thermen zurücklassen, da es Männer waren. Amalthea riet mir dazu und ich nahm ihren Rat an. Sie selbst und noch drei andere Sklavinnen begleiteten mich hinein. Darunter war auch meine neue Sklavin Aoife. Zwei von den dreien entledigten mich meiner Kleidung und kleideten mich mit einer passenden Badekleidung. Die Dritte reichte mir eines Badetücher, welches ich um meinen Körper schlang. Amalthea, die sich alleine schon durch ihr Alter sowie ihrer Stellung von den drei anderen Sklavinnen unterschied, überwachte all dies mit ihrem kritischen Blick.
    Ich schritt voran, gefolgt von meinen vier Sklavinnen, in einem gebührenden Abstand. Der allerdings nicht so groß sein durfte, damit jede der anwesenden Damen erkennen konnte, dass sie zu mir gehörten. Keinen Moment dachte ich daran, dass dies an Größenwahn grenzen könnte. Zu Hause hätte ich mich auch nicht mit weniger zufrieden gegeben.
    Einen kurzen Moment überlegte ich, zu welchen Becken ich gehen sollte. Da ich hier war, um neue Bekanntschaften zu machen, wählte ich natürlich das Becken aus, in dem sich schon einige jüngere Damen zusammengefunden hatten, die sich bereits angeregt unterhielten.
    "Salvete! Dürfte ich mich zu euch gesellen?" Dass die Frage nur pro forma war, konnte man sich sicher denken. Ich gab der Handtuchsklavin ein Zeichen, damit sie mich von den Tuch befreite und schon tauchte mein Körper mir einem wohligen Seufzer in das angenehm warme Wasser. Ah, wie schön! Mein Blick ging in die Runde der jungen Frauen, die wohl alle ein paar Jahre älter waren, aber wie ich wohl erahnen konnte, noch nicht verheiratet waren. Das Wort Verlobter hatte sich in mein Ohr verirrt, wenn ich mich nicht getäuscht hatte. Also war ich mit meinen fast vierzehn Jahren nicht ganz fehl am Platz.

  • Es spielte keine Rolle, was die Helvetia vermutete oder glaubte. Diese würde die Letzte sein, der sie verraten würde, wen sie nun heiraten würde. Flora zeigte nur ein zuckersüßes Lächeln und weigerte sich, für Silana Platz zu machen, als diese neben ihr ins Wasser gleiten wollte. Sollte diese Zicke doch in irgendeinem Höllenloch schmorren. Flora spielte mit dem Gedanken, sich einfach ein anderes Becken zu suchen, aber die Rettung erschien dann in Form eines Mädchens mit vier Sklavinnen im Anhang. Moment Mal, diese rothaarige Sklavin hatte sie doch schon einmal gesehen. Sie hatte ja sogar selbst dafür mitgeboten. Eilig rückte sie ein Stück bei Seite, wobei sie mit voller Absicht Silana ihren spitzen Ellenbogen spüren ließ. Verdient hatte sie es ja alle mal.


    „Nur zu, hier ist genügend Platz!“ erklärte sie und beschloss für den restlichen Thermenaufenthalt die Helvetia zu ignorieren. Flora befand es für unter ihre Würde sich weiter mit Silana und ihren Gehässigkeiten zu beschäftigen.
    „Deine Sklavin hab ich schon einmal gesehen“, begann sie dann auch gleich einmal ein Gespräch und musterte das Mädchen aufmerksam. „Ich hatte für sie mitgeboten“, fügte sie noch erklärend hinzu. „Ich bin Aurelia Flora“, stellte sie sich dann erst einmal vor. Ein wenig hatte sie es bedauert, das Sklavenpärchen nicht ersteigert zu haben, aber im Leben konnte man ja leider nicht immer nur gewinnen. Es war gar nicht einfach die junge Frau neben ihr abzuschätzen, augenscheinlich schien sie Mitglied der oberen Zehntausend zu sein, der Stoff ihres Bikinis war fein bestickt und aus edlem Stoff. Dazu dann noch der Rattenschwanz aus Sklavinnen.

