Ein Schiff für seinen Herrn

  • Zum Glück hatte man Wulfgar ein schnelles Pferd gegeben, so dauerte die Reise von Rom nach Ostia nicht so lange, wie sie hätte dauern können. Vor allem, wenn sein Dominus nach Eile verlangte. Nun war er am Portus Ostensis angekommen. Es war ein geschäftiges Treiben. Es gab viel zu sehen hier für den Germanen. Aber er hatte einen Auftrag und den musste er so schnell wie möglich beenden. Er musste ein Boot finden, welches noch heute nach Gallien aufbrach.
    Er brachte das Pferd in einen Mietstall, welcher zu einer Taverne brachte. Dann machte er sich auf um am Hafen ein Schiff für seinen Dominus Herius Claudius Mencrates und seine Begleitung zu finden.
    Als er unten am Hafen ankam war seine erste Überlegung mit den Leuten auf den Schiffen zu reden, aber die Frage war da eher, ob er eine Antwort bekäme. Vermutlich nicht. Also suchte er nach einer Person, die ihm eventuell weiterhelfen könnte. Also jemanden, der offiziell aussah und gerade nicht viel um die Ohren hatte, damit dieser Wulfgar helfen konnte.
    Als er besagten Mann fand, trat er dezent an ihn heran. "Verzeiht wehrter Dominus. Ich bin im Auftrag meines Herren, dem Dominus Herius Claudio Menecrates aus Rom hierher beordert worden. Er benötigt ein Schiff, welches heute noch nach Gallien aufbricht. Mein Dominus muss schnellstens dorthin. Könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen?" Wulfgar hoffte das er eine positive Antwort erhalten würde, damit er Menecrates das berichten konnte, sobald dieser hier eintreffen würde.

  • Der Schiffsherr zögerte nicht lange, als er den Namen Claudius und das Wort schnellstens hörte. Er witterte ein hervorragendes Geschäft.


    "Also, für besondere Fälle habe ich ein besonderes Schiff am Kai. Ich habe es Windjammer genannt, weil es Zwiesprache mit dem jeweiligen Windgott hält, wenn es sich von ihm über die Meere schieben lässt. Es fliegt förmlich dahin, die Winde scheinen es zu lieben." Der Händler ließ seine blumigen Worte zunächst wirken, dann sprach er weiter. "Allerdings kostet seine Nutzung auch einen dementsprechenden Preis." Nur eine kurze Atempause, dann fügte er an: "Es könnte auf der Stelle in See stechen, aber auch dieser Vorzug hat seinen Preis."

  • 'Windjammer' klang eher nach einem Schiff, welches darum bittet, das es morgen auch noch segeln könne. "Bitte zeigt mir euren Windjammer. Mein Herr muss in spätestens einen Tag nach abreise in Galien sein. Wenn es den Ansprüchen meines Herren genügt, bitte ich euch es sofort bereit zu machen. Ich bin nur hier um das Schiff zu organisieren und auf meinen Herren zu warten. Aber ich denke, wenn es den Zwecken genügt, wird es euer Schaden nicht sein."
    Schnellen Schrittes folgte Wulfgar dem Mann. Es war wichtig, dass das Schiff den Anforderungen von Menecrates entsprach. Wenn es das tun würde, würde Wulfgar sofort alles tun, das es jede Sekunde in See stechen könnte, damit Menecrates nach Germanien kommen konnte. Ach ja Germanien. Wie gerne wäre er wieder dort und könnte seine wilde Natur sehen.

  • Die Ansprüche des Kunden gefielen dem Schiffbesitzer nicht, aber er ließ sich nichts anmerken. Offensichtlich hatte er es mit einem geschäftstüchtigen Interessenten zu tun. Dass er sich mit seinem Schiff nicht verstecken musste, brachte der Mann durch seine Haltung und Miene deutlich zum Ausdruck.


