Krisensitzung H.A. und Tarasios

  • Aviana war in heller Aufregung. Eben gerade wurde ihr durch den Ianitor eine Schriftrolle in die Hand gedrückt, die von äußerster Brisanz war. Ihr Vater*, noch einmal für kurze Zeit in Misenum um verbleibende Schriften zusammenzusuchen, war keine Option um mit ihm Rücksprache zu halten. Viele der Sklaven hatten ohnehin keine Ahnung, konnten die meisten doch nicht einmal lesen. Eigentlich konnte ihr hierbei ohnehin niemand helfen, Silana war erst seit kurzem da, Milo war viel zu jung. Aber mit irgendjemandem musste sie sich beraten, also hatte sie nach Tarasios rufen lassen. Er sollte schließlich in Verwaltungsdingen als Ansprechpartner dienen.
    >Tarasios, wo bleibst du...< murmelte sie ungeduldig und ging ein weiteres Mal im Kreis. Die Haare waren diesen Tag nicht gemacht und fielen komplett auf ihre Schultern herab. Eine einfache Tunika diente hausintern als Kleidungsstück, entsprechend war sie also nicht so verhüllt wie die letzte Zeit, da sie viel Besuch empfangen hatte. Abermals warf sie einen nervösen Blick auf das Schreiben in ihrer Hand. Was konnte ihr alles passieren? Sie schien ein Schreiben bislang komplett versäumt zu haben, konnte man ihr das als bösen Willen anrechnen? Oder käme es nur zu der Geldsumme, die aber ja schließlich auch absolut beträchtlich war? Davon konnte man mehr als zehn Sklaven kaufen! Verzweifelt raufte sie sich die Haare...


    An die Gens Helvetia
    Casa Helvetia
    Roma


    Betreff: Steuerurkunde


    Der Procurator a Memoria lässt mitteilen.


    Da bis jetzt keine Erklärung durch die Gens erfolgt ist, ebenso wenig ein Brief meinen Arbeitstisch erreicht hat, setze ich nun eine Frist, in der eine Erklärung oder die Überstellung der Steuerurkunde erfolgen muss. Wenn diese nicht erfolgt, verlangt der Staat von der Familie 3192 Sesterzen Steuernachzahlung.


    Die Frist endet am PRIDIE KAL MAR DCCCLXI A.U.C. (28.2.2011/108 n.Chr.).


    T. Decimus Verus






    Sim-Off:

    *Ich spiele das mit Geminus mal so aus, weil er aktuell keine Zeit zu haben scheint.

  • Tarasios hatte es sich eben bequem gemacht, da er keine Aufgabe zu erledigen hatte. Nach nicht allzulanger Zeit erschien ein - ihm bisher unbekannter Sklave - und frage ihn ob er Tarasios sei. Nachdem er dies bejahte wurde er relativ eilig mitgenommen um bei Aviana vorzusprechen. Der namenlose Sklave schien eilig, er hatte wohl zumindest mitbekommen, dass ein brisantes Thema vorlag.


    "Herrin, du hast nach mir rufen lassen?", fragte er Aviana direkt heraus, eilig und durchaus bewusst dass es nichts gutes sein konnte. Durchaus besorgt, dass er etwas falsch gemacht hatte erwartete er eine Antwort, und hoffte dass dem nicht so war.

  • Als sie Tarasios endlich kommen sah, ging sie mit großen Schritten auf ihn zu und musterte ihn. Sie hatte beinahe sehnsüchtig auf seine Ankunft gewartet und gehofft - und nun, da er da war, wusste sie nicht recht wo sie anfangen sollte. Viel Zeit gönnte sie sich allerdings nicht, denn innerlich war sie noch immer völlig aufgewühlt.
    >Tarasios, das nächste Mal bitte schneller. Aber egal, das tut jetzt nichts zur Sache. Ich habe ein Schreiben bekommen, das besagt, dass wir keine Steuerurkunde übergeben haben. Ich weiß überhaupt nicht, was ich jetzt machen soll... Vielleicht.. Vielleicht sollte ich einfach mal hingehen, meinst du nicht auch?< sah sie ihn aus fragenden Augen an. Irgendwie war es skurril, dass die Herrin den Sklaven um Hilfe erfragte, in Angelegenheiten, die er eigentlich überhaupt nicht kennt und nachvollziehen kann. Sie reichte ihm einfach das Pergament herüber, damit er sich etwas näher besehen konnte. Das Geld, um das es ging, war ganz gewiss kein Pappenstil.

