Kaum dass man die Einladungen zur Sponsalia des Tiberius Durus und der Aurelia Flora verschickt hatte, hatte es sich natürlich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Innerhalb kürzester Zeit war es zu dem Thema geworden, über das sich alle, vor allem die Klatschmäuler, unterhalten mussten. Es kam irgendwie überraschend. Denn sonst sickerten solche Entscheidungen ja immer irgendwie durch und kündigten sich an. Diesmal nicht, denn Flora hatte nicht das Bedürfnis gespürt der ganzen Welt laut zu verkünden, wen sie heiraten würde. Nach wie vor, war sie nicht wirklich glücklich, obwohl es viele Frauen gab, die es ihr neideten, dass sie einen so angesehenen, so mächtigen und reichen Mann heiraten würde. Die wohl beste Partie, die es derzeit gab. Wenn man einmal von Vescularius Salintor absah. Ein ebenso begehrter Junggeselle.
Innerhalb kürzester Zeit wurde sie zum Mittelpunkt des Interesses und es trudelten jede Menge Einladungen zu einem Essen oder zu einem Schwätzchen ein. Mit einem Male hatte sie unzählige Freundinnen von denen sie vorher nichts gewusst hatte. Manche Namen hatte sie sogar noch nie gehört. Und natürlich wollten diese alle als Erstes wissen, wie es denn zu dieser Verlobung gekommen war. Denn jede behauptete von sich, ihre aller beste Freundin zu sein und schmollte, weil sie nicht vorher schon etwas gesagt hatte.
Dann gab es natürlich auch die Neider, diejenigen die sich erhofft hatten diesen Junggesellen für sich zu gewinnen. Sie alle wurden enttäuscht, was zur Folge hatte, dass sich in Windeseile ein paar unangenehme Gerüchte über die zukünftige Braut verbreiteten. Nichts was ihrem Ruf geschadet hätte, nur etwas bösartiger Spott. Das gehörte dazu.
Diese Verlobung katapultierte sie förmlich in den Status einer angesehenen jungen Frau, deren Meinung wichtig war. Etwas, dass sie erst einmal überforderte. Denn bisher war sie nur eines der unzähligen jungen Dinger einer einflussreichen Familie gewesen. Ein Mauerblümchen, nichts Besonderes, denn es gab ja schließlich viele Familien mit Töchtern im heiratsfähigen Alter.
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Da die Hochzeit den Bräuchen nach im Hause der Braut stattfinden würde, hatte man sich dazu entschlossen die Sponsalia in der Villa Tiberia stattfinden zu lassen. Dementsprechend hatte man das Haus reich geschmückt. Natürlich nicht zu vergleichen mit der flavisch-aurelischen Hochzeit, welche wohl an Pomp und Prunk nicht zu übertreffen war, aber so, dass man die Gäste durchaus beeindruckte.
Elegant waren Blumen und Stoffe drapiert, Statuen und Büsten dezent aber eindrucksvoll aufgestellt. Dem Anlass entsprechend. Auch das Wetter spielte mit, die Sonne strahlte warm und täuschte darüber hinweg, dass es eigentlich noch Winter war.
Lysandra hatte Stunden gebraucht um Flora die Haare zu machen und sie zu schminken. Sie sollte ja schließlich nicht wie ein aufgedonnertes Flittchen wirken, sondern an Anmut und Schönheit mit Venus zu vergleichen sein. Als sich die Aurelia im Spiegel betrachtete, musste sie zugeben, dass wirklich hübsch aussah. Dezent, aber wirkungsvoll geschminkt, in ein Kleid aus dunkelgrüner Seide gehüllt, passend zu ihren Augen. Die Locken mit goldenen Kämmen und Spangen kunstvoll aufgetürmt.
Eine Sänfte brachte sie zu ihrem baldigem zu Hause und ihrem zukünftigen Gatten. Tiberius Durus ließ es sich nicht nehmen, sie persönlich zu Empfangen. Nur wenige Augenblicke nach ihrer Ankunft trafen dann auch schon die ersten Gäste ein. Alles was Rang und Namen hatte, war geladen worden. Zuerst trudelten natürlich die Aurelia ein, oder jedenfalls jene Familienmitglieder die in Rom weilten. Ursus würde nicht kommen können. In Mantua war eine fürchterliche Seuche ausgebrochen, seine Pflichten hielten ihn an Ort und Stelle, ebenso die Furcht davor, diese Krankheit zu verschleppen. Nach und nach trafen dann auch die übrigen Gäste ein.
