Eine unheilvolle Nachricht

  • Kurz nachdem die Nachricht seiner Cousine zu Seneca durchgedrungen war, machte er sich auf dem Weg zur Castra. Auf dem Weg schossen ihm viele Gedanken durch den Kopf, war mit Axilla alles in Ordnung? Mit Serrana? Was war geschehen? Seneca wurde zunehmend unruhiger, und als er endlich die Casa erreichte, stürmte er sofort hinein...
    "Schicke nach Axilla.", sagte er in einem fast schon offiziersartigen Ton. Er war im Begriff sich hinzusetzen, doch letztendlich konnte er es nicht. Er lief hin und her, er hasste schlechte Nachrichten, und noch mehr die Ungewissheit..

  • Seneca musste nicht allzu lange warten. Axilla war in der Bibliothek gewesen und hatte gelesen, so dass sie schon das lautstarke Gepolter gehört hatte, als Seneca die Casa betreten hatte. Der Sklave, dem der Iunier den Befehl entgegengebellt hatte. musste sie nicht einmal wirklich holen. Sie begegnete ihm auf halbem Weg zum Atrium und rauschte nur mit einem kurzen “Ich weiß“ an ihm vorbei.


    Axilla hatte Angst gehabt. Sie hatte noch immer Angst, das auszusprechen, weshalb sie Seneca die Nachricht geschickt hatte. Auch wenn sie wusste, dass er es wissen musste, vor allem, da sie das nicht ganz allein mit sich ausmachen konnte. Irgendwem musste sie es erzählen. Sie konnte nicht so tun, als wäre nichts. Das war etwas, das zu groß war, zu groß für sie alleine.
    Und dennoch war die Angst erst einmal vergessen, als sie ihren Vetter im Atrium stehen sah. Sie ging auf ihn zu, beschleunigte ihre Schritte, so dass sie letztendlich ihm so in die Arme flog, dass der Aufprall deutlich zu hören war. Sie hielt sich einfach an ihm fest, krallte sich an ihn und vergrub ihren Kopf irgendwo an seiner Halsbeuge. Sie versuchte ja, nicht zu heulen, aber es ging nicht. Irgendwie schluchzte sie doch. Sie hatte so viel Angst, ihm zu sagen, was bei Salinator geschehen war, und auf der anderen Seite war sie so froh, dass er da war und ihr zuhören würde. Es zerriss sie. Und im ersten Moment brachte sie keinen Ton heraus.

  • Seneca drückte Axilla an sich, er wusste nicht was geschehen war, und warum Axilla weinte, aber irgendwas ernstes musste es ja sein...
    "Was ist geschehen?", fragte Seneca besorgt während er über Axilla Kopf streichelte... Etwas verwirrt blickte Seneca durch den Raum, er hoffte dass seine Verwandschaft nicht noch kleiner geworden war, ansonsten würde ihm nicht einfallen was passiert sein könnte, aber er würde es wohl bald erfahren..

  • Eigentlich wollte Axilla gar nicht weinen, aber jedes Mal, wenn sie sich von Seneca lösen wollte und es ihm erzählen wollte, schämte sie sich so unendlich. Am liebsten wär sie einfach in Grund und Boden versunken. Aber schließlich fand sie doch die eigene Stimme.
    “Ich war bei Vescularius Salinator. Wegen dem Erbe. Ich habe gedacht, wenn ich ihn selbst nochmal frage, dass ich vielleicht was erreichen kann. Ich meine, ich hab gedacht, schlimmer kann es kaum werden, und... und... Ich war also da, und auf einmal waren wir allein, und er hat...“ Axilla brachte es nicht heraus, auch nicht noch so kleinlaut. Aber Seneca musste wohl kein besonderer Hellseher sein, vor allem, als Axilla panisch und mit flehentlichem Blick fortfuhr.
    “Ich wollte das nicht! Wirklich! Ich hab das ganz sicher nicht geplant, und... ich konnte ihm aber doch nicht sagen, dass ich nicht mag! Ich meine... er wäre doch wütend geworden, und... ich weiß nicht, was er dann getan hätte. Und ich wollt nicht, dass er dir dann was tut. Germanica Calvena hat ihn verärgert, und ihr Mann war kaum eine Woche später nach Germania versetzt. Und... ich meine... ich wollt das doch nicht. Ich hab es einfach über mich ergehen lassen, aber ich wollte das nicht!“ Wieder wollte sie schluchzen, und nur schwer schluckte sie es herunter. Sie schämte sich so unendlich. Das war ihre Schuld, und Axilla wusste es. Sie hätte sich umbringen müssen, und wusste auch das. Aber sie konnte das einfach nicht. Sie wollte leben, trotz allem. Auch wenn sie am liebsten im Boden versunken wäre.