  • "Was habe ich jetzt denn verbrochen?" waren die ersten Gedanken des Sklaven, als seine Herrin auf ihn zustürmte. Sie sah unruhig aus, der Stress stand ihr im Gesicht.
    Tarasios schwieg bis Aviana ihm die Urkunde übergab. Nachdem er das Pergament las und die nicht allzu geringe Geldsumme sah, die der Procurator a Memoria forderte war das erste das seinem Mund entfloh: "Ganz ruhig. Bleib erstmal ganz ruhig, du siehst grade nicht gut aus. Also schon gut, aber.. du weißt ja was ich meine.".
    Letzteres war relativ hastig hinten angefügt, nicht dass Aviana sich noch beleidigt gefühlt hatte - Das sollte ja nicht sein, denn es wäre ja auch zu Unrecht gewesen.
    Tarasios war sich nicht sicher, was für Folgen dieser Schrieb hatte. Doch faktisch musste die Forderung fallen gelassen werden, so die Helvtier alles einwandfrei gezahlt haben.


    "Sag.. Habt Ihr denn die Steuerurkunde abgegeben und ordentlich bezahlt? Wer kümmerte sich bisher um derlei?", war eine seiner ruhig gestellten Fragen. Er achtete sehr darauf ruhig zu bleiben um Aviana nicht weiter nervös zu machen. Er hätte sie am liebsten umarmt weil sie so aufgewühlt war, doch das wohl eine relativ ungewöhnliche Geste, die man schnell hätte missverstehen können und die sehr schnell zu seinem Weiterverkauf hätte führen können. Darum ließ er es.

  • Aviana musterte Tarasios Gesicht, das kaum Regungen beim Lesen zeigte. Erst als er geendet hatte, ließ er verlauten, was er davon hielt. Sie sollte ganz ruhig bleiben. Wie denn, wenn sie eine hohe Geldforderung ins Haus bekommen hatte und keine Ahnung hatte, was es damit auf sich hatte? Hierbei ging sogar ganz sein Kompliment unter, dass sie für gewöhnlich zu einem schüchternen Lächeln gebracht hätte.
    >Hach, warum muss sowas aber auch immer zu den blödesten Zeitpunkten passieren.< beklagte sich Aviana und verzog das Gesicht. Sie hatte keine Lust sich um solche stressigen Sachen zu kümmern. Andererseits hatte sie auch gelernt, langsam mal Verantwortung übernehmen zu können. Würde sie das nun eben anwenden. Sie atmete einmal tief durch und sah dann zu Tarasios.
    >Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Vermutlich Vaters Sekretär aber der ist gemeinsam mit Vater in Misenum. Da wird heute und die nächsten Tage oder Wochen nichts rumkommen.< meinte sie niedergeschlagen. Aviana selbst wäre auch sehr gern umarmt worden, aber in diesem Moment war ihr der Zustand nicht ganz klar. Und es war eigentlich auch egal wer - nur Trost hätte sie gut gebrauchen können. Sie wollte nicht mit den Finanzen ihres Vaters hantieren.

  • Ein blöder Zeitpunkt? Wann ist SO ETWAS kein blöder Zeitpunkt? Ob nun eben das Haus niedergebrannt ist oder ob man soeben verheiratet wurde - Es war immer ein blöder Zeitpunkt für derlei Geldforderungen, da biss die Maus ja wohl keinen Faden ab.
    "Egal wann, Aviana, das ist defintiv immer eine sehr, sehr schlechte Ausgangssituation.", sprach er ernst, beinahe streng zu ihr. Es war schon beinahe anmaßend, aber letztenendes nur ein Versuch sie zur Besinnung zu bringen.
    "Du weißt also nicht, ob die Summen entlohnt wurden und dein Vater ist nicht anwesend? In Ordnung, das sind denkbar schlechte Aussichten. Aber gut. Wir werden nicht die Zeit haben die beiden zu konsultieren. Lebt der Sekretär hier im Haus?", fragte er sie, nach wie vor mit ernster Stimme.


    Wo sollte das nur enden, was würde passieren wenn die Steuern hinterzogen wurden? Würde Aviana haften oder müsse ihr Vater dafür hinhalten? Egal was passierte, es würde definitiv kein einfacher Weg aus der Lage werden und es gab keine Zeit zu verschwenden.

