[Tablinum] Ein Tiberius zu Besuch

  • Macer empfing den jungen Tiberier, mit dem er vor zwei Tagen in der Casa Tiberia ein Treffen vereinbart hatte, wie üblich im Tablinum. Er legte die Schriftrolle, die er gerade in der Hand hatte, zur Seite und erhob sich, um den Gast zu begrüßen. "Salve, Tiberius. Schön, dass es geklappt hat mit dem Termin."

  • Ahala folgte dem Türsklaven von der Porta zum Tablinum und ging mit einem Lächeln auf den amtierenden Consuln zu.


    "Salve, Purgitius. Ich danke dir sehr, dass du mich bei all deinen sonstigen Verpflichtungen so kurzfristig empfängst." Dass einer der drei wichtigsten Männer in Rom derart unwichtiges Kroppzeug wie ihn empfing, war tatsächlich alles andere als selbstverständlich, auch wenn es bei der Terminabsprache vermutlich nicht geschadetet hatte, dass Ahala zumindest auf dem Adoptivweg auch von einem Consul und einem Verwandten von der Ehefrau des Purgitius abstammte.
    "Wenn es dir recht ist, und du ein wenig Zeit hast, würde ich dich gern in ein oder zwei Dingen um deinen Rat bitten."

  • "Ich hätte dich nicht heute kommen lassen, wenn ich keine Zeit hätte", antwortete Macer mit einem Lächeln und bot dem Tiberier einen Sitzplatz an. Selber nahm er ebenfalls wieder Platz. "Wobei kann ich dir denn mit meinem Rat behilflich sein?", erkundigte er sich dann umgehend nach den Anliegen des Gastes.

  • Dankbar ließ sich Ahala auf dem angebotenen Platz nieder und schnaufte innerlich erst einmal durch. Seiner sonstigen Entspanntheit zum Trotz war er tatsächlich ein wenig nervös und umso erleichterter, dass der Consul einen recht umgänglichen Eindruck machte, was ihm die Entscheidung erleichterter, diesem gegenüber so offen und ehrlich wie möglich zu sein.


    "Nun, wie du dir vermutlich denken kannst, wünscht sich mein Vater, dass ich in seine politischen Fußstapfen trete. Ich möchte ihm diesen Wunsch auch wirklich gern erfüllen, allerdings sind sie für einen auf diesem Gebiet bislang so gut wie unerfahrenen Mann wie mich doch über alle Maßen groß. Mein leiblicher Vater, Tiberius Celus, hat es vor seinem Tod bis zum Quästor gebracht, und ehrlich gesagt, wäre ich schon sehr froh, wenn ich es soweit bringen würde. Vater hat mir geraten, bei einer der nächsten Wahlen für das Amt des Vigintivir Litibus Iucandis zu kandidieren. Würdest du mir das auch empfehlen? Bislang beschränken sich meine politischen Erfahrungen ja auf ein Tirocinium fori beim ehrenwerten Senator aber leider verstorbenen Aurelius Corvinus."


    An dieser Stelle machte Ahala erst einmal ein Päuschen und sah Purgitius Macer abwartend an. Vielleicht schickte dieser ihn ja direkt wieder heim und befreite ihn damit vor weitergehenden Verpflichtungen und Anstrengungen. Der alte Durus würde eine derartige Entwicklung allerdings vermutlich nur wenig witzig finden, und ein aufrichtig und dauerhaft verärgerter Senior war noch weniger reizvoll als ein dauerhafter Anstieg von Ahalas (bislang zugegebenermaßen kaum existenten) Arbeitspensum.

  • "Selbstverständlich wäre die Kandidatur zum Vigintivirat der nächste logische und notwendige Schritt", stimmte Macer zu, ohne lange nachdenken zu müssen. "Es gibt nichts besseres was ich empfehlen könnte, wenn du das Tirocinium Fori schon hinter geleistet hast. Dass dir dein Lehrer aus jener Zeit nicht mehr zur Seite stehen kann, ist schade, aber in deinem Vater hast du zweifellos einen mehr als ebenbürtigen Ersatz." Sofern man überhaupt einen Consular und Pontifex ernsthaft mit dem billigen Begriff des Ersatzes klassifizieren konnte. "Nun gilt es, die ersten Erfahrungen zum Wohle Roms in eigene Taten umzusetzen und dabei ungleichviel weitere, neue Erfahrungen für die nächsten Schritte zu sammeln." So wie Macer die Einleitung des Gesprächs einschätzte, fehlte es dem jungen Tiberier weniger an Rat als vielmehr an Mut.

