[Officium] Legatus Legionis Herius Claudius Menecrates

  • Primus nickte und entgegnete,
    Nun, als Kommandeur hat man so sein Mittel um zweifelhafte Befehle nach eigenem Gutdünken auszuführen...aber ich hoffe du gestehst auch mir zu, daß ich das Wohl meiner Männer über dem Karrieredenken eines Politikers stelle...eines Politikers, der offenbar seine Macht ausnutzt um einen ungeliebten Senatskollegen in eine heikle Situation zu lavieren.
    Er beugte sich ein wenig nach vorn.
    Was meinst du mit diplomatischem Vorgehen,...der LAPP rasselt mächtig mit dem Schwert, bewaffnete Patrouillen tauchen in einer Intensität auf, die einem schon seltsam vorkommen kann und dann werden auch noch Landvermessungen mit militärischem Schutz vorgenommen...ich fürchte deine Diplomatie kann nur ein sorgsam geplanter Rückzug sein...der dir von schnellen Speculatores empfohlen wird...die rein zufällig einem Kommandeur unterstehen der einen Patrouillen...also Aufklärungsauftrag erhalten hat.
    Er probierte das Hähnchen.
    Wohin der Bote geht überlasse ich deinem kundigen Sachverstand,...ich weiß auch nicht ob der Kaiser der richtige Ansprechpartner für eine derartige Frage ist,...wie steht unser LAPP denn zu unserem Praefectus Urbi?...wer hat ihn hier eingesetzt?...der Kaiser oder der Praefectus Urbi? Handelt er in eigenem Ermessen oder führt er Befehle aus?
    Ein Ausdruck von Ärger überzog sein Gesicht.
    ...ich würde sagen wir sollten beide aufpassen,...und so wie es aussieht Du noch mehr als ich.

  • Als der Terentier seine Hoffnung aussprach, dass Menecrates ihm zugestand, ebenfalls das Wohl seiner Männer über das Karrieredenken Annaeus‘ zu stellen, fällte der Legat sein Urteil. Er besaß gewiss nicht die beste Menschenkenntnis, aber ein Kommandant, der ähnlichen Prinzipien folgte, erschien ihm nicht nur brauchbar als möglicher Verbündeter, sondern auch vertrauenswürdig. Auch wenn bislang nur eine Aussage im Raum stand und Menecrates gelernt hatte, den Schwerpunkt der Einschätzung auf das Handeln eines Mannes zu legen und nicht auf sein Wort. Der erste Vertrauensschritt war jedoch getan.


    "Mit jeder anderen Einstellung wäre mein Respekt gesunken", stellte Menecrates klar. Er stützte nachdenklich das Kinn auf die geschlossene Hand, um Worte zu finden, Terentius in die beabsichtigte Handlungsweise einzuweihen. Dann richtete er den Oberkörper auf. Er musste zunächst eine Sache klären.


    "Terentius, was die Pedites Singulares und Equites Singulares betrifft ... Ich bin gänzlich überrascht, dass es nicht meine Männer sind, die für den Schutz der Regia herangezogen werden. Das kann jetzt aber nicht an der unstimmigen Chemie zwischen mir und dem Annaeer liegen, denn der Wechsel ist nicht im Zuge meines Antritts vorgenommen worden. Mir ist schleierhaft, warum er Auxiliartruppen dafür heranzieht. Und sie unterstehen deinem Befehl?" An einen Kompagnon des Annaeers glaubte Menecrates nach diesem Gespräch nicht mehr, ein besonderes Vertrauen musste der Praefectus der Ala jedoch genießen. Oder hatte Claudius etwas falsch verstanden?


    "Um mich mache ich mir keine größeren Sorgen. Ich bin einflussreich. Und dass der Annaeer im direkten Aufeinandertreffen mit mir kein leichtes Spiel hat, wird ihm spätestens nach der heutigen Vorladung klar geworden sein."

