Im Schoße der Familie...

  • Sedulus war inzwischen der Appeti vergangen, wem wunderte dies auch. So kaute er mißmutig auf einem Stück Fleisch herum und schob den Rest dann von sich. Da griff er doch lieber zu einem Glas Wein.
    Auf die Frage Valerians meinte er dann nur.


    Ich lass mich überraschen und warte mal wer sich um meine Hilfe bemüht. Zumal ich gestehen muß, dass ich in letzter Zeit nicht sehr oft im Senat verweile. Allerdings zu den Wahlen sollte ich mich dort wenigstens blicken lassen.

  • Laevina hatte sie scheinbar völlig vergessen und schickte sie auch nicht raus. Nach dieser ganzen Aufregung war ihre Anwesenheit wohl auch unwichtig, zumal sie keinTheater machte. Dafür aber Rufus. Kleine Kinder waren ja wirklich ein bisschen nervig, Kaum brüllten sie, konnte man nicht einmal seine eigenen Gedanken mehr hören. Schlimmer war es nur, wenn Victorius und Vina gleichzeitig brüllten. Das war dann ein ohrenbetäubender Krach. Da hielt sie es dann meistens in ihrem Zimmer nicht mehr aus. Es lag ja genau neben dem der Zwillinge. Dann suchte sie sich einen stillen Winkel oder aber besuchte einen ihrer unzähligen Freunde. So unauffällig wie Möglich steckte sie sich ein paar Oliven in den Mund und folgte dem Gespräch der Erwachsenen. Nur schade, dass es nun langweiliger wurde, nachdem Aculeo und Roxane davon gerauscht waren.
    Vielleicht war es auch besser so, noch mehr Streit wäre wohl nicht gut gewesen. So ein bisschen war ja irgendwie lustig, aber nicht wenn die Stimmung völlig kippte.

  • "Oh, das solltest du auf jeden Fall, meiner Meinung nach." bekräftigte Laevina an Sedulus gewandt. "Schliesslich ist dein Onkel Avarus immer noch ausser Landes, und ein Vetreter der Germanici sollte in der politischen Landschaft schon präsent sein. Ich hatte ja die stille Hoffnung, dass Aculeo dir und Avarus irgendwann einmal nacheifern würde, aber im Moment sieht es ja wohl eher nicht so aus. Und bis dein Sohn mal soweit ist, wird noch viel Wasser den Tiber runterfliessen..." Sie beugte sich ein Stück nach vorn und griff nach einem weiteren Seeigel.
    "Ich kann euch nicht alle Kandidaten nennen, die sich in diesem Durchgang zu Wahl stellen, aber soweit ich weiß sind ein Aurelier, ein Tiberier und ein Duccius dabei. Die Duccier waren mir bislang noch gar kein Begriff, stimmt es, dass sie Germanen sind?"

  • Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass sie sich nicht auch schon in Träumen über die Zukunft ihrer Kinder ergangen hätte, aber dass ihre Großmutter wie selbstverständlich ihren Sohn in ihre Planungen einbezog, ärgerte Serrana trotzdem.


    "Großmutter, Victorius ist gerade mal ein paar Wochen alt, was hältst du davon, wenn du ihn erst einmal in Ruhe aufwachsen lässt, bevor du ihn und sein Leben verplanst?" Vermutlich eine rein rhetorische Frage, denn das Einmischen in die Lebensplanung anderer war Laevina derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie es vermutlich ohnehin nicht würde abstellen können. Die Namen der bei den kommenden Wahlen vertretenen Gentes lenkten Serrana dann jedoch erstmal wieder von diesem unerfreulichen Thema ab.
    "Hm...der einzige Tiberius, den ich kenne, ist Tiberius Durus, der Pontifex. Aber der war schließlich schon Consul, also wird er sich wohl kaum erneut zur Wahl stellen. Und ein Aurelius,....schade, dass Flora nicht hier ist, sie könnte uns sicher was über ihn erzählen. Aurelia Flora ist eine Verwandte von Ursus und war mit uns und Septima in Mantua, müsst ihr wissen." erklärte sie dann an Calvena und ihren Mann gewandt. "Und stellt euch vor, sie wurde mit Tiberius Durus verlobt, die Hochzeit wird jetzt sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und ja, die Duccii haben germanische Wurzeln, ich habe vor ewigen Zeiten mal Duccia Venusia kennengelernt, die hat mir viel über ihre Heimat erzählt. Und der Tribunus Laticlavius von Aurelius Ursus gehört auch zu dieser Gens."

