Ein einfacher Spaziergang

  • Es war ein schöner Tag in Roma, die Sonne strahlte und die Menschen gingen heraus auf die Straßen, um ebendiese zu genießen.
    So tat es auch Aigisthos, der sich heute in Langeweile wähnte. Seine Schritte führten ihn über den Handelsplatz von Roma. Viele Waren wurden angepriesen, doch im Momente brauchte er nichts. So spazierte er den langen Weg entlang, vorbei am Sklavenmarkt.
    Dort standen viele merkwürdige Leute. So richtig normal war hier keiner, vor allem die Sklaven waren komisch. Aber so sehr interessierte es Aigisthos nicht, schließlich sollte er sich niemals einen Sklaven leisten können. Aber so etwas brauchte er auch nicht, schließlich war er alleinstehend und konnte sich sehr gut selbst um sich kümmern. Ein Sklave wäre eher noch eine zusätzliche Belastung gewesen, denn er hätte einen weiteren Mund zu stopfen gehabt.


    So ging der Peregrinus also einfach weiter über den großen Handelsplatz, mit dem Kopf nach Rechts gerichtet und nichts ahnend, dass er gleich in jemanden hineinlaufen würde..


    Sim-Off:

    Reserviert. :)

  • Ja, endlich wieder Frühling! Das hatte auch Caerellia gedacht, als sie sich - endlich einmal erfolgreich - alleine aus dem Haus gestohlen hatte. Welche Kinder machten das nicht? Vor Allem wenn ohnehin nie jemand Zeit für sie hatte und auch Freunde noch nicht vorhanden waren. Sie vermisste ihre Eltern, aber sie war ja auch nicht für ewig in Rom! Nur zu Besuch für ein paar Monate. Im späten Frühling oder vielleicht frühen Sommer durfte sie gewiss zurück. Und da waren auch alle ihre Freunde.
    Zumindest für heute wollte sie mal sehen, ob sie jemanden finden konnte! Und auch was die Märkte, die sie auf der Anreise schon gesehen hatte, so zu bieten hatten. Freilich hatte sie kein Geld dabei, aber sie würde vieles sehen können. Und lernen. Caerellia lernte unheimlich gerne neue Dinge, solange es nicht im staubigen Arbeitszimmer der Familie war. Oder irgendetwas über neue Sitten. Pfui.
    Plötzlich spürte das langsam schlendernde Kind starke Schmerzen im Rücken und plumpste nach vorn. Wäre sie größer, hätte man sie gewiss gesehen! Tränen schossen ihr in die Augen, Hände und Knie waren aufgeschürft. "Aua!" klagte sie noch lautstark zu allem Überfluss und blickte auf ihre Hände. Da kullerte die erste Kinderträne aus dem rechten Augenwinkel und sie sah sich vorwurfsvoll nach dem Übeltäter um!

  • Bumm.


    Ja, das beschrieb gut die Situation die grade entstand. Ein Knall und schon lag ein Kind auf dem Boden und der gute Aigisthos erlitt fast einen Herzinfarkt.
    Als der erste Schreck vergangen war sah er herunter und sah ein kleines, weinendes Mädchen von vielleicht 9-10 Jahren.
    Ihm war bewusst dass er Schuld war, schließlich hatte er nicht aufgepasst. Also beugte er sich herunter um dem Mädchen aufzuhelfen.
    "Alles in Ordnung bei dir?", fragte er die kleine während er ihr die Hand herunterstreckte um ihr aufzuhelfen.


    "Tut mir Leid.. ich war abgelenkt.", rechtfertigte er sich während er sich selbst ein wenig auf Spuren des Zusammenstoßes untersuchte.
    Hoffentlich war das Mädchen nicht ernsthaft verletzt.