  • Seneca sah sich seinem persönlichem Albtraum entgegen, als würden die Götter gerade mit einer riesigen Keule auf seine Seele eindreschen, er rang um Worte, er rang um Fassung, er wusste nicht was zutun war...
    "Ich.. Ich...", stammelte er vor sich hin, seine Gedanken konnte er nicht fassen, und seine Worte nicht formulieren. Wie sollte er Axilla helfen? Und vorallem wie sollte er da einigermaßen glimpflich rauskommen?
    "Axilla ich...", stotterte er weiter in einer Mischung aus Wut, Fassungslosigkeit und Resignation...
    "Was sollen wir tun? Ich kann nicht...", er stockte wieder, wärend er seine Cousine weiter festhielt, er könnte ja kaum als Miles den mächtigsten Mann Roms und zugleich seinem Befehlshaber entgegentreten...
    "Es tut mir so leid Axilla.", fügte er noch hintenan...

  • Seneca reagierte geschockt. Natürlich tat er das! Axilla wusste nicht, wie sie reagiert hätte, wenn ihr jemand SO WAS erzählte. Aber er machte ihr keine Vorwürfe, hielt ihr nicht ihre Dummheit vor. Er ließ sie nicht einmal los. Er hielt sie weiter fest und sagte, dass es ihm leid tat.
    Es war ein seltsames Gefühl. Axilla wünschte sich so sehr, er würde ihr sagen, was jetzt zu tun war. Einfach nur ihr sagen, dass alles gut werden würde und alles unter Kontrolle war. Aber er war nicht ihr Vater, und er sagte das auch nicht. Und Axilla war gleichzeitig so unendlich erleichtert und froh, dass er einfach da war und sie festhielt. Und sie hielt sich an ihm fest und vergab wiederum ihm, dass er genauso ratlos war wie sie.
    “Ich weiß. Ich... ich wollte ja, dass er aufhört. Und ich hab ihm deshalb erzählt... dass ich Pompeius Imperiosus vielleicht heiraten will. Er hat aber nicht aufgehört. Er fand das gut. Und er meinte...dass du das tun würdest, wenn er es so will. Dass ich dein Einverständnis da nicht brauchen würde.“ Axilla wollte, dass er es wusste und nicht davon überrascht wurde.
    “Ich hab Angst, Seneca. Ich hab Decima Seiana gefragt, ob sie Octavius Dragonum vielleicht doch fragen kann, ob er Interesse hat. Aber... was ist, wenn Vescularius dann böse ist? Ich...ich hab Angst, dass er nochmal... ich...“ Axilla zog sich fester an Seneca. Sie wollte nicht, dass ihm irgendwas passierte. Das war das einzige, vor dem Axilla noch mehr Angst hatte, als vor Salinator. “Vielleicht hat er es ja schon ganz vergessen, auch das mit Pompeius, aber... vielleicht spricht er dich auch an. Ich weiß es nicht.“

  • Seneca setzte sich erstmal, er starrte auf den Boden und suchte nach einem guten Ansatz...
    "Wir werden sehen Axilla, aber ich weiß nicht, er ist mein Vorgesetzter, mein Eid verpflichtet mich, ich weiß nicht..", dann verfiel Seneca in einen trotzigen Zustand, als die Resignation der Wut wich..
    "Soll er mich halt wegschicken wenn er will...", natürlich wollte Seneca unter keinen Umständen raus aus Rom, aber er wollte auch nicht das schwächste Glied vor seiner Cousine mimen..
    "Mach dir um mich keine Sorgen, ich winde mich da schon raus. Unkraut vergeht nicht.", sagte er, um ein Grinsen bemüht, "Wir schaffen das Axilla, die Götter entscheiden, und sie werden's sicher richten.", auch wenn Seneca wusste dass es wohl, sofern es hart auf hart käme, mehr als göttlichen Beistand bräuchte..