  • In der Villa waren dochgenug Möglichkeiten, um sich zu baden. Das diese Domitilla immer übertreiben mußte. Jetzt ging sie auch noch in eine... Aoife überlegte, wie hieß das Wort noch mal... egal... eben ein Bad für die verwöhnten Römer, wo sie gemeinsam ihrem Reichtum fröhnen konnten. Immernoch konnte sie es nicht glauben, in welcher Verschendung diese Menschen lebten und wie wenig wert sie andere schätzten. Für die Irin war dies immer wieder unglaublich und jetzt mußte sie auch noch mit in dieses Bad.


    Amalthea beäugte die große Rothaarige immernoch mit Mißtrauen, als ob sie sich plötzlich zu einer wilden Bestie verwandeln könnte und ihrer geliebten kleinen Domina die Augen auskratzen könnte. Selbst wenn Aoife manchmal wirklich danach war, so würde sie sich niemals zu solch einer Tat hinreißen lassen.


    Da waren sie also vor dem so hochgelobten Bad. Schnell stahl sie sich noch einen flüchtigen Kuß von Aidan, bevor sie den anderen folgte. Amalthea hatte es gesehen und runzelte mißmutig die Stirn. Aoife scherte sich nicht darum, sondern schaute stolz auf sie herab und lächelte leicht.


    Sie hielt die Handtücher umklammert und folgte der Domina mit den anderen Sklavinnen. Die Namen kannte sie nicht. Im Sklavenquartier sonderete sich Aoife ab, so daß sie keine Bekanntschaften machte. Oft genug hörte sie auch die Spötteleien der anderen, die sie mittlerweile verstand. Aber oft kam man weiter, wenn man sich dumm stellte. Kaum einer machte sich die Mühe, ihr etwas zu erklären, so daß sie oft von Diensten einfach verschont wurde. Nur diese Domitilla ließ das nicht gelten. Immer und immer wieder rief sie Aoife zu sich.


    Die Frauen waren hier nackt! Aoife bekam große Augen. Völlig ungeniert liefen sie umher oder badeten. Sklaven waren deutlich zu erkennen an diesem schlechten Tuch, aus denen die Kleidung gefertigt war. Man war das warm! Aoife war so froh, ihre Haare zu einem Knoten am Hinterkopf befestigt zu haben. Schon schnipste Domitilla und Aoife nahm ihr das Handtuch ab. Einen kurzen Moment war Aoife abgelenkt, bevor sie wieder ihren Gedanken nachhing und die Frauen unauffällig beobachtete.

  • Den kurzen Schlag mit dem Ellenbogen, nahm Silana bewusst nicht zur Kenntnis. Auf dieses Niveau wollte und konnte sie sich nicht herab begeben. Dafür gab es auch viel interessanteres zu sehen, als diese dürre Ziege. Ob dieser Auftritt Klasse hatte oder einfach nur vulgär war, wusste Silana noch nicht. Jedenfalls hatte der Auftritt erreicht, was er erreichen sollte: Die absolute Aufmerksamkeit der hier versammelten Damen. Und wie nicht anders zu erwarten, schleimte sich Flora auch so gleich ein.

  • Alle Blicke lasteten auf mir, ob meines voluminösen Auftrittes. Hatte ich etwa ein bisschen zu dick aufgetragen? War ich sozusagen "overslaved"? Nun ja, ich lächelte einfach und dachte nicht mehr weiter darüber nach.
    Eine der jungen Damen war gleich sehr freundlich zu mir. So fühlte ich mich doch gleich viel besser aufgenommen. Wie sich herausstellte, waren wir vor einiger Zeit ebenfalls gleichzeitig am selben Ort, ohne es zu ahnen, natürlich. Der Sklavenmarkt, der Tag, an dem ich Aoife und Aidan gekauft hatte.
    "Salve Aurelia Flora!", erwiderte ich. Salvete, ich bin Flavia Domitilla," grüßte ich nun auch alle anderen Damen, die sich in der unmittelbarer Nähe befanden. Ach, ich war ganz stolz,kaum war ich in den Thermen und schon hatte ich meine erste Bekanntschaft außerhalb der Familie geschlossen.