  • Sie sah weinerlich zu ihm auf und dann auf seine Hand. Alles in Ordnung? Pah! Dieser blinde Kerl hatte seine Augen offenzuhalten, wenn er nicht seine Mitmenschen dermaßen lebensgefährlich verletzen wollte! Seine Hand nahm sie nicht an, stattdessen stemmte sie sich selbst vom Boden ab. War nicht einmal als unfreundliche Geste zu verstehen, sondern viel mehr dazu gedacht, die eigene Balance wiederzufinden. Nun, da sie stand, konnte man den kleinen Halbmond an den Sandalen erkennen, der sie eindeutig als Patrizierin auszeichnete. Und ein kurzes Stück darüber erblickte man blutig geschürfte Knie. Trotzdem war kein erneutes Schluchzen zu hören, denn sie mahnte sich selbst, dass sie kein kleines Kind mehr sei! Natürlich war sie noch eines, aber sie sah das gänzlich anders.
    Etwas versöhnlicher, aber noch immer erschrocken, blickte sie Aigisthos an. "Schon gut, passiert." sagte sie tapfer und leckte sich aus einem Reflex über die Handflächen - Blut muss weg! Und in der Kleidung würde sie daheim Ärger bekommen. Sie musterte ihn unter ihrer Hand hervor und als sie diese senkte, fragte sie auch noch: "Du musst aber wirklich besser aufpassen!" Sie ließ ein sachtes Lächeln sehen.

  • Als das Mädchen aufstand sah Aigisthos an ihren Knien die Verletzungen. Er selbst hingegen war unverletzt.
    Er musterte sie von oben nach unten um eventuelle weitere Verletzungen zu erkennen, sah jedoch nur diese an den Knien. Und.. Sie hatte einen Mond an ihren Sandalen. Moment, das war nicht gut. Das konnte nichts gutes bedeuten. Die kleine war doch wohl keine Patrizierin?


    War sie offensichtlich doch. Nun hatte Aigisthos - vermutlich - eine Patrizierin umgerannt und wenn etwas klar war, dann die Unberechenbarkeit eines Kindes.
    Aufregung übernahm den Körper des Peregrinus, der sich schon geköpft sah.
    Er musste die Kleine verartzten!
    "Es tut mir wirklich Leid.. Es war keine Absicht."


    Er sah sich um. Verarzten.. Wo nur? Auf offener Straße würde gleich ihre Familie anrücken und ihm den Kopf abhauen, wenn man ihm Böswilligkeit unterstellte. Also.. Eine Seitengasse! Ja, eine Seitengasse sollte es sein, dort würde er die Blutung fix stillen, sie mit einem Stück Stoff verbinden und dann schnellstmöglich verschwinden.
    "Na komm mal mit, meine Kleine. Ich verarzte dir schnell deine Wunden, das sieht ja wirklich nicht gut aus!", sprach er zu ihr, während er grinste und auf eine Seitengasse deutete.

  • Köpfen würde ihn vermutlich niemand für einen Zusammenstoß, aber sie war Patrizierin und somit adlig - und, was Aigisthos freilisch nicht wissen konnte, mit einigen wirklich bedeutenden Personen des Reiches verwandt. Natürlich konnte die Situation für den Peregrinus einen Heidenärger bedeuten. Ärger, der ihm vermutlich sogar zustehen würde, für das, was er an anderen Tagen tat. Aber eben nicht am heutigen. Als er sich nochmals entschuldigte, setzte sie direkt wieder ihr spitzbübisches Grinsen auf. "Heee, das ist wirklich kein Problem. Ich fall auch ohne fremde Hilfe oft genug hin!" beteuerte sie. Es wurde ihr unangenehm, dass er sich solche Sorgen um sie machte, denn schließlich blutete sie vielleicht, aber.. Moment, sie blutete. Er musste sich Sorgen um sie machen. Daheim wäre sie vermutlich direkt zum Medicus geschleppt worden. Sie mochte es nicht, zu sehr verhätschelt zu werden, war ein bodenständiges Mädchen. Wenn man einmal von den vielen Träumen absah, die vermutlich so ziemlich jedes Mädchen ihres Alters hegte.
    Als er dann allerdings mit so einem seltsamen Grinsen auf eine Seitengasse deutete, wurde das Mädchen misstrauisch. Sie war gutherzig, nicht naiv. Dass sie nicht mit fremden Männern mitgehen sollte, wurde ihr schon von kleinauf anerzogen. Und dass sie Seitengassen nicht betreten durfte, predigte man ihr auch schon immer. Also mit einem fremden Mann in eine Seitengasse. Das klang irgendwie nicht gut. "Es geht wirklich schon. Da möchte ich nicht hin." sagte sie darauf bedacht, möglichst höflich zu klingen. Aber ihr leicht verängstigter Blick sprach Bände.