  • Für des Claudiers Wohlwollen konnte sich Primus nichts kaufen, zumal er in einer Zwickmühle war. Er hob daher die Hand und meinte,
    Die Leibwache des Legaten unterstand immer der Legio secunda...ich selbst war damals Kommandeur unter Legatus Vinicius...
    Ein flüchtiges Lächeln überflog sein Gesicht.
    Ja, es waren gute Zeiten damals.
    ...ich denke, daß der LAPP seine eigene Truppe um sich schart spricht für sein Mißtrauen,...uns allen gegenüber,...denn ich habe kein Kommando inne in seinem inneren Kreis.
    Ernst schloß er,
    Ich bin eine Altlast der Vinicer,...er weiß mich nicht einzuschätzen.
    Und nach den letzten Minuten hatte er wohl auch keinen allzugroßen Grund dazu.

  • Menecrates besaß nun die Orientierung, die er benötigte. Er nickte verstehend.


    "Es wird also darauf hinauslaufen, dass jeder von uns zuerst auf das Wohl seiner Einheit sieht, im nächsten Schritt aber durchaus als Gleichdenkender angesehen werden kann. Im Falle brenzliger Situationen oder überraschender Umstürze würde ich dich kontaktieren, das sage ich hiermit zu.
    Zu meinem diplomatischen Vorgehen… Ich werde mir einen Ansprechpartner in Rom überlegen und ihn anschreiben, um in Kenntnis zu bringen, ob die Landeinverleibung Annaeus‘ Privatziel oder Roms Wille ist, von dem wir bislang nur noch nichts wissen. Ich bezweifle zwar letzteres, aber ich will sichergehen. Möglicherweise steckt ja auch Salinator dahinter. Und ich bin davon überzeugt, dass Vermessungen dieser Größenordnungen einer Landverteilung und Steuereintreibung dienen.
    Zu unserem Kaiser habe ich vollstes Vertrauen, ich hätte auch dorthin den besten Draht. Leider steht er nicht als Imperator Rom - und somit mir - zur Verfügung, sondern liegt als krankender Mann ab vom Schuss. Die Geschicke Roms lenkt seit längerem der Praefectus Urbi, von dem ich vermute, dass er Annaeus aus eigenem Antrieb eingesetzt hat. Es spielt aber keine Rolle, was damals die Berufung ausgelöst hat oder ob sie erkauft wurde. Wichtig ist herauszufinden, welche Kontakte aktuell der Annaeer pflegt. Ich werde versuchen, diesbezüglich etwas herauszufinden, ganz diskret."
    Menecrates dachte an Manuel, seinen Sekretär, der geschickt agieren konnte, wenn er wollte. Ihm verdankte der Legat schon manche Information.


    "Und SOLLTE ich mich entscheiden, die Grenze auch nur ansatzweise zu überschreite, werde ich germanische Unterhändler einbinden. Auch da habe ich Kontakte. Eine Entscheidung fälle ich erst dann, wenn mir Informationen vorliegen. Meine Reiterei setze ich jedoch keinesfalls ein, und dich bitte ich, mich wissen zu lassen, solltest du Patrouillen entsenden, in welchem Gebiet dies geschieht. Ich möchte vorbereitet sein."


    Menecrates hatte das Essen inzwischen eingestellt. Es kam ihm angesichts der Tragweite des Gesprächs unangebracht vor. Stattdessen musterte er seinen Gast.


    "Wirst du Patrouillen entsenden?", fragte er nach einer Pause und mit leiser Stimme.


    Er ließ seinem Gast etwas Zeit, auf die Frage zu antworten, indem er zu seinem Schreibtisch ging, nach einer Unterlage suchte und mit einer Wachstafel zurückkehrte. Er musste das selbst tun, denn sein Sekretär und Gehilfe arbeitete vor der Tür im Schreibzimmer.
    Auf der Tafel waren die in Germanien stationierten Einheiten verzeichnet. Menecrates setzte sich und legte die Tafel auf den Tisch. Er wartete zunächst auf die Antwort.