  • Nun, so wie die Dinge lagen, führte wohl kein Weg an einer baldigen Kandidatur und einem deutlichen Anstieg an Arbeit und sonstigen Mühen vorbei...Und damit nicht genug: sollte Ahala tatsächlich gewählt werden, dann würde es auch wesentlich mühsamer werden, ungestört seinen bevorzugten meist nächtlichen Freizeitaktivitäten nachzugehen. Ahala unterdrückte einen selbstmitleidigen Seufzer,raffte dann jedoch alle Entschlossenheit und Selbstdiziplin zusammen. Raus kam er aus dieser Nummer nun eh nicht mehr, ohne es sich mit seinem Senior dauerhaft zu verderben, also machte er halt das Beste draus. Schließlich hatten es, nach allem was man so hörte, schon ganz andere Blindgänger in die Politik geschafft, warum sollte es also ausgerechnet ihm nicht gelingen?


    "Oja, wenn einer jedem in dieser Stadt ebenbürtig ist, dann wohl Vater." stimmte er dem Purgitius aus voller Überzeugung und frei von jeder Ironie zu. Denn auch wenn Ahalas alter Herr in seinen Augen ein pedantischer, humorfreier und staubtrockener alter Knochen war, so musste der Iunior doch neidlos anerkennen, dass dieser Knochen sich bislang verdammt erfolgreich durch die Niederungen der römischen Politik gebissen hatte, und davon konnte man tatsächlich eine Menge lernen.


    "Senator Corvinus ist ja leider verstorben, bevor mein Tirocinium fori offiziell beendet war, auch wenn nur noch wenige Wochen gefehlt hätten. Glaubst du, dass das in den Augen der Öffentlichkeit eventuell ein Problem werden könnte?"

  • "Nein", antwortete Macer und schüttelte den Kopf. "Warum sollte es? Dich für ein paar Wochen an einen anderen Senator zu hängen wäre völlig nutzlos gewesen und das Tirocinium deshalb nochmal bei jemand anderem von vorne zu beginnen wäre wohl auch ziemlicher Unfug gewesen. Bei aller Liebe zur Tradition muss man solche Dinge wohl nicht zu eng sehen", vertrat Macer hier vehement eine eher lockere Einstellung. "Jeder, der dir daraus einen Nachteil basteln möchte, wird sich fragen lassen müssen, warum er dir nicht nach dem Tod des Aurelius seine Hilfe angeboten hat."

  • "Nun, ehrlich gesagt, bin ich froh das zu hören." Die Erleichterung in Ahalas Stimme war vermutlich kaum zu überhören und resultierte nicht nur aus der zu erwartenden Besorgnis um den erfolgreichen Start in eine politische Karriere sondern auch aus seinem nur mäßigen Interesse daran, sich erneut den Tücken und Mühen einer Ausibildung zu stellen. Nicht, dass er es bei dem Aurelier über Gebühr schwer gehabt hätte, nein, eigentlich war dieser ein recht moderater Mentor gewesen. Aber schließlich wusste man ja nie, was nachkam, ein alter Knochen mit der spaßfreien Gesinnung seines Vaters, und schon wäre er für einen unabsehbaren Zeitraum für alle interessanten Dinge des Lebens aus dem Verkehr gezogen. Eine politische Kandidatur war natürlich auch weit von wirklichen Erfreulichkeiten entfernt, aber zumindest würde das etwas sein, das er bis zu einem gewissen Grad selbst würde steuern können. "Denkst du, dass ich meine Studien noch vertiefen sollte, bevor ich mich zur Wahl stelle? Bislang habe ich ja noch keinen Abschluss in Rechtswissenschaften oder Rhetorik... Oder wäre es besser, mich zunächst einmal bei den politisch einflussreichen Männern dieser Stadt bekannt zu machen?"

