• Es war ein wenig seltsam, nach all den Monaten wieder daheim zu sein. Und es fühlte sich tatsächlich wie "daheim" an, auch wenn Serrana bislang nicht mehr als ein halbes Jahr in der Casa Germanica gelebt hatte. Während die meisten Sklaven draussen vor der Porta noch damit beschäftigt waren, das zahlreiche Gepäck des Senators und seiner Familie, sowie ihrer Gäste abzuladen und ins Haus zu schaffen, betrat Serrana fast ein wenig scheu mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm das Atrium und blieb mitten im Raum stehen. Nur wenige Schritte hinter ihr folgte ihre Leibsklavin Adula, deren muskulöser Arm überraschend sanft Serranas Sohn hielt. Der Kleine schien sich in Gegenwart der Riesin besonders wohl zu fühlen und gluckste im Untschied zu den meisten anderen kleinen Kindern stets vergnügt, wenn sie in seine Nähe kam, so dass Adula neben der Amme ohne viele Worte zu seiner besonderen Beschützerin geworden war. Und das Überaschendste dabei war, dass auch die sonst so grimmige Sklavin in Gegenwart des Babys einen deutlich milderen Eindruck machte; eine Entwicklung, die Serrana zwar überraschte, die sie aber bereitwillig akzeptierte.
    Während Serrana auf ihren Mann, ihre Stieftochter und ihrer beider Gäste, Tiberia Septima und deren kleinen Sohn, wartete, ließ sie den Blick durch das Atrium schweifen. Irrte sie sich, oder war es noch perfekter eingerichtet, noch makelloser ins Schuss gehalten als vor ihrer Abreise? Falls dem so war, dann lag das vermutlich nur an einer bestimmten Person, und Serrana spitzte fast automatisch die Ohren und wartete auf das unverkennbare energische Klocken eines Krückstocks auf dem Mosaikboden, das das Nahen ihrer Großmutter ankündigen würde.

  • Die Reise war langweilig gewesen und auch anstrengend. Ständig hatten entweder ihr Bruder, oder ihre Schwester oder Beide gleichzeitig gequängelt. Jedenfalls war es ihr so vorgekommen. Oder aber der aurelische nachwuchs hatte seinen Unmut über die holprige Reise bekundet. Das war furchtbar anstrengend, besonders für ein Mädchen, dass auch noch gleichzeitig versuchte den Bemühungen ihres Lehrer zu entkommen, ihr irgendetwas bei zu bringen. Da aber regelmäßig der strenge Blick ihres Vaters auf ihr ruhte, musste sie sich fügen. Schmollend hatte sie sich dann gefügt und sich den Lektionen in Arithmetik, Philosophie und Geschichte gewidmet.
    Sabina war froh, endlich den Wagen dann verlassen zu können. Sie hatte so lange gebettelt, bis sie zu Fuß zurück zur Casa Germanica laufen durfte. Natürlich nur in Begleitung von Gadatas. Bia war mit der Aufgabe betraut worden sich um den Nachwuchs zu kümmern. Jetzt wo Sabina zu den ‚Großen‘ zählte, hatte die Kinderfrau weniger Aufmerksamkeit für sie. Dafür hing Gadatas wie ein Schatten an ihren Fersen und erfüllte seine Rolle des Erziehers voll und ganz aus, wenn sich die Gelegenheit ergab.
    Auf dem Heimweg versuchte sie ihn dann zu überreden, dass sie einen kurzen Abstecher zu ihren Freunden machen wollte. Aber dies ließ er nicht zu und vertröstete sie dafür auf die nächsten Tage. Eingeschnappt hatte sie den restlichen Weg dann schmollend und schweigend zurück gelegt. Sie wollte ihre Freunde wieder sehen und er ließ es nicht zu. Gadatas war ein fürchterlicher Spielverderber. In der Casa endlich angekommen, musste er dann beim auspacken mit anpacken und sie hatte endlich ihre Ruhe. Sie stürmte ins Atrium und jauchzte vor Freude darüber, endlich wieder zu Hause zu sein. „Darf ich meine Freunde besuchen gehen?“ fragte sie dann ihren Vater und Serrana. Sabina wusste wie sie Gadatas ausspielen konnte und hatte natürlich laut genug gefragt, dass dieser es mitbekam.