  • Das war ihm alles viel zu politisch. Doch er bemerkte die neue Haltung des Claudiers ihm gegenüber. Militärisch war er mit ihm einig.
    Seine Überlegungen empfand er als richtig und so entgegnete er,
    Ich denke wir sollten uns koordinieren,...Deine Vorgehensweise Unterhändler einzubinden erachte ich als richtig, jedoch auch als riskant,...wie willst du denn den Germanen klar machen, warum wir deren Territorium kartographieren,wie machst du Ihnen klar, daß es nicht zu unserem Vorteil geschieht? Wenn da mal keine schlafenden Hunde geweckt werden...
    Primus kratzte sich das Kinn. Er wußte daß es Opportunisten gab,...die galt es zu finden, aber ob diese im erwählten Bereich das Sagen hatte war unklar.
    Mach´dir keine Sorgen,...ich werde eine Spezialtruppe von Germanischen Ala-Equites als Speculatores in das Gebiet einsickern lassen um die Vorgänge vor Ort zu beobachten. Die Patrouillen werde ich so ausführen, daß eventuelle Beobachter keinen allzugroßen Argwohn hegen können.
    Es wird sein wie immer...

    Er lächelte sein wölfisches Lächeln.
    Die Speculatores werden uns schon die Informationen liefern die wir brauchen um entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

  • Menecrates nickte zu den Einwänden des Praefectus. Natürlich stand ihm die heikle Situation insgesamt deutlich vor Augen. Ebenso die riskante Grandwanderung, bei allem, was sie in dieser Sache in Angriff nahmen.


    "Es gibt keine Garantie. Jedes noch so umsichtige Vorgehen kann bei den Germanen genau das auslösen, was wir eigentlich verhindern wollten. Ich werde dennoch auf die Einbindung von Unterhändlern und die Beratung durch gebürtige Germanen zurückgreifen. Ich habe da jemanden und ich möchte jede noch so kleine Chance nutzen, die Region schadlos zu halten."


    Koordination befürwortete er, sie war praktisch unabdingbar. Menecrates hielt inne und hob alsdann den Zeigefinger.


    "Spielen wir einmal die Situation durch, wenn ich aus Rom das klare Signal erhalte, dass der Senat - oder auch der Kaiser - keineswegs ein Interesse daran haben, den Limes zu verschieben. Das hat zur Folge, dass genaues Kartenmaterial für das Gebiet südlich des Lagona nicht nötig ist. Daraus würde ich dann schlussfolgern, dass Annaeus einen Alleingang macht. Um ehrlich zu sein, erwarte ich genau das, denn so lange bin ich noch nicht fort, dass es Umstürze dieser Art im Senat geben könnte.


    In diesem Fall ist dein Vorgehen ideal: Du schleust germanischstämmige Soldaten ein, die einfach nur beobachten. Meinen Auftrag werde ich dann entsprechend umwandeln.
    Ich schlage vor, dass ich zunächst auf deine Einschätzung der Situation warte, um die ich dich hiermit bitte. Je nach Lage werde ich mich dann um zivile Kräfte bemühen, die mit einer Groma umgehen können oder aber ganz auf die Auswertung von Berichten Handlungsreisender zurückgreifen.


    Und ich sage dir im Gegenzug die Übermittlung jeder Information zu, der ich habhaft werden kann."


    Er griff zu der bereitliegenden Wachstafel.


    "Welche Einheiten sind in der Region im Augenblick noch stationert?"