  • "Warum nicht beides gleichzeitig?", fragte Macer mit einem leicht herausfordernden Gesichtsausdruck zurück. "Selbst ein gestandener Consul kann sich noch in der Rhetorik üben, indem er fremde Rede studiert oder Gedichte rezitiert." Letzteres machte Macer zwar grundsätzlich nicht, aber ersteres durchaus. Und er war nicht der einzige ehemalige Consul der Stadt. Sicher gab es da auch welche die Gedichte rezitieiten oder selber schrieben. "Es gibt immer Reden, sei es solche vor dem Senat oder vor Gericht, die es wert sind, gelesen und kommentiert zu werden. Sei es, um dich selber daran zuz schulen, sei es, um den Redner durch deine Hinweise zu schulen. An deiner Stelle würde ich also einfach beides tun. Wenn du dich bekannt machst, wirst du große Redner kennen lernen und wenn du diese kennenlernst, wirst du von ihnen lernen." Es war schließlich keine Seltenheit, dass ein Senator Freunde und eben auch aufstrebende Jungpolitiker zu einem Essen einlud und dort dann Reden, Gedichte, oder andere Texte gelesen wurden.

  • Wie jetzt, gleichzeitig? GLEICHZEITIG? Ahala kostete es jetzt schon etwas mehr Mühe, seinen entspannt unbeschwerten Gesichtsausdruck beizubehalten und er suchte vergeblich für ein paar Sekunden im Gesicht des Purgitiers einen Hinweis darauf, dass dessen Empfehlung nur ein Scherz gewesen war. Ja, war denn das Klinkenputzen, das ihn die nächsten Wochen und Monate unentrinnbar begleiten würde, nicht schon schlimm genug? Natürlich war es das, und Ahala war sich doch mehr als sicher, dass er das nur mit der Aussicht auf einen abendlichen Krug Wein (oder auch zwei oder drei) in williger und vor allem billiger weiblicher Runde würde ertragen können. Andererseits konnte er ja auch denen mal zur Abwechslung ein kleines Gedicht aufsagen, so quasi als Auftakt oder Abschluss und kleine Hommage an den purgitischen Vorschlag. Ja, das wäre doch ein netter vorläufiger Kompromiss, und sollte er die Wahlen tatsächlich überstehen, konnte er immer noch seine offiziellen Studien weitertreiben! Ahala spürte, wie der Schreck allmählich wieder nachließ und lehnte sich mit einem kleinen Seufzer zurück. "Ja, du hast natürlich Recht, jetzt muss ich mir nur noch überlegen, mit wessen Reden ich mich als erstes näher beschäftigen will. Vielleicht sollte ich direkt bei Vater beginnen, wenn einer in den letzten Jahren im Senat bedeutsame Reden gehalten hat, dann er, und er würde sie sicher mit mir besprechen, wenn ich ihn darum bitte." Im Grunde hatte Ahala nicht die geringste Ahnung, welcher Art und Qualität die öffentlichen Reden seines Seniors in der Vergangenheit gewesen waren, da ihn Politik früher immer herzlich wenig interessiert hatte. Aber ein ehemaliger Consul musste einfach die eine oder andere wichtige Rede gehalten haben, also lag er mit diesem Vorstoß vermutlich auf der sicheren Seite, zumal Purgitius Macer als Freund seines Vaters kaum etwas sagen würde, selbst wenn der alte Durus wider Erwarten allgemein als grottenschlechter Rhetoriker bekannt wäre.


    "Dürfte ich dich ganz offen fragen, welche Politiker du an meiner Stelle als erstes aufsuchen würdest?" hakte er dann, diesmal mit mit echtem Interesse nach. "Es ist mir klar, dass ich die Vertreter aller wichtigen Gentes hier in Rom werde aufsuchen müssen, aber vielleicht gibt es ja in deinen Augen bestimmte Empfindlichkeiten oder Erwartungen, die ich dabei berücksichtigen sollte."

  • Natürlich widersprach Macer nicht, als der junge Tiberier vorschlug, sich den Schriften seines Vaters zu widmen. "Das wird deinem Vater sicher eine Freude sein und vielleicht wird es ihm eine besonders große Freude sein, wenn du gerade bei seinen Reden besonders kritisch und akribisch bist", spekulierte er drauf los. Wenn man schon Kritik üben oder einstecken musste, dann ging das im Familienkreis sicher am einfachsten. Was Macer leider nie selber hatte ausprobieren können.