  • Na hoffentlich hatte das Kind Recht und die Eltern schöpften keinen Verdacht zu Hause. Aber sicher war sicher, also sollte das Mädchen doch lieber verarztet werden. Andernfalls wäre es das wohl gewesen mit dem lieben Aigisthos, der eigentlich ja doch recht lebensfroh war.


    Dummerweise sträubte sich das Kind dagegen kurz mit ihm mitzukommen. Das war natürlich nicht gut, denn schließlich hätte nach wie vor jemand aus ihrer Familie herkommen können und ihn dafür entsprechend in die Mangel genommen!
    "Na komm schon, ich tu' dir ja nicht weh! Komm mit, bitte!", sagte er ihr, während er ein freundliches Grinsen aufsetzte, welches jedoch offensichtlich gespielt war.


    Vielleicht hätte er ja einfach losrennen sollen? Es war eine Idee, vielleicht musste er das auch noch. Aber am einfachsten wäre es gewesen wenn sich das Mädchen kurz hätte helfen lassen und schon wäre er nahezu aus dem Schneider gewesen!

  • Das schöne Frühlingswetter lud dazu ein, dass Haus zu verlassen und die Sonnenstrahlen zu genießen. An diesem Tag war es noch nicht so war und drückend, dass man ruhig ganz gemütlich über den Mercatus schlendern konnte. Mit Simplex im Schlepptau ging es von Stand zu Stand. Mal war es Schmuck der in der Sonne glitzerte, dann Töpferwaren, Glasbecher oder Stoffe, die ihre Aufmerksamkeit erregten. An einem kleinen fas unauffälligen Stand mit bunt bemaltem Spielzeug blieb sie länger stehen. Ob sie Rufus einen Löwen kaufen sollte? Spielen tat er noch nicht damit, im Augenblick steckte er sich viel lieber alles in den Mund.
    Simplex derweil behielt die Umgebung im Auge. Aufmerksam und auch ein kleines bisschen genervt, weil seine Herrin sich nicht entscheiden konnte. Sein Blick blieb dann einem Mädchen und einem Mann hängen. Irgendwie wirkte der Kerl nicht wirklich vertrauenserweckend und das Mädchen ängstlich. Eindringlich musterte er Beide. Das Mädchen mit den aufgeschürften Knien und der Alte mit einem nicht gerade vertrauenserweckendem Lächeln. Sein Instinkt meldete sich. Da stimmte etwas nicht. „Calvena?“, er berührte die Germanica sacht am Arm um deren Aufmerksamkeit ebenfalls auf dieses ungleiche Pärchen zu richten. Calvena folgte seinem Blick und zuckte erst einmal mit der Schulter. „Ein Vater mit seiner Tochter. Was ist mit den Beiden?“ Wirklich etwas Verdächtiges konnte sie auf den ersten flüchtigen Blick nicht erkennen. „Ich glaub nicht, dass die Beiden zusammen gehören“, wiedersprach Simplex ihr. „Das Mädchen sieht… verstört aus… und der Kerl... ich weiß nicht… irgendwie ist er unheimlich!“ Nun schenkte Calvena der Szene mehr Aufmerksamkeit. Der erste Blick hatte getäuscht, stellte sie fest. Ganz leicht runzelte sie die Stirn.


    Schließlich gab sie sich einen kleinen Ruck und trat selbstbewusst auf das Mädchen zu. „Da bist du ja“, sprach sie diese direkt an und hoffte, dass das Mädchen nicht gleich schreiend vor ihr weg lief. „Meine Güte wie siehst du denn aus? Was hast du nur wieder angestellt?“ plapperte sie drauf los und schenkte dem Fremden ein knappes Lächeln. Gleichzeitig legte sie dem Kind die Hände ganz leicht auf die Schultern. „Du kannst doch nicht einfach weg laufen“, fügte sie hinzu. Sie suchte den Blick des Mädchens und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Hoffentlich machte sie mit. „Wir haben dich schon überall gesucht!“ Als hätte Simplex auf dieses Stichwort gewartet, trat er direkt neben den merkwürdigen Vogel. Nicht das dieser auf dumme Gedanken kam. Er schenkte dem Mann ein schmales freudloses Grinsen. Seiner kräftigen Statur war anzusehen, dass man sich besser nicht mit ihm anlegte. Er mochte unbewaffnet sein, aber durchaus ein fähiger Leibwächter. Als ehemaliger Gladiator hatte er einiges auf dem Kasten und würde sich von so einer halben Portion sicherlich nicht überwältigen lassen.