    "Ach ja wirklich?", stellte ich fest und warf Aoife einen kurzen Blick zu. "Ihre Haare sind wirklich bemerkenswert, findest du nicht?" Nein, ich war doch nicht "overslaved". Ich hatte genau die Richtige mitgenommen. "Unglücklicherweise sprach sie am Anfang gar nicht unsere Sprache. Doch Aoife ist sehr lernwillig." Nun winkte ich die Sklaven herbei, damit sie zum Beckenrand trat, um uns etwas von ihrem Können zu demonstrieren.
    "Aoife, zeige uns etwas von deinem Können! Zeig uns, was du bisher gelernt hast!"

  • Eine Flavia, das erklärte auch den pompösen auftritt des Mädchens. Es war bekannt, dass alle Flavier etwas exzentrisch waren. Mancher mehr, mancher weniger, aber alle hatten sie einen gewissen hang zu großen Auftritten. Flora freute sich über diese neue Bekanntschaft, lenkte sie doch von der aufdringlichen Helvetia und ihrem schlechten Benehmen ab. Auf diese Weise konnte sie Silana sehr gut ignorieren.
    Floras Blick wanderte wieder direkt zu der Sklavin, als Domitilla die Haarfarbe ansprach. Unwillkürlich musste sie sich über den Nacken streicheln, es war nachwievor ungewohnt die Locken nun kürzer zu tragen. Es bedrückte Flora immer noch, dass sie diese hatte kürzen lassen müssen, weil ein gewisser Feuerschlucker nicht verstand seine Arbeit richtig zu machen. Eines hatte sie jedenfalls gelernt, keinen Feuerschlucker auf ihrer Hochzeit. Nicht das am Ende wieder jemand in Flammen stand. „Ihre Haare sind mir auch gefallen. Sehr ungewöhnlich und selten. So etwas bekommt man nur selten zu sehen. Sag mal, in wie weit bist du mit Flavius Flaccus verwandt?“ wechselte sie dezent das Thema, während die Flavia ihre Sklavin aufforderte zu zeigen, was sie bereits gelernt hatte. Flora konnte sich gut vorstellen, das es nicht gerade einfach war mit einer Sklavin die kein Wort verstand. Nur zu gern hätte sie das Pärchen ja selbst ersteigert, aber Domitilla war ihr ja dann zuvor gekommen.

  • Aoife bekam einen Stoß mit dem Ellbogen in die Rippen und als sie erbost aufschaute, deutete die andere Sklavin zu Domitilla. Diese hatte gerade gewunken und so mußten die Frauen an den Beckenrand treten. Zeigen? Gelernt? Was meinte Domitilla damit?


    Unsicher schaute die Irin auf die Frauen vor sich im Becken. Domina?Was wurde von ihr verlangt? Was sollte sie tun? Was hatte sie denn gelernt? Nur ein paar Worte dieser harten unfreundlichen Sprache, mehr nicht. Aber was und vor allem wie sollte sie zeigen? Einen Purzelbaum meinte die Domina bestimmt nicht. Es schien fast so, als wolle Domitilla mit ihr angeben. Aoife hatte schon bemerkt, daß sie hier die Blicke noch mehr als in als in ihrer Heimat auf sich zog. Ihre weiße Haut schimmerte leicht und die feuerroten Haaren waren ein starker Kontrast dazu. Hier waren ja selbst blonde Haare exotisch, aber rote schienen ein Weltwunder zu sein.


    Nur half Aoife diese Erkenntnis nicht weiter. Die Domina wollte etwas von ihr, aber sie wußte nicht, was. Hilfesuchend drehte sie den Kopf zu den beiden anderen Sklavinnen, aber die hatten nichts besseres zu tun, als weg zu schauen. Handtuch, Domina? Sie fühlte sich wie ein vorgeführter Bär bei den Schaustellern, die einmal im Jahr in ihr Dorf kamen.