  • Sedulus war ein klein wenig erschöpft auch wenn er sich für die Heimreise ein Pferd organisiert hatte. Sie waren öfters als auf dem Weg nach Mantua angehalten. Die Kinder mußten gestillt werden und die Windeln gewechselt. Aber all dies schafften die beiden Frauen, Serrana und Septima ausgezeichnet. Wenn es ans Windeln wechseln ging, verzog Sedulus immer die Nase und suchte sein Heil in der Flucht und besorgte dann und wann mit seinem Sklaven Teutus etwas für das leibliche Wohl.
    Als sie in der Casa angekommen waren, sah er zuerst nach den Neugeborenen ob sie den Rest der Reise wohl überstanden hatte. Sabina zumindest hatte es, denn sie wollte sofort spielen gehen.
    Sedulus schloss die Augen und nickte.


    Meinen Segen hast du meine Große!


    Dann ging Sedulus`Blick zu Gadatas.


    Gadatas, du wirst sie aber begleiten, hörst du.


    Der neuste Sklave hatte sich als sehr wertvollen Zuwachs herausgestellt und konnte mit Sedis Tochter recht gut umgehen.


    Dann suchte Sedulus einen Platz wo er sich für kurze Zeit hinsetzen konnte und fand diesen.


    Ihr entschuldigt mich. Wenn ich jetzt nicht gleich etwas unter meinen Hintern bekomme, zieht es mir die Füße weg.


    Entschuldigte sich Sedulus bei den Frauen. Vielleicht sollte er mal wieder ein wenig öfter ausreiten.

  • Sabina war immer noch aktiv. Das war doch nicht zu glauben. Erst diese furchtbar lange Reise und kaum angekommen will sie wieder rumrennen. Und natürlich erlaubt ihr Sedulus das auchnoch. Könnte man sowas nicht Morgen machen? Aber es half ja nichts, also sagte Gadatas:


    "In Ordnung. Sabina wo möchtest du den hingehen?"

    Hoffentlich wohnten die Freunde die sie sehen wollte in der direkten Nachbarschaft.

  • Natürlich war Laevina bereits vor etlichen Minuten über die Ankunft ihrer Familienangehörigen und deren Gäste informiert worden, trotzdem ließ sie einige Zeit verstreichen, bevor sie sich gemäßigten Schrittes und wie immer kerzengerade auf den Weg ins Atrium machte.
    Neugier hin oder her, es galt auch in dieser Situation Haltung zu bewahren, und schließlich sollte es ja nicht so aussehen, als würde sie ihrer chronisch undankbaren Verwandschaft hinterherrennen, nachdem sie monatelang deren verlotterten Haushalt auf Vordermann gebracht hatte.
    Im Atrium angekommen, glitt Laevinas Blick blitzschnell über Sedulus, Serrana und Sabina hinweg (den Hauslehrer sparte sie selbstredend aus), und suchte dann automatisch nach den angekündigten beiden Nachkommen. Ein wenig klein sahen die beiden aus, aber das musste ja nichts bedeuten, schließlich lebten sich noch, und das war in Zeiten derart großer Säuglingssterblichkeit entscheidend. Dass sich eins von den beiden auf Adulas Arm befand, trieb jedoch Laevinas Augenbraue in die Höhe. Ja, was sollte das denn bedeuten? Was, wenn die unbestreitbare und weithin sichtbare Tumbheit dieses Riesentrampels nun auf ihren Ur-Enkel abfärbte? Unfassbar, da würde sie ein ernstes Wort mit Serrana reden müssen, die derartige Dimensionen in ihrer üblichen Naivität vermutlich nicht überblicken konnte oder wollte.
    Aber jetzt war es erstmal an der Zeit, die Begrüßung in passender Form und ohne überflüsssige Sentimentalitäten hinter sich zu bringen. Laevina straffte sich noch ein wenig mehr und nickte dann kurz und knapp den Neuankömmlingen entgegen.