  • Caerellia war tatsächlich mehr als verunsichert. Sie stand wie angewurzelt da, als er wollte, dass sie mitkam. Sie war ratlos, was, wenn er ihr wirklich nur helfen wollte? Warum sollte er ihr schließlich was Böses wollen? Sie hatte ihm ja ihrerseits auch nichts getan. Sie sah noch einmal zur Gasse und von Sekunde zu Sekunde schien diese dunkler und bedrohlicher zu werden. Dann sah sie wieder zu Aigisthos, entschlossen, ihn höflich abzuweisen. Soetwas wurde ihr verboten. Und es war nicht eines dieser Verbote, auf die hin man etwas Schelte bekam, wenn man sie nicht beachtete. Es war ein Verbot, das aus ehrlich berechtigter Sorge entsprang. Das wusste auch Caerellia.
    Noch ehe das junge Mädchen allerdings etwas erwiedern konnte, trat eine Fremde auf die Bildfläche. Eine vollkommen Fremde. Sie sprach sie direkt und ohne Umschweife an und machte ihr Vorwürfe. Verwirrt überlegte sie, ob es eine Sklavin der Tiberier war, aber das war ausgeschlossen. Sie merkte sich Gesichter. Ehe sie allerdings widersprechen konnte, setzte Calvena zum nächsten Redefluss an. Überall gesucht? Sie verstand die Welt nicht mehr. Dann traf ihr Blick den anderen, fremden Mann. "Wieso gesucht...?" fragte das Mädchen mehr als nur verwirrt. Dann sah sie wieder zum etwas bekannteren Fremden, Aigisthos. Etwas hilflos nuschelte sie: "Ich bin doch nur hingefallen..." Bekam sie nun Ärger? Sollte die Fremde vielleicht ein neues Kindermädchen werden? Sie sah sich suchend um, ob sie ein bekanntes Gesicht fand - aber leere Ausbeute. Niemand da. "Ihr wollt mich doch alle veräppeln, oder?" fragte sie nun unsicher grinsend und stemmte die Hände in die Hüften.

  • Aigisthos beobachte das seltsame Szenario welches sich entwickelte. Eine Frau erschien welche das Mädchen offensichtlich kannte.. Wohlmöglich besser sogar als das Mädchen wusste.
    Wer war sie? War es eine Verwandte? Nein. Die hätte das Mädchen gekannt. Eine Sklavin? Nein.. Dafür war sie zu gut gekleidet.. Und das Mädchen hätte sie wahrscheinlich auch erkannt.
    Was war mit dieser Frau los? Zuerst war Aigisthos das Herz in die Hose gerutscht, als er dachte sie wäre die Mutter, glücklicherweise war das ausgeschlossen.
    Also musste Aigisthos handeln, und zwar schnell. Das erstbeste was ihm einfiel war vermutlich nicht unbedingt das intelligenteste.
    "Werte Dame! Kennt Ihr die Göre etwa? Sie hat mich angerempelt und nun wollte ich ihr helfen, doch das lässt sie sich nicht! Schaut doch nur, sie blutet!"
    "Oh du Idiot!" dachte er sich als er sich noch tiefer in die unglückliche Situation geritten hatte als er ohnehin schon war. Er hoffte nur dass die hinzugestoßene Frau ihm Glauben schenkte und das Mädchen mitnahm, bevor es ausplauderte was wirklich geschah..