  • Sedulus schien immer noch sehr verstimmt. Nicht mal die Wahlen konnten ihn ablenken, dabei waren die im Leben der Politiker doch immer von ziemlicher Wichtigkeit. Das hatte Valerian zumindest bisher immer gedacht. "Aurelia Flora?" Irgendwie kam ihm der Name bekannt vor, aber auf die Schnelle wußte er ihn nicht zuzuordnen. "War Tiberius Durus nicht schon mit einer Aurelia verheiratet? Aber wartet, war da nicht so eine wilde Geschichte von wegen, sie ist ihm davongelaufen? Da können die Aurelier aber von Glück sagen, daß er sich nochmal eine von ihnen andrehen läßt. Hoffentlich läuft die nicht auch davon. - Was den Duccier angeht, so hörte ich auf den Straßen, wie sie vom Helden von Mantua sprachen, als Brot verteilt wurde. Wird dann also der Tribunus Laticlavius sein, von dem Du sprichst." Er griff nach einem Hühnerflügel und tunkte ihn in eine würzige Sauce. "Wenn also die Wahlen kein angenehmes Thema sind, dann doch die Spiele. Werdet ihr zu den Spielen des Aurelius Avianus gehen?" Er selbst hatte da eher keine Wahl und schon gar kein Vergnügen, er würde dort mit seinen Männern für Ordnung sorgen.

  • Den Duccier kenn ich nicht. Allerdings hatte ich, als ich als Quaestor in Germania war, glaube ich einmal mit seiner Sippe zu tun. Die beiden Anderen habe ich persönlich schon kennenlernen dürfen.


    Schaltete sich Sedulus ins Gespräch ein und stocherte lustlos im Essen herum.


    So, Held aus Mantua nennt man den Duccier also. Dass muß aber noch lange nicht bedeuten, dass er auch ein Held in der Politik sein wird. Lassen wir uns überraschen wie weit er mit seinem Heldentum in Rom kommt.

  • Calvena war ganz froh, dass Laevina sich nicht wirklich bei der Erziehung von Rufus ein mischen konnte. Wer wusste schon, welche Pläne sie sich ausdenken würde, bevor er richtig laufen und sprechen konnte. Jedenfalls schien sie aber schon Pläne zu haben, was Victorius und die Kleine Laevina anging, Serrana würde es nicht leicht haben, sich gegenüber ihrer Großmutter durchzusetzen.
    Mit Klatsch und Tratsch lenkte Serrana geschickt das Thema von etwaigen Fragen zur Kindererziehung weg, ansonsten hätte es wohl glatt den nächsten Streit mit sich gebracht. „Ja, dem Tiberier ist seine erste Frau weg gelaufen. Soll Schwanger von einem anderen gewesen sein und dann einfach durchgebrannt… Ohnehin verwunderlich, dass Tiberius Durus erst so spät geheiratet hat… er müsste doch scharenweise Angebote bekommen haben. Aurelia Flora wird es nicht gerade leicht haben, diese Schande wieder gut zu machen.“ Die Aurelia konnte einem leidtun, musste als Ersatz herhalten und kaum, dass sie verheiratet ist auch noch darauf achten, nicht durch einen dummen Fehltritt einen weiteren Skandal auszulösen. Ansonsten wäre die Gens Aurelia bald schon verschrien. Keine schöne Rolle, die der Ersatzfrau. Auch Calvena bediente sich an den Seeigeln.
    Ob sie zu den Spielen gehen würde, wusste sie noch nicht... vielleicht kurz, denn an diesen blutigen Spektakeln fand sie nur wneig Spaß. Da war eine Aufführung im Theater ihr Lieber.

  • "Seine erste Frau hat ihn VERLASSEN? Einen PONTIFEX? Und sie war SCHWANGER von einem ANDEREN Mann? Das kann doch unmöglich wahr sein...." Serrana war aufrichtig fassungslos, als sie Calvenas Schilderung vom Ende der ersten tiberischen Ehe lauschte. Für einen Menschen, der sich derart mit dem Cultus Deorum verwachsen fühlte wie sie, kam es schon einer Gotteslästerung gleich, etwas so wundervolles wie eine Ehe mit dem Pontifex pro Magistro persönlich auf derartige Weise zu vergelten. Nein, das musste schlichtweg ein Gerücht sein!