    "Sedulus, Serrana. Ich dachte schon, eure Ankunft würde sich noch weiter verschieben. Soll ich weitere Sklaven nach draussen zum abladen schicken?" Dass ausser ihr in diesem Haus niemand eine nennenswerte Fähigkeit zur Organisation und Effizienz besaß, war ja schließlich kein Geheimnis, und zweifelllos würde eh wieder alles an ihr hängen bleiben, wenn der Einzug nicht vernünftig und fehlerfrei ablief.
    Im Anschluß an ihre (in Laevinas Augen durchaus entgegenkommende Begrüßung) blieb diese erstmal abwartend stehen. Schließlich war es ja Sache ihrer Verwandten, ihr die neuen Sprösslinge und danach auch die mitgebrachten Gäste gebührend vorzustellen.

  • Das wohlige Gefühl des Heimkommens endete nur Bruchteile von Sekunden, nachdem ihre Großmutter das Atrium betreten hatte. So viele gute Vorsätze hatte Serrana gehabt: dass sie von jetzt an selbstbewusst und daher gelassener mit Laevinas Spitzen umgehen und sich nicht mehr provozieren lassen würde, dass sie ihre Großmutter akzeptieren würde, wie diese nun einmal war und, und, und....
    Hehre Ziele, doch deren Umsetzung scheiterte bereits zum ersten mal, als Serrana nach langer Zeit wieder Laevinas kühle und distanzierte Stimme hörte. Das war ja mal wieder typisch! Keine Begrüßung, keine Frage, wie denn die Reise verlaufen sei, geschweige denn von einem auch nur rudimentären Interesse daran, wie es der Enkelin und deren Familie in den letzten Monaten ergangen war. Und das, wo sich diese doch eigentlich vorgenommen hatte, mit einer ganz besonderen Geste die in Jahren gewachsenen Vorbehalte und Animositäten endlich ad acta zu legen. Noch wusste Laevina von dieser Geste natürlich nichts, aber trotzdem...
    Serrana zog einen unübersehbaren Flunsch, drückte ihre kleine Tochter instinktiv ein wenig enger an sich und brachte gerade ein knappes und nicht allzu herzliches "Salve, Großmutter" heraus, bevor sie ihrem Ehemann einen kurzen bittenden Blick zuwarf. Sedulus war schließlich der Pater Familias, also war es auch nur recht und billig, wenn er seine Kinder der lieben Urgroßmutter vorstellte. Ausserdem hatte es sich schon mehr als einmal gezeigt, dass er deutlich resistenter auf Laevinas "Freundlichkeiten" reagierte als sie selbst.

  • Wieder entwich ihr ein fröhliches Jauchzen, als ihr Vater die Erlaubnis erteilte ihre Freunde aufzusuchen. Wäre in diesem Moment nicht die Großtante ins Atrium gekommen, wäre sie schon längst aus der Tür hinaus. Doch sie erinnerte sich an ihren Anstand. „Salve, Tante Laevina“, begrüßte sie die alte griesgrämige Verwandte. „Valete, Tante Laevina“, verabschiedete sie sich dann auch sogleich und rannte wieder hinaus. Kurz musste sie sich gegen die Wand drücken, weil einer der Sklaven mit einer schweren Truhe durch die Tür wollte.
    Sabina war sich sicher, dass Gadatas ihr folgen würde. Schließlich war er dazu verdonnert worden. Nur einen Augenblick später war sie dann auch endlich aus der Casa hinaus und stürmte durch die Straßen.

  • Und da rannte der kleine Dämon schon los. Gadatas konnte gerade noch hinter ihr durch die Tür um sie nicht zu verlieren. Dabei wäre er fast in den Sklaven gelaufen dem Sabina ausgewischen war. Das war ja mal wieder eine Hetze. So hatte er sich das geruhsame Leben eines Hauslehrers wirklich nicht vorgestellt.

  • Als Sedulus die Stimme der alten Germanica vernahm, verdrehte er die Augen. Zum Glück konnte sie es nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihr auf der Sitzgelegenheit saß. Dann atmete er langsam aus, und erhob sich um die Tante zu begrüßen.


    Salve Germanica Laevina. Hmm, wie du möchtest. Und vielen Dank, dass du auf das Haus aufgepasst hast.


