Schneller wie sie gedacht hatte, ging es wieder nach Roma. Zu ihrer Überraschung hatte Vescularius Salinator ihren Mann zurück nach Rom versetzt, diesmal zu den Cohorten Urbanae, wieder einmal eine Degradierung. Es schien diesem widerlichen Schwein eine Freude zu bereite, Lucius immer wieder zu demütigen. Kaum hatte sich ihr Mann wieder etwas erarbeitet, da kam dieser vulgäre Hund daher und machte alles mit einem Befehl rückgängig. Da würde sie lieber weiter in Germanien bleiben nur um nicht in der Nähe dieses Mannes und dessen Machenschaften zu sein. Aber sie freute sich auch, auf diese Weise konnte sie ihre Freundinnen schneller wieder sehen, als sie gedacht hatte. Einen Brief, der von ihrer Rückkehr kündigte würde sie nicht schreiben, stattdessen würde sie ihre Freundinnen einfach alle überraschen in dem sie bei der Hochzeit Priscas auftauchte. Es würde knapp werden, besonders weil der Winter nach wie vor das Land fest im Griff hatte und weil sie nun auch noch ein Kind bei sich hatte.
Lucius Rufus, ihr ganzer Stolz und Calvena fand, er wurde von Tag zu Tag seinem Vater ähnlicher, auch wenn man das bei einem Kleinkind nicht so genau sagen konnte. Bis auf die Augen, die hatte er eindeutig von ihr. Blau, so wie der Himmel im Sommer über Italia. Ihre eigenen waren ja nur eine Spur dunkler.
Die ersten Tage und Wochen und Monate waren wir im Fluge vergangen. War sie die erste Zeit ständig überfordert und übermüdet gewesen, so hatte sich das recht bald geändert. Sie genoss die Zeit zusammen mit ihrem Kind, besonders, wenn dann noch Valerian dabei war und die Fortschritte, die sein Sohn machte, miterleben und bewundern konnte. Momente die sie nicht missen wollte, waren sie doch höchst selten und wertvoll. Dann war ihr Glück vollkommen.
Es ging alles so schnell, zuerst konnte er nur ein ganz kleines bisschen den Kopf heben und aus großen Augen seine Welt beobachten und dann zeigte er das erste Mal ein Lächeln. Ein Lächeln, welches sie nicht nur entzückte sondern auch sofort ihrem Mann hatte zeigen müssen. Calvena war außer sich vor Freude gewesen, in diesem Moment hatte sie all die schlaflosen Nächte vergessen. Rufus war ihr kleiner Wonneproppen und sie hatte sich wohl Hals über Kopf glatt ein zweites Mal verliebt. Somit hatte ihr Mann ein wenig Konkurrenz bekommen, was den Platz in ihrem Herzen anging.
Als er dann anfing zu krabbeln, musste der gesamte Haushalt aufpassen, nicht dass man über das Kind versehentlich stolperte. Man hatte ein wenig umräumen müssen, damit sich der Nachwuchs nicht verletzte. Küche und Implivium wurden zu Gefahrenzonen.
Auch steckte er sich mittlerweile alles in den Mund. Von seinen eigenen Fingern, den eigenen Füßen, bis hin zu Stöckchens und dem Saum ihrer Tunika. Nahm man ihm dann etwas weg, war das Geschrei meist groß.
Und als dann die ersten Zähne kamen, kehrten die kurzen schlaflosen Nächte zurück. Ebenso lagen ihre Nerven in dieser Zeit blank, das Geschrei zermürbte alle Hausbewohner. Fast ohne Unterlass erfüllte er mit seinem Gebrüll das Haus.
Ihr ganzes Leben hatte sich auf den Kopf gestellt und sie war hin und wieder ganz froh, wenn sich jemand anderes dem Kind annahm und sie sich davonstehlen konnte um ein wenig Zeit mit Lucius verbringen.
Calvena stand zwischen dem Gepäck, Rufus im Arm und leise seufzend. Das Gefühl irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben, wollte sie einfach nicht los lassen. „Ist Rufus Rassel eingepackt?“ fragte sie zum wiederholten Mal. „Ja, domina!“ kam es von Gaia leicht amüsiert. „Meine Harfe? Die Wiege?“ „Bereits auf dem Wagen!“ Simplex schleppte die nächste Truhe raus. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie mit wesentlich mehr Dingen abreiste, wie sie angekommen war. Kurz strich sie sich eine Strähne aus der Stirn. Zwar hatte sie ihr Haar zu einem festen Zopf gebändigt, aber ein paar Strähnen lösten sich dennoch und an diesen zog Rufus mit Freude dran. War er sich dann doch der Aufmerksamkeit seiner Mutter gewiss. Er quietschte vergnügt, während er sich ihre Locken in den Mund steckte. Vorsichtig versuchte sie ihr Haar aus der kleinen Kinderhand zu befreien. „Schatz, nicht doch“, es war nicht so einfach, besonders, weil er so viel Spaß daran fand und der Junge einen recht festen Griff hatte. Besonders wenn es um etwas ging, mit dem er spielen konnte.
Wo steckte eigentlich Romaeus? Er und Simplex würden sie begleiten, Pera und Gaia würden den Haushalt in Mogontiacum weiterhin übernehmen. Für Roma würde sie dann eben noch einmal Sklaven besorgen, denn Diomedes würde unmöglich allein das Haus führen können. Außerdem wurde der arme Kerl ja auch langsam älter. Moireach, gehörte ja nicht mehr zum Haushalt.
[Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/rufus.jpg]| Lucius Quintilius Rufus