[Atrium] Wiedersehen

  • Der Sklave erkannte sie wieder. So ziemlich alle Sklaven des Hauses dürften sie eigentlich kennen, hatte sie doch eine Zeitlang das Haus gehütet, als Macer sein Tribunat ableistete und nicht in Rom war. Diesen Freundschaftsdienst hatte sie gern getan.
    Rufus wurde Neugierig gemustert und sie konnte die Frage in den Augen des Sklaven erahnen. Ja, das war ihr Kind. Ein Fremdes würde sie wohl kaum mitnehmen. Ihr war es gelungen ihr Schmuckstück vor den Finger ihres Sohnes zu retten, während sie im Atrium auf Macer wartete. Was sich wohl alles im Leben ihres Freundes verändert hatte? Das er Senator geworden war, dass wusste sie bereits. Doch sicherlich gab es mehr als nur das. Vielleicht eine Frau? Jemand der ihn über Septima hinweg trösten konnte. Sie wünschte es ihm vom ganzen Herzen. Ob er wusste, dass auch sie nun Mutter geworden war? Mit Sicherheit, solche Dinge sprachen sich ja schnell herum.

  • Macer war von der Nachricht seines Sklaven sehr überrascht, hatte Calvena doch kein Besuch angekündigt. War sie etwa zu einem Besuch in Rom? Oder war Valerian endlich wieder nach Rom versetzt worden? Schnell sprang Macer auf und rannte ins Atrium.


    Er sah sie und es war wirklich Calvena, sein Grinsen wurde breit und er ging mit offen Armen zu ihr um sie fest zu umschlingen. Das Kind bemerkte er im ersten Moment gar nicht, dieses wird sich aber sicher gleich um die Aufmerksamheit bemühen.


    Calvena, was für eine Überraschung...bin sprachlos.

  • Dass sie nach Rom zurück kehren würde, hatte sie nicht groß angekündigt. Es sollte eine Überraschung sein und diese war gelungen. Auf der Hochzeit Priscas hatte sie schon für ein bisschen Aufregung und helle Freude gesorgt. Lange war sie zwar nicht gebelieben, weil die Reise ihr noch in den Knochen gesteckt hatte, aber ihre Freundinnen hatte sie als Erstes davon unterrichten müssen, dass sie zurück war. Und nun war Macer dran.
    Der Octavier kam etwas atemlos ins Atrium gestürzt. Für einen Senator, der er nun einmal war, so gänzlich untypisch und auch irgendwie ein wenig unwürdig. Aber seine Freude über ihr wiedersehen war ehrlich anzusehen und sie waren ja unter sich. Etwas überraschend fand sie sich in einer herzlichen Umarmung wieder.
    Rufus war wenig begeistert davon, plötzlich zwischen den Körpern der Erwachsehen eingeklemmt zu sein. Er gab einen Protestlaut von sich. Lachend befreite sich Calvena von Macer. „Du sprachlos? Das kommt nicht oft vor“, scherzte sie. „Wir sind wieder zurück und wie du siehst, nicht allein. Darf ich dir Lucius Rufus vorstellen“, strahlte sie ihm entgegen. Stolz streichelte sie ihrem Sohn über den dunklen Schopf.
    „Valerian wurde zu den Cohorten versetzt“, sie machte eine kleine Grimasse. „Salinator hat es auf ihn abgesehen“, meinte sie mit einem kleinen Seufzen. „Ich muss dir aber erst einmal gratulieren. Du hast es geschafft, du bist Senator! Das hast du wahrlich verdient!“

  • Macer musste bei dem Anblick des Kleinen lachen, hatte er es doch tatsächlich fast übersehen. Er freute sich über den Nachwuchs im Hause der Germanica, Rufus sah wirklich süß aus. Am liebsten würde er ihn fest in die Arme nehmen, doch behielt er Anstand und lies seine Hände bei sich.


    Das ist also die zweite Überraschung dieses Abends. Wie viele kommen doch noch? Ich freue mich unglaublich für dich, ich meine euch. Das Familienglück ist perfekt.


    Die Versetzung von Valerian hatte er nicht mibekommen, um so freudiger war die Nachricht. Ihr bleibt also in Rom?