  • Aviana registrierte, dass er sie beim Vornamen nannte. Es wunderte sie, bisher hatte das noch kein Sklave getan. Gleichzeitig warf es die Frage auf: Warum nicht? Überhaupt war 'Aviana' eine sehr vertraute Ansprache im Gegensatz zum Sonstigen 'Helvetia'. Aber sie würde nichts sagen. Jetzt nicht, später vielleicht. Erst einmal gab es anderen Klärungsbedarf.
    >Der Sekretär ist, wie gesagt, in Misenum mit Vater gemeinsam. Aber ja, für gewöhnlich lebt er hier. Er ist ein Freigelassener, nach langen Jahren des Dienstes an Vater. Da wollte er sein restliches Leben ebenfalls bei ihm verbringen.< erklärte Aviana und strich sich die Haare hinter die Ohren.
    >Versuch du in seinem Zimmer etwas darüber zu finden. Ich mach mich derweil zurecht und dann werden wir gleich einmal diesen Decimus aufsuchen und uns mehr Informationen von ihm besorgen.< erklärte Aviana und machte sich sogleich auf den Weg in ihr Zimmer.


    Sim-Off:

    Du wirst dort lediglich den alten, noch versiegelten Brief von Verus finden, aber nichts was auf eine Bezahlung hinweisen könnte :)

  • Warum nicht war eine gute Frage, über die Tarasios lange hätte nachdenken können, so ihm ein entsprechender Gedanke mitgeteilt worden wäre.
    Nunja. Jedenfalls war es gut, dass der Sekretär von Avianas Vater mit im Hause lebte. So hatte man wenigstens die Chance etwas zu finden was als Beweis diente dass die Gens Helvetia ihre Steuern brav entlöhnt hatte.
    "Sehr gut! Vielleicht finden wir in seinem Zimmer etwas passendes!", antwortete er ihr leicht grinsend, glücklich über diese Fügung.
    Er nickte ihr zu und stürmte in den Raum des Sekretärs, den ihm Aviana vorher gezeigt hatte. Er betrat ihn und ging sogleich bei jedem Dokument bei, das er fand. Es waren überschaubar viele, aber nichts was in irgendeinem Zusammenhang als Empfangsbestätigung für Geld oder ähnliches diente. Verdammt! Nur unnütze Papiere und ein alter, versiegelter Brief. Ob sich darin vielleicht etwas befand? Tarasios beschloss, den Brief mitzunehmen und ihn Aviana zu zeigen! Er ging schnellen Schrittes in Richtung Avianas Raum und klopfte, nicht allzu vorsichtig.
    "Aviana? Ich habe etwas gefunden, von dem ich nicht weiß was es ist. Es ist versiegelt.", sagte er und übergab ihr den Brief, in der Hoffnung, dass sie wüsste was darin ist.

  • Aviana saß lediglich in ihrer knappen Tunika auf einem Schemel und ließ sich die Haare relativ notdürftig durch eine Sklavin hochstecken. Sie würde sich nicht überkandideln, aber gerade wenn sie in offiziellen Belangen das Haus verließ, bemühte sie sich um Ansehen. Das hatte die Helvetia bitter nötig. Als er dann hereinkam hielt sie sich in einem Reflex die Arme vor den Leib. Im Grunde war er nur ein Sklave, es wäre nicht einmal schändlich, sich völlig nackt vor ihm zu zeigen. Dennoch griff hier Avianas Schamgefühl gegenüber einem Mann, als welchen sie Tarasios immerhin doch ansah.
    >Bleib dort.< meinte sie hektisch und entlockte der Sklavin hiermit doch ein breites Grinsen. Nur gut, dass Aviana dieses nicht sah. Dumm, wie sollte sie jetzt an den benannten, versiegelten Brief kommen? Sie streckte ihren Arm leicht nach hinten, um so Tarasios zu bedeuten, in ihr zu bringen. Wenn der Brief noch amtlich versiegelt war, würde sie ihn hoffentlich überhaupt brechen dürfen. Als sie die Rolle in der Hand hielt, setzte sie sich wieder völlig gerade hin, um die letzten Strähnen ebenfalls hochstecken zu lassen. Unbequem. Aviana verzog das Gesicht. Sklave müsst' man sein. Sie schmunzelte, dann warf sie einen Blick auf den Brief.
    >Das ist der vorhergehende Brief. Hast du sonst wirklich gar nichts Relevantes finden können, mit dem wir gleich bei Decimus aufschlagen können?< fragte sie mit hoher Stimme.

  • "Heiliges Kanonenrohr!" war der erste Gedanke des jungen Sklaven, als er die relativ.. unbekleidete Aviana dort sitzen sah. In anderen Momenten hätte er sich vermutlich einige Sekunden gegönnt zu gucken, bevor er dafür einen Schlag ins Gesicht bekäme; in diesem Falle beließ er es bei einigen, kurzen Blicken die sich aber nicht minder in seinen Kopf einprägten.