  • Valerian lachte. "Nein, solche Sprüche besagen gar nichts. Schon gar nicht im Wahlkampf, wenn gerade Brot an die Leute verteilt wird in seinem Namen. Eburnus hat auch nie von ihm erzählt. Ein Kamerad bei den Praetorianern aus der Gens Duccius. Naja, vielleicht war er ja mit dem nicht verwandt. Mir ist er auch nie begegnet, also wird er wohl auch nicht mit dem Teil der Duccier verwandt sein, die Verbindungen zu meiner Gens haben." Was interessierte der Mann auch, wenn ihn hier keiner kannte?


    Sedulus wirkte alles andere als begeistert, so lustlos, wie er mit seinem Essen herumspielte. Immer noch wegen des Zwischenfalls? Das Entsetzen der Frauen über den Skandal bei den Patriziern war da schon begeisterungswürdiger. "Scheint ja keine großen Schlagzeilen gemacht zu haben, die Geschichte. Da haben die bestimmt kräftig gezahlt, damit das im Sande verläuft. So eine Geschichte wird doch normal in Rom auf Jahre durchgekaut? Was hältst Du von dem Tiberier, Sedulus? Ich mag ihn persönlich nicht so, er ist mir mal bei der Palastwache quer gekommen. Ein echt eingebildeter Schnösel. Genau so, wie man sich einen hochnäsigen Patrizier vorstellt."

  • "So ein dämlicher Kommentar kann ja wirklich wieder nur von dir kommen." blaffte Laevina in Richtung ihrer Enkelin und schüttelte ungläubig den Kopf." Lass dir gesagt sein, Kind, ein alter Docht ist verdammt schwer zum brennen zu bringen, und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob ein Pontifex dran hängt oder ein Bauer vom Feld. So ein junges Ding verliert da schnell mal die Geduld, und wenn es noch dämlich genug dabei ist, was man bei diesen verzüchteten Patriziern ja annehmen kann, dann geht es mit dem Nächstbesten stiften, der ihm zeigt, wo der Hammer wirklich hängt." Die alte Germanica schüttelte erneut den Kopf und griff nach einem weiteren Seeigel. Wie konnte man nur willentlich eine derartig gute Partie einfach sausen lassen? Hochdekorierter Senator und Pontifex und dabei scheinbar auch noch so gut wie tot. Ja, was wollte man denn mehr?

  • „Klingt fast so, als würdest du aus Erfahrung sprechen“, konnte sie sich eine kleine Frotzelei in Richtung Laevinas nicht verkneifen. Ihre Stimme klang eher spöttisch wie boshaft, zumal sie Serrana zuzwinkerte. Laevina war eine alte Giftnudel und nahm selten ein Blatt vor den Mund. Man durfte sich nur nicht von ihr einschüchtern lassen. „Also das ist was ich irgendwann mal aufgeschnappt habe. Wie viel Wahrheit dahinter steckt, kann ich dir nicht sagen“, meinte sie dann zu Serrana.

  • Hmm, ich kann Tiberius Durus auch nicht wirklich leiden. Wir hatten schon im Senat so manche Auseinandersetzung. Wenn man bedenkt, dass diese Tiberier noch gar nicht so lange den Patriziern angehören, nimmt er sich meines erachtens zuviel heraus.


    Sedulus schob nun sein Essen vollends auf die Seite und nahm ein Schluck von seinem Wein.
    Dass sich nun auch noch Laevina und Serrana bekriegen mußten, passte ihm auch nicht sonderlich in den Kram.


    Können wir den Abend vielleicht ohne weitere Reibereinen zuende bringen? Dafür wäre ich euch sehr dankbar!

  • Was hatte denn das auf den Punkt bringen von körperlichen Selbstverständlichkeiten mit Reibereien zu tun? fragte sich Laevina, nachdem sie einen ärgerlichen Blick in Richtung Calvena abgeschossen hatte. Aber nun gut, da sich immerhin zwei mittelalte Männer unter den Anwesenden befanden, an denen die Zeichen der Zeit auch nicht ewig vorbeigehen würden, beschloss die alte Dame um des lieben Friedens willen zurückzurudern, auch wenn diese Freundlichkeit vermutlich wieder von keiner Seite gewürdigt werden würde. "Glaub mir, meine Liebe, auch du wirst in einigen Jahren verstehen, wovon ich rede." flötete sie Calvena zu und schenkte dieser ihr strahlendstes Lächeln, bevor sie sich nach einem Blick hinüber zu ihrem Schwiegerenkel wieder ihrem Teller widmete. "Und gewiss finden wir auch ein Konversationsthema, dass unser aller Gemüter gebührend schont. Der Winter war zum Beispiel ungewöhnlich trocken, findet ihr nicht auch?"

