Lichas führte den Mann, der von vielen bestimmt als gut aussehend betitelt worden wäre, ins Atrium zur Salutatio. Dabei fiel sein Blick auch auf die schüchterne Iotape. Bei ihrem Anblick entfuhr ihm ein innerlicher Seufzer.
Der hatte er nämlich bis vor kurzem den Hof gemacht. Gehofft, sie an seine Seite zu gewinnen.
Bis vor kurzem hatte er sein größtes Glück darin gesehen, für erspartes Geld Geschenke für Iotape (oder vor ihr für andere Frauen oder Männer) zu kaufen und so um sie zu werben. Schließlich träumten alle davon, wenigstens einen Menschen für sich einzunehmen und mit ihm eine Liebesbeziehung zu führen.
Inzwischen hatte er erkannt, dass das kompletter Blödsinn war. Denn er, Lichas, wollte nicht sein Leben, geschweige denn sein Bett, mit einem anderen Menschen teilen. Er war vollauf glücklich mit seinen Freunden, die er hatte. Und es war nicht nur so, dass ihm das reichte, nein, es kam ihm sogar ausgesprochen seltsam vor, so mit einem Menschen zusammen zu sein, wie andere das taten. So mit herumknutschen und eng aneinandergekuschelt einschlafen und so.
Nur hatte er sich bis vor kurzem von den anderen täuschen lassen. Denn jeder wollte sowas ja. Nur eben er nicht. Und das hatte er sich endlich eingestanden.
Und das bedeutete um einiges weniger Druck für Lichas. Einiges an Erleichterung. Weil er verstanden hatte, dass er mit den teuren Geschenken nur versucht hatte, etwas zu kompensieren, was er einfach nicht geben konnte.
„Warte einen Moment, Tiberius Ahala. Ich melde dich beim Herrn an“, wandte der Sklave sich leise an den Patrizier und machte sich dann mit einem höflichen Nicken davon.