  • Primus grübelte kurz und entgegnete,
    Nun, die II und die VIII. Die XXI...ist zwar Inferior aber greifbar und dann noch die Ala Scubulorum. Alles in Allem knapp 22ooo Mann plus Hilfstruppen...dann noch ein paar Kohorten Auxilliartruppen für die Bewachung des Limes.
    Den Ausführungen des Claudiers hatte er nichts entgegen zu setzen, entsprachen sie doch in großen und ganzen seinen eigenen Vorstellungen.
    Ich werde zunächst mit den Patrouillen beginnen,...die Speculatores sende ich zeitgleich los,...jetzt ist Saatzeit,...da sind Wanderarbeiter nicht ungewöhnlich...

  • Mit dem Zeigefinger verfolgte Menecrates auf der Tafel die Standorte der genannten Einheiten. Als Terentius endete, nickte er.


    "Richtig, er befehligt nach der Provinzteilung nur noch zwei Legionen. Die XXI untersteht einem anderen Statthalter. Erteilt er dorthin Befehle oder greift in die Geschicke dieser Region ein, ist das eine unzulässige Anmaßung von Befehlsgewalt. Das sollten wir im Auge behalten."
    Menecrates erkannte einen möglichen Trumpf, der ihnen mit Glück in die Hand gespielt werden konnte. Er blickte auf und nickte einmal vielsagend, dann fuhr er fort. "Du sprichst von einigen Kohorten Auxilliartruppen, seiner Befehlsgewalt unterstehen aber nur die Ala I Scubulorum und deine Einheit. Schon die Cohors II Raetorum equitata steht auf fremdem Territorium, oder wie siehst du das?"


    Er klappte die Tafel zu und richtete sich im Oberkörper auf.


    "Jedenfalls ist das Vorgehen klar. Die Unterredung hat viel Klarheit gebracht, ich danke dir Terentius Primus!"


    Nun genehmigte er sich wieder einen Schluck des Weins und ein Käsestück.

  • Die Vehemenz mit welcher der Claudier die offensichtlichen Fehltritte des LAPP offenbarte störten Primus ein wenig.
    Doch er hatte die Türe geöffnet und stand zunächst einmal auf der Seite der Kritiker. Du und ich, wir beide wissen nicht was den LAPP antreibt und von wo er seine Befehle empfängt...wen er zu seinem Schutz kommandiert liegt in seinem Ermessen.
    Sein Blick war ernst als er fortfuhr.
    Damit wir uns hier klar verstehen Claudius,...ich stehe auf Seiten des Imperators, ich ver- und befolge die Interessen Romas,...wenn Deine Untersuchungen ergeben, daß es der Wunsch des Imperators ist die Gebiete jenseits des Limes zu kartographieren, werde ich genau das tun, was ich Dir eben offeriert habe und die Befehle befolgen.
    Sein Blick blieb hart.
    Sollte er eigenmächtig handeln stehe ich auf Seiten der Koalition welche die Rechte des Imperators schützt!...ich lasse mich auf keine Ränke oder persönliche Rachefeldzüge ein...aber sollte es nötig sein den LAPP, welcher eindeutig befehlswidrig handelt zu inhaftieren, werde ich das auf Befehl des Imperators tun!

  • Menecrates nickte - bewusst deutlich.


    "Ich stehe ebenfalls loyal und konsequent auf der Seite des Imperators Valerianus." Er fügte den Namen bewusst an, denn er empfand eine besondere Bindung zu gerade diesem Oberbefehlshaber, auch wenn der kaum noch selbst die Geschicke Roms leitete, sondern sein Stellvertreter. Zu Letzterem pflegte der Claudier eher eine gesunde Skepsis, aber das musste nicht erwähnt werden.


    "Für Rom, für den Kaiser Valerianus."


    Menecrates erhob sich, denn alles Wichtige wurde erörtert und die eigene Position hatten beide klar gemacht.