    "Natürlich, kein Problem." Er führte den Interessenten zum Kai und wenige Doppelschritte vom Hauptsteg entfernt lag ein Schiff an den Leinen, dass einen baulich hervorragenden Zustand besaß und schnittig erschien. Die Planken blinkten, das Takelwerk machte einen zuverlässigen Eindruck und entsprach den neuesten Erkenntnissen über effektive Windausnutzung beim Segeln. Um ein Transportschiff handelte es sich nicht, auch nicht um ein Schiff, das auszog, um Fischfänge einzufahren. Es handelte sich vielmehr um ein wendiges Kriegsschiff der kleineren Art.


    "Das ist es."

  • WUlfgar hatte zwar wenig Ahnung worauf es bei einem Schiff ankam, welches auf dem offenene Meer segeln musste, begutachtete das Schiff. Es sah so aus, als ob es die Anforderungen von Menecrates erfüllen könnte. Zufrieden nickte der Germane. "Ja. Ich denke das dieses Schiff meinen Herren zufrieden stellen kann. Sorgt bitte dafür, das man jede Minute abreisen kann. Mein Dominus wird sicherlich bald hier erscheinen. Ich werde ihn hierher führen, wenn er hier eintrifft. Auch werde ich ihm berichten, wie hilfsbereit ihr seid."
    Dann ging er ohne ein weiteres Wort zu sagen zurück zum Stall um das Pferd zu holen. Dann wartete er nur noch auf die Ankunft von Menecrates.

  • Der Tross rollte drei Stunden später auf den Vorplatz des Hafengeländes. Menecrates entstieg der Kutsche, Hilfe lehnte er ab. Er wollte und musste sich langsam von der verhätschelnden Fürsorge seines Patrizierlebens in Rom verabschieden, denn er bestand schon immer auf der Vorbildrolle eines Legaten für seine Einheit. Und Komfort war das letzte, was ein Kastell oder ein Feldzug zu bieten hatte.
    Wulfgar musste die Ankunft bemerkt haben, er stand in unmittelbarer Nähe. Menecrates ging ihm entgegen.


    "Was konntest du erreichen?", fragte er, als Wulfgar vor ihm stand.


    Die Besatzung der anderen Kutsche verblieb zunächst auf dem Gefährt.

  • Nach knapp 3 Stunden des Wartens kam Menecrates samt kleinen Tross. Wulfgar, der bis dahin noch an einen Baum gelehnt hatte, ging dem Tross entgegen, als dieser zum Stehen kam. Als Menecrates ausstieg bemerkte Wulfgar einen gewissen Glanz in dessen Augen. Er "Dominus Menecrates, ich habe ein Schiff für euch gefunden. Es sieht so aus, als könnte es euch schnell nach Gallien bringen. Wenn ihr erlaubt, dann bringe ich euch umgehend dorthin. Im Anschluss werde ich dann gleich zur Villa zurückreisen, damit ich dort weiter meiner Arbeit nachgehen kann."

  • Die guten Nachrichten freuten Menecrates. Offensichtlich waren die Götter gewillt, ihn weitgehend zu unterstützen.


    "Das klingt gut in meinen Ohren", merke er an. "Ich möchte sofort in See stechen, gehen wir." Soweit es ging, führten Sklaven die Kutschpferde an die Anlegestelle, damit der Weg zum Umladen möglichst klein ausfiel. "Erst einmal kannst du beim Umladen des Gepäcks helfen", durchkreuzte Menecrates Wulfgars Vorstellungen während dem Gang zum Schiff. Beim Erreichen zeigte sich der Claudier zufrieden und die Verhandlungen mit dem Eigentümer dauerten nicht lange. Geld spielte bei Menecrates nur eine untergeordnete Rolle, er kam ohne Bauchschmerzen den Forderungen des Schiffseigentümers nach. Mit einem Wink wies er sogleich die Sklaven an, mit dem Umladen zu beginnen.


    "Zu deiner Arbeit wirst du zukünftig von mir eingeteilt", sagte er an Wulfgar gewandt. "Ab sofort bin ich dein Herr und ich habe beschlossen, dich mit nach Germanien zu nehmen. Sicherlich wirst du mir dort gute Dienste leisten können. Es liegt Jahrzehnte zurück, als ich das letzte Mal in Germanien war."