    Fast hätte er schon gesagt, "Was du lebst noch...". Doch zum Glück hatte Sedi sich dies verkneifen können. So trat er neben sie und den Rest der Familie und winkte Adula herbei mit dem Mädel herbei.


    Darf ich dir vorstellen. Dies ist Laevina Minor. Und der kleine Racker dort drüben der gerade ein Nickerchen macht, ist Victorius.


    Sedulus grinste bei der Vorstellung des Nachwuchses.

  • Nun, so wie es aussah, war alles noch beim alten. Serrana, das Mimöschen, schmollte, weil ihr nicht sofort die Hand getätschelt wurde. Sabina, dieses ungezogene und verwöhnte Gör, tanzte offenbar nach wie vor jedem auf der Nase herum ( was natürlich jetzt endgültig ein Ende haben würde), und Sedulus hing wie ein nasser Sack auf einem Sessel. Nicht zu fassen, diese Kerle, kaum hatten sie einen Stammhalter gezeugt, legten sie gleich die Füße hoch, weil sie das Gefühl hatten, bis zum Lebensende genug geleistet zu haben...
    Laevina unterdrückte ein resigniertes Seufzen und nickte Sedulus gönnerhaft zu, nachdem dieser sich zu ihr umgedreht und ihr für ihre Mühen gedankt hatte. Schließlich hatte sie ja auch ein Stück weit in eigenem Interesse gehandelt, wer wollte denn schon in einem völlig undisziplinierten und verwanzten Haushalt leben? Nein, dann doch lieber die letzten verbleibenden Lebenstage selbstlos in den Dienst der Familie stellen und zum Dank dafür einen gewissen Lebensstandard genießen!
    Und dann geschah etwas, das Laevina nicht mehr passiert war, seit ihre unverheiratete Tochter ihr ihre Schwangerschaft nebst Leidenschaft für diesen iunischen Taugenichts gebeichtet hatte: ihr entgleisten die Gesichtszüge. Nur für einen kurzen Augenblick, aber dennoch unübersehbar blieb der alten Germanica der Mund offen stehen, und sie riss die sonst immer ein wenig starr wirkenden blauen Augen auf.
    Ob sie sich wohl verhört hatte? Nein, ihre Knochen wurden zwar ärgerlicherweise zunehmend morscher, aber ihre Ohren funktionierten immer noch einwandfrei. Dann vielleicht ein Scherz a la Sedulus? Nein, auch das nicht. Dieser Schlunz grinste zwar unverschämt vor sich hin, aber das tat er in anderen Situationen ebenso. Und Serrana hatte bei seinen Worten keine Miene verzogen, und die Kleine hatte sich in ihrem Leben noch nie ansatzweise überzeugend verstellen können.
    Laevina war in ihrem bisherigen Leben noch nicht allzu häufig gerührt gewesen, und beeilte sich, das seltsame Gefühl in ihrer Brust unter Stress und Überarbeitung abzubuchen.
    Vermutlich hörte sich deshalb auch ihre Stimme plötzlich derart krächzend und wacklig an, es war also höchste Zeit, den alten Status Quo wieder herzustellen!
    "Soso....ähem...aja...schau an." brachte Laevina für ihre Verhältnisse erschreckend unsouverän hervor und räusperte sich dann energisch. "Und die beiden sind soweit gesund, ja?"

  • Natürlich war Laevinas Reaktion recht wenig damit zu tun, wie ein x-beliebiger Mitbürger aufrichtige Freude ausdrücken würde, doch Serrana war trotzdem damit zufrieden, denn sie zeigte doch recht deutlich, dass ihre Großmutter unter all der so offen zur Schau gestellten Beherrschtheit und Kälte doch noch das eine oder andere Gefühl verbarg. Für einen Moment rang sie mit sich, ob sie der alten Germanica ihre kleine Namensvetterin einfach in die Arme legen sollte, entschied sich dann aber doch dagegen. Laevina hatte, ihrer unübersehbaren Überraschung zum Trotz, von sich aus immer noch keinerlei Anstalten unternommen, näher an die beiden Kinder heranzutreten, und Serrana zwang sich dazu, diese aufrechterhaltene Distanz zu akzeptieren. Sie selbst hatte dieses Verhalten zwar noch nie verstehen können, aber Laevina war nun einmal Laevina, Gefühls- oder gar Sympathiebekundungen hatten noch nie zu deren Wesen gehört, zumindest nicht, seit Serrana alt genug war, um dieses bewusst wahrzunehmen.
    Als Sedulus die Namen der beiden Kinder erwähnte, hatte sie nur kurz genickt und ihm ein dankbares Lächeln zugeworfen, weil er die Vorstellung übernommen hatte. Das Nicken auf die Frage ihrer Großmutter fiel noch etwas energischer aus, denn sie hatte sofort das Gefühl, ihre Kinder gegen einen unausgesprochenen Vorwurf oder Verdacht verteidigen zu müssen.