  • "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."
    Auch Primus erhob sich mit den Gedanken an seinen Eid und sagte,
    Für Rom und den Kaiser!...wir bleiben in Verbindung Claudius Menecrates,...ich werde wie vereinbart die ersten Patrouillen losschicken und die Speculatores einbringen.
    Er griff nach seinem Helm und reichte dem Claudier zum Abschied den Unterarm. Er hoffte einmal offener mit diesem Mann sprechen zu können.
    Bis dahin mußten die Lippenbekenntnisse reichen und die Zeit zeigen was man von einander zu halten hatte.

  • Das Gespräch endete für Menecrates mit einem guten Bauchgefühl. Er griff nach dem gereichten Arm und drückte das Handgelenk. Für ihn, da er zu den zurückhaltenden Männern gehörte, ein sehr persönlicher Gruß, den er gewiss nicht jedem zuteil werden ließ.


    "Die Götter mögen über dich wachen, Terentius Primus."


    Er brachte den Gast noch bis vor die Principia, dann übergab er ihn in die Begleitung eines Legionärs - keineswegs aus Gründen der Kontrolle, sondern vielmehr als Ausdruck von Höflichkeit und Respekt.

  • Primus bemerkte eine Bindung und er nickte dem Claudier zu.
    Ehre und Stärke Claudius Menecrates,...
    Dann durchschritt er die Principia um hiernach dem Legionär zu sagen, daß er noch zur Horrea gehe um dort nach alten Kameraden zu sehen.
    Außerdem stand ja sein Pferd dort.
    Es tat gut durch das Castellum zu gehen, nur das dauernde Grüßen geriet langsam in den Bereich des Nervens.

  • Während Manuel den Auftrag in Mogontiacum ausführte griff Menecrates auf die legionseigene Schreibstube und deren Besetzung zurück. Es galt noch, die Mitteilung des LAPP zu beantworten. Er zitierte einen Scriba ins Officium und nahm den Brief zur Hand.


    "Ich antworte mittels Wachstafel", wies er den Scriba an. Während der die Tafel holte, überlegte sich Menecrates die Formulierungen. Er wollte sie wohlüberlegt treffen.
    Als der Schreiberling zurückkehrte, begann Menecrates sogleich mit dem Diktat.


    "Wir sparen uns die kleinliche Adresse, schließlich soll die Nachricht in die Regia und nicht in einen fremde Region gelangen. Jemand gibt sie direkt und unmittelbar nach dem Diktat in der Poststelle ab. Also,...





    Ad
    Legatus Augusti Pro Praetore
    K. Annaeus Modestus


    Den Termin für die Besprechung der Kommandanten habe ich notiert. Ein Hinweis auf die Stunde wäre noch notwendig


    Mit der Planung zu dem Vermessungsauftrag bin ich zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. Die Umsetzung habe ich von mir aus bereits aufgeschoben, weil ich den Eingang von Informationen abwarte, wie z.B. einen Bericht über die ersten Patrouillen der Ala II Numidia.


    gez. H. Claudius Menecrates
    Legatus Legionis, Legio II



  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Es gab mehrere Gründe, die Centurio Artorius nach dem Übungsmarsch in die Principia und zum Officium, seines Legaten zog. Da war einmal die Rückmeldung vom Marsch, weil er den persönlichen Sekretär des Legaten in seiner Obhut hatte, da war die Bestrafung, die er gedachte zu melden, und da war ein persönliches Anliegen.


    Er meldete sich beim Scroba an und wurde bald darauf vorgelassen.


    "Legatus", grüßte er vorschriftsgemäß in Wort und mit militärischer Geste. "Ich möchte die Rückkehr meiner Centurio samt Marschgast Linos melden. Und ich habe ein Anliegen."



  • Es gehörte nicht zu den Selbstverständlichkeiten, dass Menecrates Centurionen empfing, um über ihren Übungsmarsch zu sprechen. Dieser Fall lag jedoch anders. Die Mitgabe seines Sekretärs sollte als Erziehungsmaßnahme gelten, und Menecrates war durchaus gespannt und begierig zu hören, wie sich sein Sekretär angestellt hatte.