    Er folgte ihrer Anweisung und blieb kurz stehen, auf zweitere Anweisung rückte er ihr näher, übergab den Brief und hoffte es wäre etwas hilfreiches. War es nur leider nicht.


    "Nein, leider nicht. Ich habe alles durchsucht aber ich konnte nichts finden das uns sonst helfen würde.", sagte er ihr leicht deprimiert.
    Er überlegte. Was könnten sie tun? Es gab nicht viel, ausser vielleicht mit etwas Redegeschick an die Sache gehen.


    "Lass uns einfach zu ihm gehen und mit ihm reden. Wir müssen ihn nur überzeugen uns etwas mehr Zeit zu gewähren - Der Sekretär deines Vaters weiß bestimmt Rat!", sagte er nach kurzer Überlegung mit einem Gesichtsausdruck der sagte: Wir schaffen das.

  • Aviana konnte glücklicherweise keine Gedanken lesen und ging somit davon aus, dass Tarasios sie gar nicht erst gesehen hätte. Lediglich die Cubicularia warf ihm einen gestrengen Blick zu und steckte dann die letzte Strähne hoch. Mit einem knappen "Weggucken!" zischte sie Tarasios an und half Aviana anschließend, aufzustehen und sich in andere Kleider zu werfen. Sie würde nun eine blau aufgemachte Gewandung, zierliche, silberne Ohrringe und eine hübsche Hochsteckfrisur tragen. Wenn das den Decimer nicht beeindruckte - was dann?
    >Macht nichts, wir gehen jetzt einfach zu Decimus und werden das mit ihm klären. Ich hoffe er empfängt uns ohne Termin, aber alles andere wäre zu lange. Wird er sich wohl auf kurzfristigen Besuch einstellen müssen. Ich versuche das direkt zu klären, Dubnus war eigentlich immer sehr zuverlässig, ich denke schon, dass er die Zahlung veranlasst haben wird.< schilderte Aviana ihre Gedanken und ließ sich noch kurz die Augen etwas schminken. Als auch das endlich getan war - die Sklavin hatte wirklich vorsichtige Hände - stand sie auf und sah Tarasios an.
    >Das Reden wirst du diesmal aber mir überlassen.< grinste sie. Sie störte es nicht, wenn ein Sklave mit ihr wie mit gleichem Stand sprach - aber andere könnten sich unangenehm berührt fühlen.

  • "Was macht sie da eigentlich?", war eine Frage die in Tarasios Kopf umherschwirrte. Es mochte ja gut aussehen, aber warum macht eine nahezu hochverschuldete Frau derlei Anstalten gut auszuehen anstatt so schnell wie möglich das Problem aus der Welt zu schaffen? Es war Tarasios relativ unverständlich, aber er war ja auch keine Frau.


    "Er wird uns schon empfangen. Wenn er Forderungen stellt ist das wohl das mindeste.", antwortete er. Aber Aviana klang sehr unsicher. "Er wird die Zahlung ja wohl veranlasst haben".. Noch unsicherer und sie hätte gleich sagen können: Vielleicht hat er ja gezahlt. Aber fürs erste war es besser optimistisch zu denken, dass er gezahlt hat.
    Tarasios nickte ihr wieder nur zu, als sie ihn anwies nicht zu sprechen. Das konnte ja interessant werden, ob er sich wohl wirklich zurückhalten konnte?


    "Dann lass uns so schnell wie möglich los, auf dass wir dich aus dieser Schlinge befreien können."

  • Tarasios sollte sich eigentlich darüber im Klaren sein, dass die römische Oberschicht - und zur Unterschicht gehörten die Helvetier gewiss nicht - viel auf sich zu geben hatte. Auch wenn Aviana selbst dies nicht so wirklich Recht war, wie ein noch nicht erfundener Weihnachtsbaum herumzulaufen, erforderte es doch im geringen Maße die Sitte. Sie nickte ihm zu und verließ mit Tarasios als Anhang alsbald die Villa. Sie gingen zu Fuß, für eine so kurze Strecke empfand Aviana eine Sänfte als überflüssig.
    >Dann vergiss gleich nicht, mich bei der Wache anzukündigen und genau zu sagen, zu wem wir wollen. Zum Procurator a memoriae Decimus Verus.< wies sie ihn noch einmal genauer während ihres gemeinsamen Weges an. Dann hatten sie das Haus verlassen und näherten sich besagter Höhle des Löwen.

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