  • Da traf sich ja gleich mit gleich, dachte Silana. Die Götter mögen geben, das sie nicht so wurde. Trotzdem gab blieb sie sitzen. Diese Genugtuung jetzt den Platz zu verlassen, gab Silana Flora nicht.
    Stattdessen schaute sie sich im Bad um.

  • Moment mal, lag da etwa eine gereizte Spannung in der Luft? War ich in irgendetwas hereingeplatzt? Etwas irritiert sah ich in die Runde, bevor ich mich dann doch wieder der Aurelia zuwandte.
    "Ja, Flaccus ist mit mir verwandt. Sein Großvater und mein Vater waren wohl Brüder. Somit bin ich seine Cousine, wenn ich mich nicht irre. Und du, bist du mit der Frau meines Bruders verwandt? Erst kürzlich hat er Prisca von den Aureliern geheiratet." Offen gestanden konnte ich mich nicht erinnern, Flora auf dem Fest gesehen zu haben, was allerdings auch kein Wunder war, bei so vielen Hochzeitsgästen.
    "Sag mal, Aurelia, deine Frisur. Trägt man das jetzt so? Sie ist ja äußerst extravagant!" Spätestens als Flora Aoifes Haar erwähnt hatte, war mir ihre Frisur aufgefallen, die mir seltsam kurz vorkam. Nun ja, aber was war schon seltsam. Ich war in Rom! Hier wurde festgelegt, was in war und was nicht.


    Da erschien auch schon Aoife am Beckenrand. Statt ihre bereits erworbene Sprachkenntnis zu demonstrieren, machte sie lediglich Handtuch Domina. Handtuch, domina! Als wenn das schon alles war, was sie in den letzten Wochen gelernt hatte! Das war mehr als enttäuschend.
    "Nein, kein Handtuch, dummes Ding! Du sollst uns etwas erzählen. Zeige uns, was du bei dieser Hibernierin gelernt hast!", herrschte ich sie an. Diese Sklavin machte mich noch lächerlich vor aller Leute Augen.

  • Aoife biß sich auf die Zunge. Dummes Ding? Pha... und sowas mußte sie sich von einem Kind sagen lassen! Denn genauso verhielt sich Domitilla. Verwöhntes Gör! Kurz funkelten die blauen Augen der Sklavin böse auf, dann schaute sie zu Boden und leierte einige der Vokabeln herab, die sie bei Bridhe gelernt hatte.


    Ob das reichte? Wenn nicht,würde sie es wohl bald spüren. Auch wenn sie den Kontakt zu den anderen Sklaven mied, so bekam sie doch die eine oder andere Anektode mit, wie die Römer zum Teil ihr "Eigentum" behandelten. In der Irin wechselten die Gefühle von einer Minute zu anderen. Sie fühlte manchmalZorn, manchmal Resignation, manchmal Trauer und selten auch ein wenig Hoffnung. Nur wenn sie heimlich in den Armen ihres Mannes lag, konnte Aoife abschalten und den Moment genießen. Ohne ihn, wüßte sie nicht, wie sie das Ganze hier aushalten sollte.


    Aoife schaute vorsichtig zu Domitilla, während sie weiter die gehaßte Sprache von sich gab. Reichte es denn immernoch nicht? Langsam war ihr Wortschatz erschöpft. Noch zwei, drei Worte, dann stoppte sie.

  • Ausnahmsweise hatte Faustina es vorgezogen die heimschen Bäder nicht zu benutzen, um stattdessen einmal ein öffentliches Bad zu nutzen. Hier soll ja die Informationsquelle über alles und jeden in Rom sein. Da war sie also richtig. Chio hatte sie zu Hause gelassen. Nackt betrat sie das Bad und erkannte sofort Flora. Sie hockte neben zwei sehr unterschiedlichen Damen. Die eine eine blasse Schwarzhaarige und die andere eine auffallende Persönlichkeit in rot. Als sie näher kam, hörte sie ein paar Gesprächfetzen. Scheinbar war die kleine Frau ungehalten über das Verhalten ihrer Sklavin.


    "Salve die Damen", lächelte Faustina in die Runde, "Nett Dich wiederzusehen Flora, darf ich dazukommen?".

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