  • Die nicht übermäßig poetische Wortwahl ihrer Großmutter setzte in Serranas Kopf etwas in Gang, dass man viele Jahrhunderte später als Kopfkino bezeichnen würde. Sich Germanica Laevina ausgerechnet DABEI vorzustellen, war in jedem Fall etwas, auf das deren Enkelin getrost verzichten konnte, vor allem, wenn dabei zwangsläufig auch ihr heißgeliebter Großvater ins Spiel kam. Nein, die Erinnerung an Marcilius Lento sollte um jeden Preis so bleiben wie sie war: ein alter Herr mit freundlichen Augen, vergraben hinter dem riesigen Berg an Schriftrollen auf seinem Schreibtisch.
    Serrana schüttelte sich unwillkürlich und schob dann das lucanische Würstchen, an dem sie noch vor wenigen Augenblicken gutgelaunt geknabbert hatte, von sich weg, bevor sie einen großen Schluck Wein aus ihrem Becher nahm und sich erneut schüttelte.


    "Wie...? Trocken...? Ähm ja, das ist mir auch schon aufgefallen." murmelte sie dann und wandte sich dann schnell wieder den Gästen zu. "Wie auch immer der Pontifex sein mag, mehr als eine gescheiterte Ehe sollte man niemandem wünschen. Aber jetzt lasst uns wieder von etwas erfreulicherem reden. Gab es irgendetwas in Germanien, das ihr hier in Rom vermissen werdet?"

  • "Also, ich hoffe doch, daß Calvena noch viele Jahre Zeit hat, bis zu solch einer Situation", kommentierte Valerian trocken die Andeutung der Alten, daß auch er bald solch einen "alten Docht" sein Eigen nennen würde. Seine Manneskraft ließ nichts zu wünschen übrig und er war ganz sicher, daß es noch sehr viele Jahre so sein würde! Total und vollkommen sicher! Warum nur starrte er Serrana so an, die gerade an dem lukanischen Würstchen herumknabberte? Nein, nun legte sie es weg. Gut so. Er räusperte sich.


    "Ja, - die Wälder. So etwas fehlt uns in Italia. Ansonsten... nein, Rom ist nun einmal meine Heimat und ich habe es sehr vermißt als wir in Germanien waren. Das Land ist sehr grün und saftig, aber auch irgendwie dunkel und rau. Durchaus schön, aber auf eine wilde, ungezähmte Weise." Wie sollte man es jemandem erklären, der anscheinend noch nie da gewesen ist?


    "Trocken? Hm, ja vielleicht. Aber nicht dramatisch trocken, denke ich. Der Tiber ist so voll wie immer und die Brunnen scheinen auch mit voller Kraft zu sprudeln." Das Winterwetter war jetzt nicht so der absolute Bringer als Gesprächsthema. Aber ein angemessenes Thema für die Damen zu finden, war wirklich nicht so einfach. "Der Frühling ist auf jeden Fall herrlich. Die schönste Jahreszeit, wie ich finde."

  • Ihre kleine Spitze in Richtung Laevina saß. Natürlich ließ diese es nicht auf sich sitzen um zurück zu feuern. Um des lieben Friedens Willen hielt sie den Mund und gab keinen weiteren Kommentar ab. Sie deute dafür nur ein vielsagendes Grinsen an. Beschweren konnte sie sich in dieser Hinsicht jedenfalls nicht.
    Serranas Blick sprach Bände, als diese ihren Teller von sich weg schob. Diese kleine Geste wurde nicht nur von ihr, sondern auch von Valerian bemerkt, dessen Gedanken wohl ebenfalls gerade sehr interessante Wege zu beschreiten schienen. Um ein Lachen zu verstecken, nippte sie an ihrem Becher, konnte sich aber ein kleines amüsiertes Prusten nicht verkneifen. Manchmal standen die Gedanken eben doch auf die Stirn geschrieben. Serrana und Valerian kannte sie so gut, dass sie sich gut vorstellen konnte, um was die Gedanken gerade kreisten.


    „Und es ist ruhiger und nicht ganz so laut“, fügte sie Valerians Worten hinzu. Das war, was sie genossen hatte. Dass es nicht ganz so hektisch war. Vielleicht war es ihr aber auch nur so vorgekommen, weil es Winter war und sie hochschwanger und gelangweilt. „Aber auf den Schnee und die Eiseskälte kann ich verzichten.“

  • Ja, Germanien ist schon ein recht eigenartiges Land. So schön es auch im Sommer sein mag, im Winter ist es unbeherrschbar. Vorallem wir Südländer werden uns nie an diese Jahreszeit gewöhnen schätze ich. Man traut sich kaum vor die Türe. Und dann wenn das Frühjahr kommt, sind alle Straßen fast unpassierbar wegen des Tauwetters. Alles ist schlammig und glitschig. Aber ansonsten ist es eigentlich ein schönes Land. Ich sollte es mal wieder besuchen und auch einen Klienten der bei der Ala in Confluentes seinen Dienst verrichtet, Primus.