  • Als Calvena dazu kam, entglitten diesem Kerl für einen Moment die Gesichtzüge. Er wirkte ertappt und irgendwie sogar schockiert. Das Gefühl, dass er womöglich nichts Gutes im Sinn hatte wuchs. Anscheinend hatte sie das Richtige getan, zu dem Mädchen zu gehen. Als die Kleine sie fragend und verwirrt ansah, zwinkerte sie ihr verstohlen zu. „Nur hingefallen? Das kann passieren, Kleine“, meinte sie mit einem verständnisvollen Lächeln. Ihr Blick glitt zu dem Fremden hinüber. Das er ihr nur helfen wollte, glaubte sie ihm nicht. „Das ist nett, dass du helfen wolltest. Aber es sieht schlimmer aus, als es ist. Nicht wahr? Kinder tun sich beim spielen ständig weh. Wir suchen uns jetzt einen der öffentlichen Brunnen und waschen die Schürfwunden aus. Dann ist es schon wieder vergessen, dass du dir weh getan hast!“ Einfach das Mädchen mitnehmen wollte sie nicht. Sie streckte die Hand nach der Kleinen aus.

  • Dass Caerellia die hinzugestoßene Germanica nicht erkannt hatte, war ihr tatsächlich gut an den Zügen abzulesen geween - wenn auch nicht eindeutig aus den Worten erkennbar. Für sie wurde die Situation immer merkwürdiger und skuriller. Ein Mann, der offenbar beinahe hysterisch wegen ein paar Schürfwunden wurde - und eine fremde Frau die simulierte, sie zu kennen. Dass die nächste Zeit noch mehr seltsame Ereignisse auf sie warten würden, konnte Caerellia zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen.
    Aber dann geschah etwas Unerhörtes! "Göre?!" Caerellia schnappte nach Luft und sah Aigisthos schwer beleidigt an. Wie konnte er es wagen, sie als Göre zu bezeichnen? Dabei gingen sogar ganz die liebevollen Versuche Calvenas unter, die junge Tiberia zu beruhigen. "Ich bin keine Göre! Vielleicht ein Kind, aber sicher keine Göre!" Sie konnte sich gerade noch beherrschen, den Mann als 'Blödmann' zu bezeichnen, aber das wäre nicht minder unhöflich gewesen und sie stand doch schließlich weit über den Dingen! "Außerdem hast du mich angerempelt, hast du denn keine Augen im Kopf?" giftete das Mädchen und wandte sich Calvena zu. "Komm, wir gehen. Mit dem rede ich nicht mehr." Sie war tatsächlich zutiefst beleidigt. Niemand nannte sie eine Göre, schon gar nicht so ein dahergelaufener Mann. Am liebsten würde sie Calvena laustark etwas in der Richtung 'halt mich zurück, sonst tu ich ihm weh!' sagen, aber dafür war sie dann - ausnahmsweise - doch zu gut erzogen.

  • Irgendwie war es ja ein bisschen niedlich wie die Kleine den Fremden plötzlich anfuhr. Sie brauste auf wie eine Große. Vielleicht war sie ja eine Flavia, passen würde es auf jeden Fall. Wer nun wen angerempelt hatte, konnte sie nicht sagen, sie wollte weder dem Mädchen noch dem diesem Kerl eine Lüge unterstellen. Zumindest hatte sie erreicht, dass das Mädchen nun sie begleiten würde und nicht diesen dubiosen Fremden. Kurzerhand schnappte sie sich Caerellias Hand. „Vale!“ meinte sie knapp und schon tauchten die Beiden in die Menge ein. Simplex warf Aigisthos noch einmal einen misstrauischen Blick zu, erst dann folgte er ihnen.


    Außer Sicht- und Hörweite stellte sich Calvena dann erst einmal vor. „Ich bin Calvena. Hoffentlich bist du mir nicht böse, dass ich mich eingemischt habe. Aber du wirktest ein wenig überfordert!“ „Da ist ein Brunnen“, tippte Simplex ihr auf die Schulter und deutete mit dem Kopf in die besagte Richtung. „Und wie heißt du?“ fragte sie Caerellia und schlug den Weg zu dem Brunnen ein.