    Die Frage nach der Wahl geeigneter Politiker für die erste Vorstellungsrunde brachte ihn indes ein wenig ins Grübeln. Es gab mehrere einflussreiche Stimmen im Senat, einige aufgrund ihrer Würde, andere aufgrund ihres Amtes. Eine diplomatisch geschickte Reihenfolge zu finden war keine triviale Aufgabe. Andererseits brauchte Macer ja auch keine präzise Reihung zu nennen. "An den Flaviern und den Viniciern führt derzeit sicher kaum ein Weg vorbei", begann er dann. "Mit Vinicius Hungaricus und Flavius Gracchus wären dort auch schon gleich zwei exzellente Redner vertreten, mit denen du dich unbedingt einmal näher befassen solltest. Vom Stil her völlig unterschiedlich, aber beide äußerst bemerkenswert. Germanicus Avarus steht auch für eine recht starke Fraktion im Senat, aber er ist schon lange auf Reisen und daher im Moment zu vernachlässigen. Annaeus Modestus könntest du einen Besuch abstatten", brachte er dann einen seiner Klienten ins Spiel, der es weit gebracht hatte. "Dass du natürlich auch die Bekanntschaft der amtierenden Consuln und des Praefectus Urbi machen solltest, zumindest jeweils flüchtig, wenn sich bei einem Abendessen die Gelegenheit ergibt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen." Ebenso erwähnte er einige Namen nicht, deren Träger er zwar hoch schätzte, die aber zur Zeit sehr zurückgezogen lebten, so dass sie nur schwer für Besuch zu erreichen waren.

  • Die Vorstellung, stundenlang mit seinem alten Herrn über dessen Reden gebeugt und fachsimpelt zu verbringen, löste in Ahala nur mässige Vorfreude aus, zumal er die von Macer empfohlene Akribie bislang nur im Bereich der körperlichen Ertüchtigung hatte walten lassen. Aber einen Versuch war es wert, schließlich war Durus ein erfahrener Redner, und ihm, Ahala, würden in sowohl in naher als auch fernerer Zukunft noch eine Menge öffentliche Reden bevorstehen, daher nickte er zustimmend.
    An die Flavier und Vinicier hatte er selbst bereits gedacht, zumal Vinicius Hungaricus als Patron seines Vaters ohnehin ganz oben auf der Liste der kontaktierenden Politiker stand. Und wenn er schon einmal dort war, konnte er dessen Verwandten Lucianus vielleicht auch gleich aufsuchen..."Von den Flaviern kenne ich bislang nur Flavius Piso, der ebenfalls ein Arvalbruder ist, näher, aber ich hoffe, dass Flavius Gracchus mich trotzdem empfangen wird. Und Germanicus Avarus ist mir nur aus den Erzählungen meines Vaters bekannt, offenbar ist das Verhältnis der beiden nicht gerade über die Maßen freundschaftlich." Ahala begann unwillkürlich zu grinsen, als er an den Wutausbruch seines Seniors dachte, nachdem er diesem von seiner neuen Thermenbekanntschaft erzählt hatte. "Ich hab ja auch schon daran gedacht, Germanicus Sedulus aufzusuchen, den ich aus den Thermen kenne, aber ich bin mir nicht sicher, ob Vater das gutheissen würde..." Ahalas Grinsen verbreiterte sich, doch als Purgitius Macer dann die letzte Person erwähnte, wurde der junge Tiberius schlagartig wieder ernst. "Der Praefectus Urbi? Hm...Sinn macht das natürlich, aber das wird nicht leicht sein, Vescularius Salinator ist ja nicht gerade als großer Freund der Tiberier bekannt."