    "Oja, allerdings. Den beiden geht es hervorragend. Sie waren bei der Geburt ein wenig klein, aber die Amme sagt, dass der Unterschied zu anderen Babys ihres Alters kaum noch zu sehen ist. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen."

  • Sedulus nickte.


    Sie mögen zwar noch recht klein sein, aber sie haben schon Stimmen wie wir Großen. Sie sind fest und mit unter auch laut. Wir werden uns also auf ein wenig Leben hier in der Casa einstellen dürfen. Auch werden die Nächte wahrscheinleich nicht mehr so ruhig zugehen. Aber ich hoffe doch, dass dir dieser Umstand nicht viel ausmachen wird, Laevina.


    So war es nun einmal wenn es in einem Haushalt Nachwuchs gab. Die Sklaven würden sich sicherlich über die beiden Kleinen freuen und sich wohl auch um sie streiten. Zumindest die weiblichen Sklaven. Davon ging Sedulus einmal aus.

  • "Nun, die Fähigkeit sich unmissverständlich bemerkbar zu machen, ist sicherlich wünschenswert, solange genug Verstand vorhanden ist, auch mal den Mund halten zu können, wenn das die Situation erfordert." nickte Laevina mit einem weiteren prüfenden Blick zu den beiden Babys hin. Später in der Nacht würde sie ihren Urenkeln noch eine etwas genauere Visite zukommen lassen, aber das brauchten deren Eltern nicht zu wissen. "Und glaube mir, mein lieber Sedulus..." an dieser Stelle glitt Laevinas Augenbraue erneut in die Höhe "...ich bin nicht so zartbesaitet, dass mir Babygeschrei etwas ausmachen würde, allerdings wüsste ich es schon sehr zu schätzen, wenn bei den Zwillingen von Anfang an etwas mehr Wert auf Zucht und Ordnung gelegt würde. Man sieht ja an Sabina, wieviel Aufwand betrieben werden muss, wenn bei der Erziehung in den ersten Jahren geschludert wurde. Da braucht es lange, bis die Kuh wieder vom Eis ist..." Wie zur Bestätigung klockerte Laevinas Stock einmal energisch auf den Mosaikboden. "Aber lassen wir das, aufgrund der Unwilligkeit meiner Enkelin, ihrer Großmutter zumindest ab und zu etwas ausführlichere Nachrichten zukommen zu lassen, wäre ich sehr verbunden, wenn mich jetzt mal jemand darüber aufklären würde, warum ihr schon wieder aus Mantua zurück seid."

  • Nun meine liebe Laevina. Ich glaube nicht, dass wir jetzt und in nächster Zeit den Zwillingen so etwas wie militärischen Drill angedeihen lassen müssen. Und auch wenn sie etwas älter sind, wird dies nicht nötig sein hoffe ich. Aber wenn es soweit ist, werden wir dich vielleicht um Hilfe bitten. Dass heißt, wenn es dann nicht zu viel für dich wird.


    Dann war Sedulus froh, dass die alte Germanica das Thema wechselte.


    Nun, es war ein Notlage die uns aus Mantua fliehen ließ. Und zwar hat die Stadt eine Seuche erreicht. Ich weiß jetzt nicht genau von wo sie gekommen ist, oder ob der Ursprung in Mantua selbst war. Allerdings hoffe ich, dass Aurelius Ursus nicht davon betroffen ist. Er wollte und er mußte dort bleiben, da er der Kommandant der hiesigen Legion ist...