Zu ihrer eigenen Überraschung gefiel es Flora irgendwie im Mittelpunkt der gesamten Aufmerksamkeit zu sein. Sie wurde mit Komplimenten überschüttet und Durus zu seiner hübschen Braut beglückwünscht.
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Eine Heirat zwischen Aurelia Flora und Tiberus Durus? Aemilia Delmatica war alles andere als erfreut, als sie von dieser Verbindung hörte. Nein, besser gesagt war die Aemilia stink wütend. Hauptsächlich auf die Aurelia, die es tatsächlich gewagt hatte ihr einen der angesehensten und begehrtesten Männer Roms vor der Nase wegzuschnappen. Nun könnte man sicher fragen welche Chancen die Aemilia bei dem Tiberer überhaupt gehabt hätte? Aber diese Frage stellte sich Delmatica gar nicht, da sie von sich selbst überzeugt genug war zu glauben, dass sie den Tiberer - früher oder später - herum gekriegt hätte. Und nun? Nun musste sie mit ansehen wie Durus und Flora zusammen die Sponsalia feierten (zu der man sie natürlich ebenfalls eingeladen hatte, schließlich gehörte sie zu den wichtigen Personen Roms). Ein Fehler? Tja, ob die Aurelia wusste auf was sie sich da eingelassen hatte und, dass sie eine Neiderin hatte? Auf alle Fälle würde die Jüngere es bald erfahren ,… oder sich zumindest wundern warum ihr denn plötzlich so, … so übel wird …
… Ein böses Grinsen huschte über Delmaticas Gesicht als sie dem Sklaven nach blickte, der das Geschenk von ihr (selbstverständlich unter einem anderen Namen) zu den übrigen Geschenken brachte. Eine edle Schatulle aus Gold mit einer Auslese an kandierten Früchten. Süß und lecker und mit einer ganz besonderen Note versehen, die alles andre als gut für das leibliche Wohlbefinden wäre. Das geschieht ihnen nur recht, dachte Delmatica, wobei sie inständig hoffte, dass die Aurelia die Süßigkeiten ganz alleine vernaschen würde. Oh ja und nur zu gerne hätte sie dabei zu gesehen, wie schlecht es dieser danach ergehen würde … und wer weiß, vielleicht wäre ja der Tiberer schon bald wieder zu haben.
[SIZE=7]by Aurelia Prisca[/SIZE]
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Auch Claudia Livineia war – natürlich – zur Verlobung von Aurelia Flora und Tiberius Durus eingeladen worden. Sie kannte die beiden nicht sonderlich gut, aber immerhin hatte sie nun die Gelegenheit dazu. Es gab schließlich noch viele mehr, die dort sein würden. Und eine gute Sache, von der auszugehen war, war, dass dort keinerlei Plebejer sein würden und selbst wenn – keine Plebejer die sich in Rom noch keinen Namen gemacht hatten. So hatte sich die junge Claudia also auf den Weg zur Sponsalia gemacht und war pünktlich angekommen. Einen ziemlichen Schrecken hatte sie bekommen, als sie das ‚junge‘ und ‚glückliche‘ Paar gesehen hatte. Jung stimmte definitiv nicht und auch über glücklich ließ sich streiten, aber das stellte Livineia einfach mal nicht in Frage. Selbst wenn Durus nicht mehr der hübscheste Junggeselle Roms war, war er doch einer der mächtigsten und einflussreichsten. Trotzdem war Claudia froh, dass ihr dieses Los erspart bleiben würde. Schließlich gab es auch junge, erfolgreiche Männer, an deren Karriere man durchaus auch mitwirken konnte. Verdeckt natürlich nur. Flora, überlegte sie, würde nur eine hübsche Begleitung sein, aber viel Einfluss würde sie auf den alten Tiberier nicht mehr nehmen können. Lächelnd hatte Livineia dem Paar ihr Geschenk überreicht – ein wirklich edler Tropfen aus Hispania. Bei der Sponsalia ging es noch nur um Aufmerksamkeiten – zur Hochzeit würde sie sich mehr einfallen lassen müssen. „Ich wünsche euch alles Gute, Tiberius und Aurelia.