  • "Auch ein Gespräch mit Flavius Piso wird sich lohnen", warf Macer ein, denn immerhin war auch Flavius Piso einer seiner Klienten. Noch nicht ganz so erfolgreich wie Annaeus Modestus, aber auf dem besten Weg dorthin. Und außerdem wesentlich einfacher zu Besuchen als Annaeus Modestus, wie Macer in diesem Augenblick einfiel, denn dieser war ja inzwischen in Germania Superior als Statthalter. "Germanicus Sedulus? Weniger einflussreich als Germanicus Avarus", kommentierte Macer knapp und sah seiner Meinung damit bereits genügend Ausdruck verliehen. "Und was den Praefectus Urbi betrifft, brauchst du ja nicht gleich zu versuchen, ihn zu einem glühenden Anhänger deiner selbst zu machen. Es würde ja schon reichen, wenn er deinen Ambitionen nicht ablehnend gegenüber steht. Denn wenn er dies täte, hätte er gute Chancen, sie tatsächlich zu verhindern." Dass er diese Chance dann auch nutzen würde, verstand sich von selbst.

  • "Das ist gut, dann werde ich am besten in der Villa Flavia anfangen und schauen, ob die beiden Herren Zeit für mich haben." entgegnete Ahala erfreut darüber, dass er zumindest mit einem der beiden flavischen Senatoren bereits mehr als ein paar Floskeln ausgetauscht hatte. "Und was die Sache mit dem Praefectus Urbi betrifft...." er runzelte die Stirn und zuckte dann leicht mit den Schultern. "Irgendwas wird mir schon einfallen, wie ich ihn am besten kennenlerne, ohne dass er sich gleich an die Unstimmigkeiten mit meinem Vater erinnert fühlt." Das Wörtchen "Unstimmigkeiten" war vielleicht ein bisschen geschmeichelt angesichts der Tatsache, dass sein rüstiger Senior den Sturz des Präfekten plante, aber nun gut, es war auch nicht falsch und klang deutlich unverbindlicher als die Alternativen, die sich sonst anboten, und von denen Ahala keine Ahnung hatte, wie Purgitius Macer darauf reagieren würde. Nein, der junge Tiberius war zwar ein Spieler, aber soweit gingen Wagemut und Sorglosigkeit dann doch nicht, zumindest nicht, wenn es um das Wohl und die Zukunft seiner gesamten Familie ging. "Im Grunde kommt da nur ein öffentlicher Termin in Frage, privat verkehren wir in absolut unterschiedlichen Kreisen." Vescularius Salinator genoss zwar auch den Ruf eines Weiberhelden, aber nach allem, was Ahala bislang über dieses Thema aufgeschnappt hatte, ließ der Praefectus sich seine Pferdchen nach Hause liefern und kehrte nicht bei ihnen ein, wie er selbst das tat. Aber gut, Salinator hatte auch keinen griesgrämigen Durus daheim sitzen, dem er Theater vorspielen musste oder eine angehende Vestalin, deren moralisches Empfinden es zu schonen galt.

  • Macer stellte fest, dass der Tiberier zumindest eine diplomatische Wortwahl schon ziemlich gut beherrschte. Besser Begriffe als den von Unstimmigkeiten und unterschiedlichen Kreisen hätte zumindest auch Macer nicht finden können. "Für den Anfang wäre auch alles andere übertrieben", stimmte Macer zu. Ein erstes Kennenlernen auf neutralem Boden hatte bisher selten geschadet. Das Gesprächsthema schien sich damit nun aber auch langsam erschöpft zu haben und Macer leitete daher die Verabschiedung ein. "Richte in jedem Fall Flavius Piso meine Grüße aus, wenn du ihn triffst", gab er dem Tiberier noch mit auf den Weg. Er sah seinen Klienten zwar selber häufig genug, aber erstens erhielten solche Grüße den Kontakt und zweitens konnten sie dem Tiberier vielleicht den Gesprächseinstieg erleichtern.

  • "Das werde ich gern tun." nickte Ahala und erhob sich, nachdem Purgitius Macer das Gesprächsende eingeläutet hatte. "Vielen Dank, dass du dir die Zeit für mich genommen hast, deine Ratschläge haben mich auf jeden Fall ein ganzes Stück weitergebracht. Vale, Purgitius, mögen die Götter dich beschützen." Ein letztes dankbares Nicken, dann wandte Ahala sich zum Ausgang des Tablinums und verließ schließlich die Casa Purgitia. Ein erstes politisches Sondierungsgespräch lag hinter aber noch unendlich viele andere vor ihm, es gab also noch einiges zu tun.

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