  • Natürlich half Wulfgar bei der Verladung des Gepäcks. Als ihn Menecrates darauf ansprach, das er in Zukunft zu ihm gehören würde und er mit nach Germanien gehen sollte, blieb er wie angewurzelt stehen. "Ihr meint, ihr nehmt mich mit nach Germanien? Da wo ich herstamme?" Irgendwie konnte Wulfgar das nicht glauben. Aber warum sollte Menecrates ihn anlügen? Germanien. Das Land seiner Väter und Götter. Ein Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Germanen. "Ich danke euch Dominus Menecrates."

  • Im Hafen von Ostia angekommen stieg ich aus der Kutsche und streckte mich als erstes.
    So ein gerumpele waren meine Knochen schon lange nicht mehr gewöhnt.
    Menecrates hatte schon mit dem Kapitän den Kosten abgeklärt und die ersten Sachen wurden schon umgeladen.
    Ich betrachtete noch die Schiffe die im Hafen lagern und entdeckte welche aus Griechenland. Warum konnte unsere Reise nicht dorthin gehen? In meiner Heimat würde ich bestimmt schnell einen Weg finden um nach Kreta zu gelangen. Dabei dachte ich an die vielen Geschäftspartner meines Vaters.
    Zu schade die Götter waren mir nicht gewogen und so musste ich zum kalten düsteren Norden.
    Ich ging zu Menecrates und erwartete eine Anweisung.

  • "Nichts zu danken", erwiderte Menecrates zu Wulfgar. "Ich denke vor allem praktisch. Da kommt jede Menge Arbeit auf dich zu, ich hoffe, du bist dafür bereit."


    Menecrates zog einen gut gefüllten Lederbeutel aus seinem Handgepäck. Die Ernennungsurkunde lag gut geschützt dabei. Dann winkte er Manuel heran. ZUm Umladen fand er den Jungen zu schwach auf der Brust, daher drückte er ihm den beutel in die Hand.


    "Für den Schiffseigner, unser Fahrtgeld. Sag ihm, wenn er gut segelt, bekommt er einen Bonus am Ende noch drauf."


    Das Umladen ging zügig von Statten. Macro, Wulfgar und zwei weitere Sklaven machten ihre Sache gut und meldeten schließlich, dass sie startklar seinen.


    "Gut. Ihr bringt die Kutschen und Pferde zum Gestüt bzw. zur Villa zurück", sagte Menecrates zu den Kutschern. Ihm fiel ein, dass er nun doch umsonst zwei Löffel und Teller mit hatte, aber das Gewicht dürfte nicht den Kohl fett machen. Ursprünglich glaubte er ja auch, sie würden über die Alpen reisen.
    "Alle Mann an Bord. Es geht los." Die erste Leine wurde schon gelöst und der Steinanker gelichtet. Menecrates sprang an Bord und die Schiffsreise ging los.

  • "Ja Dominus" antwortete ich mit einem Kloß im Hals. Nun ging es bald und unwiderruflich los. Langsam, als wenn ich damit etwas aufhalten könne, machte ich mich auf den Weg zum Schiffseigner. Auf dessen Gesicht spiegelte sich, nachdem ich ihm Menecrates Worte ausgerichtet hatte, sichtliche Zufriedenheit. Er versprach, dass er schon für eine schnelle aber auch sichere Fahrt sorgen würde.

  • Wulfgar konnte nicht abwarten bis es losging. Er würde seine Heimat wiedersehen können. Er wusste nicht wie es auf dem Meer war, aber wenn die Reise schnell voranging, wäre es nur schön und rechtens. Er konnte es nicht abwarten, bis es losging.

  • Wenn es nicht ums laufen ging, konnte Macro punkten. Er packte beherzt beim beladen mit an und versuchte außerdem, die Kisten und Truhen möglichst gut zu verladen. Dabei achtete er darauf, dass sie gesichert und über die Schiffslänge gut verteilt standen. Überlast auf nur einer Seite des Schiffes würde die Fahrt verlangsamen und außerdem ein Risiko bergen.
    Er sah genau hin, als die Leinen gelöst wurden und half anschließend mit.