  • Er hätte auch dem Regen sagen können, er solle nicht fallen. Natürlich machte Axilla sich Sorgen um ihn. Er war alles an Familie, das sie noch hatte. Silanus war krank und in Hispania, Merula war in Ägypten und ließ nichts von sich hören. Und Serrana... ja, die war für Axilla nichtmal eine Iunia, sondern eine Germanica. Was dieser vermutlich sogar lieber wäre, hatte sie doch nichts als Spott für die Iunier übrig und stilisierte die Gens ihres Mannes über alle Maßen hoch. Seneca war der einzige Mensch, den sie noch wirklich für sich hatte, und natürlich sorgte sie sich um ihn. Sogar mehr als um sich selbst. Wobei er vermutlich weit besser auf sich aufpassen konnte als sie auf sich.
    “Naja, ich meine... Pompeius ist ja eigentlich keine schlechte Wahl... also, wenn er dich fragt, dann... ich meine, irgendwen muss ich ja sowieso heiraten, und wir hatten ja schon gesprochen und... er ist ja eine gute Wahl.“
    Die Iunii konnten es sich im Moment nicht leisten, negativ aufzufallen, so wie Axilla das sah. Sie hatten keine Senatoren, der letzte Consul war schon etliche Zeit her. Sie gehörten nicht einmal mehr zur Nobilitas. Nicht einmal einen Ritter hatten sie in Rom. Und starke Verbündete hatten sie auch nicht, die sie schützen würden. Wenn der Präfectus Urbi also etwas wünschte, hatten sie nicht wirklich die Macht, es ihm abzuschlagen.
    Immerhin kannte Axilla Imperiosus schon. Und wenn sie verheiratet wäre, würde es sicher besser werden. Und vielleicht fragte der PU ja auch gar nicht, und vielleicht sagte Octavius Dragonum ja auch ja. Sofern Seiana ihr Versprechen überhaupt hielt und fragte.
    “Ich wollte nur, dass du weißt, was... passiert ist, und dass man dich da nicht überraschen kann. Auch Vescularius nicht.“

  • "Ich wäre überrascht wenn er mich nicht irgendwie überraschen könnte.", sagte Seneca sarkastisch, letztlich gesehen hatte er nur Geschichte über den Kommandanten seiner Einheit gehört aber das reichte ihm schon um sich ein Bild zu zeichnen, aber Eid war Eid und er hatte noch viele, viele Jahre vor sich..
    "Pompeius wird es also, nun so oder so habe ich wohl keine Wahl, ich hoffe jedoch dass du glücklich wirst Axilla, keine Strafe wäre schlimmer für mich, als dich leiden zu sehen.", trotz des pathetischen Untertons kamen die Worte wirklich aus Seneca's tiefster Seele,
    "Kennenlernen würde ich ihn dennoch gerne.", gestand er, und begann wieder ein wenig sich zu fassen,
    "Wir kriegen das schon irgendwie hin Axilla, es kann für uns Iunier momentan ja nur bergauf gehen.", sagte er mit einem leichten Lächeln gefolgt von einem Seufzer...
    "Kann ich irgendwas für dich tun?", fragte er noch während er ihre Hand ergriff, und ihr dabei mit seinem Daumen über den Handrücken strich..

  • Das traurige war, Axilla würde alles Leid der Welt auf sich nehmen, wenn sie dadurch sicher wäre, dass es Seneca nützen würde und sie den Sohn bekommen würde, der den Namen ihres Vaters ehren würde. Und so lächelte sie nur ganz schwach und reichlich schief, als Seneca meinte, er wolle sie nicht leiden sehen. In diesem Moment hätte sie ihn einfach nur küssen können.
    “Ich werd versuchen, ihn einzuladen. Wenn er mal in Rom ist, wär das nicht schlecht. Ich werd einfach mal in der Casa Pompeia fragen, ob die ihm eine Nachricht zukommen lassen können.“


    Er nahm ihre Hand und strich so sanft darüber, und Axilla bekam einen sehr weichen Gesichtsausdruck. Das hier, das war fast zuviel. Diese Sorge um sie, dieses Gefühl, das war einfach fast zuviel. Nur ein wenig mehr noch, und Axilla wusste, wie würde wegrennen. Einfach weg, weil sie damit nicht umgehen konnte. Weil sie nicht wieder weinen wollte, aber das sicher gleich tun würde. Es war verdammt schwer, tapfer zu sein, wenn das Gegenüber von einem gar nicht erwartete, dass man eben das war. Aber Axilla wollte tapfer sein, für die Gens, für Seneca, und auch für sich selbst. Ein Soldat weicht nicht zurück, hallten die Worte ihres Vaters in ihrem Kopf.
    Sie schüttelte nur leicht den Kopf. “Ich schaff das schon. Du weißt ja, Unkraut vergeht nicht.“ Sie sagte fast genau dasselbe wie er noch vor wenigen Momenten. Und machte dann, was sie immer machte: ablenken.
    “Aber du könntest mehr essen, du siehst ja halb verhungert aus. Muss ich dir Fresspakete in die Castra schmuggeln, damit du etwas Fleisch auf die Rippen kriegst?“

