[Horti Lolliani] Spaziergang

  • Auf dem Weg zur Villa, überlegte Aretas wohin sie gehen könnten. Chio wollte noch nicht zurück. An die Gegend hatte er zwar schlechte Erinnerungen aber es gefiel Chio sicher, wenn sie dahin gingen.
    Es war eine wunderschön angelegte Gartenanlage nicht weit oberhalb der Villa an der nordöstlichen Stadtgrenze.Der feine Kies knirsche unter den caligae. Aretas sah sich die Skulpturen an, die zurechtgestutzten Büsche, Sträucher und Bäume. Die Sonne war noch angenehm warm. Nachts sah man nicht viel von dieser Schönheit, die sich jetzt bei Tageslicht offenbarte. In kleinen Nischen zwischen den Büschen standen Bänke aus Marmor. Ein Brunnen plätscherte leise vor sich hin. " Gefällt es dir oder willst du lieber in die Villa oder wo anders hin?

  • Sie war auffallend still, während sie neben ihm herging. Die Menschen verliefen sich in den Straßen, es wurde immer ruhiger. Aretas führte sie in einen Garten, Chio war froh, dass er ihr die Ruhe ließ, bis sie dort ankamen. Staunend sah sie sich um. Es gab so vieles in dieser Stadt zu entdecken, der Garten hier war genau das, was sie im Moment ersehnte. Ruhe, Schönheit, Geborgenheit. Seine Frage holte sie aus ihren Gedanken. "Nein... nein, es ist schön hier. Können wir hier eine Weile bleiben?" Sie umrundete den Brunnen, setzte sich schließlich an seinen Rand und strich vorsichtig mit der Hand durch das Wasser. Sanfte Wellen zogen bis zur Mitte und sie folgte ihnen mit ihrem Blick. Langsam kehrte ihr Lächeln zurück. Neugierig drehte sie sich zu Aretas. "Du warst schonmal hier, hm?" Bestimmt war er mit seiner Freundin hier, dafür war das ein geeigneter Ort, romantisch... und ruhig.

  • Ein Busch musste unter einer Laune die ihn just gerade jetzt und hier befiel, etwas zwischen den Fingern haben zu müssen, leiden. Er zupfte ein Blatt ab und rollte es zwischen seinen Fingern regelrecht zu Tode. „ Ja, so lange du willst.“ Sagte er beiläufig, weil seine volle Aufmerksamkeit dem Blatt galt. „ Mmhhh? ...achso ob ich schon Mal hier war. Ähm, der Garten ist mir nur flüchtig bekannt.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Er war von hier geflüchtet. Die Sache mit dem Römer. Sehr unangenehm. „ Es war dunkel. Ein kleines Zusammentreffen mit einem Römer. Nichts wichtiges.“ Wenn er daran dachte wie hungrig er war wie ausweglos ihm alles vorkam, dass er sogar einen Römer ausgeraubt hätte. Ja, der sah nicht arm aus, den er da erwischt hatte. Aber hungrig und verletzt war es keine gute Idee gewesen. Ein weiteres Blatt fiel seiner Laune zum Opfer. Er ging zu einer Skulptur und strich mit seiner Hand über den glatten Marmor. Sprach dabei mehr für sich. „ So groß werden meine Figuren nicht.“

  • Das Wasser kräuselte sich unter ihren spielenden Fingern, erst seine Antwort ließ sie aufhorchen. Ein Zusammentreffen mit einem Römer war nichts wichtiges? Da steckte sicher mehr dahinter, soweit kannte sie ihn mittlerweile. Aufmerksam musterte sie ihn, er war nervös, die armen Blätter seine Opfer. Er wanderte zu einer Statue, scheinbar ganz in Gedanken versunken. Energisch schüttelte sie sich die Wassertropfen von der Hand, wischte sich den Rest an ihrer Tunika trocken, bevor sie aufstand und ebenfalls zu der Statue ging. Sie mußte hochsehen, um deren eigentliche Größe zu erfassen. Der Sockel war reich verziert. Schade, dass sie nicht wußte, wen sie darstellen sollte. Bestimmt eine Gottheit oder etwas ähnliches.


    Aretas stand auf der anderen Seite, sie ging ein Stück, bis sie ihn wieder sehen konnte. Den Römer vergaß sie für eine Weile, etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit um einiges mehr. "Was meinst du damit, deine Figuren?" Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er Figuren aus Stein meiselte, wann denn auch und mit welchem Stein? Marmor war teuer. Und dafür benötigte man Werkzeuge, die waren auch teuer. Unauffällig suchte ihr Blick seine Hände, um zu erkunden, ob die für diese Kunst geschaffen waren.

  • Entrückt sah er Chio an. " Ähm, achso meine Figuren." Er ging um die Statue herum und sah nach oben. " Sie können sich nicht mit der Statute messen, sind nur aus Holz und Knochen. So groß wie meine Handfläche, nicht der Rede wert." Chio schnappte aber auch alles auf. Heute Abend hatter wieder Zeit bis es dunkel wurde. Ein Stück war fertig. " Manchmal Abends setze ich mich hin und schnitze. " Er hatte die Statute das zweite Mal umrundet und setzte sich auf den Brunnenrand.

  • Verblüfft, überrascht, ungläubig, so konnte man ihren Blick wohl am besten beschreiben, mit dem sie ihm hinterhersah. Dieser grobe Kerl schnitzte Figuren? Und dann auch noch so kleine? Da war sicher viel Gefühl nötig, und das hätte sie ihm niemals zugetraut. Gut, bei den Pferden.. aber sonst. Noch einmal sah sie hoch, dann lehnte sie sich mit dem Rücken an die Statue. "Darf ich sie sehen? Ich meine.. zeigst du sie mir?" Chio war wirklich neugierig. Wahrscheinlich waren es nur grobe Figuren, dass sie so fein waren, wie diese Statue, konnte sie sich kaum vorstellen. Nur schade, dass sie ihm nicht dabei zusehen konnte. Aretas und schnitzen, irgendwie passte das für sie noch immer nicht zusammen.