“ Sagte sie mit ihrem klassischen Lächeln – herzerwärmend und zugleich eisekalt. Herzerwärmend auf den ersten Blick, beim näheren Hinsehen fiel jedem sehr guten Beobachter auf, dass dahinter nicht viel steckte. Tiberius schätzte sie als solchen ein, aber von einer Patrizierin wurde schließlich auch nicht erwartet, dass sie jeden Wildfremden mit Liebe anlächelte. Pragmatisch und korrekt – das wurde erwartet. Den restlichen Abend verbrachte Livineia relativ unspektakulär. Ein paar Leute hatten sich mit dem Wein verschätzt. Sowas passierte auf etlichen Feiern. Livineia war davon bisher glücklicherweise verschont geblieben. Ihr war es geglückt, die Claudier, an deren Seite sie die Feier besuchte, würdig zu vertreten. Auch potentielle Heiratskandidaten hatte sie gesehen, aber so richtig zugetan war sie keinem von ihnen. Irgendwann würde es soweit sein, aber das müsste dann der Vater entscheiden. Ja, Vater könnte sich auch mal wieder in den heimischen Gefilden zurückmelden. Sie freute sich schon auf die irgendwann folgende Hochzeit. Sie mochte gesellschaftliche Abende sehr gern, es bot die Möglichkeit zum Knüpfen von Kontakten, die mit Sicherheit irgendwann einmal nützlich sein würden. Lediglich im späteren Verlauf des Abends kam es noch zu einem angeregten Gespräch mit einem jungen Mann, den die selbstverliebte Livineia am nächsten Tag allerdings schon wieder vergessen haben würde. Es handelte um neckisch verpackte Wortspiele, mal lauter, mal leiser, je nach Brisanz. Auch der Vescularier blieb hierbei nicht gänzlich verschont, waren aber die beiden Adligen doch sehr darauf bedacht, ihre Familien nicht in Verruf zu bringen. So blieb alles unausgesprochen, bestenfalls hübsch verpackt.
[SIZE=7]by Claudia Livineia[/SIZE]
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Überraschend war, dass Faustina einen Begleiter hatte. Octavius Macer, einen Jung-Senator. Noch Überraschender war, dass Faustina verkündete, sie hätte sich mit ihm Verlobt. Für einen Moment kippte doch glatt die Stimmung. Durus wirkte, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er mit dieser Verbidnung nicht einverstanden war. Am liebsten hätte er den Octavier wohl vor die Tür gesetzt. Flora hörte ihren Verlobten so etwas wie Meine Zustimmung hab ich nicht gegeben murmeln. Was hatte sich Faustina bloß dabei gedacht den Octavier als ihren Verlobten vorzustellen, wenn doch anscheinend noch nicht das letzte Wort in dieser Sache gesprochen war. Sie hatte Durus in gewaltige Verlegenheit gebracht.
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Es entbehrte nicht eines gewissen Humors, dass Ahala nun schon zum zweiten Mal Zeuge wurde, wie sein geschätzter Senior sich daran machte, in den Hafen der Ehe einzulaufen, und das wo dieser doch selbst eigentlich schon nicht mehr allzu gut zu Fuß war. Kurz nach der Ankunft seines künftigen Adoptiv-Sohns aus Sicilia war es die Hochzeit mit Aurelia Laevina gewesen, und da diese nach kurzer Zeit bereits fahnenflüchtig geworden war, hatte ihre Familie für prompten und gleichwertigen Ersatz gesorgt: Aurelia Flora, noch jünger als ihre Vorgängerin und, zumindest in den Augen ihres künftigen Stiefsohns, auch noch attraktiver. Ahala war im Grunde seines Herzens mehr als froh, dass der Hochzeitskelch wieder einmal an ihm selbst vorbeigegangen war, musste jedoch zugeben, dass Flora in einem derartigen Szenario noch die am wenigsten abschreckende Kandidatin gewesen wäre. Aber nun war sie endgültig vom Markt, und wer wusste schon, was Durus irgendwann für ihn aus dem Hut zaubern würde…vermutlich irgendein borniertes, langweiliges Geschöpf wie seine Cousine Lenticula daheim in Syracusae, voller Standesdünkel, Einfallslosigkeit und Pickel…
Ahala drehte mit einem kleinen Seufzer den Weinkelch in seiner Hand hin und her und ließ den Blick eher lustlos über die anwesenden Gäste schweifen. Ein bisschen SmallTalk hier und da, ein paar Artigkeiten, und dann konnte er sich vielleicht unauffällig absetzen....