  • „Also sooo überraschend kann es nicht sein“, zwinkerte sie ihm zu. „Ich hab dir doch geschrieben“, sie klang fast ein bisschen vorwurfsvoll, weil sie auf ihren letzten Brief keine Antwort erhalten hatte. Wirklich Böse war sie ihm deshalb nicht, sie konnte durchaus verstehen, dass er viel zu tun hatte und daher wenig Zeit fand sie über die neusten Entwicklungen zu unterrichten. Das Leben in Rom unterlag seinen eigenen Regeln. Er hatte es in ihrer Abwesenheit zum Senator geschafft. Macers Blick ruhte auf ihrem Sohn. In seinem Blick lag eine gewisse Sehnsucht danach selbst eine Familie zu gründen. „Wie sieht es bei dir aus? Also mit den Frauen und Plänen zur Familiengründung?“ fragte sie ihn. „Du müsstest doch jetzt zu den begehrten Junggesellen gehören. So als Senator.“


    „Solange bis Salinator einen Grund findet, Valerian erneut zu versetzen und zu degradieren“, meinte sie ernst und zog eine kleine Grimasse. Dieser Kerl konnte einem wirklich den Tag verderben. Bis auf diese Kleinigkeit war ihr Familienglück tatsächlich perfekt.

  • Den Brief musste Macer wohl in der Tat verlegt haben, denn er konnte sich nicht daran erinnern.
    Bevor Macer weiter sprach bat er Calvena sich zu setzten, zumal der kleine Klops auf ihrem Arm sicher irgendwann schwer werden würde ;).


    Ja die Frauen. Als Senator kommen die Frauen auch nicht von alleine, im Moment bin ich allerdings verlobt mit einer bildhübschen Tiberia. Eine Heirat wäre schön, da wäre aber noch Durus...

  • Mit einem Lächeln folgte sie Macers Einladung und ließ sich in einen der gemütlichen Korbsessel sinken. Da Rufus zappelte und strampelte, ließ sie ihren Sohn kurzerhand auf den Boden gleiten, sollte er ruhig ein wenig herum krabbeln. Mittlerweile hatte sie Übung darin ihren Sohn zu beobachten und gleichzeitig sich mit jemand zu unterhalten. Nicht dass irgendetwas zu Bruch ging, weil ihr Sohn zu übereifrig war im Erkunden der Welt. Erst einmal blieb er nur zu ihren Füßen sitzen, die Finger in den Mund gesteckt, drehte er den Kopf mal in die eine, dann in die andere Richtung.


    „Du bist verlobt?“ Calvena sah ihn überrascht an. Das war eine Neuigkeit mit der sie nun gar nicht gerechnet hatte. Ausgerechnet eine Tiberia war es dann. Anscheinend hatte ihr Freund eine Schwäche für die Frauen dieser Gens, nur ein überaus unglückliches Händchen. Erst Septima, welche ja einen Aurelier geehelicht hatte und nun stand wohl der Pontifex Tiberius Durus dieser Sache nicht gerade wohlgesonnen gegenüber. „Kann es sein, dass du es liebst, wenn dein Leben kompliziert ist?“ fragte sie scherzend, wurde dann aber wieder ernst. „Ich wünsche dir natürlich alles erdenklich Gute. Meinen Glückwunsch. Ich hoffe, dass ihr Durus irgendwie überzeugen könnt, dieser Verbindung doch etwas Gutes abzugewinnen!“


    „Was hat sich in den letzten Monaten in Rom ereignet? Erzähl mir alles. Man ist zwar in Mogontiacum nicht vom Rest der Welt abgeschnitten, aber die weitreichenden Ereignisse erfährt man leider viel zu spät. Und naja der unwichtige Klatsch und Tratsch wird dann schon mal vergessen.“

  • Ich weiß auch nicht, Patrizierinnen scheinen mich anzuziehen. Durus wird schon zu überzeugen sein, ich habe ja auch ein paar Argumente. Damit meinte Macer nicht nur seine politische Stellung, sondern vielmehr sein großes Erbe und die Grundstücke, die er besaß.


    Die Ereignisse in Rom, glaubst du denn wirklich, dass ich die beste Quelle dafür bin? Ich kann dir leider nichts darüber erzählen, hatte auch wirklich viel zu tun. Am besten du frägst eine deiner alten Freundinnnen. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sich solch ein Treffen gestalten würde. Hoffentlich musste Valerian nicht dabei sein.