  • Als Calvena sich ihre Hand griff wandte Caerellia den Blick noch einmal um und sah zu Aigisthos. Sie warf ihm einen kurze, bitterbösen Blick zu, dann ließ sie sich von Calvena davonziehen. Nun galt es nur noch, sich aus der Situation mit der Fremden herauszuwinden, denn was die nun wollte, war Caerellia auch nicht ganz klar. Außerdem war ihr Simplex irgendwie unheimlich.
    Aber die Fremde sollte sich schon recht bald vorstellen. Calvena! Calvena war ein hübscher Name, fand Caerellia. Und eine hübsche Frau war das auch. Zumindest jetzt, wo sie wusste, wen sie vor sich hatte. Simplex war ihr immer noch nicht ganz geheuer. "Ich bin Caerellia!" stellte sie sich aber trotzdem munter vor. "Und es ist keine Ursache. Er wollte mich irgendwie verarzten, er hatte wohl furchtbar Sorge um mein kaputtes Knie. Aber die kann er schön selber ertragen, wenn er mich als Göre bezeichnet." schnappte sie noch einmal nach und warf einen Blick über die Schulter. Aigisthos war nicht mehr in Sichtweite. Simplex bedachte sie hin und wieder mit einem leicht unruhigen Blick. Er war groß und - komisch. Wer war der nur? Ach, sie wäre doch keine Caerellia - schon gar keine tiberische - wenn sie nicht einfach nachfragte. "Und wer bist du?" fragte sie mit nicht ganz so freundlicher Stimme wie sie noch eben mit Calvena sprach. Schließlich war er auch total unhöflich sich nicht vorzustellen!

  • Mit einem Schmunzeln bemerkte Simplex, wie die Kleine ihn immer wieder ansah. Er hatte genau den gewünschten Effekt auf sie: beeindruckend und auch ein bisschen einschüchternd, aber er war ja eigentlich nen netter Kerl. Nur meistens etwas von seiner Herrin genervt. Er war eben für diesen ganzen Weiberkram nicht zu haben.
    „Er wollte dich verarzten?“ fragte sie Calevna etwas skeptisch nach und zuckte mit den Schultern. Sie wollte Caerellia in diesem Glauben lassen, sie musste das Mädchen ja nicht beunruhigen. „Dein Knie sieht ja nicht wirklich schlimm aus. Ein wenig auswaschen und dann ist auch schon wieder gut. Zu welcher Gens gehörst du? Hast du was dagegen, wenn wir dich nach Hause begleiten? Ich kann mir zwar vorstellen, dass es viel mehr Spaß macht, allein durch Rom zu stromern, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn wir dich unbeschadet nach Hause bringen können!“ Die Kratzer an den Knien zählten nicht.
    Simplex zeigte ein Lächeln, als Caerellia ihn dann fragte, wer er denn sei. „Ich bin Simplex. Leibwächter und Lastenesel, wenn Calvena in einen Kaufrausch verfällt“, witzelte er. „Pfff… so oft passiert das nun auch nicht!“ grinste sie. Kurzerhand setzte sie sich auf den Brunnenrand und wartete darauf, dass es die Kleine ihr gleichtat.

  • Aigisthos war ziemlich erleichtert als Calvena das Mädchen mitnahm. Kannten die beiden sich nun? Egal - Er war aus dem Schneider, nur würde er fortan den Patriziern soweit aus dem Weg gehen, bevor er noch einmal in Kontakt mit ihnen käme und plötzlich das Mädchen wieder auftauchte und erzählte was geschehen war.


    Letztenendes war für ihn nur eins wichtig: Er war sicher. Für's erste. Also ging er weiter seines Weges, wenn auch einige Schritte schneller um der ganzen Situation zu entfliehen.

  • Nun völlig auf Calvena konzentriert schritt sie neben dieser her. Sie fan auch, dass ihr Knie nicht wirklich schlimm aussah und verzichtete auch darauf, mehr Mitleid als notwendig erzeugen zu wollen. "Ich bin eine Tiberia, ich glaube wir sind hier nicht allzu weit weg von daheim." Die Aussage 'ich glaube' war an dieser Stelle eher mit 'ich hoffe' gleichzusetzen, denn in all dem Trubel hatte die kleine Tiberia vollkommen die Orientierung verloren. "Also nein, natürlich habe ich nichts dagegen!" Dass sie sich verirrt hatte, wollte sie an dieser Stelle auf keinen Fall eingestehen. So war sie also nur froh über die nicht angeforderte Hilfe zur Orientierung. Als dann auch noch Simplex lächelte, waren die brennenden Handflächen und Knie endgültig vergessen und sie wurde wieder munterer.
    Kaufrausch? Kau Frausch? Das genannte Wort kannte Caerellia nicht. Und das würde sie sich dieses Mal auch eingestehen, denn vom Lernen bekam sie selten genug - solange es auf freiwilliger Basis beruhte. "Was ist denn ein Kau Frausch?" fragte sie ahnungslos. Dieses Unwissen mochte mit ihrer provinziellen Herkunft und auch ihrem fehlenden Interesse an Konsum zusammenhängen. Sie ließ sich ebenfalls neben Calvena auf den Brunnenrand plumpsen - oder zog sich vielmehr daran hoch - und sah sie erwartungsvoll an.