    Als der Hafen Ostias immer kleiner wurde, schlich sich ein merkwürdiges Gefühl in ihn. Bislang hatte er sich gut abgelenkt, jetzt musste er sich eingestehen, dass eine junge Frau seine Sympathie gewonnen hatte. Im Nachhinein kam es ihm komisch vor, dass er so blind durchs Leben gegangen war. Diese Erkenntnis nützte aber nichts mehr, denn es würde kaum ein Wiedersehen in den nächsten Jahren geben. Er stieß sich von der Reling ab und ließ seinen Traum wie eine Leiche im Meerwasser zurück.

  • Wie bereits bei der Abreise seines Vaters hatte Galeo einen Sklaven damit beauftragt, ein Schiff nach Germanien zu ordern. Die Abreise fand nicht überstürzt statt, sondern erst, nachdem ein Schiff ohne Schmiergelder zur Verfügung stand.


    Die kleine Reisegesellschaft traf per Kutsche ein, nachdem sie an Roms Stadtgrenze die Sänfte für Galeo zur Villa zurückgesandt hatten. Seither mussten die Sklaven ebenfalls nicht mehr laufen. Galeo ging davon aus, dass sie ausgeruht der Kutsche entstiegen.


    "Für das ordnungsgemäße Verstauen des Gepäck seid ihr mir verantwortlich", kündigte er an, als er der Kutsche entstieg. "Wo ist meine Tasche mit dem Toilettenbesteck? Die will ich bei der Hand haben. Und ich möchte etwas essen, sofort."


    Dann fiel sein Blick auf Morrigan, die er bei seinem Vater abgeben sollte. Während ihn die anderen Sklaven nicht weiter interessierten, kontrollierte er bei ihr mit Blicken die Kleidung. "Dir ist bewusst, dass du in eine kalte Region umziehst?" Er sagte das vorbeugend, weil er nicht abschätzen konnte, wie warm sie wirklich gekleidet war.

  • Morrigans Augen wurden größer kalte Gegend?
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ne das hatte ihr keiner gesagt und woher sollte sie auch wissen, wo dieses Germanien war?
    Na prima und sie in ihrer kurzen Tunika, sie hatte die anderen Tuniken zwar eingepackt, aber warme Sachen? Wo sollte sie die denn hernehmen? Naja zur Not musste sie sich halt auf der Reise in eine Decke einwickeln, wenn gar nicht mehr anderes ging.
    Oder sie würde Galus etwas Silber aus dem Kreuz leiern, damit er ihr was warmes zum Anziehen kaufte. Ja das war ein guter Plan.
    Sie reichte Galus ein paar Kleinigkeiten zum Essen und seine Toilettenbesteck.

  • Na prima, sie war nicht instruiert, wohin sie gebracht wurde. Nicht, dass ein Sklave das wissen musste, aber wenn es um einen Klimawechsel ging, bot es sich an. Gallus' Laune verschlechterte sich weiter, denn natürlich gab es niemand, auf den er die Schuld schieben konnte. Im Grunde war es sein Versäumnis, aber zugeben würde er das nicht.


    "Naja, es wird in Germanien wohl auch einen Händler für Kleidung geben. Dort findet sich schon etwas für dich." Für ihn war jedoch klar, dass für einen Einkauf jemand anderer sorgen müsste. Seine Zeit konnte er nicht für so unwichtige Dinge verschwenden. Er reiste zu wichtigen Gesprächen und Verhandlungen.


    Er nahm das Essen und sein Toilettenbesteck, bevor er sich an Bord helfen ließ. Er blickte die Sklaven nicht an, als er sprach.


    "Ihr reist im Frachtraum. Das habe ich für euch so arrangiert. Dort ist es warm", beruhigte er sich selbst, denn zumindest die Luftzufuhr ließ zu wünschen übrig.
    Es verging noch eine halbe Stunde, bis die Ladung gelöscht und neu aufgenommen war, dann stachen sie in See. Der Wind erzeugte Wellengang mit weißen Hauben. Das Speisen wurde zunehmen schwierig, sofern man überhaupt Appetit verspürte.

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