    Wie erging es dir denn im Norden. Ich wollte ja schon immer mal nach Germania, mir wurde das bisher aber verwehrt.

  • Die Frage wer wohl wen anziehend fand, erübrigte sich. Sie hegte den Gedanken, dass Macer ganz nah der Macht sein wollte. Erst hatte sich von Salinator ein wenig protegieren lassen und nun war er mit einer Frau aus eine der mächtigsten Familien Roms verlobt. Durchaus beeindruckend. Doch gab es sicherlich mehr als nur ein Hindernis. Sie war gespannt, wie sich ihr Freund am Ende durchsetzen wollte. „Ob ein paar Argumente ausreichen?“, sie blieb ein wenig skeptisch. Liebe war kein Grund zu heiraten, nicht in den patrizischen Kreisen. Man war vielmehr auf die günstigste politische Verbindung aus. Aber das wusste er sicherlich selbst.


    „Wer wenn nicht du? Du bist Senator und damit direkt ein Quell zu den Plänen der Mächtigen“, es konnte doch nicht sein, dass sie besser Bescheid wusste was sich in Rom tat, wie er. Das wollte sie ihm auch nicht wirklich glauben. „Ich bin mir sicher, du weißt ein paar Dinge die ich nicht weiß“, zwinkerte sie ihm zu und ließ auch nicht locker. „Mit meinen Freundinnen werde ich mich noch treffen“, ihr Lächeln wurde verschmitzt. „Wir haben uns viel zu erzählen. Du weißt das Serrana und Sedulus Zwillinge bekommen haben?“ tat sie ihm den Gefallen und plauderte aus dem Nähkästchen um ihm einen Anreiz zu geben, endlich auch mal mit Neuigkeiten heraus zu rücken.


    „Ganz ehrlich? Es war ein bisschen langweilig. Germanien hat durchaus seine Reize und auch die Leute sind durchaus freundlich, aber mir haben meine Freunde gefehlt. Der Winter war lang und öde, es lag so viel Schnee dass man kaum das Haus verlassen konnte!“

  • Die Hochzeitsgeschichte lies Macer fallen, es gab sicher wichtigeres für die beiden, zumindest in diesem Moment. Ich wusste von einer Schwangerschaft, dass es Zwillinge geworden sind, das ist mir neu. Er musste lachen bei der Vorstellung wie Sedulus mit zwei kleinen Kindern umgehen würde.


    Mir fällt spontan nur der Rücktritt des Decimus Livianus ein, Annaeus Modestus wird sein Nachfolger bei der Legio in Germania. Der Prozeß schien ihn doch mehr gestört zu haben als angenommen. Macer tat es umheimlich leid, dass er diesen Prozeß durchziehen musste.


    Schnee, wie schön. Ich kann mich gar nicht erinnern, ob ich jemals Schnee berührt habe. Wie gern ich dich doch besucht hätte. Aber egal, jetzt bist du ja hier bei mir in Rom. Was willst du eigentlich jetzt machen? Ich meine für deine Dienste für die Götter?

  • „Ich bin mir sicher, die Zwillinge werden das ganze Haus auf Trab halten. Und zusammen mit Sabina sicherlich schwerer wie ein Sack Flöhe zu hüten sein“, witzelte sie und warf ihrem eigenem Nachwuchs einen aufmerksamen Blick zu. Doch Rufus war friedlich, saß da und sah sich immer noch um.


    Langsam nickte sie. „Nur das Anneus Modestus der neue Legatus Augusti ist und Vinicius Hungaricus ersetzt hat. Ich glaube Decimus Livianus wurde durch jemand anderen ersetzt… einem Claudier“, fiel es ihr dann ein. „Aber den haben wir nicht kennen gelernt, da waren wir schon auf dem Weg nach Rom! Livianus ist ein guter Mann, zu schade, dass er ersetzt wurde!“ Valerian hatte viel von ihm gehalten.