  • Der Mann verschwand in der Menge, Simplex hatte ihn noch eine Weile beobachtet um sicher zu gehen, das er nichts im Schilde führte. Als der Kerl wieder seiner Wege zog, entspannte er sich ein wenig.
    Überraschung zeigte sich auf ihren Zügen. "Eine Tiberia?" sie klang verblüfft. Sie hatte gar nicht gewusst das es in diesem Haushalt Kinder gab. "Meine Cousine ist ein bisschen älter wie du. Sie findet es auch nicht so toll, wenn sie einen Begleiter hat. Dann kann man nämlich keinen Unfug anstellen", schmunzelte sie. Sie schöpfte mit der hohlen Hand ein wenig Wasser aus dem Brunnen und ließ dieses über das Knie des Mädchens laufen.
    Caerellia würde sich von ihr nach Hause begleiten lassen. Das erleichterte sie, sie hätte sich nicht wohl dabei gefühlt, das Mädchen allein nach Hause zu schicken. Bei der Frage der Tiberier musste selbst Simplex lachen. Sie war einfach zu niedlich. "Kaufrausch", betonte Calvena. "Simplex will damit sagen, dass ich manchmal viel zu viel Geld für sinnlosen Krempel ausgebe, den er anschließend nach Hause tragen muss. Du kennst das sicherlich. Du siehst ein Spielzeug und willst es unbedingt haben und dann kaufst du es dir einfach. Und dann noch eins und noch eins!"

  • Tiberia merkte, dass Calvena die Tiberier kannte. Sie hatte nicht gewusst, dass patrizische Prominenz in Rom so groß sein kann, dass die bloße Namensnennung schon reichte. Zufrieden grinste sie - dann wurde sie also schon mal nicht mehr für ein streunendes Straßenkind gehalten. "Deine Cousine? Müsste das dann nicht eher deine Nichte oder so sein?" fragte sie etwas erstaunt, als Calvena offenbarte, dass sie enie soviel jüngere Cousine hatte. Das kannte Caerellia kaum - jedenfalls nicht auf den ersten Gedanken. Für sie mussten Onkel und Tante genauso gleichalt sein, wie Cousin und Cousine.
    Als die beiden lachten grinste sie nur verlegen. Ohweh, da hatte sie ja wieder ein kleines Ding gerissen. Aber peinlich war es ihr nicht, denn sie wusste, wer nicht fragte, blieb dumm. Also half nur: fragen, fragen und nochmals fragen. Solange man sich seine Fragen vorher überlegte, war da gar nichts Schlimmes bei. "Achso, das ist, wenn man sich viel mehr kauf, als man eigentlich braucht. Kaufen kenne ich auch, aber das Wort Rausch ist mir neu. Ich kenne nur den rauschenden Wind und das Meer." erklärte sie lächelnd. Und dabei natürlich auf eine Erklärung hoffend.

  • „Sabina ist meine Cousine“, sagte sie, nur um dann auch zu erklären warum: „Sie ist die Tochter meines Onkels. Nicht immer sind Cousinen, Nichten oder Neffen, oder gar Tanten im selben Alter. Je größer der Stammbaum einer Familie ist, desto größer sind auch mitunter die Altersunterschiede. Auch zwischen Geschwistern kann es größere Altersunterschiede geben. Ist ein bisschen kompliziert und würde wohl auch jetzt furchtbar lange dauern, dir das alles zu erklären!“
    Calvena und Simplex lachten das Mädchen nicht aus, vielmehr fanden sie sie total niedlich in ihrer Art. Außerdem noch jung genug für solche Fragen. „Die meisten Wörter haben mehrere Bedeutungen, je nachdem, in welchen Zusammenhängen sie benutzt werden. Deine Lehrer werden dir das sicherlich noch beibringen.“

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