    In diesem Moment ahnte Sedulus ja noch nicht, dass sein anderer Klient Aculeo vor hatte nach Germanien zu gehen.

  • "Also, ich persönlich kann auf Germanien getrost verzichten." Laevina unterstrich ihre Äusserung mit einem abfälligen Schnauben. "Vom Wetter sollten wir uns nicht abschrecken lassen, schließlich sind wir Römer und keine feuchtwarmen und verzärtelten Griechen. Aber was gibt es denn da oben, was sich wirklich zu sehen lohnen würde? Jede Menge Bäume und elende Germanen. Grünzeug haben wir hier in Italia in Hülle und Fülle selbst, und wenn ich einen riesigen stinkenden Trampel mit langen Haaren sehen will, dann gehe ich auf den Sklavenmarkt!" Die alte Germanica gönnte sich einen ordentlichen Schluck Wein und pickte sich dann einen weiteren Seeigel von der Schale. "Ganz abgesehen davon, dass es nur einen Platz auf der Welt gibt, wo wirklich alle Fäden zusammenlaufen, und der ist genau hier in Rom."

  • "Ich möchte immer noch gern mal nach Germanien reisen." sagte Serrana an die anderen gewandt, die Aussagen ihrer Großmutter dabei so gut wie möglich ignorierend. "Vielleicht klappt es ja, wenn die Kinder ein bisschen größer sind, was meinst du, Quintus? Im Moment möchte ich ihnen eine solche Reise noch nicht zumuten, auch wenn euer Kleiner die Reise von Mogontiacum hierher scheinbar hervorragend überstanden hat." Da das lucanische Würstchen für den Rest des heutigen Abends jegliche Anziehungskraft auf Serrana verloren hatte, machte sie sich auf die Suche nach einer schmackhaften Alternative und entschied sich schließlich für etwas Zicklein und Käse.


    "Wirst du eigentlich wieder im Tempel der Iuno arbeiten, so wie vor eurer Abreise nach Germanien?" fragte sie, nachdem sie eine Weile genüsslich gekaut hatte, an Calvena gewandt.

  • Calvenas Grinsen war schon fast frech. Valerian betrachtete sie verliebt und grinste unwillkürlich ebenfalls. Er konnte sich schon denken, daß sie ihn durchschaute und seine Gedanken erriet. Er hatte sich schließlich nicht mal Mühe gegeben, sie zu verbergen. „Ja, die Kälte hat mir auch sehr zu schaffen gemacht. Mein erster Winter war einfach grauenhaft, da ich noch nicht wußte, wie ich mich optimal gegen die Nässe und Kälte schütze. Man gewöhnt sich aber durchaus daran und mit der richtigen Kleidung ist es dann nicht mehr so schlimm. Ich muß Dir allerdings zustimmen, werte Laevina: Hier in Rom laufen alle Fäden zusammen. Und es gibt ohnehin keinen besseren Ort zum Leben. Zumindest, wenn man etwas vom Gang der Welt mitbekommen möchte.“ Hier war der Mittelpunkt der Welt und er hatte Rom entsetzlich vermißt, als er in Germanien stationiert gewesen war.


    „Dein Klient Primus? Terentius Primus etwa?“ War der nicht Klient der Duccia Venusia gewesen? Etwas, was Valerian nie verstanden hatte. Zwar wußte er, daß die Duccia ungewöhnlich viel erreicht hatte und die Gens stand ja den Quintiliern nahe, doch niemals hätte er sie um das Patronat gebeten. Was könnte sie schon für einen Soldaten tun? Und was ein Soldat für sie? Und dann hatte er natürlich noch ein Hühnchen mit Primus zu rupfen.


    „Serrana, wir waren gezwungen, unser Kind auf diese Reise mitzunehmen. Ich hätte es nicht getan und würde es auch nicht wieder tun, ohne großen Zwang. Höre auf meinen Rat: Laß Deine Kinder hier in Italia, solltest Du einmal nach Germanien reisen. Ich bin sehr froh, daß Rufus die Reise so gut überstanden hat. Aber glaube mir, ich hatte große Sorge deswegen!“ Für Kinder war so eine weite Reise definitiv nichts.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!