Gemeinhin setzt man Abnoba mons mit dem Schwarzwald gleich. Das sollte man korrigieren: Damit ist nämlich der Gebirgszug Odenwald-Spessart-Vogelsberg- Rothaargebirge-Briloner Wald-Eggegebirge gemeint. Zumindest wenn man sich auf die Cosmographia des Klaudius Ptolemäus berufen will.
Ptolemäus lebte vermutlich von 100 bis 170 n. Chr. und hat neben anderen großen Werken (z.B. Almagest) auch die "Geographike Hyphegesis", im Sprachgebrauch der Humanisten "Cosmographia", verfasst. Er ist dabei von der Kugelgestalt der Erde ausgegangen und hat in diesem Werk ca. 6300 Orte der damals bekannten Welt mit Angabe der Längen- und Breitengrade aufgelistet. Ob die in Kopien auf uns gekommene Weltkarte von Ptolemäus selbst stammt, ist noch umstritten.
Wer sich ein Bild von dieser Weltkarte machen will:
Lelio Pagani (1990):
Ptolemäus - Cosmographia - Das Weltbild der Antike - . Stuttgart: Parkland Verlag.
Nun waren die geodätischen Grundlagen in der Antike noch recht fragmentarisch, so dass Ptolemäus sich bei seinen Berechnungen auf militärische Vermessungen, Angaben aus den limitationes der Finanzverwaltung und schließlich auch auf Reiseberichte von Händlern und Seefahrern stützen musste. Dass seine Koordinaten oft fehlerhaft sind, versteht sich von selbst. Einige moderne Kartographen haben jetzt die ptolemäischen Koordinaten überprüft und Algorithmen zur Entzerrung ausgearbeitet. Die Ergebnisse sind nachzulesen in:
Kleineberg, A; Marx, Chr.; Knobloch, E. und D. Lelgemann (2010): Germania und die Insel Thule - Die Entschlüsselung von Ptolemaios' >Atlas der Oikumene<. Darmstadt: Wiss. Buchgesellsch.
Dabei konnte so manches Rätsel bei der Lokalisierung antiker Ortsangaben und auch so mancher Irrtum lokalpatriotischer Historiker aufgeklärt werden. Auch die frühe Existenz germanischer Siedlungen (z.B.Hannover) in der Germania Magna ("dunkle Wälder und Moore") konnte nachgewiesen werden.