  • Er schöpfte eine Hand voll Wasser und trank. Es lag keine Begeisterung in seiner Mimik. " Sie sind nicht so schön, wie die Statue." Er hatte das erste Mal auf der Weide bei den Pferden geschnitzt. Jedes Detail an ihnen kannte er im Schlaf, ihre Bewegungen, ihr Verhalten. Später kamen Rinder, Schafe und Ziegen dazu, Hirsche, Rehe, Wolf und Bär. Keine der Schnitzereien hatte er behalten. Entweder wurden daraus Opfergaben oder Spielzeug für die kleinen Geschwister seiner Freunde.
    " Wenn du wieder in den Stall kommst und Zeit ist, dann überlege ich mir das." Er machte beide Hände nass, grinste und spritzte Chio voll.

  • Ha, das hatte sie sich doch fast gedacht. Er wollte sich nur wichtig machen, das konnte er gut. Und sie damit beeindrucken? Auch möglich. Neugierig war sie nun auf jeden Fall. Mehr Zeit, um darüber nachzudenken, ließ er sie nicht. Noch bevor sie reagieren konnte, trafen sie die Wassertropfen und sein blödes Grinsen. "Na warte..." Schnell kam sie zu ihm an den Brunnen, schöpfte eine Handvoll Wasser und zahlte es ihm heim. Das war vielleicht ein bisschen zuviel nass.

  • Zu langsam, um vor dem Wasser zu flüchten. " Ähh...." Er schüttelte an seiner Tunika. Es änderte nichts, sie war durch. Grummelnd erhob er sich vom Rand, griff sie an den Armen und tat so, als ob er sie hinein schupsen wollte, hielt sie aber fest. Mit gespielter ernster Mine beugteer sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. " Kannst du froh sein, dass ich kleinen Mädchen nichts tue und Tiberia Faustina, wahrscheinlich noch schlechter auf mich zu sprechen wäre, als sie es schon ist." Chio nass von oben bis unten. Tiberia Faustina hatte dann einen Grund ihre Lust und Laune an ihm auszulassen. Er ließ Chio los. " Ich gehe bevor ich mir was weghole. Du kennst den Weg bis zur Villa ?" Er besah sich. Alles nass und kalt wurde es dazu. Die Sonne war nicht so kräftig um diese Jahreszeit, dass seine Tunika schnell trocknete. " Ich bringe dich hin. Sonst steigt sie mir aufs Dach." sagte er lachend. Er hatte das alles nicht so ernst gemeint. " Mir wird wirklich kalt."

  • Völlig erschrocken starrte sie auf seine Tunika. Im Affekt war sie zu weit gegangen. Sie wollte sich gerade entschuldigen, da packte er sie an den Armen und brachte sie der Wasseroberfläche gefährlich nahe. "Nein, nicht... " Erschrocken versuchte sie, sich zu wehren, aber er hielt sie zu fest.. und er hielt sie, ließ sie nicht fallen. Erleichterung. Aber er war böse. Zu recht. Wie ein begossener Pudel stand sie da, schuldbewußt, als er sie endlich losließ. Dabei wollte sie ihn nur ärgern. Betreten nickte sie. "Ja, ich kenne den Weg... tut mir leid." Er wollte sie tatsächlich hier stehen lassen, aber verdient hätte sie es. Doch dann war er wieder so fröhlich, als wäre nichts passiert. Er wollte sie doch nach Hause bringen. Sofort schlug ihre Laune um, sie wurde ärgerlich, oder eher beleidigt. Sie richtete sich wieder stolz auf. "Nein, ich finde den Weg, geh du nur schnell nach Hause, bevor du dich noch erkältest." Das sollte spöttisch klingen. Sie sah ihn noch kurz an, dann drehte sie sich um und ging Richtung Ausgang.

  • " Halt bleib stehen! " Er rannte an ihr vorbei und hielt am Ausgang. Stellte sich stramm wie ein Legionär hin. " Ohne Kontrolle kommt hier niemand durch." Seine Stirn schlug falten. Sein Blick zu Chio war ernst. " Wohin willst du und bist du sicher, dass du den Weg findest." Er hob den Zeigefinger, duldete keine Widerrede. " Ich werde dich begleiten und dir den Weg zeigen. Die Zeiten sind unruhig, hier läuft viel Gesindel rum. Folge mir." lächend sah er sie an, sein Unterlippe schob sich vor, er legte den Kopf schief. " Bitte."

  • Zuerst sah sie ihn verdutzt an... dann lachte sie laut los. So ein verrückter Kerl, unglaublich. Sie fing sich wieder, bemühte sich, ebenso ernst auszusehen wie er zuvor. Wie eine Dame aus feinster Gesellschaft stand sie vor ihm. "Ich möchte zur Villa Tiberia und ja, der Weg ist mir bekannt. Das Gesindel ist mir auch schon aufgefallen, vor allem dort hinten am Brunnen, da treibt sich das schlimmste von der Sorte herum." Sie deutete an die Stelle, an der sie vor kurzem noch standen. Länger konnte sie sich aber nicht beherrschen, fing wieder an zu lachen. Entschlossen hakte sie sich bei ihm unter. "Los, komm, bring mich schon nach Hause, bevor du dich wirklich noch erkältest." Vielleicht konnte sie in der Villa eine trockene Tunika für ihn organisieren, und etwas warmes zu trinken. Faustina wollte sicher auch nicht, dass er wegen Krankheit ausfiel.

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