    "Berichte zunächst", entschied Menecrates, als er vom Offizier ein Anliegen angekündigt bekam. Er lehnte sich an und verschränkte die Arme vor der Brust, so als habe er die insgeheime Befürchtung, nicht nur Positives zu hören zu bekommen.


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Artorius nickte, er hatte schon erwartet, eine Berichterstattung über den schriftlichen Teil hinaus abgeben zu müssen.


    "Mein Legat, der Übungsmarsch verlief planmäßig in Bezug auf inhaltliche Umsetzung. Zeitlich gab es teils erhebliche Verzögerungen, die dem Verhalten des Sklaven Linus zuzuschreiben sind. Es handelte sich dabei weniger um körperliche Missstände, weswegen wir die geforderten Strecken nicht in der geplanten Zeit zurücklegen konnten, sondern vielmehr um undiszipliniertes Verhalten, dass uns zu unplanmäßigen Stopps und Suchaktionen gezwungen hatte. Als weiteren nennenswerten Umstand muss ich ungeschicktes Verhalten und sogar Verweigerungen nennen. Ich habe ihn in die Übungen meiner Centurie einbeziehen wollen, sah mich aber gezwungen, militärischen Strafen zu verhängen, weil der Sklave Linos sich meinem Befehl widersetzt hat. Er sollte nach meiner Beschreibung einen Pilumwurf absetzen. Keine übertriebene Forderung, wie ich finde. Für die Verweigerung habe ich ihn mit Schlägen gezüchtigt. Einem Legionär aus meiner Centurie wäre die gleiche Strafe aufgebürdet worden, und ich nehme an, die Gleichbehandlung war in deinem Sinne."


    Er rechnete mit einem Nicken, um fortfahren zu können.



  • Menecrates‘ Gesicht nahm während des Berichts einen ärgerlichen Ausdruck an. Als er sich auf die Tischkante stützte und hochstemmte, hämmerte bereits sein Blut derart in den Adern, dass eine dicke Wulst auf der linken Schläfenseite erschien.


    "Wiederhole das noch einmal", sagte er betont langsam, bemüht sich zu zügeln.


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Der Centurio fühlte sich bestätigt und nickte. "Es ist so, wie ich es sage: Der Sklave Linos hat sich unerlaubt von der Truppe entfernt, musste in stundenlanger Sucharbeit wieder aufgegriffen werden, hat sich mehrfach vor der Arbeit gedrückt und schließlich sogar Befehle missachtet. Müsste ich seine Leistung einschätzen, bekäme er das Urteil: unbrauchbar. Sein Einsatzwille ist hochgradig gering und er ist zimperlich wie ein Mädchen im Kleinkindalter."



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  • "Mein Sklave", begann Menecrates betont langsam, "ist weder Soldat noch hat er einen militärischen Schwur geleistet. Er - ist - mein - Eigentum." er atmete mehrmals durch, um die Beherrschung zu behalten, bevor er weitersprach. Dabei stützte er sich noch immer auf der Tischplatte ab.


    "Mit meinem Eigentum darf ICH anstellen, was ich will. ABER, ich hatte zu keiner Zeit die Freigabe erteilt, dass irgendjemand anderer Schalten und Walten kann, wie er will!" Wieder erfüllte den Raum Stille, dann sprach Menecrates weiter.


    "Es ist eine Unverschämtheit, über das Eigentum anderer eine Prügelstrafe zu verhängen!", brüllte plötzlich Menecrates los, knallte die geballte Faust auf den Tisch, beherrschte sich aber sodann wieder. Er presste die Kiefer aneinander, während er mehrmals durchatmete.
    "Ich bin absolut nicht erfreut über die mangelhafte Einsatzbereitschaft meines Sklaven, aber Strafen verteile ich selbst. Ist das nun klar?" Ein durchdringender Blick traf den Centurio.

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