    „Schnee kann durchaus schön sein, aber nicht wenn er Meter hoch liegt und man das Haus nicht mehr verlassen kann“, meinte sie erheitert. Die ersten Tage mit Schneefall waren wirklich schön gewesen, aber als es nicht mehr aufgehört hatte, war die weiße Pracht doch recht schnell lästig geworden. Zumal es fürchterlich kalt gewesen war. „Nun ich werde weiter als Aeditua arbeiten und natürlich auch bei der Entsühnung dabei sein. Mich verwundert es, dass diese erst jetzt stattfindet. Seit dem Frevel ist viel Wasser den Tiber hinunter geflossen. Wie sieht es mit deinen Zukunftsplänen aus?“

  • Meine Zukunft? Er überlegte kurz.
    Als nächstes werde ich ein Aquädukt zusammen mit Senator Iulius Centho planen und bauen lassen. Danach muss ich einmal schauen, ich habe ja immerhin schon einiges erreicht.

  • Wie es schien, wollte Macer zur nächsten Wahl nicht kandieren, aber er würde sich auch nicht auf seinen Lorbeeren und Ämtern ausruhen, wie es andere taten. „Das klingt nach einem großen Projekt, dass ihr euch vorgenommen habt!“ stellte sie fest. „Kandidieren willst du nicht?“

  • Nein, ich bin noch sehr jung, das kann also warten. Außerdem bringt solch ein Projekt ein hohes Ansehen, auch bei den potentiellen Wählern der unteren Schichten... Calvena war eine schlaue Frau, sie wusste genau, was er meinte.


    Wie gefällt dir die Rolle als Mutter so? Ich mein, war es ein Wunschkind oder eher ein kleiner Unfall?

  • Ganz leicht nickte sie. Macer wollte sich also etwas beliebter machen im Volk, in dem er sich mit dem Bau eines Aquäduktes verewigte. Es war durchaus sinnvoll auf diese Weise positiv aufzufallen. „Warte nicht zu lange mit der nächsten Kandidatur“, meinte sie nachdenklich. Es war schon so manchem Politiker nicht wohlbekommen, wenn er allzu lange nicht kandidiert hatte. Das musste zwar nicht zwangsläufig heißen, dass man untätig gewesen war, aber es warf kein gutes Licht auf einen Senator, wenn er nur ab und zu sich an der Politik beteiligte.


    Ein wenig befremdet sah sie ihn an, als er fragte ob Rufus geplant war. Wie sollte man denn Kinder planen? Schließlich entschied Iuno darüber, welche Frau ein Kind empfing und welche nicht. Einfluss auf diese Entscheidung hatte sie nicht. Es gab zwar Mittel und Wege eine Empfängnis zu vermeiden, aber auch nur auf Kosten der Gesundheit. Zumal sie ja jung verheiratet war, da war damit zu rechnen gewesen, dass sie früher oder später schwanger wurde. Von daher fand sie seine Frage etwas verwirrend. „Es ist anstrengend, aber auch schön. Immer wenn Rufus etwas Neues lernt, dann sind schlaflose Nächte und stundenlanges Gebrüll wieder vergessen“, sie zeigte ein stolzes Lächeln. „Es ist einfach passiert. So etwas passiert immer, wenn man verheiratet ist und nicht gerade in getrennten Betten schläft! Darauf hat man keinen Einfluss. Es ist Iunos Wille. “

  • Ich werde mir eine Kandidatur vornehmen, auch wenn ich nicht sonderlich guter Dinge bin. Macer hatte es nie wirklich geschafft, sich im Senat ordentlich zu präsentieren, vielleicht lag das auch an seiner Gens...


    Ich unterbreche nur ungern dieses Wiedersehen, aber die Pflicht ruft. Aber ich verspreche dir, dich bald zu einer kleinen cena einzuladen. Dann können wir weiter plaudern.

  • Ganz leicht nickte sie. Macer wirkte von sich selbst nicht überzeugt. Sie hatte ihn selten so unsicher gesehen, was seine politische Laufbahn anging. Da hatte er es nun zum Senator geschafft und schien sich unsicher zu sein. „Du wirst es sicherlich schaffen. Du hast es ja schließlich schon weit gebracht!“


    „Mein Besuch war ja auch überraschend. Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass du dir so viel Zeit nehmen konntest. Ich freu mich schon jetzt auf deine Einladung. Ich will dich auch nicht unnötig von deinen Pflichten abhalten.“ Sie nahm ihren Sohn wieder hoch in die Arme und lächelte Macer zu.

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