    Sedulus macht ein recht betroffenen Gesichtsausdruck. Wer wußte schon was in Mantua vor sich ging. Wenn er später ein wenig Zeit hatte, würde er Erkundigungen einziehen.

  • Meine Herren, Sedulus war noch keine halbe Stunde wieder daheim und strapazierte trotzdem schon wieder massiv ihr Nervenkostüm, was Laevina ein ärgerliches Schnauben entlockte.


    "Glaube mir, mein lieber Sedulus, es braucht mehr als ein paar Kinder, um mich zu überfordern. Du für deinen Teil hast leicht reden, du sitzt gemütlich mit dem Hintern in deinem Officium und gibst den Senator, während deine Tochter derweil das Haus und den Garten auseinander nimmt. Wehret den Anfängen, kann ich da nur sagen! In absehbarer Zeit wirst du damit anfangen müssen, einen geeigneten Ehemann für Sabina zu suchen, aber wenn sie sich dann immer noch benimmt wie die Axt im Walde, dannn geht jeder vernünftig denkende Kerl laufen, ganz egal, wie gut ihr Name ist oder vieviel Geld sie vielleicht einmal erben wird! Dann musst du sie an irgendeinen Schwachkopf verscherbeln wie sauren Wein..." Laevina pochte zur Bestätigung noch zweimal mit dem Stock auf den Boden, hörte dann jedoch aufmerksam zu, als ihr Schwiegerenkel von den Zuständen in Mantua berichtete.


    "Eine Seuche? Oha! Ich hoffe, ihr habt euer Personal gründlich genug vor der Abreise untersuchen lassen, nicht, dass hier auch irgendwas eingeschleppt wird..." Der Argus-Blick der alten Germanica glitt über die versammelten Sklaven, die mit Serrana und Sedulus zurückgekommen waren und blieb besonders misstrauisch auf Adula hängen. "Dieser Trampel da zum Beispiel, ist der auch wirklich gesund? Nicht auszudenken, wenn sich seinetwegen eins der Kinder anstecken würde!"

  • "Adula ist kein Trampel, und sie ist genauso gesund wie wir alle!" fauchte Serrana, der jetzt schließlich doch der Kragen platzte und die sich nur deshalb noch halbwegs am Riemen riss, weil ihre Freundin Septima jeden Augenblick das Atrium betreten konnte und diese vor familärem Gekeife, wie es im Umgang mit Laevina schier unvermeidlich war, nach Möglichkeit verschont werden sollte. Aber immerhin bot sich auf diese Weise auch eine Möglichkeit, das Gesprächsthema wieder in neutrale Gewässer zurück zu steuern.
    "Hast du für Tiberia Septima und ihren Sohn Gästeräume vorbereiten lassen? Die beiden sind nach der Reise sicher müde, und werden sich ausruhen wollen. Für die aurelischen Sklaven müsste in unseren Sklavenquartieren ja Platz genug sein."

  • Ziemlich abgehetzt und schlecht gelaunt tauchte Gadatas auf. Ihn wurmte immer noch das ihm Sabina einfach so davongelaufen war. Und jetzt mußte er das Sedulus gestehen. Eine ganz dumme Situation. Er ging vorsichtig zu seinem Herren und sagte:


    "Verzeiht, Dominus. Es gibt ein Problem mit Sabina. Sie ist mir mit Hilfe ihrer Freunde davongelaufen und jetzt weiß ich nicht wo sie hin sind und wann sie zurückkommen wollen."

    Hoffentlich hatte Sedulus Verständniss für die Tatsache das Sabina schlimmer als ein Sack Flöhe war.

  • Sedulus schielte die Alte mit verengten Augen an.


    Tja und bringe das Geld Nachhause. Dass hast du vergessen zu erwähenen meine liebste Laevina. Oder glaubst du, du könntest hier in Saus und Braus wohnen und leben? Und ich glaube nicht, dass Sabina so schlimm ist wie du tust. Sie ist zwar ein kleiner Wildfang und recht hitzeblitzig aber sie wie du sie hier schilderst, habe ich sie zumindest noch nicht erlebt. Und noch steht das ja das Haus.
    Einen Ehemann? Ich glaube dafür ist es noch ein klein wenig zu früh denke ich.