[SIZE=7]by Aulus Tiberius Ahala Tiberianus[/SIZE]
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Je länger dieses Fest andauerte, umso ausgelassener wurde die Stimmung. Der ein oder andere Gast war dem Wein mehr zugetan, als gut für ihn war.
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Nach der Hochzeit ihres Bruders, war die Sponsalia das zweite Großereignis, welchem Domitilla hatte beiwohnen dürfen. Wie immer wurde sie von ihrer Kinderfrau und Leibsklavin Amalthea begleitet, die stets ein wachsames Auge auf die junge Flavia warf. Dieser Vorsatz hatte auch diesmal gegolten. Doch was die alte Griechin nicht ahnte und was sie auch nie für möglich gehalten hätte, war die Tatsache, dass ihre Bestrebungen für dieses Mal sabotiert werden sollten.
Die junge Flavia hatte die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes auf sich gezogen, der es geschickt verstanden hatte, sie in ein unverfängliches Gespräch zu verwickeln, während sein Sklave sich an die alte Griechin heran machte, um sie von ihrem Schützling abzulenken.
Domitilla, die gewissermaßen in manchen Dingen noch sehr naiv und unerfahren war, dachte wohl kaum einen Augenblick daran, dass dies etwas verwerfliches sein konnte. Ganz im Gegenteil, allein schon deshalb, weil sie dem jungen Mann, dessen Namen sie gar nicht kannte, aufgefallen war, fühlte sie sich dadurch erwachsener, als sie es eigentlich war. Außerdem war ja Amalthea nicht zur Stelle, die sie ermahnen hätte können.
Und dann war da noch der Wein, der dieses Fest für die junge Flavia, oder besser gesagt, für fast alle anwesenden Gäste unvergessen machen sollte. Die Flavia selber hatte wohl am Schluss gar nichts mehr mitbekommen, wie ihr geschah.
Es hatte ganz lapidar angefangen, mit einem Becher Conditum Paradoxum. Gut, der Gewürzwein schmeckte lecker und war ganz und gar nicht unverdünnt. Die junge Flavia war bislang nur leichte Getränke gewöhnt und kannte daher noch nicht die Gefahren des Alkoholkonsums.
In der Gesellschaft des jungen Mannes, dessen Name an dieser Stelle auch nicht mehr zu eruieren ist, wurden schnellaus einem Becher ein zweiter und bald darauf auch ein dritter. Domitillas Stimmung wurde ausgelassener, was wohl vielen der Gäste nicht entgangen war.
Als sie schließlich den zehnten geleert hatte, was an sich schon eine Leistung war, wurde der Ärmsten plötzlich schlecht. Der junge Mann, ganz Kavalier, wollte die junge Flavia hinaus an die frische Luft begleiten, auf dass sie sich erholen konnte. Unglücklicherweise kamen sie nur bis ins Atrium. Genauer gesagt bis zum Impluvium. Beim Anblick des darin befindlichen Wassers überkam sie ein seltsames Gefühl. "Hier schwankt alles…ich …ich glaube… ich glaube ich bin… seekrank…" Dies waren ihre letzten Worte, bevor sie sich schließlich in die Fluten stürzte und um Hilfe rufend, mit den Armen zappelte. Beinahe wäre sie ertrunken! Wäre da nicht doch noch Amalthea zur Stelle gewesen, sozusagen in letzter Minute…..
[SIZE=7]by Flavia Domitilla[/SIZE]
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Damit war es das auch schon mit der Sponsalia