  • Seneca begann breit zu lächeln und blickte an seinem Körper herunter, er ließ Axilla's Hand los und strich sich über die Rippen und die Ansätze von Muskeln am Bauch welche die Übungen bei der Truppe bei ihm haben entstehen lassen...
    "Naja, Catos Puls ist furchtbar.", sagte er breit grinsend und fuhr fort,
    "Aber mach dir keine Sorgen Cousinchen, ich kann ja nun nach Dienstende in die Stadt gehen und dort was essen, ich werde schon nicht den Löffel abgeben.", Seneca war froh dass diese spontane Ansage Axilla's eine willkommene Ausbruchsmöglichkeit aus der sentimentalen Lage des Gesprächs bot und so packte er sie natürlich beim Schopf..
    "Ich könnte dir natürlich auch sagen du bist zu dünn, aber das würde uns deinen Ehemann vielleicht wieder abspenstig machen wer weiß.", sagte er neckisch,
    "Du bist schon gut so wie du bist, eine wunderschöne Iunia eben, das liegt uns in den Genen, sieh mich an.", fügte er noch in überzogenen Gesten ironisch an, und griff sich dann an den Arm,
    "Aber ein paar mehr Muskeln könnte ich schon noch gebrauchen was denkst du?"

  • “Vielleicht sollte ich mal für dich kochen. Danach wird dir Catos Puls wie ein Festmal des Licinius Lucullus vorkommen.“ So ganz war Axilla noch nicht bei der Fröhlichkeit angelangt, die ihre Worte vermitteln sollten, aber sie gab sich Mühe. Obwohl sie etwas verweint aussah, lächelte sie – auch wenn es nicht echt war, es sah immerhin so aus. Sie wollte nicht, dass Seneca sich zusätzlich zu dieser Situation auch noch Sorgen um sie machte. Sie würde das schon schaffen, irgendwie.


    Aber Seneca schien zum Glück jetzt weit genug abgelenkt zu sein, so dass sich Axilla da keine Sorgen mehr machen musste. Als er meinte, er brauche mehr Muskeln, kniff sie ihn einmal leicht in den Oberarm, um seine Muskeln zu testen. “Hmmm... schaden kann's nicht“, meinte sie frech und sah dann aber doch an sich herunter. Ja, sie war schon ziemlich dünn. Aber doch nicht sooo dünn, oder? “Und ich bin nicht zu dünn. Ich bin nur... platzsparend und kompakt.“ Sie strich das Klein einmal an ihrem Bauch glatt und sah an sich herunter. Naja, vielleicht war sie ein bisschen dünner als der Durchschnitt, aber noch lange nicht dürr! Sie konnte ja nichts dafür, dass sie nichts essen konnte, wenn sie aufgewühlt war. Und in letzter Zeit war sie sehr aufgewühlt.

  • Seneca lachte,
    "Nun dann solltest du das vielleicht tun.", dann piekte er Axilla kurz in die Seite, nur um ihr zu zeigen wie dünn sie war, "Vielleicht sollte Cato was für dich kochen.", meinte er neckisch, und packte seinen Kram wieder zusammen..
    "Ich muss leider wieder los, ich habe noch eine Übungseinheit in der Castra, aber wie wäre es wenn wir die Tage mal etwas unternehmen? Ich weiß noch nicht was aber ich überleg's mir.", er drückte seine Cousine und strich ihr über die Wange..

  • “Vielleicht solltest du für uns beide kochen. Bestimmt würde sich Cato freuen.“ Axilla rieb sich leicht die Seite. Nein, es tat nicht weh, und nein, sie war nicht wehleidig, aber er hatte die gemeine Stelle erwischt, die einen immer zusammenzucken ließ, wenn man sie richtig traf. Und das doof kribbelnde Gefühl breitete sich von da gern über die ganze Seite aus. Außerdem piekste er bestimmt gleich nochmal!


    Tat er aber nicht, stattdessen verabschiedete er sich. “Wenn dir was einfällt, sag mir bescheid. Du könntest mir zum Beispiel deine Kameraden mal vorstellen. Diesen Cato würd ich nur zu gern mal treffen. Ich brauch doch einen Verbündeten, der dich zurückpiekt, wenn du es am wenigsten erwartest!“ Sie lächelte ihren Cousin an, aber so wirklich fröhlich mochte sie sich nach wie vor nicht fühlen. Und dass Seneca jetzt wieder ging und sie allein ließ, machte die Sache nicht einfacher. Aber er hatte recht, er musste ja zurück. Und er sollte sich keine Sorgen machen. Also blieb Axilla einfach tapfer und lächelte noch tapferer, auch wenn sie sich ganz und gar nicht tapfer fühlte.

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