    Sedulus ging auch gar nicht weiter auf dieses Thema ein.


    Nun, da wir ja noch auf dem Landgut der Tiberier waren und uns bisher kein Sklave verstorben ist, denke ich, haben wir unsere Sache gut gemacht.


    Dann kam aufeinmal Gadatas ins Atrium geschossen und berichtet davon, dass Sabina abgehauen war. Es war jetzt nichts Neues gewesen, allerdings war Sedulus auch ein wenig sauer, da er von der Reise doch noch recht geschafft war. So seufze er.


    Wo hast du sie denn aus den Augen verloren Gadatas? Und wer von ihren Freunden war denn noch so dabei?


    Viellleicht konnte man ja zuerst bei diesen Zuhause nachfragen ob sich die Bande bei einem der Freunde aufhielt.

  • Laevina stieß ein unwilliges Knurren aus und grummelte einige Sekunden vor sich hin, war aber schlau genug, auf dieses Argument von Sedulus nicht näher einzugehen. Zu praktisch und angenehm war es doch, dass vom verstorbenen Gatten ererbte Vermögen so gut wie möglich zu schonen und zu mehren und statt dessen die finanziellen Mittel der Familie auszunutzen. In den Augen der alten Germanica übrigens völlig verdient, schuftete sie doch schließlich Tag und Nacht unermüdlich im Dienste ihrer undankbaren Gens, da war es doch wohl das Mindeste, wenn sie sich auf ihre alten Tage mal eine Vase ins Zimmer stellte und beim Einkaufen auf dem Mercatus nicht zu den Sonderangeboten hetzte!


    "Unterschätze bitte den zeitlichen Aufwand für eine vernünftige Eheanbahnung nicht." sagte sie stattdessen und pochte erneut auf den Boden. "Derartige Dinge sollte man von langer Hand planen, damit das bestmöglichste Ergebnsi dabei herauskommt. Schließlich bist du Senator, also kannst du deine Tochter unmöglich an einen Tieferstehenden abgeben. Glaube mir, eine Weile zu lang gewartet, und plötzlich ist nur noch Ramsch übrig, weil die vernünftigen Partien längst vergeben oder weggestorben sind. Dann bleibt Sabina an einer unfähigen Flasche hängen, die es nie zu etwas bringen wird. Oder an einem uralten Tattergreis, der sich mehr mit seiner Bettpfanne als mit ihr beschäftigen wird. Wobei in dem Fall zumindest bald was zu erben geben würde..." Für einen Moment lang war Laevina gänzlich von ihren Planspielen für die Zukunft abgelenkt, dann jedoch stolperte der neue Sklave, den Sedulus zu Sabinas Hauslehrer gemacht hatte, herein und verkündete seine Hiobs-Botschaft.


    "Ha! Hab ich's nicht gesagt? rief Laevina triumphierend. "Kaum ist das Kind eine halbe Stunde daheim, da macht sie schon wieder Ärger. Und das nennst du nicht schlimm? Das Mädchen sollte lieber mal ein paar Stunden am Webrahmen verbringen, statt durch die Stadt zu laufen wie ein verwahrlostes Peregrini-Kind. Dann käme sie auch nicht auf die Idee, einfach davonzulaufen!"

  • Sedulus seufze.


    Ich denke wir werden für Sabina schon den richtigen Ehemann finden. Außerdem glaube ich eher, dass sich Sabina einen Mann ihrer Wahl aussuchen wird, als sich einen von mir diktieren zu lassen. So gut kenne ich meine Tochter.


    Und ihren Dickkopf.


    Und wenn es ein alter Tattergreis ist, um so besser. So beerbt sie ihn dann ja vielleicht schon recht bald. Dann kann sie sich die Männer aussuchen.


    Also hätte so eine Verbindung auch schon ihre Vorteile.


    Du sagst es, sie ist ein Kind und Kinder sind eben nun einmal so!


    Dann blickte Sedulus erneut zu seinem Sklaven, da sich dieser noch nicht gerührt hatte.

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